gefahrene Route (Google Maps) in den Süden:
Der Wind ging mir langsam gehörig auf die Nerven, er hatte nachts mega laut gepfiffen und wir waren noch immer bedröppelt angesichts der kaputten Beifahrertür. Das Frühstück gestaltete sich in dem Wind auch schwierig, aber irgendwann waren wir so weit und fuhren in den kleinen Ort hinein. Wir wollten gern den Laguna Aussichtspunkt sehen und im Cerro Castillo wandern. Erstmal warteten wir jedoch den Regen ab. Als die Sonne herauskam, zogen wir uns um und liefen los. Nach wenigen Schritten rief man uns ein spanisches Hallo zu und ein unsympathischer, arroganter Mann, nur wenig älter als wir selbst, erklärte uns selbstgefällig, dass der Wanderweg seit vier Jahren gesperrt sei, denn es sei nun sein Land, er habe viel Land und wir liefen gerade auf seinem Grund und Boden. Aha. Er schien sich mit diesen Erklärungen rund um seine Person gleich viel besser zu fühlen und wir dankten und verabschiedeten uns von SEINEM Land und fuhren die Straße weiter runter. Der mittlere Weg hatte auch eine Schranke davor, doch endlich sahen wir in einem Zelt einen Ranger. Doch diese Begegnung war nicht weniger ernüchternd. Denn er erklärte uns, dass der Wanderweg die nächsten Tage auf Grund zu starken Windes gesperrt war. Oh man. Also in Chile gibt es wirklich so einige Hürden und Eric war natürlich super enttäuscht. Wenn der Park wieder öffnet, müssen wir schon an der Fähre sein. Gekostet hätte es ~15€ p.P., falls einer von euch mal in den Genuss kommen sollte…
Nun ja. Jetzt hingen wir in den Seilen, schauten, ob es vielleicht noch etwas anderes zu erwandern gab, aber als unsere Recherchen nichts ergaben, fuhren wir weiter nach Coyhaique. Aber dort wurde es ebenso enttäuschend. Einen zusätzlichen kleinen Campingkocheraufsatz kauften wir nicht, da sie hier ein Vermögen dafür wollten, der Laden von Andrés Cousine hatte schon geschlossen und unser Ticket für die Fähre konnten wir hier ebenfalls nicht bezahlen, weil auch das Büro schon zu hatte. An einem Samstagnachmittag. Wir fuhren also in das Café de Mayo, wo wir schon auf dem Hinweg angehalten hatten, doch heute war das Café eigene Internet schlechter als unseres. Wir teilten trotzdem eine Tortilla Platte und ein Kännchen Tee und schrieben Macarena und Andrés wie denn ihr Plan ausschaute. Sie wollten in ein Dorf 30min entfernt zu einem kleinen Festival rund um einen hiesigen Pilz. Wir sollen gern dazu kommen. Wir freuten uns und verließen in windeseile das Café, tankten auf und kamen gegen 19 Uhr am kleinen Festivalgelände in Villa Ortega an. Ein neues Ziel tat gut. Gerade rappte einer auf schnellem Spanisch auf der Bühne und wir leuchteten wieder wie Osram-Glühbirnen zwischen den Einheimischen.
Wir waren erleichtert als wir Andrés in die Arme liefen, doch der war ganz freudig überrascht und fragte woher wir von dem Fest wussten. Wir erzählten, dass Maca uns geschrieben hatte und er war ganz erstaunt und fragte: ach sie ist auch hier? Na das fanden wir ja zum Schießen, aber es stellte sich heraus, dass er mit einem seiner Brüder und Freunden hier war und sie den Tag mit ihren beiden Schwestern verbracht hatte. Sie stießen dann auch dazu und wir lernten alle kennen. Die Rockband, die dann auf die Bühne kam, traf jetzt nicht so ganz unseren Geschmack und wir liefen auf dem überschaulichen Platz erstmal eine Runde. Pilze fanden wir keine, erfuhren aber später, dass diese früh verteilt/ verkauft worden sind und nun eher getanzt wurde.
