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einjahrblau

Tag 15 - Flug nach San Andrés los

Hach, wie gut man - trotz getrennter Betten :( - schlafen kann, wenn niemand schnarcht…viel ausgeruhter und mal ohne nennenswerten Zeitdruck standen wir auf. Es schüttete aus Kannen - ob das der hier lang ersehnte Regen war? Wir frühstückten wieder Müsli mit tropischen Früchten und Obst. Dann war Recherche Deluxe angesagt. Kurz nach 12 müssten wir zum Bus laufen, bis dahin war Zeit, da störte auch der Regen nicht. Wir setzten uns mit Ladekabeln bewaffnet an den Tisch und legten los. Wir würden heute Abend nach San Andrés fliegen und wie es auch in Costa Rica der Fall war, muss man sein Rückflugticket vorlegen. Diesmal wollten wir auf ein kurzzeitiges Fake-Ticket verzichten, denn entscheiden müssten wir uns eh langsam mal. Eigentlich wollten wir im Norden weiterreisen, nur da war erst vor wenigen Tagen ein Hurrikan lang gezogen und es hatte so sehr geregnet, dass wir auf noch mehr zerstochene Beine dank aufgeschreckter Sandfliegen und Mücken verzichten konnten. Vielleicht haben wir am Ende der Reise noch Glück.


Jetzt kam der Teil, den wir am Reisen so gar nicht mögen. Wir verglichen mehrere Fluggesellschaften, Verbindungen und Zeiten um zu sehen, was wie sinnvoll ist. Ein Hin und Her wird es sowieso

  • im viertgrößten Land Südamerikas

  • das dreimal so groß wie Deutschland ist

  • und für das wir 5 Wochen und viele Sehnsüchte hatten

Wir hatten ein wenig verdrängt, dass auch die Kolumbianer und viele andere gerade Ferien hatten und so blieb uns kaum eine Wahl. Wenn wir dies und jenes noch sehen wollten (ich verrate noch nicht alles), gab es nur eine mögliche Reihenfolge. Leider bestand das Problem weiterhin, dass die Fluggesellschaft Satena keine internationalen Kreditkarten nahm und Revolut hatte das kolumbianische Konto noch nicht geöffnet. Wir zahlten also über einen Drittanbieter drauf, ebenso, weil wir (wieder mal) so spät buchten. Das ist der Preis der Flexibilität. Naivität. Gebt dem finanziellen Verlust einen Namen :D


Immer musste man entweder in Medellin oder Bogotá zwischenlanden, da kamen also einige Buchungen zusammen - zumal wir einige, bei Avancia, getrennt tätigten, weil nur Eric 20€ fürs Gepäck zahlte und ich nicht. Bei gemeinsamen Buchungen konnte man aber immer nur den selben Tarif wählen, also saßen wir immer mit Spannung nebeneinander und buchten zeitgleich einzeln. Dann galt es Unterkünfte zu finden, aber diesmal verglichen wir nicht ewig hin und her. Bei einer mussten wir erstmal anfragen. Ich buchte gleich noch den Bus vom Berliner Flughafen nach Dresden; was erledigt war, war aus dem Kopf. Denn unser lieber Kumpel Mäx war an dem WE nicht in Berlin. Die letzten 4,5 Tage blieben nun noch flexibel. Je nach Wetter, drückt den Daumen. Ich hätte da noch eine Flause im Kopf. Ein paar Übernachtungen und unser 11h Layover in New York standen noch aus. Schlimm war, dass ich ausgerechnet am vielleicht unschönsten Tag unserer Reise die Hochzeit meiner lieben Freundin Michi verpasse.

Ich hatte das Glück diese bezaubernde, wunderschöne Braut mit Hilfe unserer gemeinsamen Freundin Lisa per Videoanruf zu Gesicht zu kriegen - für so was liebe ich die Technik! Aber ich war auf einmal so emotional, dass ich zunächst zu Tränen gerührt war, kurz „dabei“ sein zu können und sie in dem Brautkleid zu sehen, dass ich mit ausgesucht hatte. Doch irgendwann schluchzte und schniefte ich so sehr, dass ich nur noch winken und Kusshände werfen könnte. Huch, das kam überraschend. Es kam - auch zu Erics Entsetzen - kaum noch ein Ton aus mir raus. Er warf mir immer wieder verunsicherte Blicke über den Tisch zu, aber ich weinte ja vor Freude. Das wiederum steckte die Braut an, die gleich das Buffet eröffnen wurde, also schickten wir uns noch letzte Grüße und legten auf. Ich heulte erstmal wie ein Schlosshund. Immer wieder an diesem Tag kamen wir nochmal die Tränen der Rührung wenn ich an unseren flüchtigen Moment dachte.


