In der Nacht sind ein paar Katzen auf unserem Autodach rumgetrampelt, da erschrickt man schonmal :D
Wir aßen ein schnelles Müsli und gingen dann den Pfad zum Strand. Ein Pinguin hatte sich von der Insel leider nicht hierher verwirrt, aber wir sahen sie in der Ferne herumwatscheln und eigentlich ist es ja auch besser, wenn sie dort ihre Ruhe haben. Der Strand war voller Möwen, Schneckenhäusern und Müll (den nahmen wir mit nach oben).
Pünktlich um zehn waren wir den kleinen Pfad wieder oben angekommen und der nette Besitzer hatte schon das Tor aufgeschlossen. Er wollte gern noch ein Foto von uns machen für seinen Instagram-Account (ja, sorry, unserer ist immer noch leer, aber spätestens über Weihnachten haben wir ganz viel Zeit um aufzuholen) und Eric fragte nach einem Brett für seinen Campingkocher. Zack, da stiefelte der Mann los, kramte in einer Ecke rum und hatte ein perfekt quadratisches stabiles Brett, was er uns schenkte. So ein herzlicher Mann. Der kleine Platz mit der herrlichen Aussicht auf der Halbinsel war übrigens in Maiquillahue.
Schrotti schaffte es ohne zu schlittern den Schotterhügel wieder hinunter und wieder mussten wir streunenden Hunden ausweichen, die teilweise den Autos hinterherrennen! Dieses Auto zeigt keine Kilometerreichweite an und plötzlich blinkte der letzte Tankstrich. Vorsichtig fuhren wir bis zur 20km entfernten Copec Tankstelle, wo zum Montagmorgen starker Betrieb herrschte; auch hier darf man nicht selbst tanken. Die Preise liegen bei ca. 1.45€/l. Nicht gerade ein Schnäppchen.
Kleine Landeskunde: an den Straßenrändern beobachten wir seit Beginn unserer Fahrt kleine Häuschen, die auf den ersten Blick wie Hundehütten aussehen, es handelt sich dabei aber um Gedenkstätten. Wir vermuten auf Grund der Lage, dass es sich dabei um Verunfallte handelt und dass die Familien ihnen so die letzte Ehre erweisen. An sich ist es wirklich rührend die Mühe zu sehen und um die Bedeutung der Mahnmale zu wissen, die doch schöner sind als unsere Kreuze an den Straßen, aber es ist auch erschreckend zu sehen, wie viele hier stehen!
Bisher habe ich noch keine fotografiert, weil es sich a) schwer beim Fahren macht und b) fast immer große Fotos der Verstorbenen dabei sind und es mir irgendwie bizarr erscheint unbekannte Tote zu fotografieren. Aber scheinbar richten sie sich ganz nach den Vorlieben der Verstorbenen. So sahen wir ein kleines hellblau gelb gestreiftes Zirkuszelt, einen winzigen LKW, ein hellblaues Häuschen mit Sonnenblumen drum herum, ein ganz buntes mit Windmühlen, eins mit zwei Motorradhelmen auf dem Dach und es gibt sie von klein bis größer, mit oder ohne Kreuz, aber alle sind sie fröhlich bunt. Auch ein Friedhof, an dem wir vorbeisausten, war in allen schillernden Farben über und über mit Windmühlen und künstlichen Blumen übersäht. Das sah richtig fröhlich aus.
Hier mal die Google Maps Route bis heute:
Heute mussten wir ständig 3€ Maut bezahlen und kauften gleich dahinter einen fetten Beutel mit frischen Erdbeeren. Hier beginnt ja bald richtig der Sommer, da wir auf der Südhalbkugel sind und so schmeckt das Müsli viel leckerer. Wir fuhren und fuhren, aßen unterwegs in der Sonne ein kleines Eis, bis wir nach Puerto Montt kamen. Dort fiel uns ein, dass wir neues Bargeld bräuchten. Wir fanden zwar keine Bank, die unsere letzten Euros umtauscht, aber konnten welches abheben und dann waren wir froh die große, verkehrsreiche Hafenstadt zu verlassen und fuhren weiter nach Süden bis nach La Arenal. Wir sind einfach mal drauf losgefahren und hatten Glück. Wir mussten uns einfach nur in die Reihe stellen, dann wurden knapp 15€ kassiert und nach wenigen Minuten kam schon die Fähre, die uns so ~25min übers Wasser schipperte.
