Unsere Fähre sollte am 6.12. (Nikolausi…) um 4:40 Uhr fahren. Von Holger hatten wir erfahren, dass er aber eine am 5.12. (also heute) um 14 Uhr hatte. Die wollten wir auch! Doch das sollten wir noch bereuen…
Es regnete nach wie vor und hier gabs nichts zu tun, aber wirklich gar nichts. Wir gingen also ins Büro von Naviera Austral. Erst hieß es, nein diese Fähre sei voll. Doch als wir fragten, ob wir nicht warten können, ob jmd nicht komme, hiess es wir sollen um 12 nochmal nachfragen kommen. Wir kauften also erstmal ein bisschen fürs Frühstück ein, dann kochten wir die frischen Eier von Macarena und Andrés (ein herrliches orangefarbenes Eigelb), hörten jeder ein bisschen Musik und dann fuhren wir zurück ins Office. Sie grinste uns an und meinte: sie hat es gut hinbekommen. Wir freuten uns - bis wir den Preis hörten. Denn plötzlich kam es satte 150€ mehr! Oh Gott, da hätten wir ja auch ein richtig schickes Zimmer mit weichem Bett, heißer Dusche und TV buchen können. Aber wir waren überfordert und ich wollte aus dem Regen raus. Und sie hatte es schon umgebucht, weil wir das ja so gewollt hatten..
Sie erklärte uns, dass die nächtliche Fähre, die wir hatten tauschen wollten, staatlich gefördert wird und diese hier privat fährt. Deshalb der Preisunterschied. Oh man. Aber wir bissen nun in den sauren Apfel in der Hoffnung einen Tag sinnvoll hinzuzugewinnen und reihten uns hinter Holger in die Autoschlange ein. Eric war zerknirscht, mich hatten eben auf die Schnelle die Mathe-Künste verlassen und ich habe null gegengerechnet, dass uns ein Zimmer für 60€ (weniger als die Hälfte) zu teuer gewesen ist. Aber es ist, wie schonmal erwähnt, eben auch erst unsere erste Weltreise und wir lernen noch ;) Alles richtig zu machen wäre ja langweilig. Nein im Ernst, es ist nun so und beim nächsten Mal machen wir es anders. Wer trifft schon immer nur richtige Entscheidungen?
Jeder musste rückwärts auffahren und das Rangieren dauerte, sodass wir eine halbe Stunde verspätet abfuhren. Insgesamt eine bittere Perle, aber nun war es eben zu spät. Und ein älterer Chilene neben uns freute sich endlich mal wieder Deutsch zu sprechen. Na immerhin war einer glücklich…Wir fuhren nun nach Quéllon auf der Insel Chiloé damit wir nicht den komplett gleichen Weg zurückfahren und noch was anderes sehen. Zwischendurch plauderten wir mal mit Holger, relaxten im Auto, schliefen in den Sesseln, Gott sei Dank gab es auch Schokokekse zu kaufen, aber ansonsten gab es auf der gut 12stündigen Überfahrt nicht viel zu tun. Einmal legten wir an einer der letzten bewohnten Inseln an, Guaitecas, Passagiere wechselten, wegen eines neuen LKWs musste Eric umparken, aber ansonsten hieß es warten. In dem Moment war ich allerdings mal wieder sehr froh, wo wir leben, denn auf einer so kleinen, abgelegenen Insel möchte ich eher nicht dauerhaft wohnen.
Eigentlich hatten wir gehofft so noch einen Teil der Fjorde zu sehen, aber fast alles war in Nebel gehüllt. Tja…immerhin sahen wir drei Pinguine neben uns schwimmen.
Als wir den Schutz der Fjorde&Inseln verließen und gegen 23 Uhr ins offene Meer steuerten, wurde Eric und mir -entschuldigt bitte- kotzübel. Eric ging im Auto Tabletten holen, doch dieser Weg machte es für ihn noch schlimmer und ich atmete und atmete. Tief ein und aus. Es war so ekelhaft. Irgendwann verringerte der Kapitän aber die Geschwindigkeit und es wurde besser; wir freuten uns trotzdem ca. 2:30 Uhr angekommen zu sein. Wir fuhren keine 5min einfach nur im Ort auf einen großen Parkplatz, Holger fuhr noch ein Stück weiter, vergewisserte sich aber ob wir uns wohler fühlten wenn er sich neben uns stellt. Das war nett, aber wir waren eh hundemüde.
Früh herrschte Trubel um uns herum und wir sahen zu, dass wir losfuhren. Weil es nur 10min entfernt war, fuhren wir zum Hito Cero. Hier begann bei 0km die Panamerika, die Straße, die ab hier fast durchgängig bis nach Alaska führt. Leider war dieser ja doch recht coole, bedeutungsschwere Ort ein trauriger, trostloser, halb zerfallener Anblick. Schade eigentlich. Heute machte ich nochmal Frühstück, Eric durfte noch schlummern. Nach den Antibiotika fiel allerdings ich in komatösen Schlaf während der Fahrt und wachte erst vor, Supermarkt in Castro wieder auf. Dort gab es leider keine Lebkuchen, aber Eric hielt nochmal an einem Obststand, weil wir eine einzelne Zitrone wollten und überraschte mich zum Nikolausi mit einer Tüte frischen Kirschen - muss ja Vorteile haben, dass wir in wärmeren Gefilden unterwegs sind. Gott sei Dank wurden die Kirschen allerdings nicht in meine Wanderschuhe gesteckt :D
Wir überlegten hin und her und entschieden dann ein kleines Stück zurückzufahren: westlich ans Meer nach Cucao. Dort bezahlten wir je ca.6€ für den Nationalpark Chiloé und gingen die flachen, super matschigen Wege entlang. Ab und an gabs mal ein Aussichtstürmchen, schöne Blüten, kleine Krabbeltiere und einen Ast, geformt wie ein W (wie Wolf). Aber wir denken, dass ein Teil des Parks schon bessere Tage erlebt hat…hier fehlt es -wie so oft- an Geld.
18 Uhr schließt der Park, sodass wir das letzte Stück zum Strand nicht mehr schafften, aber das war okay. Denn wir fuhren dann parallel zum Strand Richtung einiger Klippen um einen Platz zum Kochen und Schlafen zu finden. Komischerweise ist hier zwar alles umzäunt, aber die Kühe laufen trotzdem frei herum und wir wollten nicht mitten in einer Kuhherde campieren, deshalb fuhren wir nochmal ein Stück zurück und hielten quasi in der Mitte hinter den Dünen. Dort kamen dann aber, als Eric kochte, auch Kühe angetrabt.
Es war recht windstill und keiner der streunenden Hunde war uns gefolgt. Eric briet Curry-Würstchen mit Reis und Gemüse. Wir hörten noch ein bisschen Musik, Spanisch-Lektionen gab es auch und dann gingen wir schlafen.
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