Heute ist der 24.12.
Frohe Weihnachten wünschen wir vom anderen Ende der Welt.
Doch der Weihnachtstag sah bei uns gaaanz anders aus als alle Jahre zuvor. Halb sechs klingelte der Wecker, wir packten Zelt, Matten, Kissen und Co.ein und überhaupt alles, was sich im Auto ausgebreitet hatte. Die Rucksäcke wurden fertig gepackt, Corneflakes im Halbschlaf gegessen, schnell abgewaschen und zeitiger als gedacht konnten wir losrollen. Heute würden wir unseren Housesit in Glen Eden bei Auckland beginnen. Der Plan war es erst alles abzuladen, dann das Auto abzugeben und ohne Gepäck mit dem Bus hinzufahren.
Ca. viertel acht klopften wir bei der Familie an die Tür. Sie hatten nun drei Tage nicht geantwortet, ob wir früh die Sachen vorbeibringen konnten, deshalb probierten wir es erstmal. Emma, die Frau des Hauses, lugte ganz erschrocken im Pyjama hinter der Gardine hervor und es war ihr ganz peinlich uns falsch verstanden zu haben. Aber es war gar kein Problem, wir stellten einfach schnell alles auf die Terrasse und brausten davon, bevor es unangenehm werden konnte. Nächstes Ziel war Kurts Haus, welches nur 18min entfernt war. Mit einem Dankesbier stellten wir die Zelttasche vor die Tür und schickten ihm eine liebe Nachricht. Wir kamen besser durch als gedacht, der Stadtstau war in anderer Richtung. Nun muss man ja Mietwagen genauso auftanken, wie man es geholt hatte, in unserem Fall voll.
Aber die Tanksäulen um die Ecke nahmen nur physische Kreditkarten und die funktionierten ja nach wie vor nicht. Barclays hatte uns zwar mittlerweile mitgeteilt, dass wir Recht hatten und es eine automatische Sicherheitssperrung auf Grund der betrügerischen Seite war, aber die Karten noch nicht wieder entsperrt.
Ich fragte also die Dame vor uns ob sie mit ihrer Kreditkarte zahlen könne und wir würden ihr das Bargeld geben. Das machte sie sehr gern. Als sie winkend wegfuhr, stellten wir allerdings fest, dass es nicht ausreichend voll war und fragten nochmal eine Dame. Sie konnte/ wollte mit ihrer privaten Karte nur 5NZD zahlen, das reichte leider auch nicht, uns fehlte ein Tankstrich. Die beiden Männer dahinter hatten leider nur Firmenkarten. Wir fuhren also mit eingesenkten Köpfen zurück und der Mitarbeiter stellte auch gleich fest, dass ja ein Tankstrich fehle und das würde ja pauschal 100 Dollar für den Service kosten, aber es sei Weihnachten, deshalb hatte er das jetzt einfach mal nicht gesehen. Wir dankten es ihm. Da wir im Gegenzug auch sofort alles aufgezählt hatten, was bei dem Auto nicht (mehr) in Ordnung war, war es ihm wohl selbst zu blöd auf einem Tankstrich rumzureiten.
Dann brachte er uns mit dem Shuttle zum 10min entfernten Flughafen und von dort wollten wir den Bus nehmen. Der erste Busfahrer war so unfreundlich, dass wir einfach auf den nächsten warteten und nochmal fragten. Man konnte nämlich nicht einfach ein Ticket kaufen, man musste erst die „Hop On“-Karte für 5NZD kaufen und der Automat hatte nur welche mit 20NZD Guthaben. Wir brauchten aber zusammen nur 5. Im Terminal gab es dann noch andere Varianten und der nettere Busfahrer hatte uns gesagt, es reiche auch wenn wir zu zweit eine Karte nutzen und sie einfach doppelt dranhalten. Na also :) Und der dritte Busfahrer, bei dem wir schließlich einstiegen, war so freundlich uns alles nochmal zu erklären, man musste nämlich beim Aussteigen auch „Auschecken“ und dann wurde abgebucht.
Wir mussten zweimal umsteigen, aber jeweils nicht lange warten und hatten ja kein Gepäck dabei. Wir waren hundemüde, fuhren gesamt 1,5h und langsam auch hungrig. Wir wussten, dass die dreiköpfige Familie zum Mittagessen unterwegs war und uns die Terrassentür aufgelassen hatte, deshalb dachten wir uns: Hey, es ist Weihnachten, wir gönnen uns jetzt einfach mal ein asiatisches Mittagessen. Wir bestellten also freudestrahlend gebratene Nudeln mit Hühnchen und setzten uns erschöpft hin. Doch nach den ersten Happen war klar: das Hühnchen war widerlich, fast noch roh und die ganze Portion schleimig, eklig. Keiner von uns beiden aß auf und auf dem Fußweg zum Haus fingen die Mägen umgehend zu Blubbern an. Im nächstbesten Shop kauften wir zwei Colas, tranken sie in Windeseile und konnten das Schlimmste abwenden. Völlig erschöpft kamen wir am Haus mit den gelben Türen an, mussten erstmal suchen, welche der Türen für uns offen war und dann begrüßte uns auch schon Stella, „unser“ fünfjähriger Hund. Unsere Sachen standen schon in unserem Zimmer und wir inspizierten alles. Wir hatten ein eigenes Bad und fühlten uns sofort wohl.
