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einjahrblau

Tag 40+41: zurück nach Vancouver

Wir können es nach all den vielen Nächsten in den kalten Bergen kaum glauben, aber es war so warm im Auto, dass wir extra früh aufstanden um an die „frische“ Luft zu kommen. Die Temperaturen erreichten heute bis an die 30Grad, welch ein Wandel! Aus den Tiefen des Rucksacks wurden die kurzen Hosen und Flip Flops gekramt. Um den gestrigen Abendschock zu mindern, steuerten wir die Gratia Bakery in Maple Ridge an und genossen köstliche (!) Croissants. Für Eric gab es Mandel Blaubeere, für mich Pistazie Himbeere mit Schoki-Überzeug.


Wir schmiedeten Pläne für den heutigen Tag. Unsere Abenteuerlust war erstmal gedämmt. Wir dachten praktisch; die Weiterreise in die USA stand kurz bevor.

Gern wollten wir die Zeit nutzen und Wäsche waschen & trocknen, aber alle nahmen nur Cash und das war ja seit Lake Louise in Diebeshand verschwunden (und natürlich nicht mit in der Hausrat abgedeckt).

Wir wollten also nur 10€ umtauschen. Im Money Mart teilte man uns mit, dass die Gebühr aber höher sei als der Geldwert und schickte uns zur Scotiabank. Dort dauerte es etwas bis man entschied, ob und wie eine solche kleine Summe klappen könnte, doch da es nur 10€ waren, erließ man uns sogar die Gebühr. Wir bekamen also 90€ zurück und die umgetauschten ~14,75CD. Na geht doch.

Wir kauften ein Wasser um den 10er in Münzen umzutauschen und fuhren zur Coin Laundry, also Münzwäsche. Dort füllten wir eine Maschine und vertrieben uns die Wartezeit mit einem spontanen Friseurbesuch. Ich würde euch nur zu gern frisch gefärbte und geschnittene Haare präsentieren, aber Eric war der glückliche. Für 14,70CD bekam er kurzerhand die Wolle abrasiert. Ich wies wiederholend auf übersehene Stellen hin, aber die ältere Dame war so im Plappern…keine Chance. Keine Ahnung wie alt der Apparat war, aber das waren weder die verlangten 3mm, noch war irgendeine Art von Gleichmäßigkeit erkennbar. Ich nahm also am Auto nochmal die Nagelschere zu Hilfe, was zwei ältere Herren lobend zur Kenntnis nahmen. Dann wurde es Zeit die Wäsche in den Trockner zu befördern, wobei wir immer weniger als die empfohlene Zeit einstellen. Als das für insgesamt 6CD auch erledigt war, steuerten wir Home Depot an.

Schwungvoll erzählten wir von ihrem heroischen Kollegen auf Vancouver Island und baten nun am Ende unserer Reise darum einen Schraubenzieher ausleihen zu dürfen, um unsere Holzkonstruktion wieder auseinander bauen zu können. Da wir in den USA ähnliches vorhaben, wollten wir zumindest die Erhebungsklötzchen wiederverwenden. Das Brett müssen wir leider neu kaufen. Doch der erste Mitarbeiter zeigte uns nur alle Bits, die wir kaufen können. Sinnlos, dann spare ich ja nichts. Also habe ich einen netter dreinschauenden Mitarbeiter gefragt, der kramte postwendend mit einem dritten Kollegen im einem Schubfach und überreichte mir freudig einen für die quadratischen (!) Schraubköpfe passenden Schraubenzieher. Ich solle ihn dann einfach wieder irgendjemanden geben. Acht Schräubchen später tat ich dankend genau das und dann fuhren wir an den Fraser River, wo wir die letzte Nacht im kanadischen Mietauto verbringen wollten. Es war affenwarm, sodass wir unser Süppchen im Schatten genossen…das hätte mir mal jemand am Eiffel Lake erzählen sollen, als ich bibbernd auf dem Berg stand…

Wir nutzten den Abend, denn das Auto musste entrümpelt, grob geputzt und sein Inhalt weitestgehend wieder verpackt werden. In vier Wochen hatte sich da so einiges angesammelt. Oh je.