Ein paar kleine Stände gab es, die mal etwas anderes außer Bier anboten, wir probierten leckere Mandel-Marzipan-Kekse, Orangen-Schokolade, Erdbeer-Limonade und entschieden uns an einem Makramee-Stand auch Handarbeit zu unterstützen. Der große blaue Regenbogen war leider viel zu schwer für den Rucksack, wir drehten ihn hin und her, doch dann entdeckten wir die kleine blaue Fee für knapp 5€. Die passte noch irgendwie rein und für unsere beiden neuen Freunde kauften wir für knapp 15€ einen Baum. Auf dem Foto liegt er unter unserer Fee.
Sie hatten uns nämlich ihre „Geschenkewand“ hinter ihrem provisorischen Sofa gezeigt, nur leider hatten wir nichts um etwas für sie zu malen, zu gestalten o.ä. denn meine beiden Stickrahmen hatte ich nach Deutschland geschickt. Aber weil ja ihr einer Baum im Garten droht umzufallen und sie im Haus kaum Topfpflanzen hatten, fanden wir diesen Makramee-Baum ganz toll und was soll ich sagen? Sie freuten sich riesig. Sowohl über die unerwartete Geste als auch über die Wahl und Maca quietschte vor Freude, wie ich es auch täte und will uns ein Foto schicken, wenn es hängt. Ach das fühlte sich toll an und wir freuten uns mit :) Und der Verkäufer hatte sich auch gefreut und sogar „Danke“ auf Deutsch gesagt. Fein fein. Alle glücklich.
Noch besser wurde der Abend allerdings als es Glühwein gab! Richtiger roter mit Orangenscheiben und Gewürzen drin. Und das kurz vorm 2.Advent. Wir standen mittlerweile am Feuer, wo ein Lamm traditionell gegart wurde und dennoch war es mittlerweile durch den Wind so kalt, dass der Glühwein von innen wärmte. Und der Witz dabei: er kam nur knapp 1,50€. Ich weiß gar nicht wo wir preislich gerade auf dem Dresdner Weihnachtsmarkt angekommen sind?
Als wir nochmal nachschenken wollten, war der Topf schon kalt, aber sie machten das Feuer nochmal an und wir bekamen die vorletzten Becher :) Hach…Glühwein in Patagonien. Herrlich! Vom Lamm sollten wir uns dann auch bedienen. Der ältere Farmer wurde vom Festivalveranstalter bezahlt, man durfte einfach, sobald das Messer frei war, etwas abschneiden, aufs Brötchen legen und genießen. Wie hygienisch diese Art der Verteilung ist, darüber lässt sich streiten, aber lecker war es ;)
Damit ich den ärztlichen Rat ja nicht zu frieren, nicht völlig außer Acht ließ, drückten wir alle zum Abschied und liefen zum Auto. Macarena wollte die Umarmung gar nicht wieder beenden, der leicht angeschickerte Andrés wollte gar nicht erst Goodbye sagen, sondern hoffte uns morgen nochmal zu sehen. Auch okay :D Wir fuhren mit dem Auto ein Stück aus dem Dorf, aber da kein Platz kam, machten wir uns einfach im Dunkeln bettfertig und ich wurde schon eingekuschelt im Schlafsack wieder zurückgefahren und schon in Schlafposition eingeparkt sozusagen. Wir parkten auf der Festivalwiese, wo ganz viele Zelte standen. Auch okay.