Es dauerte gar nicht lang, da kamen die drei nach Hause und begrüßten uns fröhlich. Nach dem ersten smalltalk ließen wir uns jeder unseren Freiraum, Eric und ich gingen erstmal duschen und ruhten auf dem butterweichen Bett aus. Dann durften wir ihr Auto nehmen und im Countdown einkaufen fahren. Um von den aktuellen Angeboten profitieren zu können, schlossen wir sogar eine Clubkarte ab :D Wir staunten, wie viele hier am 24. noch seelenruhig nachmittags einkauften, erfuhren aber, dass hier am 25. gefeiert wird und auch nicht wirklich wie wir es kennen - schließlich ist hier grad Sommer - sondern eher mit Barbecue am Strand :D
Wir kuschelten mit Stella, quatschten mit Emma und Janaka und schäkerten mit ihrer einjährigen Tochter Tilda herum, die zweisprachig aufwächst. Emma ist Schwedin :)
Zum gemeinsamen Abendessen, unserem Weihnachtsfestessen sozusagen, gab es Fisch, Kartoffelgratin und Salat sowie Weißwein. Es war unerwartet lecker und festlich und insgeheim freute ich mich wie ein Kind, dass hier ein kleiner - wenn auch super schiefer - Weihnachtsbaum blinkte.
Wir gingen zu dritt mit Stella spazieren um sie ein wenig kennenzulernen und mussten innerlich über die mini Runde lachen. Sie würde eine tolle Woche mit uns haben. Ich freute mich total darauf als Mono-Ersatz nun Stella zu haben. Selbe Größe, selber weißer Bauch, selbes Wimpern-ähnliche Fell :)
Der Housesit über Trustedhousesitters.com funktioniert so
(Anmeldegbeühr pro Jahr 119€, alle Mitglieder sind verifiziert):
Die Familie fährt z.B. in den Urlaub , das Haustier (in unserem Fall die Hündin Stella, es können aber auch Reptilien, Katzen, Hasen, Fische, Pferde etc.sein) bleibt zu Hause. In Stellas Fall ist es so, dass sie nicht sooo gern Auto fährt und dass sie sich in vertrauter Umgebung am wohlsten fühlt.
Man bewirbt sich, d.h. wir haben eine Nachricht geschrieben, erzählt warum wir den Housesit machen möchten und welche Erfahrung wir mit Hunden haben und die Familie hat sich erfreulicherweise für uns entschieden. Videoanrufe sind auch möglich.
Man lebt in der Zeit in der Wohnung/ dem Haus mit dem Tier und kümmert sich um Tier, Pflanzen, Haushalt (je nachdem). In unserem Fall ist es ein modernes Haus Nähe Auckland und wir füttern Stella, gehen mit ihr Gassi, knuddeln sie und geben ihr das Gefühl nicht allein ohne Herrchen & Frauchen zu sein.
Meist lernt man die Familie kennen, so auch bei uns, bekommt alles gezeigt und erklärt. Z.B. wann es Mahlzeiten gibt, welche Kommandos Stella kann, wann sie welche Leckerlis kriegt, wo man gut spazieren gehen kann usw.
Stella kann bis zu 5h allein bleiben, für den Fall, dass wir was unternehmen wollen. Sie mag keine Katzen und bellt recht gern. Sie ist echt wie unser Familienhund Mono in jung und schwarz :D
Dazu gibt es digital/ ausgedruckt einen Guide, da stehen Notfallnummern (Janakas Bruder) und Tierärzte drauf, Infos zur Müllabfuhr, Auto und Co., denn wir dürfen das Elektroauto in der Woche nutzen.
Und dann heißt es sich wie zu Hause zu fühlen, nach meinen Aufenthalten als Au Pair in Frankreich und Belgien fiel mir das sehr leicht und auch Eric lebte sich schnell ein. Dafür haben wir ja den Housesit, um über Weihnachten mal an einem fixen Ort zu sein und in einer Küche backen zu können etc.
Am nächsten Morgen - so schnell war Weihnachten vorbei - hatte ich mir extra auf 6:30 Uhr den Wecker gestellt. Denn jetzt kam das Beste. Stella, die ihr Körbchen neben unserem Bett hatte und Eric durften noch schlafen und ich schaltete mich per Videoanruf live ins elterliche, weihnachtliche Wohnzimmer. Da saßen sie. Meine Ellis und meine Grossellis mit Weihnachtsmützen behütelt vorm Weihnachtsbaum - nur für mich! Herrlich! Wir plauderten so 40min und ich sah mein eigenes Fellkind sowie die Geschenke, die sie vorher ausgepackt hatten. Ich bekam auch ein ganz tolles Geschenk: eine einjährige Meerespatenschaft vom Naturschutzbund. Was für eine gelingende Überraschung! Dann ließ ich sie in Ruhe Kartoffelsalat mit Würstchen essen und wir frühstückten richtige Brötchen während die drei packend um uns herum wuselten.
