Finally...der letzte Blogeintrag. Warum es so lange gedauert hat? Weil ich den langen Text bereits fertig und dann mein Talent eingesetzt hatte. Und schwupps hatte ich den Text auf ALLEN Datenträgern gelöscht, auf dem iPhone, auf dem iPad und hier...dann muss man erstmal Lust haben, das alles nochmal zu schreiben, zumal im Alltag - back to work sozusagen - die Reiseeindrücke auch leider an Frische verlieren.
Aber irgendwie ließ es mich nicht los, aber ich werde es etwas einkürzen :)
Als wir in New York (JFK) landeten, waren wir unglaublich zermatscht. Ich hatte das Gefühl meine Reisehörnchen etwas abgestoßen zu haben. Aber meine Mum und Eric waren sich sicher, dass das nicht lange halten würde. Aber ich weiß auch nicht...ich freute mich auf zu Hause, auf den Heimflug, aufs Ankommen, aufs Wäsche waschen. Mehr als gefühlt jeweils zu vor.
Im Flugzeug war es zu warm gewesen, das "Frühstück" kam nachts 3 Uhr (wir aßen es erst angekommen auf dem Flughafen, ich meine: was soll das?), es war eng und unbequem und die Dame neben mir drängte direkt nach der Landung zur Eile, sie wollte aussteigen. Ja, aber nicht mit mir. Wir müssen alle warten! Ich war müde und gereizt. Die Tür ging auch nicht schneller auf, wenn alle schon in der Weltgeschichte alias Flugzeug-Gang herumstanden. Sie kann sich das nächste Mal gern einen Platz am Gang buchen, dann kann sie sich auch länger die Beine in den Bauch stehen - Eric und ich hatten quasi alle Zeit der Welt und hätten uns auch lieber am Fensterplatz angelehnt.
Wir tapsten nach dem Aussteigen dann auch erstmal in die Waschräume zum Frischmachen, hatten ja unser Beauty-Kit dabei. Dann stellten wir uns brav an, denn da wir amerikanischen Boden für den Transit betraten, mussten wir natürlich auch offiziell einreisen, Fragen zum Beruf beanworten und den Pass zeigen. Glücklicherweise war unser Visum vom letzten Mal noch bis November 2024 gültig; warum wusste ich nicht. Hatte uns aber Geld gespart.
Dummerweise mussten wir unser Gepäck abholen und neu aufgeben, was uns Zeit rauben würde, obwohl wir auf dem zweigeteilten Langstreckenflug die gleiche Airline hatten. Sinnlos. Hinzu kam, dass der Flughafen ausgesprochen hässlich, aber riesig war. Wir fuhren erstmal mit der Bahn von Terminal zu Terminal, um herauszufinden, dass es keine Gepäckaufbewahrung gibt. Das hatten wir praktischerweise in Singapur genutzt; manchmal lohnen sich diese Zusatzkosten. Ich denke dafür sind die Amerikaner zu paranoid und der Check-In Schalter hatte natürlich so früh vorm Abflug noch nicht geöffnet. Unsere Begeisterung wich Erschöpfung und Resignation, aber es gab auch kein Café wie das "Crêpes and Waffles" in dem man sich die Zeit hätte tot schlagen können.
Eric war hundemüde, wir hatten beide Kopfschmerzen und er konnte nicht wirklich sagen was er wollte. Unschlüssig standen wir herum.
Nach einigen planlosen, herumschweifenden Blicken und mehrmaligen Schulterzucken begleitet von Seufzeren, die unser Luxusproblem untermalen sollten, entschied ich: nun waren wir hier, nun nutzten wir die Zeit auch. Da wir ab Verlassen des Flughafens kein Internet auf unseren Smartphones nutzen konnten, googelte ich fix alle Verbindungen, machte Screenshots und animierte Eric sich im Schnelldurchlauf die Welt-Metropole anzusehen. Er gab sich seinem Schicksal geschlagen und lud Offline-Karten runter. Leider mussten wir nun die Rucksäcke mit uns rumschleppen, aber wenn eine/r eine Reise tut...
