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einjahrblau

Tag 110+111: zu Gast bei neuen Freunden

Entsprechend lange schlummerten wir nach dem gestrigen Tag voller Erlebnisse und gesammelter Karmapunkte. Der Wind pfiff laut ums Auto herum, doch wir hatten es nicht eilig. Wir hatten tatsächlich Andrés und Macarena geschrieben, ob wir auf dem Rückweg ein paar Eier holen könnten und sie hatten vorgeschlagen, dass wir zwischen 1 und 2 einfach zum gemeinsamen Mittag rumkommen könnten und das taten wir natürlich sehr gern.


Heute öffnet ihr alle euer erstes Adventstürchen und auch wenn ich mit tollen Fotos kontern kann, weiß doch die Mutti am allerbesten, wie sehr das kleine Loui-Herz zur Weihnachtszeit leidet und prompt ploppte das erste digitale Türchen im WhatsApp auf. Wenn ich es in meiner kindlichen Freude richtig deute, erwarten mich nun 24 heimische, weihnachtliche Fotos mit kleinen, selbst gedichteten Zeilen. Eine schöne Idee :)


Wir verbummelten ein wenig die Zeit, ich schrieb, ordnete Fotos (das sind ja immer allerhand), Eric übte spanische Vokabeln. Wir sahen, dass der Lübecker aus Westpatagonien ebenfalls am See campte. Dann gingen wir eine Kleinigkeit einkaufen, wir brauchten frisches Obst und meine Zahnbürste war auf mysteriöse Weise verschwunden.

Gegen halb zwei kamen wir dann bei unseren beiden Gastgebern an, doch sie waren nicht da. Nur Mona, ihr Hund, begrüßte uns freudig und wir dachten schon wir haben etwas falsch verstanden. Aber sie schrieben sie seien in wenigen Minuten da.

Wir wurden mit Küsschen begrüßt und dann wurde erstmal geschwatzt, bis die beiden fangfrischen Lachs mit Kartoffelbrei zubereiteten. Dazu gab es Tomaten und das ganze ergab eine einfache Form des hiesigen Gerichts „Ceviche“, was wir schon oft am Straßenrand gesehen hatte. Dazu wurde ein süßes Radler serviert und es schmeckte alles herrlich. Wir schwatzten und saßen in ihrem kleinen Holzhäuschen, im Ofen in der Ecke loderte ein wärmendes Feuer.


Irgendwann war es früher Abend. Wir hatten so viel gequatscht, dass die Zeit wie bei guten Freunden wie im Flug vergangen ist. Rotwein wurde geöffnet, Chips auf den Tisch gestellt. Maca verpasste ihr Basketballtraining, aber das war wohl nicht weiter schlimm. Als dann aber Andrés für eine gute Stunde loszog, fuhren auch wir nochmal fix ins Zentrum um Wein und Chips zu holen. Wir wollten wenigstens etwas beisteuern.

Der Nachbar kam, der zur Zeit in einem Zelt wohnt, weil er für die Saison noch kein Zimmer gefunden hatte und das drei Stunden gegarte Schwein, welches er schon eher gebracht hatte, wurde nun mit Salat und dem Rest Kartoffelbrei aufgetischt. Wir wurden hier richtig verwöhnt! Dazu gab es den Rotwein (ich trank ihn nur aus Höflichkeit, da ich weißen oder Rosé bevorzuge) und wir öffneten eins unserer Viejo Lobo Biere. Bei Chips und Wein saßen wir bis fast Mitternacht zusammen - man muss erwähnen, dass die beiden sehr gut Englisch sprechen ;) Und dann schlugen sie vor, dass wir über Nacht einfach vor ihrem Haus stehen bleiben und morgen früh duschen könnten.

Meine Blasenentzündung ist nämlich mit voller Wucht zurückgekehrt und sie hatten uns erklärt, wo wir morgen einen Arzt finden würden, da wir nun doch etwas besorgt um mich waren.

Die Nacht war mal angenehm windstill. Andrés war schon zu einer Gletschertour aufgebrochen, aber Macarena war da. Wir gingen fix duschen und fuhren dann ins Zentrum. Zugegeben war ich sehr aufgeregt, ich mag Arztbesuche so schon nicht, aber das ganze noch in einer anderen Sprache…also da kann ich mir schon schöneres vorstellen. Allerdings waren meine Befürchtungen unbegründet. Mit Hilfe der Übersetzungsapp klappte das ganz prima, der Test ging ganz schnell, den Arzt selbst bekam ich gar nicht zu Gesicht, weil er nicht anwesend war, aber er verordnete per Telefon das richtige Antibiotika, ich bekam die Medikamente in kleinen Tütchen und wisst ihr was? Das Ganze kostete mich nicht einen Cent. Ich konnte meine Auslandskrankenversicherung gar nicht nutzen, denn ich musste weder für die Sprechstunde noch für die Medikamente bezahlen. Wahnsinn. Und das ganze ging ohne Wartezeit in weniger als einer halben Stunde. Perfekt! Wir waren nun auch erleichtert und kauften zwei noch warme „Pan Amasado“, ähnlich Kaiserbrötchen.


