In den USA hatte ich eine riesige Werbung für den Film Avatar 2 gesehen. Auf den warten wir seit gut einem Jahrzehnt! Blaue, glitzernde Wesen…wie gern wäre ich ein Avatar! Und jetzt kam der ausgerechnet an dem Tag ins Kino, an dem wir in Neuseeland landeten. Ich erzählte es Kurt und musste gar nicht weiter fragen, denn er war sofort begeistert. Er wollte diesen Film auch sehen. Wir quatschten so lange, dass wir erst gegen halb zwölf brunchten/ frühstückten. Es gab in Ei gebratene Schnitten mit draußen geräuchertem Bacon und in Butter geschwenkte Bananen. Lecker :) Das Brot hatten wir extra noch schnell zusammen gekauft und es war tatsächlich ein deutsches Brot - vielleicht etwas trocken.
Danach überlegten wir hin und her und entschieden uns einfach ein bisschen zu chillen bis der Film 16:30 Uhr beginnen würde. Kurt zahlte netterweise den Eintritt
und wir dafür Popcorn, Eis und Getränke. Da kamen wir etwas besser weg. Wir wählten extra sein favorisiertes Kino, denn dort konnte man in erster Reihe ein Tagesbett buchen, sodass wir den 3D-Film im Liegen schauen konnten. Ich fand’s geil, Eric nicht so. Ihm war es zu nah am Bildschirm. Kritisch war auch die extra große Portion Popcorn für den dreistündigen Film. Denn als wir tatkräftig eine Hand in den Mund stopften, mussten wir entsetzt feststellen: hier gab es nur salziges Popcorn! Igitt! Das ist echt nichts, was man essen sollte…da lob ich mir die Dresdner Kinos :D Aber der Film war so grandios: Schwamm drüber. Danach hatte auch keiner mehr so richtig Hunger und wir quatschten bei einem Cider. Es gab aber noch Cracker und neuseeländischen Käse.
Wir schliefen hier übrigens wie die Steine und versuchten unseren Körper tapfer an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Allerdings war es im Kino so kühl gewesen, dass ich nun Halsschmerzen hatte, aber Kurt hatte eine grandiose Tee-Auswahl. Früh aßen wir pochierte Eier auf den letzten Brotscheiben mit Bacon und Tomaten aus Kurts kleinem Garten. Es gab auch für jeden eine frische Gartenerdbeere - die ersten drei reifen. Da es noch regnete und Kurt ein wenig arbeiten musste, chillten wir in „unserem“ Zimmer und fuhren dann gegen 14 Uhr in die Stadt Auckland hinein. Zuerst zeigte uns Kurt eine wunderschöne Aussicht über die Stadt vom Mount Eden aus. Wir erfuhren, dass alles über 1.000m ein Berg (=mount) ist, aber Vulkane - mögen die Hügel noch so klein sein - automatisch Berg genannt wurden. Wir schauten also in den mit Gras bewachsenen Krater hinein und da Kurt sich viel für Geschichte interessiert, konnte er uns nebenbei eine Menge über die Landesgeschichte erzählen. Das Problem war nur, dass hier irgendetwas wuchs, was mich versuchte in die Knie zu zwingen. Ich hatte plötzlich so mega schlimm Heuschnupfen mit Dauerniesen, Krabbeln im Hals, tränenden, verquollenen Augen, dass wir erstmal eine Apotheke ansteuerten, wo die Dame Wucherpreise hatte, aber immerhin ging es mir danach besser. Wir kauften auch gleich Taschentücher um meinen nahenden Erstickungstod zu verhindern :D Kurt setzte uns ab und würde uns später wieder abholen, damit wir in Ruhe die Stadt erkunden können; er hatte uns dazu eine mögliche Route aufgeschrieben. Der Weihnachtsmarkt, den ich im Internet gesehen hatte, öffnete leider erst einen Tag später. Es zerreißt mir ja bisschen das Herz, dass die schöne Adventszeit quasi spurlos an mir vorbeigeht, aber ich kann eben auch nicht alles haben.
Da es regnete, trockneten wir erstmal in einer Bibliothek und ließen uns Bücher über Neuseeland geben. Als sie 16 Uhr schloss, schlenderten wir durch den großen Garten der Domain und fühlten uns wie im Dschungel inmitten der Stadt. Wir liefen am Sky Tower vorbei, der uns an den in Toronto erinnerte, doch da die komplette Spitze in Wolken eingebettet war, sparten wir uns das Geld. Da war der Aussicht vorher vom Vulkan besser gewesen. Wir liefen weiter in die belebte Gegend Richtung Hafen hinein und gingen ab und an in kleine, feine Lädchen. Ich bummelte nur herum, holte mir Ideen und genoss die Auslagen, aber gekauft wurde ganz brav nichts. Als der Regen schlimmer wurde, gingen wir in die Commercial Bay, ein schönes Einkaufszentrum, wo es sogar ein bisschen glitzerte und blinkte mit der Weihnachtsdekoration. Wir tranken einen Bubble Tea und da sich das Wetter zuzog und der Fischmarkt leider schon geschlossen hatte, schrieben wir Kurt, dass wir abholbereit seien.