Wir fuhren mit der Bahn zur Jamaica Station. Schon vor 14 Jahren hatte ich hier die Hilfbereitschaft einiger Amerikanerinnen kennengelernt und auch jetzt wollte uns eine Dame helfen zu entscheiden, wie wir ins Zentrum fuhren. Wir kauften eine $20 Metro-Card, die wir uns teilten. Man musste auch $4,25 für den Transfer hierher vom Flughafen aus zahlen. Wir nahmen die blaue Linie und Eric döste vor sich hin - der Arme war echt fix und fertig. Ich behielt die leuchtenden Haltestellen im Blick und rüttelte sanft seine Schulter vorm Aussteigen. Erster Halt unseres Blitz-Besuches in ~fünf Stunden war das 9/11 Memorial im Süden von Manhattan. Hierher hatten meine Freundinnen und ich es damals, quasi frisch nach dem Abi, nicht geschafft, weil es eben ein Stückchen abseits lag. Wir durchquerten ein imposantes Gebäude und dann war ich überrascht von der angenehm frischen Luft in der morgendlichen Mega-City. (Das sollte sich im Laufe des Tages noch ändern...)
Eric schaute, genau wie ich damals, immer wieder nach oben. Die für New York berühmten Wolkenkratzer, die um uns herum aufragten, boten nicht nur einen plötzlichen Kontrast nach der Natur in Kolumbien, sie waren auch wirklich gigantisch und auf ihre ganz eigene Art imposante Fotomotive.
Wir liefen zum Nordbecken, hier hatte der nördliche Twin Tower des World Trade Centers gestanden, doch auf Grund von Wartungsarbeiten war das Becken leer. Deshalb gingen wir gleich weiter zum südlichen. Es war wirklich krass die Ausmaße zu sehen, doch das Design der Gedenkstätte gefiel uns sehr gut. Ab und an war eine Rose in einen Namen gesteckt.
Auch Skulpturen, die wir so ähnlich in Singapur gesehen hatten, standen hier.
Nach unserer Besichtigung (für das Museum war leider keine Zeit), gingen wir zur Metro-Station zurück und fuhren mit der gleichen Linie wieder ein Stück zurück. Diesmal musste ich mein Ticket nicht durchpiepsen, da es vom Vordermann noch grün leuchtete. Doch dieser schnelle Stadtbesuch sollte teuer werden. Ich wollte mit Eric einen typischen NY hot dog essen und uns fielen beim Preis von $10 pro Stück bald die Augen aus dem Kopf. Anfängermäßig hatten wir aber vorher gar nicht gefragt, sodass wir ein ekliges Würstchen im Brötchen mit Ketchup in der Hand hielten - ohne Gürkchen, ohne Röstzwiebeln. Eric war entsetzt, er hasste Städte, die Laune sank, die Sonne kam raus. Das MoMa (Museum of Modern art), in dem ich schon damals zu wenig Zeit gehabt hatte, würde heute von mir keinen Besuch bekommen. Aber es ist echt toll :)
Eric hatte immerhin einen Wunsch gehabt, wenn ich ihn schon durch die City schleife: die Stadt von oben zu sehen. Ich hätte gern das Empire State Building erklommen, doch das war ein Stück weiter weg und so wurde es das Rockefeller Center, was ich schon 2020 besucht hatte. In der Metro und auf vielen Plätzen gab es Gott sei Dank Wifi und ich probierte immer wieder Tickets zu kaufen. Immer wieder zeigte es mir an, dass diese Zeit gerade ausverkauft sind, am Info-Häuschen schlug ich mir den Kopf ein und als wir dann an der Kasse anstanden, funktionierte es Online doch - nun mit einem Last-Minute-Preisaufschlag. Das wurde ein teures $100 Vergnügen...muss ja jeder selbst wissen, wir gingen nun am letzten Tag also nochmal in die Vollen :D
