Am Morgen fällt es immer wirklich schwer bei 2Grad Außentemperatur aus dem warmen, kuscheligen Bettchen zu steigen. Deshalb durfte ich wieder im Schlafsack meinen wohlig warmen Haferschleim zu mir nehmen ;)
Danach stoppten wir im Visitor Centre, bekamen die nötigen Karten und Infos, schrieben schnell wichtige Mails und fuhren in den kleinsten, den Mount Revelstoke Nationalpark. Wir zeigten wieder stolz unseren Nationalpark-Pass, bekamen den hochgereckten Daumen und liefen 50min durch den Inspiration Wood-Wald. Der Name sprach Bände. Selbst mein oft übersprudelndes Naturell, was auch gern als Duracell-Hase bezeichnet wird, spürte hier eine Ruhe und Gelassenheit wie sonst nur am Meer. Eric stimmte mir zu: dieser Wald war wunderschön und er hätte gern im Wohnzimmer so einen Moos-Teppich, der hier Baumstümpfe und Waldboden bedeckte. Jeder sollte im stressigen Alltag Zugang zu einem so herrlichen Flecken Natur haben; ob zum Joggen auf dem weichen Waldboden, zum Verweilen auf einem Stein in der Sonne oder für tägliche Hunderunden - es trägt spürbar zur Gesundheit bei. Ich blickte Aug in Aug ein Eichhörnchen an…ich weiß nicht wer mehr erschrocken ist. Und durch eine Hinweistafel erfuhr ich nun endlich den richtigen Namen für den blauen Vogel: Stellar‘s Jay. Eric ist für die Nahaufnahmen zuständig.
Danach hielten wir am Revelstoke Viewpoint, mit Blick ins Tal, dicht gefolgt vom Rainforest Viewpoint - dem kleinsten Aussichtspunkt überhaupt :D Weiter ging es die Serpentine herauf zu den Monashee, Columbia, Eagle Pass, Bridge Peek und Panorama Point Lookouts. Diese Aussichtspunkte werden immer noch mit historischen Erklärungen gewürzt und wenn man mal zurückrechnet, wann hier erste Menschen wanderten, Ski fuhren, siedelten…dann ist das tlw.schon mehr als 200 Jahre her. Eric und ich konnten uns nie sonderlich für Geschichte begeistern, die Gegenwart spielt da schon eine wesentlich größere Bedeutung. Aber interessant ist es dann doch ab und an, zumal die kanadische Historie sich deutlich von der europäischen unterscheidet mit First Native People und Pelzhandel etc.
Lustigerweise wies ein Schild darauf hin, dass wir uns im einzigen Inland-Zedern-Regenwald, also abseits der Küste befinden (immer diese Superlativen…), das nächste relativierte diese Aussage, dass es einer der wenigen Regenwälder im Inland sei. Soso ;)
Da wir natürlich so viel sehen und mitnehmen wollten, wie möglich, liefen wir auch den Broken Bridge Trail, der tatsächlich als Ziel eine eingestürzte, moosbedeckte, laut Schild fotogene Holzbrücke haben sollte. Wir haben uns bald totgelacht. Von dieser ach so hübschen Holzbrücken waren nur noch wenige Holzbretter erkennbar. Immerhin tut der Spaziergang dem Körper gut und wir hatten uns ein Erdbeer-Marmeladen-Toast verdient :D
Oben angekommen ergatterten wir auf dem Parkplatz 2 einen kostbaren Parkplatz und liefen den 1km kurzen Summit-Trail nach oben. Dort liefen wir verschiedene kleine Trails. Die Sonne schien, sodass wir trotz der kühlen Bergluft im T-Shirt laufen konnten. So eine klare Sicht hätten wir uns sooo sehr am Lake Louise gewünscht…aber man kann nicht alles haben. Wir sahen ein historisches Feuer-Überwachungstürmchen, einen First Native Pflanzenlehrpfad und genossen auf 1.922m einen 360Grad Panaroma-Rundblick. Ich sah meinen Stellar´s Jay und Eric mochte den weiß