Liebe Leser:innen,
willkommen zurück.
Ihr habt uns gefehlt und das Reisen ebenso. Heute habe ich in der Frühlingssonne so gute Laune, dass es richtig Spaß macht, mal wieder über die Tastatur zu tanzen. Nach unserer Rückkehr hatte ich immer mal wieder hin und her überlegt, ob ich ein kleines Update schreibe. Doch zugegeben fiel vor allem mir die Rückkehr in den Alltag so schwer, dass es sich nicht so beschwingt & fröhlich gelesen hätte, wie es dem Leben gebührt. Wir waren im Oktober zum Wandern und im Februar zum Snowboarden in Österreich, aber heute möchte ich euch von einer viel schöneren Reise in den Süden Frankreichs erzählen.
Eine kleine Zusammenfassung jedoch vorab zum sozialen Leben sei den Interessierten unter euch gegönnt.
Zu vielen unserer Reisebekanntschaften haben wir noch Kontakt; ist ja heutzutage auch zauberleicht. Mit Ben & Charlotte, unseren lieb gewonnen Briten z.B. wöchentlich. Sie reisen noch immer durch Asien. Mit anderen genießen wir sporadischen Austausch. Auf dem Weg nach Österreich im Februar trafen wir Katrin & Daniel in München zum Dinner im Bodhi. Dort aßen wir u.a. vegane Ente (super lecker!). Die beiden hatten wir letztes Jahr abends in Vietnam am Bahnhof eingeladen sich zu uns zu setzen und sie dann nochmal in Hoi An im Bambuszirkus getroffen. Vor allem Katrin war ab da begeisterte Leserin unserer weiteren Reise und es war so schön sich mal wieder zu sehen und auszutauschen.
Dann kam die Einladung nach Südfrankreich wie gerufen. Ich wollte unbedingt über Ostern einen Tapetenwechsel, aber Madeira war uns zu teuer. Und da wir auch mit Véro & Jeff Kontakt hielten, luden sie uns ein.
Der Ryanair Flug Berlin – Marseille und zurück war schnell gebucht und schon wartete „la belle vie en France“ auf uns. Die beiden (63/73) lernten wir in Australien während der Katamaran-Tour kennen und lieben. Eric war zunächst skeptisch, da er kein Französisch sprach und ja doch ein Altersunterschied zwischen uns lag. Aber Englisch, mit den Händen zeigen und Übersetzen meinerseits klappten prima und Reiseseelen ist das Alter egal. Bzw. war ihre Erfahrung gerade spannend! Es gab auch Momente, in denen Eric uns mit französischen Antworten wie „pas maintenant“ (nicht jetzt) überraschte, die er heimlich unterm Tisch gegoogelt hatte :)
Für fünfeinhalb Tage genossen wir also gemeinsames Vollprogramm. Schon am Flughafen begrüßten sie uns freudestrahlend. Sie haben drei Töchter in etwa unserem Alter; wir hatten ein eigenes Zimmer & Bad und fühlten uns sofort pudelwohl.
Am ersten Abend liefen wir an Weinfeldern hinter ihrem Haus zu einer alten Kapelle und bestaunten den Ausblick. Danach schauten wir uns über den Fernsehbildschirm unsere Kanada-Fotos an, am nächsten Tag folgte noch Nepal. So viel Geduld und aufrichtige Neugier hat bis dato außer unseren Müttern noch keiner aufbringen können. Nach Nepal wollen sie im nächsten Jahr reisen.
Am Abend lernte dann auch Eric das französische Genießertum kennen. Nach dem Aperitif und einem leichten Abendbrot (natürlich mit dem nicht wegzudenkenden Baguette) wollte er den Tisch abräumen, aber Stopp! Es gab doch noch Käse, Obst und Schokolade. Er staunte nicht schlecht, aber gewöhnte sich daran. Mittags hatten wir immer Baguette & Co. als Picknick dabei und wir fanden die schönsten Picknickplätze. Der Ostersonntag brachte seltenen Regen in die südliche Region und wir nutzten die regenfreien Stunden um eine kleine Klippenwanderung zu machen. Auf dem Weg dahin fuhren wir an zahlreichen Flamingos vorbei – ein toller Anblick!