Als wir das Gebäude verließen, erschnupperte meine geübte Nase einen leckeren Duft und man soll ja seinem Riecher folgen. Zu meinem Glück gab es hier ofenwarme Cookies und wir teilten jeweils Zartbitter mit Meersalz und dreierlei Schoki auf Empfehlung des jungen Verkäufers...wir geben zu: die waren ein Gedicht, ich denke mein glückliches Gesicht sagt alles! Die wären ein Auswanderungsgrund :D
In der stärker werdenden Sonne zogen wir erstmal unsere Longsleeves aus und dann zog ich Eric, vorbei an den für NY berühmten gelben Taxen, zum bunt leuchtenden Times Square. Klar, wenn man länger für die Stadt Zeit hätte, wären andere Stadtteile, Graffitis und Co. sicher reizvoller. Aber in unseren wenigen Stunden schauten wir uns eben die bekannten Orte an, die ich schon kannte, als wäre ich der Reiseguide :)
In den heutigen Zeiten so viel Energieverschwendung nur allein zum Zwecke von Konsum zu sehen, war schon seltsam. Mit 19 Jahren hatte ich den skeptischen Blick noch nicht so sehr gehabt. Da es nun zu spät für Joe´s Pizza war, gingen wir auf dem Weg zurück "nach oben" zu einem seiner quasi Konkurrenten und schlemmten eine ofenfrisches Salami-Stück. Den Bagel sollten wir leider nicht mehr schaffen, sonst wäre es eine kulinarische Rundreise gewesen. Im Eilschritt motivierte ich Eric dazu, der eigentlich kaum eine Wahl hatte, noch ein Stück weiter an den Beginn des geliebten Central Parks zu gehen. Hier hatte ich damals sowohl allein als auch mit meinen zwei Freundinnen schöne Frühlingsstunden verbracht und ich zeigte Eric wo wir gepicknickt hatten.
Ein Blick auf die Uhr verriet, dass wir keine Zeit für einen Spaziergang hatten und Eric fragte gequält ob der Weg wirklich nötig gewesen wären, denn nun rannten wir quasi um all die Passanten herum, damit wir es rechtzeitig zu unserem Timeslot am Rockefeller Center schafften. Aber ja, ich finde dennoch, dass es sich gelohnt hat wenigstens einen Blick auf den Park zu werfen, der wohl mit ein Grund für meine Liebe zum Großen Garten in Dresden war.
Vorm Rockefeller Center stellte ich fest, dass mein Handyakku leer war und dort waren die QR-Codes der Tickets drauf, also suchten wir schnell die Powerbank. Die Damen waren ganz nett und suchten schonmal parallel im System meinen Namen, dann ging´s durch eine Flughafen ähnlichen Security Check und dann warteten wir verschwitzt und außer Atem mit anderen auf den Einlass.
Es begann mit einem beeindruckenden Film über die Entstehung des Gebäudes und der Entwicklung der Stadt. Und als es mit einer beschneiten Szene endete, wirbelten um uns herum kleine Seifenblasen auf. Das verpasste meinem Gesicht ein entzücktes Grinsen und auch Eric war positiv von diesem Special Effekt überrascht. Dann ging es quais in Lichtgeschwindigkeit mit dem Aufzug in den 67. Stock, zwei weitere konnten wir per Treppe erklimmen. Im Eiltempo, wir mussten schließlich UNBEDINGT pünktlich am Flughafen sein, erklommen wir die Stufen, umrundeten andere Touristen, damit wir die Aussicht auch etwas genießen konnten. Eric holte tief Luft. Ich angeknisperter Duracell-Hase wies unaufhörlich um uns herum, da die Freiheitsstatue (nächstes Mal), da die Brooklyn Bridge (da hatte ich damals eine Käse-Schnitte zum Abendessen genossen), da dies, da jenes. Schnelles Selfie samt Sonnenbrand und Speck.
New York mal zur Weihnachtszeit...das wärs!
