Nun ist es so weit, wir fahren mit der Bahn unser Mietauto abholen, einen Toyota RAV 4. Unser trautes Heim für den nächsten Monat.
Eric freut sich, dass es genau der geworden ist, doch die Freude währte nicht lang und die blauen Äugelein blieben auch nicht trocken. Eric hatte so lange und ausdauernd nach Angeboten gesucht, verglichen und dann ein richtig gutes Angebot für 30 Tage gefunden. Online wollten wir die Versicherung nicht abschließen, sondern uns vor Ort nochmal beraten lassen, welche gut wäre und was da alles drin ist. Tja, was soll ich sagen. Die Versicherung kam plötzlich mehr als doppelt so viel! Eric hat noch diskutiert, die Hotline angerufen…keine Chance. Touris werden hier ausgesaugt wie von Vampiren und die Laune sank rapide in den Keller. Die Preise und vor allem so was nerven hart. Wir fühlten uns dumm wie Toastbrot. Wenn das so weitergeht, sind wir nach 6 Monaten wieder zurück :/ Es sind nun hunderte Euro (!) mehr. Das frustriert.
Aber es muss ja weitergehen und so haben wir einen Großeinkauf im Walmart erledigt (Essen, Trinken, Decken) und waren mal froh, dass es hier alles in riesig ist und es Angebote wie drei zum Sparpreis & so gibt und sind dann auf Empfehlung weiter zu Canadian Tire, einem riesigen Camping-Store. Man muss nur die Namen kennen. Dort holten wir noch bissl Campinggeschirr (Lisa: mit Dinos!), weil unseres aus Dtl.nicht in den Rucksack gepasst hatte und beeilten uns rechtzeitig die BC Fähre von Vancouver Tsawwassen nach Swartz Bay zu erwischen. Die kaum zweistündige Fahrt bot einen herrlichen Ausblick und zack kamen wir auf Vancouver Island für 115CD.
Allerdings biss mich zuvor blutig eine Bremse, so vermuten wir. Ich suchte den Chef Steward auf und bekam einen dicken Beutel mit Eiswürfeln, da es anschwoll und sich wie Gift anfühlte.
Wir fuhren dann direkt nach Victoria, der Hauptstadt von British Columbia und erfreuten uns am Hafen und dem noch etwas weiter, aber fußläufig erreichbaren Fishermans Warf Park mit all den bunten Hausbooten. Reiseberichte lesen lohnt sich :) Wir waren pünktlich zum Sonnenuntergang da, herrlich. So ganz ließen uns allerdings die verlorenen hunderte Euro nicht los, weshalb wir auch keinen großen Appetit auf Abendbrot hatten.
Wir fuhren also weiter, denn wir wollten noch ein Stück schaffen. Und da uns die App „I Overlander“ empfohlen wurde, suchten wir uns einen kostenlosen Schlafplatz auf dem Weg nach Nanaimo und schliefen zwischen zwei anderen Autos auf dem Parkplatz in Chemainus. Dort wurden wir von zahlreichen Lichterketten empfangen, herrlich. Die Nacht war so lala, denn wir rutschten auf unseren Isomatten immer weg. Am nächsten Tag sahen wir, dass wir auf einer Schräge standen. Das gute war aber, dass gleich eine Holztreppe weiter oben am „Visitor Centre“ öffentliche Waschräume waren und wir auf Picknickplätzen mit Blick auf den Pazifik unser Frühstück genossen konnten - mit der teuersten Milch unseres Lebens.
Wir schauten uns noch die „weltberühmten“ bemalten Wände an (habt ihr schonmal davon gehört?!) und fuhren weiter.
