Wir hatten geschlafen wie Babys und heute kochte ausnahmsweise mal ich das Müsli & Tee, schnitt Äpfelchen und mischte es mit Corneflakes und Eric kuschelte sich noch in die Decke.
Wir schlenderten danach kurz vor 9 Uhr zu den Hütten, denn wir wollten heute bei dem windstillen, sonnigen Wetter eine Bootstour zu den bekannten Marmorhöhlen machen. Wir entschieden uns für den Anbieter, der noch bis Ende des Monats ein Angebot hatte und sparten so rund 10€. Kurz vor elf würde es losgehen und es war sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch. Bis dahin konnten wir noch so einiges erledigen. Auf einem Campingplatz fragten wir nach ob wir die Duschen benutzen dürften und für knapp 3€/p.P. durften wir. Ich genoss die herrliche heiße Dusche, erfuhr aber hinterher, dass die von Eric eiskalt gewesen war. Oups :/
Wir schrieben Maca, Andrés Freundin. Sie wollte uns die gewaschenen Sachen bringen, aber wir meinten, wir können sie gern selbst abholen. Sie wohnten nur 1km außerhalb, hatten sich selbst ein kleines Häuschen gebaut und richtig niedlich: Ihre Hündin, die unserem Mono sehr ähnelte, hieß Mona! Unsere Wäsche war zusammengelegt in unserem Beutel und sie fragte ob es stimme, dass ein Paar aus einer grauen und einer schwarzen Socke bestünde. Wie aufmerksam! Sie dachte schon sie hätte zwei Socken verloren, aber das waren wir selbst gewesen. In den USA :D
Wir knuddelten Mona und lachten über all die Hühner und dann bekamen wir prompt noch eine Tüte mit frischen Eiern in die Hand gedrückt. So herzliche Menschen! Natürlich bezahlten wir für die Wäsche, auch wenn sie das nicht wollten. Sie bot uns an auf dem Rückweg nochmal welche abzuholen, sehr gern! Denn wir aßen zum Mittag Rührei und es schmeckte herrlich, was anderes blieb uns auch nicht übrig, da mir die Eier runtergefallen waren…
Dann mussten wir uns sputen, warm anziehen, Schwimmwesten abholen und zum Boot laufen. Das Wetter sei hier außerordentlich selten so windstill, eigentlich hatten die ersten Menschen hier in der Gegend den See „tosendes Wasser“ genannt. Glück für uns. Allerdings merkten wir schnell, dass „englischsprachige Tour“ etwas weit hergeholt war, denn es wurde nur mühsam Englisch gesprochen. Aber das machte nichts, denn wir genossen die Aussicht. Zwischendurch verstanden wir aber, dass wir auf verschiedene Formationen aufmerksam gemacht wurden, bei denen die Steine aussahen wie Robbe, Schildi, Hund oder Elefant (letzteren entdeckt ihr vielleicht mit dem Steinrüssel im Wasser). Die Marmorhöhlen waren natürlich beeindruckend. Aber noch mehr verzauberte mich das strahlende Türkis des Sees. Herrlich! Wir hatten uns für die volle Tour, d.h. zweieinhalb Stunden entschieden für rund 25€ p.P.; die halbe Tour dauert eine Stunde kürzer und kostet 10€ weniger.
Danach aßen wir und richteten das Auto etwas her und dann ging die holprige Fahrt weiter. Wobei man sagen muss, dass wir das schlimmste Stück erstmal hinter uns gelassen hatten. Uns boten sich herrliche Anblicke aufs heutige Kanada 2.0, auf den See, auf türkisfarbene Flüsse, auf die Berge und das Blumenmeer.
