Ich hatte gestern die Poolzeit genutzt und auf Empfehlung der Tauchschule mit einem Mottorad-Verleih geschrieben. Doch bis wir dorthin nach Santa Marta fuhren, warteten wir noch geduldig auf das wiederholt leckere Frühstück, packten unsere Rucksäcke und ich schwatzte noch mit den Franzosen. Zwei Sportlehrer, die auch viel reisen - zusammen mit ihren zwei Söhnen und uns Löcher über unsere Weltreise in den Bauch fragten.
Irgendwann kurz nach elf verabschiedeten wir uns von allen Franzosen hier und liefen zum Bus. Der kostete zusammen nur ein Zehntel im Vergleich zum Taxi letztens (auch wenn er nur bis Zentrum fuhr). Alle umstehenden Taxi-Fahrer waren enttäuscht, dass wir den Bus nahmen und wir genervt von ihren Rufen. Wir verfolgten ein wenig auf Google Maps, wo er lang fuhr, denn einen Plan gab es nicht und stiegen aus, als wir sahen, dass er sich langsam vom Verleih entfernte. Wir waren in einer geschäftigen Straße mit lauter Moped-Werkstätten und standen kurz verloren hier rum. Dann riefen wir ein Taxi, das uns erstmal finden musste um zum Verleih zu kommen.
Dort angekommen, hatte man schon wieder halb vergessen, dass wir kommen wollten. Eric wollte ungern mitten in der Stadt das erste Mal mit Schaltung, also manuell fahren und auch ich bin noch nie so eine Cross-Maschine gefahren. Die Dame vor Ort empfahl uns die automatischen Navi 110ccm, die aussahen wie das Kinderspielzeug Playmobil. Ich war skeptisch. Das sollte gut gehen? Ich zeigte ihr auf der Karte wie abseits unsere Unterkunft liege, eine 3km Schotterstraße. Sie winkte beschwichtigend ab, kein Problem, die mieteten die meisten. Ich hakte nach wie weit wir denn an der Küste langfahren könnten, naja, da müssten wir den Tank im Auge behalten. Ich warf nochmal einen Blick auf die winzigen Reifen, Eric war auch ratlos. Wir füllten alles aus und zahlten etwas mehr für Ellenbogen- und Knieschützer, wie wir sie in Vietnam getragen hatten. Nur für die Handschuhe mussten wir eine Kaution hinterlegen. Ich brauchte einen kleineren Helm, Eric noch einen linken statt zwei rechte Handschuhe, bei mir fehlte der Klettverschluss am Handschuh, auch die Ellbogenschützer waren zu klein und das Band zu ausgeleiert. Zwischendurch verquatschte sich der Typ und wir warteten noch immer auf die Handschuhe, dann fuhr ich los und merkte, dass das Bike stark nach rechts zog, also fuhren wir zurück und tauschten. Wir blieben skeptisch und hörten mal wieder NICHT auf unser Bauchgefühl.
Wir verabredeten uns ein Hupsignal und dann folgte ich Eric durch den chaotischen Verkehr aus Santa Marta heraus. Hui ui ui. Einmal fuhr sogar einer leicht im Stadtstau gegen mich, entschuldigte sich aber sofort. Drängeln war hier oberstes Gebot. Und wie wir schon in Vietnam gelernt haben, galt auch hier:
Ich hupe also bin ich…
…bescheuert
…nervig
…der (Möchtegern) King
…(angeblich) im Vorrecht
…mittendrin statt nur dabei.
Was waren wir erleichtert als es kühler, ruhiger und weniger staubig wurde. Wir näherten uns dem Hippie-Paradies Minca (auch Palomino ist wohl eins). Räucherstäbchen, Yoga- und Meditationskurse, alles was das Herz begehrte. Süße kleine Cafés - vegan & glutenfrei natürlich, bunt und locker ;) Doch wir wanden uns noch die kurvige Straße nach oben, denn wir hatten es aufgegeben zu sparen, das war sowieso vorbei und mal eine richtig geile Unterkunft gebucht. Schon so lange wollte ich mal in so einem Glamping-Iglu schlafen und hier hatte es ein 50% Last Minute Angebot gegeben. Also ab ging´s. Monika hatte damals in Jungle Joé´s Ecolodge in Minca geschlafen, das sah auch richtig gemütlich aus, war aber ausgebucht.
Die Straße war herrlich, Bambus und Dschungelfeeling so weit das Auge reichte, allerdings auch steil und die Serpentinen zogen sich doch ein ganzes Weilchen. Es war ausgemacht, dass uns der Besitzer am Beginn der Schotterstraße treffen würde und da kam er auch schon. Auch er hatte versichert, das würde schon klappen, aber als er unsere Playmobil-Bikes sah, dämmerte es uns: er war von größeren Maschinen ausgegangen. Wir wanden uns hinter seinem Crossbike die Huckelpiste hinauf, doch der Rucksack auf dem Rücken erschwerte die Sache noch. Ständig blieb die tief gelegene Karosserie hängen, es ruckelte und wir rutschten auf den Sitzen hin und her. Wir legten kaum Strecke zurück und ich war völlig verzweifelt. Wollten uns eigentlich alle in den Arm nehmen?