Zugegeben waren wir froh, so nett sie auch waren, als sie kurz nach acht losfuhren. Denn dann kehrte Ruhe ein und wir fühlten uns wohler. Wir gingen erstmal die erste Runde mit Stella. Der Hügel hier war verdammt steil :D Als die kleine Maus sich zu unseren Füßen bettete, kam der beste Teil, worauf ich mich am meisten gefreut habe. Ich knetete einen Mürbeteig und buk Plätzchen. Wir hatten sogar Schokoglasur und Streusel, dabei half dann Eric mit. Einige bekamen eine Walnuss eingedrückt. Dieser Duft...traumhaft. Ich werde wohl die Gunst der Küche für ein zweites Mal backen nutzen...vorerst nutzte ich sie aber noch um meine Muscheln abzukochen (Bakterien & so).
Am späten Nachmittag (eher war es zu heiß) fuhren wir 5min zum Friedhof. Das war ein riesiges Gelände mit verschiedenen Sektoren für die unterschiedlichsten Religionen und Bestattungstraditionen. Sie hatten uns das weitläufige Gelände zum Spazierengehen empfohlen und es fühlte sich zwar seltsam an, aber wir liefen eine Stunde herum und sahen sogar - diesmal gemeinsam - den grün rot gefiederten Vogel. Stella fährt lieber vorn Auto, wie wir festgestellt haben. Und ich finde sie steht uns :) Danach bereiteten wir in der Abendsonne unser eigenes Weihnachtsessen zu. Da wir einen Ofen hatten, gab es Knoblauch-Ofen-Baguette und dazu einen frischen Salat. Bon Appetit. Mal einen Tag chillen, war doch recht fein. Denn danach gab es auf dem weichen Sofa, mit Stella neben uns, Netflix.
Nun stand auch der zweite Weihnachtstag an und den nutzten wir für etwas Häuslichkeit. Für euch mag sich das seltsam anhören, aber wir freuten uns nach fast fünf Monaten auf richtige Hausarbeit; Eric und ich mögen es recht ordentlich und sauber und wir wollten der Familie einen kleinen Heinzelmännchen-Gefallen tun. Während unsere Wäschen liefen - wir konnten mal ALLES waschen, jede Decke, jedes Laken, jede Socke, die Schlafsäcke lüften die nächsten Tage - putzte ich die Stubenfenster und saugte durch, Eric reinigte die Küche samt Abzugshaube und Lampen. Im Geschirrspüler konnten wir mal all unser Geschirr entkeimen und dann kochten wir ein paar Spaghetti fürs Mittagessen. Der Blog nahm auch Zeit in Anspruch und Eric telefonierte mit Barclays. Danke der elterlichen Kreditkarte konnten wir auch ohne unsere eigenen nun erstmal das Anschlussfahrzeug buchen. Die Preise für 13 Tage waren extrem, aber wir waren erleichtert, dass wir eins gefunden hatten und verlängern unseren Housesit um einen Tag bis zum 31., sodass wir genau eine Woche hier sind. Denn wir müssen nochmal nach den Feiertagen bei Barclays anrufen, auf dass nun alles klappen wird…Wir gingen drei kleine Runden, denn Stella war heute sehr nervös. Hier sprang ständig eine Katze herum…und als wir nach einer kurzen Runde zurückkamen, standen Blumen und vier Cupcakes vor der Türe. Ich schickte Emma eine Nachricht und sie meinte, das sei von ihrer Mutter, die leider das Datum der Lieferung vergessen hatte zu ändern. Wir sollen uns die Cupcakes schmecken lassen und das taten wir auch :) Und da ich selbst oft und gern Tulpen in der Vase hatte, freue ich mich über den fröhlichen Blumenstrauß.
Für die große Abendrunde ließen wir das Auto stehen und erkundigten etwas über eine Stunde die Nachbarschaft am Flüsschen entlang. Danach aßen wir Tortillas auf der Terrasse im Sonnenuntergang und Netflix stand zur Kuschelstunde auf dem Plan. Ein herrlich normaler Tag.
Und zum Abschluss möchten wir euch auch nicht den Weihnachtsbaum von Carole aus LA vorenthalten. Er ist wie auch der von Halloween der Hammer! Und am elterlichen, der Fotobeweis kam kurz vor Heiligabend, hängen die ersten drei Anhänger aus aller Welt :) Schön!
Meine 50ct Weihnachtssocken aus dem amerikanischen Thrift Store (ihr erinnert euch?) durften natürlich auch nicht fehlen:
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