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einjahrblau

Tag 39: Wüste um Kamloops

Im Hellen sieht die Welt gleich ganz anders aus und wir staunten nur ca.3h von der Gletscherlandschaft in einer wüstenähnlichen Landschaft zu sein, wo wir plötzlich wieder um die 20 Grad T-Shirt Wetter hatten. Während Eric das Frühstück machte, sammelte ich eine große Tüte Müll ein: zahlreiche Dosen, leere Plastikflaschen & Co., unser Dank für den kostenlosen Nachtplatz :) Es war eine Motorcross-Area und ich habe so richtig (!) Lust mal Motorcross zu fahren…irgendwann im Leben sause ich dreckbespritzt über Hügel ;) Wir steuerten erstmal den Walmart an für Bbq Rippchen und Mais. Wir hatten ja noch eine Fuhre Holz und wollten die letzte Chance nutzen. Danach nutzten wir schnell das Tim Horton‘s Wifi und suchten einen Trail in der surrealen Wüstenlandschaft aus.

Doch dort angekommen, stellten wir fest, dass die Hügellandschaft komplett umzäunt war. Wir vermuten, dass Firmen hier eine Art Tagebau betreiben. Na gut, wir verließen also Kamloops, entschieden uns aber für einen Umweg und fuhren zum Tunkwa Provincial Park. Die Landschaft, die wir kilometerweise durchfuhren, ähnelte nichts bisher Gesehenem. Die Fotos geben es mal wieder nur unscharf wieder, erkennbar sind aber die malerischen Tupfenwolken, die unseren Roadtrip heute den ganzen Tag begleiteten. Solche trockenen Weidegebiete, von Kühen & Pferden und Ranchs besiedelt (und wohl auch Heimat zahlreicher Klapperschlangen), hatten wir so bisher mit Kanada nicht in Verbindung gebracht. Eher mit Texas. An der Day Use Area hielten wir an einem kleinen windigen See für eine schnelle Mittagssuppe. An einer Ranch war der Zaun kilometerlangen auf jedem Pfosten mit einem Basecap geschmückt. Die Geschichte dahinter kann man sich nur zusammenfantasieren. Es ist auf dem letzten Foto leider nur schwer zu erkennen. Irgendwann verließen wir diesen „Planeten“ und tankten im nächsten Ort Merritt nochmal günstiger auf; das letzte Mal. Gletscher-Landschaften sind mir trotzdem lieber als trockene Grasweiden und Wüsten :)


Wir gaben einen I Overlander Spot ein, doch dort am Fluss angekommen, mussten wir feststellen, dass mittlerweile eine Schranke wegen Rohrarbeiten aufgebaut war. Der nächste Spot war ebenfalls eine Baustelle, deshalb gaben wir uns geschlagen und steuerten das Örtchen Hope und seine drei Campingplätze an. Doch auf allen gab es Feuerverbot - schlecht für unsere Rippchen. Wir hatten extra eine Tüte Feuerholz aufgehoben. Doch wir sahen schnell den Grund. In den Bergen schwelten einige kleine Waldbrände, erkennbar durch graue Rauchschwaden. Direkt oberhalb der Straße sahen wir zum ersten Mal live einen Hubschrauber seinen weißen Löschschaum (?) abladen. Mittlerweile roch es auch im Auto sehr geräuchert. Hier sind nun wieder 23 Grad…ein ständiger Wechsel. Frieren werden wir in der Nacht wohl nicht mehr. Nun gut, dann also Fahrerwechsel und noch eine Stunde Fahrt nach Chilliwack. Mittlerweile war auch alles wieder saftig grün.

Dort steuerten wir, leider nun schon in der Dämmerung, einen See und seine Campgrounds an. Wir mussten aber nochmal für den Check-In zum Parkgate zurück. Mittlerweile war es stockdüster. Dort war schon geschlossen, jedoch nützten uns beide Alternativen (Website > kein Internet und Telefonnr. > keine gültige Sim mehr) überhaupt nix. Also klopften wir und siehe da. Ein junger Ranger konnte helfen, wir bezahlten stattliche 35CD (Gott…alles für die Rippchen, wie teuer!) und hörten nur noch halbherzig hin als es um die Feuerschale und Co. ging. Eigentlich schnappten wir nur Feuerschale auf und das Hirn gab sich damit zufrieden.


Wir fuhren also zurück, auf Platz 22 am Wasser, ich füllte zwei Kanister im See und überzeugte Eric sein geliebtes Rippchen-Feuer zu wagen. Vier Maiskölbchen hatten es auch noch auf die Speisekarte geschafft.

Haltet uns jetzt nicht für töricht. Wir reinigten alles von Laub und Geäst, wässerten den Boden drum herum sorgfältig und stellten zwei volle 4l Kanister zum Löschen neben die Metalltonne. Aber wir wollten und brauchten dieses Feuer, dies war in Kanada unsere letzte Chance! Wir hatten sowieso nur wenige Holzscheite und brauchten eben die Glut. Wir hatten beim Befahren des Platzes Recherche betrieben und allein in unserer Nachbarschaft drei kleine Lagerfeuer entdeckt.

Doch es kommt, wie es kommen muss. Der gleiche Ranger (wer hätte das um die Uhrzeit gedacht), kam auf eine Steppvisite vorbei. Schnell war klar, dass all unsere Schutzmaßnahmen wertlos seien - ebenso unsere Recherchen. Alle anderen hätten wohl Propangas-Feuer, die seien erlaubt. Unsere fünf heruntergebrannten Holzscheite allerdings nicht. Funken und so…Wir wieder, dumm wie Toastbrot. Wir durften unser Essen noch wegnehmen, doch dann musste er das Feuer löschen. Okay. Eine Strafe zahlen mussten wir auch nicht, hat er sofort gesagt. Puuh. Wir haben uns auch ehrlich für unsere Torheit entschuldigt. Aber, und das überraschte und schockte dann gleichermaßen, wir mussten umgehend den Platz verlassen und durften innerhalb von 72h auch nicht wieder kommen. Hausverbot in der Natur sozusagen. Ich für meinen Teil habe noch nie irgendwo Hausverbot bekommen :D

Ich glaube dem Bubi ging da mal richtig einer ab. So was erlebt man in seiner studentischen Ranger-Karriere ja doch eher selten. Joah, jetzt wissen wir endlich woher der Spruch genau kommt: „Spiel nicht mit dem Feuer.“, da hatten wir wohl zu viel gewagt. Ich nahm‘s mit Humor, wir füllten noch unser Wasser auf, befreiten uns von unserem Müll, fanden auf dem verlassenen Nachbartisch ein „Vier gewinnt“-Spiel und fuhren auf den nächsten Parkplatz um unser noch warmes, abenteuerliches Abendmahl zu verspeisen. Immerhin. Leider wird es aber nicht geahndet wenn auf gleicher Straße noch brennende Zigaretten aus dem Fenster geworfen werden…

Dann kam der weniger spaßige Teil. Es musste nun ein neuer Stellplatz für die Nacht her. Der erste, den wir innerstädtisch in Abbotsford ansteuerten, war schon vollends belegt, der zweite weniger anheimelnd, aber das war dann auch egal. Die Müdigkeit und Resignation siegten. Irgendwie macht es uns Kanada in den letzten Tagen leicht(er) abzureisen :D

Auf der Fahrt in der Dunkelheit konnten wir noch rechtzeitig für eine Art Gürteltier bremsen und ich warf die Warnblinker für vier riesige Waschbären an.

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