Wir hatten mit Macarena ausgemacht, dass wir nochmal rumkommen und erzählen was rausgekommen ist - ich hatte einen leichten Infekt. Doch wir wurden wieder reingebeten, es wurde Tee gekocht. Irgendwann stellte sie auch leckeres, süßes Müsli und frisches Rührei auf den Tisch. Und das Highlight obendrauf? Mona, ihre Hündin, die nicht nur namentlich mit meinem Mono verwandt ist, sondern auch eine ähnliche Rasse ist. Auf manchen Bildern sieht sie aus wie mein eigenes Fellkind. Auch wenn Mona bei ihrem vorigen Besitzer ein nicht mal ansatzweise so fürstliches Hundeleben wie unser Mono hatte :( Die in der Landwirtschaft eingesetzten Tiere werden hier oft nicht als Haustier betrachtet, geschlagen und wenig gefüttert. Denn sie sind Arbeitstiere, die die Herden zusammentreiben sollen. Und so sahen wir auch einen der herumstreunenden Hunde, wie er beim Nachbarn gegenüber ein Huhn riss und davon tragen wollte. Er ließ es allerdings am Zaun liegen, weil es wohl nicht so richtig durchpasste. Oh weh.

Mona hatte einen Narren an uns gefressen und kuschelte erst ausgiebig mit Eric und ließ sich dann von mir in den Schlaf kraulen, sie süße Maus.

Wir probierten beide zum ersten Mal Mate und ich dachte ich muss brechen, doch Eric hielt tapfer mehrere Becher durch. Man reicht es hier nämlich weiter, der nächste trinkt, es wird neu aufgebrüht und immer so weiter, bis man dankend ablehnt. Und das ganze, so lernten wir, immer nur mit der rechten Hand.

Da wir gar keinen richtigen Plan für heute hatten, quatschten wir uns wieder fest, ich achtete darauf ausreichend zu trinken und irgendwann half Eric Maca im Garten. Macarena und Andrés bauten hier auf eigene Faust ihr kleines Refugium, samt eigenem Abwassersystem im Garten. Sie trugen erst Motoren der Boote aus dem Weg, dann stützte Eric einen umfallenden Baum mit einem fetten Ast und als die wärmende Sonne herauskam, bekam auch ich Gummistiefel und Handschuhe und Eric grub einen Kanal für ein Rohr aus und ich brachte Macarena die Erde. Ein herrlich normaler Tag im Haus & Garten von Freunden :) Um uns herum wuselten die Hühner mit ihren Küken und Mona natürlich. Wir aßen zwischendurch Bananen mit Joghurt und als Andrés abends nach Hause kam, staunte er nicht schlecht über uns drei Heinzelmännchen. Er bereitete zwei Pizzen zu, wir wärmten uns drin auf und waren nun schon zwei Tage hier. Irgendwann gegen halb acht wurde es aber Zeit fürs Abschiednehmen.

Wir wollten ein Stück weiterfahren, zurück Richtung der größeren Stadt Coyhaique und auch die beiden hatten die ca. vier Stunden entfernte Stadt für größere Einkäufe als Ziel. Ihre Verwandten wohnen da und vielleicht würden wir uns da sogar nochmal sehen, wenn nicht, sind wir herzlich eingeladen in ein paar Jahren gucken zu kommen, wie weit das Grundstück gereift ist :)

Wir fuhren bis kurz vor Villa Cerro Castillo. Es wurde in der Dunkelheit immer schwieriger die Schlaglöcher zu erkennen. Wir fanden ein Plätzchen zwischen Straße und Fluss. Erst dachten wir, dass der Wind gar nicht so heftig wehte, weil das Motorengeräusch lauter war. Doch als ich meine Tür öffnete, flog sie nur so davon und wir waren froh, dass sie dran geblieben ist. Allerdings hatte der Wind sie so doll weggedrückt, dass die Angeln der Tür ausgeleiert sind und die Tür nun knirscht, weil das Blech verbogen ist. Na herzlichen Glückwunsch! Wir waren richtig erschrocken und stellten fest: jetzt hatte ich unfreiwillig schon das zweite Mietauto geschrottet. Oh man…



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