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einjahrblau

Tag 101: Ende des Abenteuers im Süden?

Aktualisiert: 25. Nov. 2022

Am Morgen staunten wir nicht schlecht. Die örtlichen Vollidioten sind mit Absicht über unsere Dose gefahren, die wir den Hunden mit Wasser gefüllt hatten. Das sahen wir an den Reifenspuren. Herr, lass Hirn vom Himmel regnen! Oder schick einfach gleich eine Flutwelle...


Wir fuhren weiter bis zur nächsten Fähre. Das war dann so:

Wir sammelten auf jeden Fall noch weitere Karma-Punkte (man muss ja das Konto bei plus minus null halten ;)), weil v.a. Eric tat es immer Leid, wenn wir an trampenden Reisenden vorbeifuhren. Und als wir einen Mann hoffnungsvoll den Daumen rausstrecken sahen, rief ich Stopp. Trampende mitzunehmen ist hier Nähe Patagonien auch sehr üblich.

Wir haben ja hinten keine Sitze, aber ich erklärte schnell, dass ich mich hinten reinlegen würde und der Mann konnte auf dem Vordersitz Platz nehmen. Ich schaute durch den Mittelteil nach vorn und hielt mich an den Stangen fest. Das war irgendwie lustig, außer, dass ich voll auf meiner Blase lag.

Unser Mitreisender für die nächsten 20km hieß Marcello und konnte - natürlich - nur Spanisch. Aber wir verstanden, dass sein ihm unbekannter Vater ein französischer Tourist war und seine Mutter zu einem chilenischen Indianervolk gehörte. Spannend ^^

Er brachte uns den Ausruf „Mari-Mari“ bei und wir glauben verstanden zu haben, dass das so etwas wie eine Begrüßung für guten Tag bedeutet. Die Unterhaltung war nicht ganz so einfach, aber als wir ihn an seinem nächsten Wohn- und Arbeitsort rausliessen, bedankte er sich herzlich per Handschlag und ich kletterte die letzten Meter wieder vor. Denn um die Ecke rum stand schon die große Fähre, die ab Hornopirén ablegen würde. So weit so gut.


Wir stellten uns noch nicht in die Schlange, da wir erst die Toiletten und die Duschen nutzen wollten, wir zahlten umgerechnet ca.4,50€ gesamt und waren begeistert von der Wärme und Sauberkeit. Das tat so gut! Wir lernten auch eine Kolumbianerin kennen, die seit 16 Jahren in Heidelberg lebt. Sie trampte gerade mit älteren Chilenen und diese erklärten uns in einem Mix aus Englisch, Französisch und Spanisch, das pensionierte Lehrer streiken und die Straße blockieren würden. Und irgendwie lag darin der Grund warum hier an der großen Fähre nichts vorwärts ging. Aha. Willkommen in Chile, hieß es verzweifelt seitens der Gruppe.


Irgendwann setzte sich dann aber die Autoschlange in Bewegung, aber als der Mann nach den Tickets fragte, mussten wir zugeben, dass wir noch keine hatten und er wies uns an, zusammen mit anderen ticketlosen Reisenden, zu warten. An der ersten kleinen Fähre war das einfacher gewesen.

Hinter uns stand ein Franzose, Marc aus der Normandie, der uns entmutigte. Er versuche schon seit einer Woche online und seit zwei Tagen vor Ort eine Passage auf der Fähre zu bekommen, aber erhielte von jedem Mitarbeiter andere Auskünfte. Und online sei bis 5.Dezember alles ausverkauft. Oh Gott. Sollte hier unser Abenteuer auf Grund unserer naiven Spontanität schon enden?! Es ist doch Nebensaison! Denn eine Straße gab es nicht. Es war ja schon traurig genug, dass die Fähre, welche durch die schönen Fjorde fährt, zur Zeit nicht fuhr, sondern nur die darum herum.


Wir übten uns in Geduld, kauften Knabberzeug und unterhielten uns mit dem Franzosen. Die Fähre war noch da. Unser Auto stand bereit. Marc hatte gehört, dass die Mannschaft fehle, ob das am Streik lag, wusste keiner. Nach vielleicht zwei Stunden setzte sich dann unsere kurze Schlange in Bewegung. Aber eigentlich dürfen wohl je nur drei Autos ohne Ticket mit und wir waren Nr.7, aber alle durften weiter rollen. Doch Marcs Kumpel war noch wandern und dann musste er seinen Platz in der Schlange aufgeben. Wir hatten noch versucht seinen Kumpel anzurufen, aber es konnte ja echt keiner ahnen, wann es hier vorwärts geht. Damit er nicht mit ansehen musste, wie seine Chance nun ablegte, fuhr Marc auch los um sich Wasserfälle anzuschauen und wir winkten ihm hinterher. Hätten wir auch keinen Platz bekommen, hätten wir gemeinsam zu Abend gegessen. Aber so hatten wir ihm ein paar Erdbeeren als Nervennahrung gereicht.