Tipp: Hauptsaison ist hier im Januar/ Februar, da muss man dann die Fähren vorab buchen!
Denn die Straße endet in La Arenal bzw. führt ca.2h hinter den Hügeln eine andere entlang. Da wir aber nun in den Fjorden Chiles sind, nehmen wir nun ein paar Mal die Fähren. Wir konnten schneebedeckte Gipfel von Bergen und Vulkanen sehen und einige davon liegen schon hinter der Grenze in Argentinien. Leider wurde uns aber ein Strich durch die Rechnung gemacht. Ich glaube ich erwähnte es bereits. Wir hatten keine amtliche Beglaubigung seitens der Mietwagen-Firma bekommen und durften nicht mit dem Auto nach Argentinien einreisen. Ob nun Corona, Versicherungen oder sonst was die Gründe sind, wissen wir nicht so genau. Das ist schade und sprengt Erics übliche Pläne, aber wir machen uns die Zeit hier im Süden trotzdem schön und haben schon eine Alternative ausgetüftelt. Wie war das? Alles geht sowieso nicht.
Wir fuhren nur wenige Minuten und bogen dann zu einem Steinstrand ab. Erst wurden wir von den Dorfhunden verfolgt und angebellt, doch dann kamen sie alle vorsichtig näher und ließen sich kraulen. Viele zuckten zurück und wir befürchten, dass sie nicht das schönste Hundeleben haben, auch wenn sie wohlgenährt und gepflegt aussehen. Eric stellte eine Schüssel Wasser hin und war, während er unsere Reste aufwärmte, umzingelt von den Fellnasen.
Ich sammelte derweil Müll am Strand und schämte mich für die ignorante Menschheit. Chile macht eigentlich einen zivilisierten Eindruck, aber hier kamen wir ins Zweifeln.
Ich füllte drei Säcke mit Flaschen, Plastikstücken, Fischerei-Seilen und bis auf ein winziges Stück sah man überhaupt nicht, dass ich am Strand Müll gesammelt hatte. Das ist so frustrierend und ich schrieb der hiesigen Fischerei, dass es toll wäre, sie würden mein Werk beenden und auch die kaputte Boje entsorgen. Das kriegen wir ja alles gar nicht ins Auto!
Eric machte unseren Betthimmel nochmal neu und stabiler, dann kühlte er eins unserer teuren Viejo Lobo Biere im Meer. Er winkte mir zu, aber ich sah ihn nicht und er erzählte mir, dass Delfine am Ufer vorbeigeschoben sind. Na jetzt war ich enttäuscht. Aber Geduld zahlt sich aus und sie kamen in einem Affenzahn zu dritt zurück. Das war ein herrlicher Anblick vor der untergehenden Sonne und wir vermuten, dass sie grad am Fische jagen waren. Ein paar Robbenköpfe tauchten auch auf. Jetzt war ich noch trauriger, dass hier so viel Müll herumlag, wo es hier doch offensichtlich so eine tolle Tierwelt gab!
Das Bier konnten wir vor der einbrechenden Flut noch retten, aber es war schon zu spät und wir packten es wieder in den Karton zurück :D Die Hunde hielten Stellung, als wir ins Autobett krabbelten. Leider war ich nicht in der besten Verfassung und Dr. Google bestätigte meine Befürchtung: ich hatte zum ersten Mal in meinem fröhlichen Leben eine leichte Blasenentzündung. Irgendwas ist immer.
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