Am nächsten Morgen umringte ein bellender Hund unser Auto, von dem hatten wir schon bei I Overlander gelesen. Eric musste erstmal die Lage checken und kraulte seine Ohren, damit ich Pipi gehen konnte :D
Auf Grund des Windes kochten wir kein Wasser fürs Müsli sondern fuhren direkt weiter in den größeren Ort Coyhaique.
Auch hier wieder daran denken, dass (große) Orte rar sind:
jede Tankstelle mitnehmen
letzten großen Supermarkt Unimac aufsuchen
von der Zivilisation profitieren
Wir durften bei Copec (Tankstelle) auch unsere Wasserkanister kostenlos (!) auffüllen und er zeigte uns, wo wir endlich eine große Mülltonne für unseren Riesensack fanden, sodass der nicht mehr im Auto rumschuckelt. Im Supermarkt füllten wir unsere Gemüse und Müsli Vorräte auf und im Café de Mayo verweilten wir auf Grund des leckeren Frühstücks und des Highspeed 5G Wifi fast zwei Stunden. Eric hatte es bei Google Maps - getrieben von seinem immer währenden Hunger - entdeckt und es war wirklich urgemütlich. Gegenüber gab es für 2.50€/2h einen bewachten Parkplatz. Tippi toppi.
Und dann ging es weiter durch diese atemberaubend schöne Landschaft, dem Österreich 2.0, die wir heute im puren Sonnenschein auch so richtig genießen konnten. Wir sahen auch wieder so eine blaue Linie im Gestein wie im Yellowstone und fragten uns, ob sie ebenfalls ein Zeitzeuge an die Eiszeit war. Doch selbst der schönste Sonnenschein half nicht über die Strassenbedingungen hinweg. Wir fuhren wieder den ganzen Tag, man kam kaum voran. Über drei Stunden fuhren wir davon über steinige Schotterstraßen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 40km/h. Die „Straße“ war übersät mit Schlaglöchern und wir sorgten uns um Schrotti, der ja nur gemietet war. Na gut, das eigene Auto will ich hier aber auch nicht durchjagen…wir mussten genug Abstand zu anderen halten, damit das Auto und v.a. die Windschutzscheibe nicht durch Steinschläge verletzt werden und der fehlende Unterbodenschutz ließ die Steine gehörig laut gegen die Karosserie knallen. Das Radio war sowieso nutzlos. Das ganze Gerüttel machte allerdings gar keine Lust mehr auf Cocktails, denn meine Blase wurde stark in Mitleidenschaft gezogen und statt der Kirsche obendrauf wäre ich lieber ein Vögelchen gewesen, welches einfach über dieses schottrige Elend hätte drüber hinweg fliegen können. Die Aussichten sind zweifelsohne einmalig, aber einfach verdient sind sie nicht. Auch Erics Schulter wurde kräftig gerüttelt und geschüttelt, sodass auch ich heute ein großes Stück Fahrt übernahm - im Schweiße meines Angesichts. Heute, meine Lieben, gibt es keinen Grund auf Eifersucht.
Wir kamen fix und fertig in Puerto Río Tranquilo an und versuchten erst gar nicht im Wind zu kochen, sondern gingen gegenüber in ein einladend aussehendes, sehr gut besuchtes kleines Restaurant Arisco mit eigener Mini Bierbrauerei. Das hatten wir uns nach dem Abenteuer verdient. Einer der Kellner war aus Würzburg, lebte aber nun schon seit 5 Jahren hier, seit er als Backpacker hier hängen geblieben ist. Keine Sorge, mir ist es hier auf Dauer zu windig ;) Er empfahl uns die regionale Spezialität und so teilten wir uns den Teller für zwei mit über dem Feuer gebratenen Lamm, Kartoffelecken und Salat. Und Eric befand das hier gebraute Bier als sehr lecker.
Er erzählte uns auch, dass die Straße seit nun über 10 Jahren versucht wird auszubauen, aber die Firmen ständig bankrott gingen. Die Bewohner hier wollen auch gar keine geteerte, gut ausgebaute Straße, denn das würde wohl die Minenbetreiber anlocken, die hier Chiles Kohlevorräte abbauen wollen und die Landschaft zerstören würden. Hinter der Grenze, so ergänzte er, hätte Argentinien in jedem Ort eine Mine. Und Chile hatte im Norden so einige Kupferminen. Wir hatten auch kaum arbeitende Menschen gesehen und die wenigen hatten eigentlich nur rumgesessen. Das erklärte sich nun. Wind, Wetter, v.a. Regen beanspruchen die Straße außerdem regelmäßig , aber unvorhergesehen sehr stark. Das Wetter ist hier unberechenbar. Also solltet ihr erst in einigen Jahren hier lang fahren, wird sich wohl nicht viel verändert haben.
Leider tat mir heute alles weh und so trieben wir es nicht auf die Spitze, sondern zogen uns ca. gegen neun ins kuschelige Autobett zurück. Ich brauchte eine wärmende Kuscheleinheit, da ich körperlich und mental zugegeben ein bisschen angeschlagen war. Wir parkten mit anderen Campern direkt am See, dem Lago General Carrera, dem größten Chiles mit Blick auf die Berge gegenüber. Im See selbst verlief weiter östlich die Grenze zu Argentinien; dort hieß er Buenos Aires.
Zu unserem Glück war ein herrlicher Platz unter zwei Weiden links und rechts frei :) Einmalig! Oder vielleicht auch nicht, denn wir überlegen noch ein, zwei Nächte länger zu verweilen ;)
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