Mal wieder ließen wir uns früh mehr Zeit als wir in unserem deutschen Alltag in einer Woche gesamt aufbringen. Sollten wir weiterhin im Tempo der Faultiere leben, dürfte eine Umgewöhnung im August entsprechend schwierig werden ;) Aber wir hatten ausreichend Zeit. Erster Tagesstopp war der in der Nähe befindliche Skulpturen-Garten.
Wie es der Zufall wollte, rollte der Besitzer mit uns in die Einfahrt und war erstmal ganz verdutzt. Die neue Ausstellung beginne erst im März und die dauerhafte besichtige man sonst nur mit Termin. Aber jetzt seien wir schonmal da und durften die $10 p.P. zahlen und uns in aller Ruhe umschauen. Hierfür gab es einen sehr professionellen, hochwertigen Prospekt mit Karte, Beschreibung, Preisen und Co. (Das teuerste Objekt derzeit war für schlappe $25.000 zu haben…) Wir freuten uns, dass wir so spontan bleiben durften, aber uns wurde schnell klar, dass es durchaus kein Verlust gewesen wäre, wenn er uns bedauernd wieder fortgeschickt hätte. Mit vielen Skulpturen konnten wir wirklich nichts anfangen, der Garten bot einen recht verwahrlosten Anblick (da nützten auch die „extra angepflanzten“ heimischen Pflanzen nichts) und wenn wir uns durch Spinnweben gekämpft hatten, sahen wir oft bemooste oder dreckige, staubige Exemplare.
Der Besitzer und seine Frau waren auch nicht mehr zu sehen, als wir unseren Rundgang beendet hatten und so fuhren wir wieder. Wir trösteten uns damit sozusagen örtliche Künstler unterstützt zu haben, man kann ja auch nicht alles vorher wissen, und fuhren auf die Summit Road. Dies ist eine malerische Straße zwischen Lyttleton und Christchurch und dort genossen wir die Aussicht vom Gibraltar Rock.
Der Sonnenuntergang hier oben ist sicher auch lohnenswert, aber am Abend hatten wir bereits etwas vor. Wir saßen hier oben und versuchten die Richtung auszumachen aus der das lautstarke Muhen nach oben drang, bis es Zeit wurde zu fahren. Denn zu meiner großen Freude würden wir Paula, mit der wir den Hooker Valley Track gelaufen sind, wiedersehen.
Sie hatte es geschafft sich von ihrem Mitreisenden Chris loszulösen (das hatte echt nicht gepasst) und war über eine andere Reisebekanntschaft spontan auf einer Alpaka Farm untergekommen. Und dorthin fuhren wir jetzt um sie abzuholen.
Eigentlich kostet eine Stunde Farmtour hier stolze, doch recht übertriebene $40 p.P. (was wir nie bezahlt hätten), aber Paula hatte erfolgreich gefragt und durfte uns einfach so rumführen. Darauf freuten wir uns sehr und so lohnte sich die Autofahrt doppelt. Als wir ankamen, gingen wir auch direkt auf die Weide und begrüßten lauter flauschige Alpakas. Mit frischen Weidezweigen, die für die Alpakas sozusagen wie für uns leckere Eiscreme war, lockten wir sie näher und konnten sie füttern. Das allein war ja schon ein Spaß, aber Paula fing uns ein kleines, etwa einwöchiges Alpaka-Baby ein und ich durfte es halten. Eric traute sich nicht. Das war sooo süß! Und flauschig!
Einfach herrlich! Wir lernten auch einiges zur Alpakazucht dazu, diese Farm hier war nämlich nicht nur groß, sondern auch sehr erfolgreich und mehrfach preisgekrönt und als Erinnerung bekamen wir im Shop ein Stückchen weiße Alpakawolle zugesteckt, danke Paula :) Wir übergaben ihr unser angefangenes Sandfliegen-Spray und unseren deutschen Reiseführer, dann räumten wir ihr hinten ein Stück Bank frei und fuhren zu dritt nach Christchurch.
Am New Brighton Pier würde heute Abend der Coast to Coast enden (von Küste zu Küste). Dieser Wettkampf beinhaltet einen Lauf in den Bergen, Radfahren und Kajaken, es gab ein oder zwei Tagestouren, allein, im Tandem oder im 3er Team. Ich hatte über meinen Reiseführer erfahren und dann über die Website, dass am Ende (also heute) eine „Karneval ähnliche Atmosphäre mit Strandparty und Feuerwerk“ stattfinden sollte und da hatten wir gedacht, da sind wir doch dabei. Das traf sich sowieso gut, da wir Silvester kein Feuerwerk hatten. Als wir da ankamen, wusste niemand so richtig wo wir hinmüssen, doch wir fanden schnell das Ziel und waren dabei als die diesjährige Weltmeisterin und andere Teilnehmer:innen im Ziel einliefen. Natürlich applaudierten wir, aber irgendwann fragten wir dann an der Info mal nach und dort hieß es, dass auf Grund des starken Windes das Feuerwerk durch eine Flugshow ersetzt werden würde. Für Paula wäre das das erste Mal und warum auch nicht?
