6 Uhr standen wir auf, wir waren mittlerweile recht schnell uns fertig zu machen und alles wieder einzupacken. Dann liefen wir 15-20min zum internationalen Terminal des Flughafens Denpasar. An einer mehrspurigen, eingezäunten Straße verloren wir mal kurz den Überblick, aber eine Flugbegleiterin nahm uns auf ihrem Arbeitsweg direkt mit in die Abflug-Halle. Dort schmiss ich in allerletzter Minute aus unserem Muschelbeutel noch eine schöne weg, bei der ich mir unsicher war, ob sie womöglich unter Artenschutz stand. Ich glaube es war mehr die Paranoia, aber wir konnten immerhin andere mitnehmen :) Ich kann einfach nicht anders - zu Erics Verdruss, aber er hat es aufgegeben :D
Wir checkten ein, Eric bekam mal wieder einen Fensterplatz, aber sobald ich saß, spürte ich wie kleine Beben durch meinen Sitz gingen. Der kleine Junge hinter mir trat fröhlich gegen meinen Sitz, schüttelte und rüttelte ihn wie ein Apfelbäumchen Frau Holle. Die Eltern? Sagten nichts und freuten sich, dass er vorerst beschäftigt war. Ich rief der Flugbegleiterin einen kleinen Hilfeschrei zu und bat, dass wir uns umsetzen dürfen. Ich hatte jetzt schon permanent junge Wilde ertragen - erinnert ihr euch noch an das Teufelskind Maggie in Australien? Wir bekamen weiter hinten, andere Reihe neue Sitze, auch mit Fensterplatz. Puuh, das war nochmal gut gegangen. Der Flug zurück in die Richtung, aus der wir ja schon gekommen waren, dauerte knapp 3h und diesmal wurden wir wirklich nicht schlau daraus, ob wir eine Zeitverschiebung hatten oder nicht. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir keine gehabt haben.
In Singapur, dem kleinsten Land unserer Reise, kamen wir noch vor dem Mittag an, landeten sogar 20min eher als gedacht. Mit einem QR-Code mussten wir uns einloggen und das „Visa on arrival“ (bei Ankunft) online beantragen; ich konnte gleich für uns beide ein Gruppenvisum machen. Es ging recht schnell, war kostenfrei und dann bekamen wir den Stempel in den Reisepass und fertig. Am Ausgang, quasi am Zoll, wurde das Gepäck gescannt und plötzlich sagte der Mitarbeiter wir hätten zwei Taschenmesser dabei und diese nicht deklariert. Oh Schreck. Wir hatten nirgendwo eine Tafel gesehen, der wir hätten entnehmen können, dass wir so was angeben müssten. Wir wussten nur, dass sie hohe Strafen hatten. Bitte nicht, schoss es uns durch den Kopf. Aber er lächelte beim Kontrollieren und meinte alles sei bestens, weil die Klinge nicht fixierbar war. Puuh, Glück gehabt.
Zack, da waren wir. Das Hostel hatte uns beschrieben wie wir zu ihnen kommen und es war recht einfach. Ein Shuttlebus brachte uns zu einem anderen Terminal, dort stiegen wir in den MRT (mass Rapid Transport), konnten einfach die mobile Kreditkarte vom Handy an die Schranke halten, stiegen einmal um und waren nach wenigen Haltestellen auch schon da. Uns schlug eine extrem schwülwarme Luft entgegen, das war schon dezent widerlich. Vor allem in einer Großstadt, in der wir gedenken viel zu Fuß zu erkunden. Na gut, erstmal liefen wir zum Hostel, was von außen einen eher heruntergekommenen Eindruck machte. Aber mit 25€ pro Nacht pro Person in einem 10er Zimmer war es tatsächlich das günstigste und eigentlich auch einzige, was wir uns in dieser teuren Stadt leisten konnten und es war ja nur für zwei Nächte. Also Treppe hoch und rein da. Die Klimaanlagen kühlten die Räume extrem runter, ein neuer Schock. Aber wir wurden nett empfangen, konnten schonmal unser Gepäck abstellen und gingen dann nochmal runter in eine lokale Streetfood-Ecke. Diese halboffenen Straßenküchen, wo es feste Stände gab, nannte man "Hawker Centre". Das Essen war gut und preiswert, ebenso wie der ÖPNV. Noch war also Singapur gar nicht so teuer, wie erwartet. Dann bekamen wir unsere Kapseln zugewiesen, in denen hatten wir ein Rollo, farbig verstellbares Licht, kleine Ablagefächer, einen Spiegel und Lüfter. Ich durfte hoch, Eric schlüpfte unten rein, die Doppelbetten waren leider schon belegt. Wir gingen erstmal duschen und zogen uns luftiger an, dann lud ich noch neue Beiträge hoch und wir relaxten noch kurz bevor wir uns in den Trubel der Metropole stürzten. Ben & Charlotte hatten uns aufgeschrieben, wo sie gewesen waren und welche Viertel ihnen gefallen hatten, als sie selbst vor kurzem hier gewesen waren. Wir folgen nun ihren Spuren, sie in Indonesien unseren.