Der Besitzer des Glampings schlug vor, dass sein Gast/ Kumpel/ wer auch immer, der hinten bei ihm drauf saß mit mir tausche, der nahm sogar meinen Rucksack. Er war erstmal mit der Automatik verwirrt, ich erleichtert, wir fuhren los und zack legte es ihn hin, denn ab hier ging die Huckelpiste plötzlich nach unten und er rutschte weg. Hauptsache sagen ich als Frau könne das nicht so gut. Eric kämpfte sich locker weiter, ich schaute immer in die Seitenspiegel ob er noch da war. Er schaffte die drei abenteuerlichen Kilometer ohne Sturz, mich schüttelte es immer mal auf dem Rücksitz durch, dann hatten wir es geschafft. Wir waren - mal wieder - völlig fertig und ich schüttelte resigniert den Kopf. Wir wollten Tagesausflüge machen. Wie sollen wir denn überhaupt hier wieder wegkommen?! Wir fragten ob wir eine von den zwei Nächten stornieren können (durften wir) und bedauerten das sehr. Die Aussicht war der Hammer! Wir legten erstmal alles ab und bekamen Massagen empfohlen. Dann zeigte er uns wo das Restaurant sei und wir liefen die Treppe hinunter zu unserem Iglu.
Oh mein Gott! Diese Aussicht! Wir blickten auf dichten Dschungelwald und die Hügellandschaft rum um die Ciudad Perdida, die euch Monika wärmstens empfehlen kann. Ihr hatte es sehr gut gefallen :)
Wir hörten eine Familie Brüllaffen, es schallte durchs Tal und unser Puls ging runter. Wir hatten so ein Liegenetz mit Blick in die Natur, einen kleinen Jaccuzzi und das bequemste Bett unserer Reise. Nach Wochen mit kalten Duschen auf Providencia, in San Andrés, am Pazifik und am Amazonas hatten wir heute mal eine heiße Regendusche. Hach, herrlich. Da wir nun die eine Nacht storniert hatten, die trotzdem das doppelte unseres selbst auferlegten Maximalbudgets kostete und 3x so viel wie manch andere Nacht, entschied ich: die Massagen gönnen wir uns jetzt zum baldigen Abschied. Denn eins stand fest: wir würden den Rest des Tages einfach hier verbringen. Unsere Pläne gerieten hier in Kolumbien ja sowieso gern mal durcheinander, warum dann nicht einfach mal die Seele baumeln lassen - überm Dschungel. Wir genossen die Aussicht, das Vogelzwitschern um uns herum und die kühle frische Bergluft. Ich buchte für abends eine 30min Rückenmassage für Eric, den ich erst zu seinem Glück überreden durfte und für mich die 60min Schokoladen-Massage. Das klang zu verlockend.
Während wir da so chillten und genossen, sahen wir eine Regenfront immer näher und näher kommen. Immer mehr blieb unserem Blick verborgen und versank in den Regenwolken. Als die ersten Tropfen fielen, schlüpften wir hinein und hörten das Platschen auf dem Dach. Die Massage wurde nach hinten verschoben. Wir dachten schon sie findet nicht statt. Blöderweise hatten wir gesagt, dass wir erst danach essen und es zog sich immer weiter nach hinten. Wir knabberten trocken unsere letzten zwei asiatischen Nudelsuppen. Irgendwann wurde die Massageliege auf unsere Terrasse gestellt - ach. Die fand hier statt! Eric wurde gebeten zu beginnen und ich ging derweil auf der anderen Seite Sonnenuntergang anschauen. Als ich zurückkam, sah es total entspannt aus, wie Eric da so vorm Dschungel lag. Doch nach 45min wurde die Liege reingetragen, da die Mücken gekommen waren. Der Arme. Nach kurzer Zeit war ich dran, nun kam die Tochter und ich wurde auch länger als 60min massiert. Was es Eric zu doll war, war es mir zu sanft. Aber es war wirklich angenehm mit dem flüssigem Kakao eingeölt zu werden. Durch das Kakaofett wurde meine Haut butterweich und mi Feuchtigkeit versorgt. Unser Iglu (und auch ich selbst) roch intensiv nach Zartbitter-Schokolade und die musste ja dann erstmal abgeduscht werden.
Eric ging schonmal hoch damit sie mit dem Essen begannen, wir hatten schon vorab geschrieben welche Wahl wir getroffen hatten: zarte Rinderlende mit Physalis-Sauce und Hähnchenbrust mit Maracuja. Dazu gab es ungewöhnlicherweise Kartoffelpüree und richtig leckeres Mischgemüse als eine Art Ratatouille. Oh mein Gott, was das gut, wir machten exakt halbe halbe, dazu gab es einen frischen Lulo-Saft.
Nach der Schlemmerei wollten wir in den Jaccuzzi, aber der war leider noch nicht richtig warm. Eric saß mal kurz drin, dann blickten wir vom Bett aus in den Sternenhimmel. Ein wahres Himmelreich hier oben auf gut 1.400m (Minca liegt auf ~600m, glauben wir zumindest).
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