Entgegen unserer Erwartungen war die Nacht furchtbar gewesen mit wenig Schlaf. Mal war es zu kalt, es gab ja nie Decken sondern nur Laken, dann zu warm. Das Bett war doch recht hart, ab und an kam noch Verkehrslärm dazu. Wir waren früh nicht besonders ausgeruht, aber immerhin waren die Sachen trocken. Wir packten alles zur Seite was wir im Flugzeug brauchen würden und legten noch halbwegs saubere Sachen bereit. Dann gab es Frühstück: babbliges versalzenes Rührei mit einer Art staubtrockenem Zwieback und einem Saft. Gott sei dank hatten wir noch unsere zwei riesigen Maracujas - Mensch hier wachsen überall so leckere Früchte! Dann ging's ans Eingemachte. Online stand man könne mit Visa etc. bezahlen, gestern Abend hatte er schon so was verlauten lassen in Richtung nur Bargeld.
Da wir aber mich Mathe-Ass die Rechnung machen lassen haben und ich weder das Mittag im Regen noch so viel Sprit eingerechnet hatte, fehlten jetzt quasi genau die 100.000COP, die wir beim Glamping bar hatten "loswerden" wollen.
Der Besitzer hier winkte ab und wollte Bargeld, er schaute nicht mal aufs Handy als wir ihm zeigten, dass da zig Zahlungsmethoden stehen. Wir fragten genervt wo der nächste Geldautomat sei - so sinnlos nochmal am letzten Tag. Er meinte 30km entfernt und war wiederum gar nicht begeistert, dass wir beide und mit allem Sack & Pack losfuhren. Es war nicht unsere Art die Zeche zu prellen, aber wir waren kurz davor. Respekt hatten wir nur vor seinem schnelleren Motorrad. Er stellte sich ans Tor und blieb da die ganze Zeit stehen. Wir wollten eh nochmal in die Richtung fahren, doch alle winkten ab, Geldautomaten gebe es hier nicht. Erst 13km später in Guachaca konnte man bei einer Dame Geld abheben, natürlich gegen Gebühr. Schräg gegenüber gab es wieder Benzin in der Flasche. Es war drückend heiß, v.a. unterm Helm. Uns egal, dass der Typ wartete, jetzt waren wir einmal hier und probierten nochmal an den Strand zu kommen. Doch alles war Privatgelände mit Eintritt, was sich jetzt nicht lohnte. Also fuhren wir zurück über Flüsse vorbei an Bananenplantagen.
Tatsächlich stand der Meister genauso vorm Tor, wie wir ihn zurückgelassen hatte. Wie ein Wachhund. Wir schimpften, dass es in 3min gar keinen Geldautomaten gebe und wir nicht die Gebühr zahlen werden. Selbst Eric wurde mal richtig wütend. Er gab ihm das Geld und wurde noch gefragt, warum er Geld abziehe. Wir hatten es ihm übersetzt, da er sich keine Mühe gab uns zu verstehen. Aber wieder schaute er nicht aufs Handy. Er verstand aber sehr wohl, dass wir schimpften wie die Rohrspatzen. Wir fuhren dann einfach brausend los, gaben Gas und schauten in den Rückspiegel. Er war reingegangen und wir echt wütend über einen erneuten Reinfall.
Wir fuhren nach Santa Marta und der Verkehr wurde richtig nervig, dazu war es staubig und heiß. Da wir noch etwas Zeit hatten, dachten wird dass wir nochmal bisschen am Hafen/ Strand lang liefen, aber es war so heiß, dass das mit den Rucksäcken einfach unangenehm war, sodass wir wieder aufsattelten. Schön war die Küstenstadt eh nicht besonders. Als wir aber dem Navi zur Vermietung folgten, erblickte ich eine bunte Straße mit Schmetterlingsflügeln und gab das Hupzeichen zum Anhalten, was Eric erst ignorieren wollte ;)
Wir parkten im Parkverbot, knipsten schnell Bilder, bestaunten die hübsche Gasse und als ich Eis entdeckte (man konnte mit Karte zahlen), konnte selbst Eric nicht wiederstehen.
Wir tankten nochmal auf und gaben dann die Playmobile mit all ihren neuen Schrammen zurück. Er entschuldigte sich, er hätte uns gleich gesagt, dass sie für unsere Strecke ungeeignet seien, aber Frauen in Kolumbien wissen da nicht so gut Bescheid. Entschuldige?! Da hatte er aber einen Nerv getroffen. Ich sagte ihm, dass er es ihr dann entweder beibringen müsse wenn sie hier arbeitet oder jemand anderen einstellen. Wie unprofessionell jemandem die Schuld zu geben, der gar nicht da war (auch wenn sie wirklich doof war).