Wir drücken ihm und seinem Freund die Daumen, dass sie es morgen schaffen, nur hatte die Fähre nun generell viel Verspätung, was wiederum Verspätungen am nächsten Tag mit sich zog, denn sie fuhr je Strecke nur einmal am Tag.


Wir waren heilfroh als wir für umgerechnet ca. 43€ mitfahren durften und staunten, wie viel noch frei war. Vielleicht steckten die alle im Streik fest?

Auf der Fähre wurde es noch interessanter. Ich sprach ein Paar im Alter unserer Eltern an, weil sie das selbe Automodell fuhren und erfuhr: sie kamen aus Neuseeland. Ich kann es ja schon verraten: das ist unser nächstes Ziel ;)

Sie wiederum hatten gehört dem Kapitän fehlen die richtigen Papiere um die Fahrt anzutreten. Es wurde immer bizarrer, aber irgendwann legten wir tatsächlich ab und die fünfstündige Fahrt verging recht schnell, weil ich mit den Neuseeländern und Eric mit der Kolumbianerin Erlebnisse und Erfahrungen austauschte. Adriana bestätigte, dass die Chilenen unglaublich schnell und in ihrem ganz eigenen Dialekt Spanisch sprechen und es selbst für sie manchmal schwer zu verstehen war. Dafür schlagen wir uns ja recht wacker.

Die Neuseeländer hatten hier ihr Auto ebenfalls bei Chilean Rent a car gemietet und auch keinen Stempel bekommen, d.h. sie dürfen ebenfalls nicht die Grenze zu Argentinien passieren. Der Franzose hatte aber eine solche Erlaubnis (andere Mietwagengesellschaft) und so schrieb ich nochmal eine Mail, dass es unfassbar sei mit der Pandemie abgespeist zu werden, da es ja offensichtlich im Bereich des möglichen lag. Richtig schade! Ich denke die haben eher Angst, dass man hinter der Grenze mit dem Auto abhaut…egal, wir machen - wie immer - das Beste draus. Nun ist es eh zu spät.

Und wir wissen nun ganz sicher: wir werden in ein paar Jahren nochmal nach Argentinien fliegen und von dort aus die mehrtägigen Wandertouren starten. Von dort würden wir dann die Highlights, die wir nun gezwungenermaßen verpassen, erreichen können: Torres del Paine, Punta Arenas, Puerto Natale, die Kaiserpinguine…es nützt ja nichts. Wir haben gesagt, wir nehmen alles wie es kommt und genießen was wir haben. Und so haben wir gleich einen neuen Traum!


Und so genoss ich es während der Fahrt einen nach Fischen tauchenden Pinguin zu beobachten und gemeinsam sahen wir einer Robbenfamilie zu, deren Köpfe neben unserer Fähre auf dem Wasser schaukelten. Leider zog sich das Wetter immer mehr zu, Wolken bedeckten die Bergspitzen in der Ferne und im Regen legten wir an in Caleta Gonzalo.

Wir verabschiedeten uns von den neuen Bekannten und wie immer hatten wir Kontaktdaten ausgetauscht. Es sind mittlerweile so viele, dass Eric sich kleine Notizen zu Nummer und Namen mit einspeichert.

Im Regen ging es Schotterstraßen entlang. Hier sind überall Straßenbauarbeiten, nichts ist fertig und wir wurden schön durchgerüttelt wie in einem Cocktailshaker. Dann will ich aber die Kirsche obendrauf sein :D

Wir fuhren und fuhren und fuhren, mittlerweile haben wir ja gelernt jede Tankstelle mitzunehmen und bereiteten dann auf einem Platz Nähe Chaitén eine 5-Minuten-Terrine zu, eine schöne warme Nudelsuppe.

Neben uns stand schon ein Camper, das fühlt sich nie verkehrt an :) Für uns beide gab es noch eine Ibu als Nachtisch; ich musste meiner Blasenentzündung helfen und Eric unterstützte seine Schulter beim Heilungsprozess. Willkommen im Ü-30er Club (auch wenn’s uns hier wieder keiner glauben will…)


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