Nicht ganz 5h sind schnell rum, wenn man fast 2h in der Bahn verbringt, ich blies also zum Aufbruch und Eric wusste wie es zur Metro zurückging. Verschwitzt und erschöpft, um neue Eindrücke reicher, ließen wir uns in die Sitze sinken und schauten Breakdancern in der Bahn zu. Für sie war nicht viel zu holen - wir hatten gar keine Dollar abgehoben. An der Jamaica Station waren die Schranken kaputt, sodass wir einfach ohne zu Bezahlen durchschlüpften. Auch mal schön. Die Stadt hatte mit uns einen guten Stundenumsatz gemacht ;) Wir gingen uns nochmal frisch machen und zogen uns um, viel frisches gabs in unserem Rucksack eh nicht mehr zu holen, dann checkten wir uns und unser Gepäck ein. Wir waren nun auch wirklich bereit für den Heimflug, schickten Omi und Co. ein Update, um aufkeimende Sorgen zu ersticken und putzten dann am Gate im Bad Zähne. Wir saßen beide erschöpft und hörten Musik. Die Körper wollten Ruhe...
Endlich wurde das Boarding aufgerufen. Da wir beim Check-In in Bogotá um einen Platzwechsel gebeten hatten, erfreuten wir uns jetzt an einer Zweierreihe. D.h. das Flugzeug war sof aufgebaut, dass links und rechts je zwei Sitze waren und in der Mitte drei Plätze. Eric durfte ans Fenster, denn ich lag eh meist auf seinem Schoß, gebetet auf unseren Pullis oder sabberte niedlich schlafend auf seiner Schulter herum. Eric begann einen Film, dafür waren meine Augen viel zu müde, ich hörte Musik. Das Flugzeug war viel angenehmer, die Steward witzig und freundlich und das Essen verhältnismäßig echt gut (es gab zweimal Mahlzeiten) und jede Menge Getränke - wir trinken NIE Alkohol im Flieger.
Als wir nach 8h (?) in Berlin landen wollten, zog der Pilot nochmal nach oben. Es hatte hier so sehr geregnet, dass er vom Wasser auf der Landebahn überrascht schien. Als ich in der Zeit neben uns ein Flieger von Iceland Air erspähte, ratterte die Ideenschmiede. Dann setzten wir auf, stellten uns müde an, holten unser Gepäck und schwupps waren wir zurück im (verregneten) Deutschland, wurden von bunten Berlin-Bären aller möglichen Länder begrüßt, kauften frisches Obst und Smoothies im Rewe und warteten draußen auf den Flixbus.
Nach so einem langen Flug verspüre ich immer das dringende Bedürfnis raus an echt, frische Luft zu gehen. Im Bus half ich dann zwei älteren, frnazösischen Damen, die tuschelten was für eine nette junge Dame ich sei (hört hört ;)) und hielt Erics Kopf, der im schnell eingetretenden Schlaf immer zur Seite zu rollen drohte. Der Arme war echt völlig hinüber, bei mir wollte sich kein Schlaf einstellen, ich spähte mit Musik im Ohr aus dem Fenster, rein in die näher rückende Heimat. In Dresden verabschiedete ich mich von den Französinnen, die ich daran hinderte zu früh auszusteigen, weckte Eric sanft, dann stiefelten wir müde 15min zu unserem Himmelreich. Bei meiner Nachbarin holten wir fast genau 12 Uhr den Schlüssel, Eric fand noch Kraft für seine Pflanzen, ich für die ersten zwei Wäscheladungen, dann sanken wir bleiern mitten am Nachmittag in den Tiefschlaf. Unsere Körper rührten sich einige Stunden gar nicht bis es Zeit zum Einkaufen war. Und auch die folgenden Tage plagte uns der Jetlag noch ein wenig...
Schön, dass ihr verrückten Weltenbummler wieder da seid.
Es waren tolle Geschichten, erstaunliche Orte, viele Eindrücke und interessante Menschen. Danke, dass wir wieder mitreisen durften. 😎😎