Hier wieder eine Google Maps Karte:
Dachten wir abends noch: „Oh wie schön, kaum Wind!“, wurden wir früh eines Besseren belehrt. Der Wind ließ unseren Schrotti hin und her schaukeln und drückte von allen Seiten dagegen. Dazu kam heftiger Regen. Da wir nicht in der aufgeweichten Erde stecken bleiben wollten und bei dem Wetter auch dem kleinen Schutzwall zum Meer nich trauten, kämpfte sich Eric auf den Fahrersitz und parkte so um, dass ich fast trocken auf den Beifahrersitz hüpfen konnte, weil der Regen gegen seine Seite peitschte. Gentleman.
Die Klippen würden wir uns nun bei dem Wetter nicht anschauen, stattdessen sahen wir zu ein paar Kilometer Richtung Norden zurückzulegen. Der Regen peitschte mittlerweile unaufhörlich auf Schrotti eun und wir suchten ein bisschen, bis wir eine verwaiste Einfahrt fanden, wo wir in Ruhe standen und frühstückten. Dann fuhren wir bis zum nördlichen Ende der Insel Chiloé durch und staunten nicht schlecht. Schon wieder mussten 14€ für eine Fähre zum Festland gezahlt werden; wir dachten hier gebe es eine Brücke. In Eric kamen sofort die Erinnerungen an die Übelkeit während der nächtlichen Fahrt hoch…wir überlegten und entschieden bei dem Wetter im Ort Puerto Varas anzuhalten. Hier um den großen See drum herum siedelten vor Jahrzehnten deutsche Kolonialherren mit Familien und wir entdeckten so einige deutsche Schilder. So gab es die Hütten „Blumenhaus“, „Am See“, „Das Dorf“, den deutschen Club „Wassermühle“, an einem anderen deutschen Verein prangte der deutsche Adler, ein durchgestrichenes Hakenkreuz begrüßte uns am Ortseingangsschild, überall (wie in ganz Chile) warb man für „Kuchen“, aber in der Buchhandlung gab es leider nur spanischsprachige Bücher. Wir wollten ein kleines, verrücktes Museum besuchen, das Museo Pablo Fierro, aber leider machte niemand auf. Dann suchten wir ewig nach einem Parkplatz und parkten dann schließlich für 5€ im Parkhaus eines kleinen Einkaufszentrums und liefen ein bisschen herum. Gott sei Dank tröpfelte es nur noch leicht und hörte dann ganz auf zu regnen. Wir sahen einen kleinen Handwerksmarkt, der wohl so was wie ein Weihnachtsmarkt sein sollte und beobachteten junge Volkstänzer:innen.
Endlich, seit über vier Monaten, fanden wir auch richtiges Körnerbrot. Es war noch warm! Herrlich! Und der Gipfel des Ganzen: im Café Haussmann aßen wir hausgemachte Spätzle mit Kassler und Sauerkraut. Thihi. Und Graffiti-Flügel gab es diesmal in meinem Blau.
Dann gingen wir noch Obst einkaufen, aber seltsamerweise gab es nirgendwo Duschbad. Hm. Das werden wir wohl dann in Neuseeland kaufen.
Aber Eric hatte dennoch die -wie sich herausstellte- geniale Idee nebenan im Fitnessstudio zu fragen, ob wir denn mal die Duschen nutzen durften. Denn, ja, es wurde Zeit :D Erst meinten sie das machen sie eigentlich nicht, aber ja er solle reingehen und dann meinte Eric, seine Freundin (also ich) warte im Auto und dann meinten sie ja okay, das passt schon. Wir mussten für diese herrlich heiße Dusche gar nichts bezahlen! Nicht einen Cent und es tat sooo gut :) Frisch duftend fuhren wir dann noch etwas weiter zu einem Schlafplatz am Fuße des Osorno Vulkans. Neben uns stand ein belgisches Pärchen in ihrem Camper, wir waren also nicht allein und empfahlen gleich mal Andrés als Guide im Süden für den Gletscher. Apropos: die beiden haben uns ein Foto geschickt, dass sie das Makramee Bäumchen aufgehangen haben :)
Eine windstille Nacht, man glaubt es kaum. Herrlich. Nur Mücken machten uns das Leben ein bisschen schwer. Nach dem Frühstück fuhren wir die Straße weiter bergauf. Um für Druckausgleich zu sorgen, ließen wir aus unseren Matten und aus meinem Reisekissen Luft raus. Die Wasserkanister schraubte ich ab und an zischend auf.
Noch schien die Sonne, doch das änderte sich bald. Wir kamen nach zig Serpentinen oben an der Gondel an. Der Wind peitschte uns um die Ohren, sehr vorsichtig öffneten wir die Autotüren. Wir zogen uns mehrere Schichten übereinander an um dem eiskalten Wind gewachsen zu sein. Doch schnell war klar: die Gondel fährt bei dem Wind keinen Meter nach oben und weit laufen konnte man hier auch nicht. Die Vulkanspitze, die wir auf unserer Hinfahrt in den Süden noch schneebedeckt haben leuchten sehen, war nun wolkenverhangen. Hätten wir es nicht gewusst, hätten wir nie geahnt, dass der Vulkan so eine malerische Spitze trägt. Monica war so lieb uns ein Bild zu schicken, was sie zwei Tage nach uns aufgenommen hat (das große, sonnige).
Wir liefen erst links herum und hatten ein sonniges Wolkenloch, aber der Wind machte jeden Schritt zur rutschigen Gefahr und die Ohren taten weh. Dann versuchten wir es rechts herum und stapften das sandige Vulkangestein bis zu einer kleinen Eiszunge nach oben. Auf den Fotos sieht es so aus, als würde Eric darauf tanzen. Kaum vorstellbar, dass hier in der Wintersaison Ski- und Snowboarder unterwegs sind, aber der herumliegende Müll lieferte genug anklagende Beweise.
Wir waren bald in Nebel gehüllt und Regen setzte ein. Also sahen wir zu, dass wir wieder nach unten kamen und wärmten uns in der Hütte am Ofen mit einem heissen Tee auf. Saßen wir nämlich erstmal, bemerkten wir, wie der eiskalte Wind unter die vielen Schichten Kleidung gedrungen war. Einige andere kamen pitschemadennass mit triefenden Sachen herein. Oh je. Da sich das Wetter immer mehr zuzog und Schneeregen einsetzte, beerdigten wir den heroischen Plan über die Wolkendecke auf die Vulkanspitze zu laufen und schlängelten uns in Schrotti die Serpentinen wieder bergab. Es begann eine weitere Fahrt, erst am See vorbei, über Dörfer, dann folgte die Autobahn und ab Ende der fast 4h ging es wieder durch kleinere Orte bis zum nächsten Vulkan, Villarrica.
Hier einige Beobachtungen während der Fahrt:
die Polizei fährt hier immer mit „Blaulicht“
Fußgänger laufen auch über die Autobahn, dafür gibt es extra Achtungsschilder, da die Bushaltestellen hier halten
an reduzierte Geschwindigkeit bei Baustellen hält sich NIEMAND
an bestimmten Strecken hängt als Warnung aus, untermalt mit Smileys, wie viel schlimme Unfälle es diesen Monat schon gegeben hat
LKWs überholen sehr gern die Kleineren
Maut muss man einiges zahlen, immer NUR Bargeld
das Land ist voller Kühe - sie sind wirklich überall
Chile ist das windigste Land, welches wir je bereist haben
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