Früh spähte ich mal zum Sonnenaufgang nach draußen, aber weil noch alle zu schlafen schienen, kuschelten auch wir uns nochmal ein. Es wurde tatsächlich ein fast komplett windstilles Frühstück und plötzlich ging die Tür zwei Autos weiter auf und wer kam da heraus? Holger aus Lübeck, dicht gefolgt von Heidi aus Amerika. Na das war ja ein Ding! Heidi hatte Holger in Coyhaique zufällig getroffen und ihm von dem Festival erzählt, weil sie davon im Facebook erfahren hatte. Und Holger hatte sie dafür im Camper mitgenommen, damit sie nicht mit dem Motorrad hierher fahren musste. Wir tranken zusammen auf der Wiese unseren Morgentee und -Kaffee und es war schön beide von der Westpatagonien-Truppe nochmal wiederzusehen. Holger würde kurz vor uns die Fähre nehmen, vielleicht sehen wir ihn also nochmal. Tja und Macarena und Andrés? Die hatten - wenig überraschend - einen kleinen Hangover. Wir schrieben ihnen, denn gemeinsam wandern würden wir wohl heute nicht :D
Eric suchte im Internet nach Routen, aber es war hoffnungslos. Mittlerweile überall waren Maschendraht-Zäune um Viehweiden gespannt und so gab es nie Zugang. Ein Wanderbuch für die Region hatten wir nicht. So hielten wir nach einem wieder holprigen Stück Fahrt in einer windstillen, blütenumrankten Ecke und kochten Pasta. Auf einmal hielt ein Polizeiauto vor uns und die beiden Polizisten kamen auf uns zu. Erstmal sagten sie nichts, dann guten Tag. Eric verwies gleich auf mich, weil sie kein Englisch konnten und wir plauderten. Sie wollten nur wissen, ob alles okay sei, ob es uns hier in Chile gefällt, wie lange wir bleiben, ob es unser privates Auto sei, lobten meine dürftigen Brocken Spanisch und verabschiedeten sich per Händedruck. Okay, das war seltsam. Aber warum nicht? Vielleicht waren sie neugierig oder hatten nichts zu tun :D Wir waren zumindest erleichtert, dass wir ungestört unsere Spaghetti essen konnten. Als wir dann weiterfuhren, begann es doll zu regnen. Oh man, das wurde ja immer besser.
Wir beschlossen wohl oder übel gleich nach Puerto Cisnes zu fahren, weil was sollten wir sonst tun? Es war Sonntag , d.h. auch hier hatte vieles geschlossen und im Auto wurde es kalt. Doch ab hier würde unsere Fähre fahren.
Wir steuerten das Café mit den besten Bewertungen an und wärmten uns am Ofen mit einer dickflüssigen heißen Schoki auf. Weil es so gemütlich war, außer uns sonst keiner da war und die Musik angenehm chillig war, blieben wir eine Weile und teilten uns eine Salamipizza. Doch mit der Schoki war das so viel, dass sie uns bald aus den Ohren rauskam. Zwischendurch lugten mal die Töchter des Besitzers um die Ecke um Hallo zu sagen. Kurz vor neun verabschiedeten wir uns und weil wir absolut nicht ausgelastet waren, parkten wir das Auto in einer Reihe voller Camper und gingen (es regnete noch immer) auf die überdachte Plattform mit den Sportgeräten. Dort tobten wir uns eine halbe Stunde aus und wurden wieder warm, dann entdeckten wir, dass auch der Lübecker Holger drei Autos vor uns hier parkte. Wir klopften und fragten, ob er das letzte Viejo Lobo Bier mit uns trinken wollte. Bei ihm im großen, ausgebauten Camper saß man nämlich wärmer und ruhiger und wir plauderten bis es Zeit zu schlafen war. Besonders war der Tag nicht, aber im Regen lässt sich tatsächlich nicht viel machen, weil man im Auto die Sachen nur schwer trocken bekommt. Es muss auch solche Tage geben…
Über die Glühwein Preise auf dem Striezelmarkt weiß Jacqui Bescheid . Ich glaub sie sagte 5 Euro plus 5 für Pfand . Für einen !
Mensch das sind die Frühjahrs Morcheln . Die haben wir hier schon mal vergeblich gesucht und nur giftige Doppelgänger gefunden .😅