Über die Zeit hatten wir fünf Dinge über den Verkehr herausgefunden:

  • bei rot darf man rechts Abbiegen (wir wurden mehrmals angehupt), es sei denn ein Schild verbietet es ausdrücklich

  • blinkende rote Ampeln sind wie ein Stoppschild

  • blinkende grüne Ampeln bedeuten, sie schalten nur auf rot, wenn ein Fußgänger drückt

  • 4 way Stoppschilder an Kreuzungen (ganz toll...): alle haben eins, alle müssen anhalten, der der zuerst da war, darf auch zuerst fahren

  • viele Ampeln und Zebrastreifen sprechen beim Drücken mit einem, sodass man sich zu Tode erschrickt


Am Morgen lag schon alles bereit, wir hatten durch unseren Essensplan kaum Proviant übrig. Der Rest passte, samt Snacks für die Fahrt, in einen Schuhkarton. Vielleicht erinnert ihr euch an die netten Menschen, die uns vor vier Wochen Nähe Whistler am Fluss in den drei Nächten ihr Zelt leihen wollten und die zurückgefahren kamen um uns ihre Nummern zu geben? Mit den beiden hatten wir in den letzten Tagen Kontakt aufgenommen, denn wir durften die letzte Nacht in Kanada bei ihnen schlafen. Sie wollten auf keinen Fall, dass wir viel zu viel Geld für ein Hostel ausgaben. Das kam uns sehr gelegen.

Sie wohnen wirklich sehr zentral in einem Hochhaus im 6.Stock. Wir fuhren also zuerst zu Adelle & Robert, ließen unser schweres Gepäck dort und nahmen nur die wichtigsten & teuren Dinge mit (man weiß ja nie). Bis 11:31 Uhr musste das Auto abgegeben werden, für den Rückweg hatte Adelle uns aufgeschrieben mit welchem Sky Train wir postwendend wieder da sind. Wir stellten noch unser Holzbrett vom selbstgebauten Bett in eine Straße, vielleicht kann es noch jmd gebrauchen und waren 11:32 Uhr da. Der Vermieter von Hertz staunte nicht schlecht: Wir waren in den 30 Tagen über 5.000km gefahren!

Na aber hallo, dann hat sich der fiese Abzocker-Preis ja gelohnt. Anderthalb Stunden später waren wir bei den beiden zurück, die gerade noch saugten. Wir bekamen ein überaus leckeres Mittagessen aufgetischt, schwatzten und hatten die Wahl: chillen auf ihrem Sofa oder letzte Stadterkundungen. Das Apartment war weder besonders heimelig noch groß und wie gefühlt überall roch es auch hier doch recht stark nach Cannabis, sodass wir uns dafür entschieden die warmen Sonnenstrahlen in kurzen Hosen auszukosten. Das muss man sich mal vorstellen…Wir liefen am Hafen entlang, probierten Instrumente aus Müll am Science Center, liefen zum Greyhoundbus-Ticketschalter (der war aber unbesetzt), schlenderten durch das empfohlene Chinatown und gaben unsere letzten 5CD für Cracker und Kekse aus. Warum wir genau nach Chinatown geschickt wurden, konnten wir nicht nachvollziehen und zogen auch bald schon nach Downtown ab. Aber in der Stadt war es uns nach unserem vierwöchigen Exil in der kanadischen Wildnis zu laut, zu hektisch, zu voll und viel zu viel, zum großen Teil negative, Eindrücke flossen auf uns ein. Deshalb setzten wir uns an den Hafen in die Sonne und genossen die Wärme solange es ging. Passanten beobachten ist immer eine tolle und kostenlose Idee sich sinnvoll die Zeit zu vertreiben :)

Irgendwann gingen wir dann zurück und bekamen noch ein Abendbrot aufgetischt. Eric, der ja sonst überwiegend kocht, war völlig verzaubert. Uns wurde auch jeweils ein heißes Bad angeboten, aber wir waren schon mega happy so lange und allein duschen zu dürfen, wie wir wollten. Welch ein Luxus! Genau das wollte ich. Die alltäglichen Dinge so richtig zu schätzen wissen. Versteht mich nicht falsch. Ich erfreue mich auch an kleinen Dingen wie Seifenblasen. Aber sind wir mal ehrlich…wir jammern schon alle auf hohem Niveau und es fühlte sich so gut an sich einfach riesig über eine Dusche zu freuen :) Weil viele andere Dinge in den Hintergrund geraten. Wir bekamen auch Limonade und Bier für Eric und dann führten wir tiefgründige, philosophische Gespräche bis es Zeit fürs Bett war.



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