Weil wir uns das Highlight, die leuchtenden Supertrees, für die Singapur so bekannt ist und auf die ich mich wirklich sehr freute, noch aufheben wollten (denn heute sind wir doch knülle), fuhren wir zuerst zur Sultan Moschee. Die goldfarbenen Kuppeln sahen wir schon von Weitem, ebenso das erste Graffiti. Zunächst einmal freuten wir uns über einen Automaten, der frische Orangen presste. Wir konnten dabei zusehen und er war so lecker, dass wir gleich noch einen kauften (nicht mal 1.50€).
Wir tauchten in die Arab Street ein und besuchten auch die Haji Lane. Das arabische Viertel überraschte und beeindruckte uns positiv. Die farbigen Häuser, die teilweise versteckten aber auch sehr auffälligen, farbenfrohen Graffiti. Herrlich! Wir knipsten viel zu viele Bilder und ich würde euch am liebsten jedes einzelne zeigen.
Die arabischen Speisen dufteten verführerisch, schließlich hatten wir so etwas lange nicht mehr gegessen, aber der Hunger reichte nur für warme Waffeln mit Schokocreme in einer kleinen Seitengasse. Wir schauten auch in eine kleine Neon-Galerie und kleine Boutique rein. Dann sahen wir einen Laden mit den türkischen Süßspeisen, Baklava und beschlossen sie einfach für morgen mitzunehmen. Der Besitzer des Ladens war eine Seele von Mensch! Ich hatte einfach nur Smalltalk führen wollen und nachgefragt, ob er sie selbst zubereitet und dann entspann sich eine motivierende Unterhaltung. Er schien ein Quell der Zuversicht zu sein und hatte Corona als Chance genutzt sein Leben zu verbessern. Ja, richtig gehört, er war glücklich über den Wandel, die diese eigenartige Zeit mit sich gebracht hat und wohl einer der ersten, wenn nicht gar DER Erste, der so positiv über die Folgen der Pandemie sprach. Hier in diesen bekannten Straßen hatten viele, die zuvor bis zu zehn Geschäfte besessen haben einige geräumt und die Mieten wurden gesenkt. Und das haben Geschäftsleute und Träumer, wie er genutzt um sich einzumieten und ihren Traum zu erfüllen. Toll! Es läuft so gut, dass er mittlerweile drei Geschäfte mit den aus der Türkei frisch importierten Süßigkeiten führt. Er gab auch uns Tipps, wie und was wir für Geschäfte öffnen konnten, da wir mit unserem deutschen Reisepass leichter herumkämen als er mit seinem ägyptischen. Da hatte er Recht und meinte zum Abschied sogar, wir können uns jederzeit melden. Wie lieb. Eine süße Traumschmiederei :) Wir gönnen es ihm von Herzen.
So hatten wir uns unseren ersten Tag in Singapur wirklich nicht vorgestellt, aber ist ja umso schöner wenn es uns überraschend gefallen hat. Eric lachte, weil ich immer wieder den Mix aus Tradition und Moderne lobte und schwärmte wie toll es sei, dass die alten Häuser zwischen den Wolkenkratzern erhalten geblieben sind. Aber das macht scheinbar Singapur auch aus. Als wir weiter Richtung MRT Station liefen, fühlten wir uns von den hohen Gebäuden auch völlig erschlagen und waren heute nicht mehr fähig auch noch diese Eindrücke zu verarbeiten, deshalb schaukelten wir einen Moment auf einer Grünfläche, auf der sieben solche bunten Schaukeln standen und fuhren dann zum Hostel zurück.
In Indonesien hatten wir auf Grund des Regens der letzten Tage unsere Wäsche nicht abgeben können, weil sie alles im Freien trocknen, aber es wurde höchste Zeit. Deshalb waren wir froh, dass wir hier ab 19 Uhr die Waschmaschine + Trockner kostenfrei nutzen durften und wuschen erstmal durch. Kleines Heimatgefühl, was mir unverhofft ein wehmütiges Lächeln ins Gesicht zauberte: die Waschmaschine machte die selbe Endmelodie wie unsere zu Hause :) Irgendwann fielen dann die Äuglein zu.
Die gleiche Endmelodie wie die Waschmaschine zu Hause… es sind doch immer wieder die kleinen Dinge, die uns besonders erfreuen. ☺️