Dann ging der Spaß noch weiter. Im System war eingetragen wir hätten nur Kaution für ein paar Handschuhe bezahlt. Was war denn das nun für eine Masche? Wir widersprachen vehement, er versuchte die Lady anzurufen. Wir verwiesen nochmal auf deren Regeln, ohne Kaution hätten wir sie doch hat nicht bekommen! Dann tat er großspurig von wegen, dann müsse er uns jetzt vertrauen und plötzlich sah er ein: der Fehler lag bei ihm, er hatte am falschen Tag geguckt. Das war doch echt ein Witz. Wie er immer wieder sagte: "Sorry Lady." brachte mich dann so richtig zur Weißglut und hatte eine ganz schlechte Bewertung zur Folge.
Wir riefen so schnell es ging ein Taxi - viel günstiger als das von der deutschen Tauchschule empfohlene? - und genossen die klimatisierte Luft. Am Flughafen kam dann das böse Erwachen: wir hatten uns an den Armen noch eine leichte Rötung zugezogen und auf Grund der Klettverschlussbänder waren wir nun gestreift wie Zebras. Joah. Schön. Noch ein kleiner Schmuck zur Feier des Abschieds.
Im Flugzeug selbst saßen wir getrennt, aber es waren nur anderthalb Stunden in denen ich mal mit Schreiben aufholte. Eric lernte noch immer Spanisch ;)
In Bogotá wussten wir schon die beste Adresse des Platzes: Crêpes und Waffles. Vorfreudig bestellten wir ein mit Huhn, Käse und Brokkoli gefülltes Brot und eine Deluxe Schokowaffel mit extra Obst. Herrlich. Dann wurde es Zeit fürs Einchecken. Wir liefen zum Air France Schalter. Doch die Dame schaute verdutzt. Sie hatte nur unsere Hinreise im System.
Mein Herz rutschte kurz nach unten und setzte aus, Eric war noch außer Hörweite oder im Männer-Nichtskästchen. Bitte nicht schon wieder so ein Rückflugdesaster. Gemeinsam fanden wir heraus, dass wir zur Tochtergesellschaft Delta Air mussten. Puuh, Glück gehabt.
Dort fand man uns sofort, fragte ob wir für den USA Transit ESTA hätten - na klar und stellte uns Interviewfragen. Wenn man das noch nicht kennt, mutet das schon sehr seltsam an. Freundschaftlich, mit meinem Pass in der Hand, fragte mich die junge Frau in vertrautem Ton, was ich denn arbeite und daran besonders mag. Ach Kinder? Na die möge sie ja nun gar nicht. Wir lachten. Hach war das alles gekünstelt. Eric war nicht ganz so locker, so ein gezwungener Smalltalk ist nun wirklich nicht sein Ding, außerdem war er völlig überrumpelt als sie ihn fragte was er in seiner Freizeit mache. Und dann plötzlich was seine beruflichen Skills sind. Er war müde und verstand nicht so richtig was sie von ihm wollte, auch nicht als er sein Cap absetzen sollte und ich half. Dann entschied sie unser Rucksack (wieder beide zusammen im Packsack) brauche einen Security Check Anhänger. Aha, also extra Kontrolle. Womit hatten wir denn Verdacht erregt? Ich fragte unschuldig nach was der knallrote Anhänger bedeute und sie las es mir vor. Ja, danke. Das hatte ich schon selbst gelesen. Nun gut. Beim Boarding bat ich um nebeneinanderliegende Sitzplätze, online hätten wir das zahlen müssen, da hatte uns die gerissene Airline hintereinander in die Mitte gesetzt. Doch es klappte und ich freute mich sehr, der zweite war immerhin ein acht Stunden-Flug.
An der Security Kontrolle mussten wir einen Schluck aus der Flasche trinken - quasi als Beweis für ungefährlichen Inhalt. Dann gingen wir Zähneputzen - das Beauty-Kit war wieder am Start, füllten die Flaschen an den Automaten auf und hörten Musik. Diese Daueransagen an den Gates fallen uns gehörig auf die Nerven. Laut, undeutlich und auch immer wiederholend.
Irgendwann ging das Boarding los. Knapp über 5h standen uns nach New York JFK bevor. In der Schlange wurden nochmal die Pässe kontrolliert - besonders streng da Einreise in die USA und bei Eric ploppte es auf: er musste zum Security Check folgen; es war also nicht nur das Gepäck. Ich durfte nicht mit und er verschwand hinter einer Wand. Kein schönes Gefühl. Für Eric noch weniger, der verstand gar nicht was los war. Er musste die Schuhe ausziehen, sie wischten sie aus, sicher um nach Drogenspuren zu suchen. Dummerweise hatte Eric den Beutel mit unseren Trinkflaschen getragen als sie ihn geholt hatten und er hatte sie - ohne Erklärung - wegschmeißen müssen, aber noch was trinken dürfen. Er war stinksauer und so süß tollpatschig er manchmal ist, konnte auch ich mir nicht erklären, was den Verdacht ausgerechnet auf ihn gelenkt hatte. Nun war es so; erst zog ich ihn auf, aber dann wurde getröstet. So aufgebracht erlebe ich ihn eher selten. Er durfte das nicht zu persönlich nehmen. Wir würden Wasser im Flugzeug bekommen und neue Flaschen kaufen.
Ihr lasst aber wirklich nichts aus. 😅