Doch irgendwann wischte ich über meine Wangen, riss mich zusammen, denn wir checkten aus, kauften unterwegs im Regen noch Wasser und Nüsse und gingen dann zum Bus. Es nieselte nur noch leicht.

Wir saßen wieder vorn - da hatten wir Gott sei Dank mehr Beinfreiheit. Wir verputzten erst unsere Snacks und schlummerten dann vor uns hin - mein Köpfchen sicher in Erics Schoß gebettet, so ließ es sich ja auch viel besser Rücken kraulen. Irgendwann schreckten wir auf, weil der Fahrer hielt und „Aeropuerto!“ rief. Flughafen? Da mussten wir heute auch hin, aber wussten nicht, dass er auf dem Weg hielt. Ehe wir unsere Gedanken sammeln konnten, stiegen zwei aus und schon fuhr der Bus wieder an. Wir schauten verdutzt auf Google Maps und tatsächlich, hier ging eine Straße südlich zum Flughafen, der außerhalb Medellins in Rio Negro liegt. Unterwegs riefen so einige dem Busfahrer ihre Stopps zu, ab und an stieg auch mal jemand ein. Da hatten wir wieder zu deutsch gedacht :D

Nun ja, jetzt fuhren wir also noch gut 45min zum Terminal in Medellin um dann dort nach einem Bus zum Flughafen zu fragen. Es fuhr einer in 30min, wir hatten sowieso noch üppig Zeit und kostete pro Nase nicht ganz 2,50€. Na gut. Das war immerhin wesentlich günstiger als das seltsame Uber zur Ankunft in entgegengesetzte Richtung. Wir kauften die Tickets und jeder noch ein großes Sandwich bei Subways; eine Hälfte zum Mittag, eine zum Abendbrot, immer noch besser als all die frittierten Teilchen hier. Dann stiefelten wir zum stinkenden Bus und waren froh, dass ganz hinten noch frei war, denn die anderen Sitze boten noch weniger Beinfreiheit als EasyJet Flugzeuge! Es war quasi unmöglich da hineinzukrabbeln. Wir fuhren die heute im Nebel liegende Strecke also wieder zurück. Wir hatten ja Zeit :D Und ein Sandwich.


Am Flughafen druckten wir die Boardkarten - ich hatte aus meinem Fehler gelernt und vorher online eingecheckt. Und wir nutzten wieder Erics Packsack (meiner war ja in Thailand über Bord gegangen) um beide Rucksäcke als ein Gepäckstück aufzugeben. Danach mussten wir noch die Inselsteuer zahlen, die mit derzeit 139.000COP (rund 60€) doch recht ordentlich war. Wir hatten davon gelesen, aber nie den Wert gegoogelt. Ja, Karibikflair kostet. Wir hatten noch ein wenig Zeit für einen Cappuccino für Eric und Schaufensterbummel für mich, die zweite Hälfte Sandwich und um all meine handschriftlichen, mehrmals durchgekritzelten Reisenotizen in einer App zu ordnen. Sonst werden hier noch völlig irre, wann wir wo sind und boarden müssen :D


Auf dem Gang ins Flugzeug mussten wir die Taschen einem Drogenspürhund hinhalten, der uns nicht mal eines Blickes würdigte. Doch vorm Eingang des Flugzeugs kniete eine Polizisten mit einem Pärchen am Boden, die ihren Rucksack leeren mussten. Oups. Vielleicht handelte es sich ja nur um Medikamente. Oder wie schlecht waren die Scanner am Security Check? Wobei…stimmt. Mein Sonnenspray war auch unentdeckt geblieben.