Und irgendwann, wir konnten es wie immer selbst kaum glauben, kamen wir heil am Eingang zum Nationalpark Westpatagonien an. Weiter südlich würden wir nicht mehr fahren. Aufwand-Nutzen stünden in keinem Verhältnis. Und auch wenn wir so nicht die gesamte Carretera Austral fuhr, bleibt es ja unsere ganz persönliche Reise, bei der wir eben nach Bedarf entscheiden :)
Eric wollte unbedingt Alpakas sehen und sobald wir in die Straße ostwärts einbogen, sahen wir erst einzelne, dann ganze Herden (auch wenn wir später erfuhren, dass es Cuanacas sind). Wir sahen auch Mütter mit ihren Kleinen und ich habe wieder ein Tier-Video für euch:
Wir bogen dann an einer neuen Hotel-Anlage ab, inkl.kleinem Shop, Restaurant, Cafeteria und Ausstellung und fragten dort (mit Hilfe der Übersetzungsapp) wie das mit der Registrierung und Schlafplätzen sei. Die junge Frau lächelte und meinte, heute ist schon Feierabend, wir können einfach auf den Las Westwind Campingplatz durchfahren. Angenehm ;) Sie wünschte uns Glück Pumas zu sehen. Äh…nun ja. Hier im weiträumigen Gebiet leben ca. 30 davon.
Wir parkten vor einer riesigen Wiese und kurz nach uns kam Brice an, ein quirliger Franzose aus Paris, der schon auf der Fähre mit uns war und er schwenkte fragend Cola und Rum in unsere Richtung. Wir aßen erstmal Pasta und ich verzichtete dann dankend auf Grund meiner Ibu, aber das Zusammensitzen war sehr nett und er wusste so einiges von der Gegend hier zu berichten. Die Gründer von Northface und Patagonia hatten dieses Gebiet gekauft (denn alles in Chile ist in private Hand verkauft) und in ihrem Erbe festgelegt, dass es ein Nationalpark werden soll. Er ist also noch recht jung, der Park im westlichen Patagonien. Die Gründung ist 7 Jahre her. Ich mag es wenn einflussreiche Leute ihr Geld für sinnvolle Projekte investieren. Also ihr könnt das gern nochmal im Internet durchlesen, das war die Kurzfassung :) Und danach wünschten wir uns eine gute Nacht.
So richtig war meine Blasenentzündung noch nicht vorbei und die Nacht war ein bisschen zermürbend. Da es hier einen 22km Wanderweg gab, den Lagunas Altas, schlug ich den beiden Männern am nächsten Morgen vor diese zusammen zu wandern und ich würde mich an diesem idyllischen Flecken Erde ausruhen. Gesagt getan, die beiden packten und ich hatte für einige Stunden den Platz mit der riesigen Wiese ganz für mich allein. Ich breitete die große Decke im Schatten aus und wanderte regelmäßig mit dem Schatten mit und beendete mein schönes Buch. Außerdem sortierte ich endlich mal wieder Fotos und relaxte. Nur der Wind störte ein wenig. Dann lernte ich Monika aus der Schweiz kennen im Alter unserer Eltern und wir plauderten und schwatzten, bis Heidi, aus den USA dazustiess und uns vom Wifi vorn im Office erzählte. Also fuhren wir beide mal vor um der jeweiligen Familie zu schreiben, dass es uns gut ginge und dann wieder zurück. An Monika schenkte ich den Roman weiter. Der Tag verging wie im Flug und ich kochte gerade einen elenden Kamillentee als Brice allein zurückkam. Was war da los? Doch ich wurde schnell beruhigt, Eric sei ein Stück länger und höher gegangen - natürlich war er das. Er hatte den Gipfel Cerro Tamanguito mitgenommen. Und sie hatten sich ein Stück getrennt. Eric hatte dann ein Päuschen am Bergsee eingelegt und weil Brice ihn nicht mehr wiedergetroffen hatte und es ihm (verständlicherweise) zu kalt beim Warten wurde, hatte er Eric kleine Wegmarkierungen hinterlassen. Eric kam dann auch kurz darauf.
Wir saßen mittlerweile noch mit zwei Italienern und zwei Chilenen zusammen, als Heidi dazustiess, waren es sechs Nationen und eigentlich alle bereiteten Nudeln in irgendeiner Form zu. Am Ende kam noch ein Reisender aus Lübeck und jeder erzählte und fragte, staunte und lachte. Brice verteilte seinen Rum, wir öffneten ein Viejo Lobo Bier als Kostprobe für alle.
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