Früh hatten wir einen Wecker gestellt, aber da die Sonne noch nicht rumgekommen war, fröstelten wir und blieben ein bisschen länger eingekuschelt. Dann aßen wir unser letztes Frühstück auf dem Stein neben unserem Auto und staunten nicht schlecht als zwei (wilde?) Pferde vor uns grasten und genauso schnell wieder abtrabten, wie sie gekommen waren. Und dann begann der spannende Teil: unser einmonatiges Autoleben musste abgebaut und verpackt werden. D.h. alle Pappen und Müll zusammenstapeln, das Tuch von den zig Sicherheitsnadeln befreien, Haken & Regal von Schrotti abmachen, Lichterkette einrollen, Luft aus den Matten raus, Decken rollen und alles stopfen, stopfen, stopfen. Nach drei Stunden waren wir komplett fertig mit Frühstück und einpacken. Wir wissen selber nicht wie, aber wir haben tatsächlich ALLES einpacken können. Wir wollten diesmal nicht wieder alles spenden, sondern so viel mitnehmen wie möglich (Topf, Schneidebrett, Holzlöffel, Tassen, Fit, Decken, Kissen, selbst das Regal…), aber es ging! Dann stellten wir den Müll neben anderen an eine Mülltonne. Blieb „nur noch“ das Brett-Bett und eine „zu verschenken“-Kiste mit Döschen, Avocado, Knobi, Zwiebel, Salz, Mückenspray und leider auch dem teuren Propangas, da das im Flugzeug streng verboten ist. Aber gut…so ist das eben.
Wir starteten erstmal Richtung Santiago. Heute würden wir eine Menge Maut bezahlen. Da wir gut durchkamen, fuhren wir noch eine Stunde zusätzlich weiter - nochmal nach Valparaíso. Dort waren wir, falls ihr euch erinnert, am ersten Abend, sind aber so spät angekommen, dass ich nur auf der Durchfahrt Graffitis genießen konnte. Und ich liebe Street Art, in Paris oder Lissabon kommt man z.B. auch super in den Genuss. Aber diese bunte Stadt mit ihren 40 Hügeln, die ins Unesco-Welterbe aufgenommen werden soll, ließ mir die ganze Zeit keine Ruhe. Deshalb war ich froh, dass wir noch ein bisschen Zeit in der Stadt genießen konnten. Erstmal stand natürlich Parkplatzsuchen an.
Aus Sicherheitsgründen (um nicht am letzten Tag beklaut zu werden) zahlten wir 4€ fürs Parkhaus und dann tauchten wir ein in die bunte diverse Graffiti-Welt und wir waren beide begeistert! Wir sahen ja in der knappen Zeit - wir liefen wohl so zwei Stunden die Straßen auf und ab - nur einen Bruchteil dieser farbenfrohen Stadt, aber das reichte schon um sich in die Wände und Treppen zu verlieben. Seht und staunt selbst, die Kameras haben wirklich nie still gestanden :D
Die Restaurants, die wir auf einem Blog gefunden hatten, waren alle drei geschlossen. Auf einem anderen hatten wir von zehn Gerichten gelesen, die man angeblich nur in Chile essen kann und auf mit Parmesan überbackene Muscheln war ich besonders scharf. Aber so kamen wir nun gar nicht in den Genuss eines Essens. Weder eines Chilenischen noch eines anderen, weil die Zeit knapp wurde. Wir mussten schließlich einen Flug erwischen. Allerdings hatten wir immer noch das Brett und ein paar Kleinigkeiten da. Wir hatten diesmal versucht es über Facebook Marketplace zu verkaufen, aber es hatte sich leider niemand gemeldet. An einem kleinen Rastplatz waren ein Food-Truck und wir waren nur noch 30min vom Flughafen entfernt. Deshalb ging Eric mit Übersetzungsapp zu den beiden Frauen und fragte ob sie die Sachen haben wollen - wir mussten sie unbedingt vor Abgabe des Mietautos loswerden. Sie kamen zum Auto und lachten; sie konnten kein Wort Englisch. Sie meinten sie könnten alles gut gebrauchen, v.a.die Getränkekisten und fragten skeptisch wie viel wir denn wollen. Noch während ich zu einer Antwort von 5-15€ ansetzen konnte, rief Eric schon, dass es alles kostenlos sei. Hach, das war nicht gut abgestimmt, aber gut. Nächstes Mal. Ich handelte für jeden noch eine Cola raus. Schließlich war der Pfand des Wasserkanisters schon 4€, dazu noch die teuren Gaskartuschen und und und. Aber gut, Fakt war: wir waren es los und haben wieder Karmapunkte gesammelt.