Wir aßen am Auto unsere Wraps und pimpten Paulas Bagel auf, liefen noch in den Supermarkt und ließen uns von der 18 jährigen Paula Alkohol kaufen :D Da wir keinen Reisepass bei uns hatten, durften wir das Cider nicht kaufen, also schickten wir Paula vor. Danach setzten wir uns zu dritt an den Strand und warteten und warteten und warteten. Eine Flugshow fand nicht statt, tja. Dann eben nicht. Ein neuer Reinfall :D
Dafür leuchtete der Pier für uns und wechselte die Farben und es war auch schön einfach nur zu quatschen - auch wenn es doch recht kühl war.
Wir warteten, dass Benedikt, der Paula mit auf die Alpaka-Farm geholt hatte, von den Gasteltern gebracht wurde, dann fuhren wir die beiden zu einem Club. Wir kamen uns vor wie die Eltern, die ihre Sprösslinge absetzten und gute Ratschläge mit auf den Weg gaben; eben die Klassiker: passt auf euch auf, keine Getränke unbeaufsichtigt lassen, ordentliches Taxi nehmen, zusammen bleiben.
Wir selbst hatten das Glück, dass auf mein öffentliches Gesuch bei Couchsurfing eine Einladung von Austin gekommen ist, dass wir diese Nacht auf seiner Couch schlafen durften. So mussten wir nämlich nicht erst nachts noch aus der Stadt rausfahren und zu einem Campingplatz fahren. Und unseren Gastgeber wollten wir nicht warten lassen. (Im Nachhinein erfuhren wir, dass sie gar nicht in die Clubs reingekommen sind, weil Männer Hemdpflicht haben…). Da Paula ihre Sachen bei uns im Auto ließ, wussten wir auch, dass wir uns nochmal wiedersehen würden und fuhren noch 8min weiter zu unserem Couchsurfer. Er kam sogar raus und es war total witzig. Austin hatte im Jahr 2018 für ein halbes Jahr in der Dresdner Altstadt gewohnt und versucht als Ingenieur einen Job zu finden. Er kennt auch die Boulderhallen, die Eric so liebt :D Die Welt ist klein. Und richtig süß. Er hatte uns ein Nest-Bett gebaut, Handtücher lagen bereit und zu einer mitternächtlichen Dusche sagten wir nicht nein. Beeindruckend war auch sein derzeitiger Job. Für einen privaten Billionär entwarf er mit einem Team nach Vorstellung seines Bosses Rennautos auf dessen privaten Wohnsitz etwas außerhalb.
Wir hatten zwar nicht viel Zeit gemeinsam, weil er am nächsten Morgen in die Kirche ging und abends schon zur Arbeit aufs Land fahren würde, aber wir waren trotzdem dankbar für diese Gastfreundschaft und sollte er mal wieder in Dresden auf Besuch sein, gehen wir gern mal zusammen klettern. Er hatte auch für Nachmittag vorgeschlagen, dass wir ihn in die Boulderhalle begleiten, aber wir wollten den Coastal Walk, den Godley Head Walkway laufen. Es war herrlich sonniges Wetter und die Aussicht auf das türkisfarbene Wasser nochmal wunderschön. Für abends buchten wir uns noch fix in dem Wellness-Pool inkl.(Dampf-)Sauna ein, neben dem wir gestern geparkt hatten und genossen dann drei Stunden in der Bucht. Wegen Asbest-Befall war zwar das letzte Stück gesperrt, aber es war trotzdem schön.
Auf dem sonnigen Parkplatz kochten wir Hähnchen süß-sauer mit den Gemüseresten und Reis, hielten unsere Füße mal in die kalten Wellen und dann wurde es auch schon bald Zeit für Entspannung. Wir waren die ersten in der Reihe und als wir umgezogen waren, entspannten wir für die nächsten zwei Stunden im warmen Pool mit Blick aufs Meer, wechselten zwischen Dampfkammer, Holzsauna, Eisbecken und den Aussenpools und genossen den Abend für je $20 p.P. Vor allem Eric war im 7.Himmel, das sind wolkig neue Seiten :D
Danach ging es mit butterweichen Muskeln frisch geduscht auf dem Campingplatz der vorletzten Nacht und bei ein paar restlichen Baguettescheiben und den letzten Käseresten schauten wir noch eine Folge Netflix.
Eric hat immer Angst etwas zu zerbrechen . Seinen Hamster hat er hoch gehoben wie ein rohes Ei 😂
Die Alpakas sind so was von goldig und wieder super schöne Fotos habt ihr gemacht .