Erster Tagesstopp war kurz darauf der Stocking Creek Waterfall, wo wir durch einen märchenhaften Wald den Trail entlangschlenderten und von Einheimischen beglückwünscht worden, dieses Idyll gefunden zu haben. Ja, ein Blick in Google Maps lohnt sich ;)
Wir entschieden uns dann weiter gegen den Highway und für die Oceanside Road, fuhren durch Ladysmith und hielten am Qualicum Beach. Dort beobachteten wir leichtes Ebbe-und Flut-Verhalten, danach fuhren wir weiter. Auf dem Weg sahen wir ein Schild mit dem Hinweis, dass wir in der weltbesten Lachsgegend seien (na irgendeine Superlative braucht’s ja immer); jedenfalls bekamen wir Appetit. Nach zwei vergeblichen Versuchen - es gab nur lebende Krabben, Muscheln und Co. - aßen wir unsere ersten Fish and Chips (mit Lachs) bei Dick’s Fish and Chips und anscheinend strahlten wir wieder Bedürftigkeit aus, denn wir bekamen ein Stück gratis. Bei den Preisen: sehr gern!
Da die Nacht ja etwas holprig und unbequem war, erinnerte sich Eric wieder an seine eigentlichen Bett-Baupläne und schwups waren wir im Home Depot. Alle Verkäufer fanden unseren Plan gut, einer lieh uns auch sein Maßband, konnten uns aber nicht so richtig mit bezahlbarem Holz helfen. Die eine schickte uns drei Straßen weiter zu Habitat for Humanity. Einem 2nd Hand Laden, der mit den Erlösen Heime für Obdachlose baut. Sehr gut! Eric fand ein dickes Sück Holz, was eigentlich gar nicht zum Verkauf gedacht war und bekam es für 5CD und ich eine Fußmatte für 4CD. Stolz fuhren wir zurück zum Baumarkt und erfuhren: das Holz ist zu groß für die Maschine. Na immerhin haben wir Obdachlose unterstützt.
Nun sind wir aber an einem Profi geraten und der heckte mit uns einen Plan aus und hielt es so günstig wie möglich. Er stritt sich sogar noch mit einem Kollegen, aber ließ nicht locker. Chris, unser Held! Er optimierte unsere Idee, sägte uns Holzlatten zurecht, bohrte sie sogar zusammen, wir ließen eine dicke Mdf Platte zurechtsägen und er kam mit einem Bohrer mit raus und bohrte uns draußen, im Auto auf dem Parkplatz alles heldenhaft zusammen. Er meinte, na er hat halt die Erfahrung mit 61 Jahren - und wir waren happy. Vor allem Eric. Chris hätte uns auch das andere Stück Holz bei sich zu Hause gesägt und alles fachgerechter gebaut, er hostet auch gern Leute. Wir hätten bei ihm übernachten und ein Bier trinken können, aber er musste noch vier Stunden arbeiten und wir die Zeit nutzen um auf der riesigen Insel weiterzukommen. Aber cool wäre es echt gewesen, solche Menschen braucht es! Wir haben sofort eine richtig gute Bewertung gemailt.
Tja und nun haben wir ein Bettgestell in unserem überteuerten Mietauto. Yeah! Wir fuhren nun ins Inselinnere und genossen die echt kanadische Aussicht auf Wälder, durch die von der Sonne glitzernde Seen lugten. Herrlich! So hatten wir uns das erträumt. Unterwegs hielten wir an einem Office, kauften eine Wanderkarte für 2CD und bekamen eine Empfehlung sowohl für die Nacht als auch für den nächsten Tag. Na dann; wir fuhren also noch weiter den See hinab und parkten am Auger Point. Dort fanden wir einen Picknicktisch und kochten Nudeln mit Tomaten und Sellerie und unterhielten uns mit Wanderern aus Montréal. Die waren so fasziniert von unseren Reiseplänen und stellten so viele Fragen, dass unsere Nudeln ein bisschen zu lange kochten :D Aber sie schenkten uns Mückenspray, denn puuh. Wir sehen bald aus als hätten wir Windpocken.
Erst gingen die beiden baden und fuhren weiter und dann, als das letzte Licht hinter den Bergen verschwand, erfrischten wir beide uns, schwammen im Dunkeln im Mondschein durch den See und fühlten uns herrlich mutterseelenallein, putzten noch Zähne im See, spülten das Geschirr, sahen eine riesige Kröte auf dem Weg und krabbelten in unser vorbereitetes selfmade Bett.
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