Die eine Frau filmte wie wir ihr das „Bett“ hinter ihren Wagen stellten und ließ vor Lachen ihren Karton fallen. Es war einfach super witzig und sie riefen und winkten uns dankend hinterher. So was haben sie noch nie erlebt. Wir auch nicht. Jetzt galt es nur noch eins zu erledigen. Ein mote con huesillo kaufen. Das ist ein hier typisches Getränk, was wir aber immer noch nicht probiert hatten. Am Ende führt uns das Navi zum Supermarkt der ersten Stunde. Hier waren wir vor vier Wochen schon, wie wir feststellten. Das süße Getränk gabs im Kühlregal. Es sind schrumpelige Pfirsiche und eine Art Weizen und wir fanden es zwar interessant und waren froh, es kurz vor der Angst noch kosten zu können, aber uns war es zu süß. Tja und dann ging es nur noch zum Flughafen. Unser Monat war rum und wir waren zugegeben echt traurig.
Bevor wir gestartet sind, hatten wir uns die Länder genannt, die wir unbedingt sehen wollen und da war in Südamerika v.a. meinerseits nicht so viel dabei, ich hatte es einfach nicht so auf dem Schirm bzw. fand ich andere Länder wie Kanada, Neuseeland und Vietnam wichtiger. Aber viele Chilenen waren so nett und wir waren so gut eingerichtet in unserem Schrotti, dass wir ein bisschen neidisch waren, auf diejenigen, die monatelang in Ruhe mit dem Camper durch Südamerika düsen. Aber eigentlich halten wir es da wie Edith Piaf, die schon besungen hat „Je ne regnette rien“, ich bereue nichts. Chile hatte es uns auch nicht einfach gemacht:
wir haben das falsche (Schrott) Auto bekommen
aber dafür nicht die Erlaubnis nach Argentinien zu fahren
die Straßen kosteten (in Schrotti) mehr Zeit als gedacht
Erics ausgekugelte Schulter war ein Hindernis
meine Blasenentzündung zwang uns zu Ruhepausen
verschiedene Streiks + Regen brachten sinnlose Warterei mit sich
Nun müssen wir nochmal wiederkommen um den Süden von Argentinien aus zu bereisen und haben noch einige Länder auf die Wunschliste gesetzt. Wir schauen mal, was sich da zukünftig arrangieren lässt. Peru und Kolumbien und unseretwegen auch noch zentralamerikanische Länder wollen nun auch noch erkundet werden ;)
An der Mietwagenstation angekommen, wir gaben extra am Flughafen zurück, muss der Mitarbeiter beim Aussteigen meine Tür knarzen gehört haben. Denn er checkte routinemäßig das Auto, aber dann überraschenderweise auch die Tür und fragte sofort, was da passiert sei. Ich tat unschuldig und übersetzte, dass es nach mehrmaligen Nutzen aufgetreten sei (fleißige Leser:innen wissen aber, dass es der südliche Wind gewesen war) und wir nicht wussten, was da zu tun sei. Er rieb sich fragend das Kinn und hängte sich dann mit seinen fettummantelten Muskeln in die Tür, rüttelte und schüttelte, öffnete, schloss und grinste irgendwann: es sei behoben. Na bitte, das war doch fein. Dann brachte uns ein Shuttle zum Terminal. Das Einchecken dauerte ewig, wir hatten schon echt Angst, dass bei der Flugbuchung etwas schief gelaufen war. Die Lady hat nicht mal verstanden, dass das ein deutscher Reisepass ist. Oh man. Aber dann klappte doch alles und der Flughafen in Santiago ist so riesig und die ganzen Checks dauerten so lange, dass wir plötzlich nicht mal Zeit hatten um mit Monica, die nur eine Stunde nach uns abflog, zu Abend zu essen. Wir hatten auf einmal, nach ewigem Anstehen und Warten nur noch Zeit für einen Lachs-Bagel. Das schöne war, dass uns diesmal die horrenden Flughafenpreise am Popsi vorbeigingen, denn wir mussten eh unsere letzten chilenischen Pesos loswerden. Wir kauften sogar noch zwei Schoko-Schweinsöhrlis.
Ich hatte Monica gefragt, ob sie wie Felix & Christian, ein kleines Souvenirtütchen mitnehmen und meinen Ellis schicken würde. Sie meinte na klar, was mich mega freute. Aber es wurde eine knappe Kiste. Sie durfte erst eine Stunde später einchecken und am Ende kam sie zu unserem Gate gerannt. Wir waren die letzten beim Boarding, aber so konnten wir doch noch schnell das Tütchen und unser letztes Kleingeld übergeben, uns fix umarmen und eine Einladung in die Schweiz annehmen - das gemeinsame Essen war ja nun leider ausgefallen. Deshalb liebe Monica: nochmal vielen lieben Dank für deinen Einsatz!
Tja und dann ging’s mit Aero Mexico auch schon los. Ein knapp 7,5 ständiger Flug, der erste von vier, stand uns bevor. Doch es war toll. Uns erwarteten eine Decke, Kissen, Ohropax, Schlafmaske, Abendessen und Frühstück sowie ein tolles Entertainment Programm an Board und es war sowieso Schlafenszeit.
Die Graffitis sind wirklich klasse und bereichern eure Fotosammlung um erstaunliche Bilder. Eric auf den Klaviertasten- herrlich!
Nun wünschen wir euch auf dem neuen Kontinent genauso tolle Erfahrungen, Eindrücke und liebe Menschen. Fühlt euch gedrückt und umärmelt. 🤗😘