Den Rest der Zeit, Montag bis Donnerstag, war dann auch der französische Wettergott ganz mit uns. Die Sonne schien, die in der Küche vergessene Sonnencreme sorgte für ein Aufleuchten am Abend im Gesicht; ab da wurde ich mit meinen 33 Jahren von Véro höchstselbst eingecremt. Der Spaß kam nicht zu kurz. Sie gaben sich alle Mühe uns eine ganze Bandbreite des Südens zu zeigen und mit Anekdoten zu spicken. Wir wanderten in Toulon am Mount Faron mit Blick auf die Stadt und die vom Militär gut bewachte Bucht, besuchten das sonnige „Castel Sainte-Claire“ in Hyères, einen der größten Märkte der Region in Sanary-sur-Mer und den „Corso fleuri“ in Lavandou, eine Art blumiger Faschingsumzug. Mit einer „navette“, ähnlich wie in Sydney schipperten wir mal kurz rüber nach St.Mandrier-Sur-Mer; nachdem uns eine Welle erwischte, flohen wir jedoch schnell ins Innere. Gleich „nebenan“ in La Seyne-sur-Mer genossen wir eine Tageswanderung von fast 14km, die uns bis zur Notre Dame du Mai mit herrlichen Ausblicken aufs Meer führte.
Und in Marseille besuchten wir vorm abendlichen Abflug die Kathedrale neben dem Mucem, die modernisierte Festungsanlage, schlemmten Aioli bei dem fröhlichsten Bistro-Besitzer des Südens (der auch mein Französisch testete) und das Viertel „Panier“, damit ich auch meine Streetart-Fotos ins Album einreihen kann.
Da sie im Garten drei Hühner haben, kam auch das (Oster-) Eiersuchen nicht zu kurz und Eric, mein begeisterter Koch, zauberte nicht nur am letzten Abend den bei Familie und Freunden beliebten pulled pork-Spinat-Kartoffel-Filoteig-Auflauf, sondern durfte auch großzügig frischen Rosmarin und Thymian aus dem Garten einpacken. Wir lernten auch ganz neue Pflanzen kennen: die japanische Wollmipsel und den Erdbeerbaum. Einen Lorbeerbaum hatten sie auch. Wir waren beeindruckt.
Schön an einer solchen Reise ist ja auch, was man noch so dazulernt. So hörte ich zum ersten Mal das französische Sprichwort, dass Möhren „des fesses roses“ verleihen, also einen rosa Hintern. Und die Mittelmeer-Zypressen (die ich immer Toskana-Säulen nenne) bringen nur Glück, wenn man eine oder drei nebeneinander in den Garten pflanzt. Ab da zählten wir immer ganz genau, wenn wir an ausladenden Weinhöfen und Grundstücken vorbeikamen. George Clooney wohnte auch in der Nähe und gab sich mit anderen Promis die Klinke in die Hand. Mit uns allerdings nicht.
Oft fuhren wir eine Stunde hin und zurück, liefen über 10km, genossen die Sonne im Gesicht und die Meeresbrise auf der Haut, Jeff zeigte mir seine bevorzugten Motorradstrecken und abends hingen wir dann alle müde, aber glücklich überm Essen. Am letzten Abend gabs Jägermeister aus Deutschland und selbstgemachten Limoncello. Meine dreimonatige Abstinenz war vorüber :D
Doch hier sollte unser Urlaub nicht abrupt aufhören. Auch in Berlin wurden wir herzlich von einem Freund am Flughafen empfangen und saßen bis kurz nach Mitternacht in der Küche, die wir noch nicht kannten. Am nächsten Morgen frühstückten wir mit ihrem kleinen Sohn und gingen spazieren. Sie waren während unserer Weltreise von Dresden nach Berlin umgezogen und es wurde Zeit die Wohnung zu besichtigen. Und da auch noch ein weiterer Freund innerhalb der Stadt umgezogen war, nahmen wir die S-Bahn durch Berlin und verweilten eine zweite Nacht in der Hauptstadt inkl. spätem Mittag beim Vietnamesen, einem Besuch in der wirklich lohnenswerten Ausstellung „Dark matter“ und Spieleabend zu dritt bis in die Nacht hinein.
Unsere Energiereserven waren langsam erschöpft, sodass wir am nächsten Morgen chillten und dann noch zum leider größten Reinfall aufbrachen: dem African Food Festival. Sehr teuer, wenig los und mal so gar nicht unser Geschmack. Dann fuhren wir mit Blablacar zurück und wurden in Dresden noch spontan zu Freunden zum abendlichen Grillen eingeladen.
Der Sonntag? Der gehörte dann ganz uns, der Frühlingssonne und der Wäsche.
Nach der Reise ist vor der Reise. Freut euch auf den Sommer ;) Da haben wir etwas vor…Und bis dahin treffen wir hoffentlich auch noch Felix & Christian, mit denen Costa Rica so viel Spaß gemacht hatte.
Wie wunderbar, wieder von euren Reisen zu lesen und an euren Erlebnissen teilzuhaben. Und dann die tollen Fotos! Da fühle ich mich doch gleich in Urlaubsstimmung versetzt. Frankreich ruft. Und nun freue mich auf eure Sommergeschichte. 🥰