Er war echt so lieb uns wieder abzuholen! Eigentlich wollten wir Fish & Chips essen, aber der Markt hatte ja nun zu, also kam er nur um uns die Busfahrt zu ersparen. Wir nutzten die Zeit noch schnell um einzukaufen, denn heute wollte Eric kochen. Er hatte sich für eines unserer Lieblingsgerichte entschieden und ich sag euch: er genoss das Kochen in einer richtigen Küche und wir konnten mit dem Essen nun auch Danke für die spontane dritte Nacht und überhaupt alles ausdrücken. Das Gericht ist (Paprika-) Hähnchenbrust in einer leichten Sahnesoße, die mit getrockneten Tomaten verfeinert wird. Dazu gehört Couscous und Blattspinat, den Kurt im Garten anbaute. Es war saulecker!
Danach versuchten wir einen Mietwagen zu finden…es war zum Verzweifeln und ich mittlerweile so verschnupft, dass ich neben Eric einschlief.
Am nächsten Morgen dachte ich Eric hätte schon ein Auto gebucht, aber das machten wir dann doch fix zusammen und fanden endlich etwas, was halbwegs bezahlbar war. Auf Kurts Tipp hin, buchten wir noch einen Flug und dann fragten wir ganz lieb an, ob wir auch noch eine vierte Nacht blieben dürfen, da das Auto erst ab morgen abholbereit wäre. Kurt freute sich uns helfen zu können, er ist selbst viel in Europa gereist, hat Familie in Deutschland und plant sowieso mal Berlin und Dresden anzuschauen, deshalb ist er herzlich bei uns eingeladen. Angesetzt ist es in ca.anderthalb Jahren, dann können wir die Gastfreundlichkeit zurückgeben. Die Konversationen sind auch echt toll und haben Niveau und zugegeben, war es auch nicht so verkehrt, nach dem langen Flug vor dem nächsten Roadtrip mal ein bisschen Häuslichkeit zu genießen mit einem richtigen Bad, einer richtigen Küche und die Waschmaschine durften wir auch nutzen.
Eric stiefelte dann los um fürs Frühstück einzukaufen und dann gabs für alle Haferflocken mit Zimt, Schoki-Flakes und Erdbeeren. Tja, was soll ich sagen? Ich werde hier von zwei Männern bekocht und habe Zeit euch zu schreiben. Genuss pur sozusagen und so bekomme ich auch meine Netflix-Serie fertig. Thihi.
Doch dann kam eine niederschmetternde Mail. Wir bekamen die Anzahlung für den Mietwagen zurück, denn sie hatten einen Fehler gemacht, sie hatten gar keins mehr frei. Oh man. Nun begann die Suche erneut. Wir erinnerten uns, dass der Tscheche in den USA ein Privatauto gemietet hatte und damit total zufrieden gewesen war. Also probierten wir mal das und fanden eins, was gute Bewertungen hatte und zwar nicht riesig, aber ausreichend war. Wir meldeten uns auf der Website an, luden Führerschein und Co.als Nachweis hoch, doch die Zahlung mit Erics Karte schlug fehl. Wir probierten meine, doch die ging leider auch nicht, also schrieben wir dem Besitzer, ob wir eine andere Lösung finden können. Wir warteten und wurden langsam nervös, denn die Zeit wurde knapp. Kurt bot uns an es nochmal an seinem Computer zu probieren. Er ist Datenanyalist, nebenberuflich DJ und hat einen riesigen Bildschirm. Wir probierten erneut und googelten dann nach Problemlösungen. Doch da fanden wir Bewertungen, dass der Autobesitzer ein Betrüger sei und man das Auto nie zu Gesicht bekommt. Na klasse. Schnell löschte Kurt all unsere Daten und gab Fake-Adressen und Co. ein; wir taten ihm richtig Leid. Was für eine Kacke. Ich wünsche diesem Menschen einen qualvollen, einsamen Tod. Wer macht so was? Und auch noch kurz vor Weihnachten? Eine Notlösung war schnell gefunden. Kurt bot uns an ein Zelt zu leihen und so buchten wir ein winzig kleines Auto für nur fünf Tage bis zu unserem Housesit. Denn wir wollten langsam mal los und was entdecken und Kurts Neffen würden morgen eintreffen, also wollen & müssen wir auch langsam mal das Feld räumen. Wir werden also insgesamt drei Mietautos in Neuseeland haben, oha. Wir wussten, dass es schwer und teuer werden würde, aber mit solchen Felsbrocken auf unserem Weg hatten wir dann doch nicht gerechnet.
Wir widmeten uns alle drei als Therapie sozusagen der Hausarbeit, mit Freude saugte ich das obere Geschoss. Wenn man lange keinen Haushalt geführt hat (weil wir ja in Autos lebten), macht das mal wieder richtig Spaß. Wir durften auch seine Waschmaschine nutzen und in der Sonne trocknete alles rasend schnell. Ich räumte noch bisschen die Küche auf, während die Männer den Pool reinigten und hätte am liebsten die Fenster geputzt und Eric juckte es in den Fingern das Bad zu putzen, aber wir wollten es auch nicht so wirken lassen, als fänden wir es hier dreckig. Also halfen wir Kurt stattdessen in seinen Beeten und das hatte wirklich eine therapeutische Wirkung so in der Erde zu wühlen, Unkraut zu zupfen und alles für die Chili-Pflanzen aufzulockern.
Irgendwann mussten wir uns allerdings bremsen, weil die Sonne um die Ecke kam. Jeder zog sich zurück und dann trafen wir uns abends in der Küche zum Essen. Kurt räucherte nochmal Steaks und wir machten dazu einen (Garten-) Salat. Danach quatschten wir nur noch kurz, dann mussten ihr packen, denn Kurt würde uns liebenswerterweise morgen (sehr) früh zur Mietwagenstation fahren. Was für eine Aufregung…
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