grauen, runderen Grey‘s Jay - Eichelhäher. Allerdings wunderten wir uns über die auf der Karte mit Trails ausgewiesenen Seen, die nicht mehr als eine Pfütze waren. Danach ging es zurück und wir fuhren die Serpentinen wieder bergab. Gewandert sind wir 9km. Und weil frische Luft hungrig macht, fuhren wir zu Tim Horton‘s. Eine Fast Food Kette, die es hier überall gibt und die wir zumindest einmal probieren wollten. Wir genossen einen Crispy Chicken Wrap und Wedges. Das können wir nun abhaken, aber ähnlich dem großen M braucht man das nicht ständig. Gourmetküche ist es nicht :D
Und während wir da so saßen und aßen, profitierten wir natürlich auch vom Wifi. Und was erlaubt der Zugang zum Internet? Google. Und diese sechs Buchstaben führen richtig genutzt zu Informationen. Eine Kettenreaktion wurde ausgelöst. Ich fand Bilder des Illicillewaet Glacier und ein frz.Paar, welches vor drei Jahren ebenso positiv überrascht war wie wir vom Glacier Nationalpark. Nur hatten diese beiden sich nicht von der miesen Beschilderung in die Irre führen lassen und sind am Gletscher selbst angekommen. Ich grübelte ja schon den ganzen Tag und teilte Eric nun endgültig meinen eisernen Entschluss fest: wir fahren die 60km zurück und probieren nochmal einen anderen Weg. Eric war total begeistert, wir schrieben eine Einkaufsliste und googelten nach einem nahegelegenen Campingplatz. Doch erst danach recherchierten wir das Wetter.
Unser z.Z.häufig genutztes Wort: Ernüchterung. Pure Ernüchterung. Hatten wir heute noch in der Sonne entspannt und Kraft getankt, sah die Welt hier in den Bergen am nächsten Tag schon wieder anders aus. Es sollte regnen. Und das bei einer einstelligen Temperatur. Wir hatten gar nicht das Equipment für Touren in solchen Temperaturen und möglichen Schneefall. Irgendwas will uns dieser Gletscher sagen…vor irgendwas werden wir bewahrt :D
Undenkbar, wenn ich nicht völlig die Nerven verlieren soll.
Wir waren trotzdem hin und her gerissen und googelten weiter. Wir wollten wissen welche Gletscher die Welt denn möglicherweise noch für uns bereit hält und siehe da, wenn wir uns sputen noch vor weiteren, unausweichlichen Folgen der Erderwärmung in bestimmte Regionen zu reisen, dann war der British Columbia Glacier Nationalpark nicht die letzte Chance. Na immerhin. Ein Wettlauf mit dem inneren Schweinehund und den nächsten Jahren Klimawandel steht uns bevor…
Trotzdem…es nagt an einem und wieder mal schweigend (ich werde richtig gut darin) fuhren wir also weiter gen Westen Richtung Kamloops, eine große Stadt östlich von Vancouver. Wir passierten die größeren Orte Sicamous und Salmon Arm und manchmal ist es doch ganz gut im Dunkeln zu fahren ;) Wir sahen noch einen leuchtenden Sonnenuntergang hinter den Hügeln und die letzte Abendsonne auf einem großen See gespiegelt und kurz vor Kamloops fuhren wir auf den Monte Creek um dort unter einem wunderschönen Sternenhimmel zu nächtigen. Also hier lernt man wirklich was Dunkelheit bedeutet. Es gibt nur wenige Orte, daher keine Lichtverschmutzung und die Dunkelheit verschluckt alles. Das Fahren kann da mitunter schon anstrengend sein.
Übrigens sind wir schon gestern, das hatte ich vergessen, wieder eine Stunde in die Vancouver Zeit zurückgereist. Wir haben jetzt also wieder 9h Unterschied zu euch.
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