Bei der Buchung hatte Eric aus Versehen nicht den Fensterplatz neben sondern hinter mir gebucht und die ältere Dame auf seinem vorgesehenen Platz schaute nicht auf sondern telefonierte gerade, sodass wir nicht um einen Platztausch bitten wollten. Kurz darauf kam ihre Tochter (?) mit Enkelkind (?) und fragte ob jemand tauschen würde. Ich verstand zwar nicht alles, aber nickte einfach. Jetzt war es auch egal. Dann hätten wir uns zwar die 5€ herzlich sparen können, aber irgendwas ist ja immer. Und bei allen anderen Flügen hatten wir bei der Buchung schon drauf verzichtet. Wir gaben uns durch die Lücke zwischen den Sitzen noch einen Kuss, dann lief ich fünf Reihen nach vorn und grinste nach hinten. Ich hatte die Wasserflasche ^^ Das fiel ihm nun auch auf. Eigentlich hatte das Flugzeug 3min eher abheben wollen, nun waren wir viel später gestartet. Aber die Flugzeit betrug keine Stunde.

San Andrés lag näher an Costa Rica & Nicaragua, war aber Teil Kolumbiens. Wir nächtigten hier nur provisorisch für 16€ zwischen, Nahe Flughafen, weil es uns am nächsten Tag weiterzog. Wir wollten es NOCH idyllischer, dafür weniger Touristen und zahlten dafür noch obendrauf. Das macht jetzt auch nix mehr…Vor sieben Jahren als Paul hier tauchen war, flogen nur zweimal pro Woche Wasserflugzeuge zur Nachbarinsel. Jetzt flog eine Airline (meist) bis zu dreimal täglich. Im letzten Drittel des Fluges sackte das Flugzeug kurz ab, man spürte wie auf der Achterbahn ein Kribbeln im Bauch und eine Gruppe links von mir schrie laut auf. Ja, zugegeben so was hatten wir auch noch nicht erlebt und wir waren froh als wir landeten. Es klatschten sogar fast alle; ich glaube das erlebt man so auch nur auf Urlaubsflügen...

Es entstand eine lange Schlange und wir stellten uns einfach mal an, zögerten aber noch, weil wir nicht so richtig Durchblick hatten und währendessen drängelten sich gut 15 Leute vor uns. Na super, so viel zur Freundlichkeit der Kolumbianer, darunter die Familie, mit den Platz getauscht hatte. Wir fanden heraus, dass dies die Schlange zur „Einreise“ auf die Insel war und weil es zu viele waren ging sie treppauf, machte einen Bogen um wieder runterzuführen. Das würde eine Weile dauern. Dann mussten wir die teure Touristenkarte zeigen und angeben wo wir schlafen. Ein wenig blöd daran ist, dass egal wie lange man bleibt, man zahlt immer den gleichen Preis. Dann wurde nochmal das Gepäck durchleuchtet und zack spuckten uns die klimatisierten Räume des Flughafens in die abendliche karibische Luft aus. Puuh, uns blieb kurz die Spucke weg. Wir erkundigten uns am Infoschalter, ob wir zu unserer Unterkunft laufen könnten, aber die schrieen gleich auf nein nein, nicht um diese Uhrzeit, viel zu gefährlich und steckten uns in ein Taxi, damit uns nicht alle gleich belagerten wofür wir dankbar waren. Sie riefen auch in der Unterkunft an, die erstmal nichts von unserer Buchung zu wissen schien. Es war mittlerweile bald 23 Uhr. Wir wussten ja, dass die Inseln teurer waren, aber mein lieber Schwan wir zahlten für 5min Fahrt 5€. Der erste Eindruck erschreckte uns, wir waren froh dem Rat gefolgt zu sein. Wir kamen an einem weiß blauen Haus an und wurden von der immerhin freundlichen Besitzerin gleich ins klimatisierte, kleine Zimmer gebracht und sofort die Tür hinter sich schloss. Die Handtücher stiebten, wir besahen die Bettdecke und den Boden: alles war voller Putz, der scheinbar von der Decke rieselte. Der Verkehr drang laut durchs Fenster. Das Bad war auch nicht in bester Verfassung. Die Dusche nur ein Rinnsal aus einem Schlauch, alles roch ein wenig modrig. Aber es war nur für eine kurze Nacht. Immerhin konnten wir die Flaschen auffüllen und das Wifi funktionierte, doch wir schliefen eh bald ein.


Letztendlich ging mein Blick immer auf die deutsche Uhr um zu wissen ob auf der Hochzeit gerade noch getanzt, gelacht oder das Licht ausgeknipst wurde. In ihrer Hochzeitsnacht fliegen wir beide ins tropische Paradies. Ich hab sie so lieb, all meine Mädels. Genauso sehr wie ich Fernweh habe. Ich wünschte ich besäße Hermines Zeitumkehrer - ihr wisst schon: die Magie der Harry Potter Welt.

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