Tag 152: Baby-Seelöwen

Die Nacht war kurz, die Augenringe groß.

Ich möchte gar nicht ins Detail gehen, denn wir finden unseren Gastgeber nach wie vor sympathisch, aber nachdem ich (Eric hatte zu seinem Glück fest geschlafen) mehrmals nachts v.a. durch dröhnende Bässe geweckt wurde, waren wir nicht nur völlig fertig. Sondern wir konnten unsere morgendliche verabredete Fahrt zum Flughafen vergessen. Denn nachdem zwischen 2 und 3 Uhr nachts unter uns die Bässe bebten, wir 4 Uhr aufstehen mussten, schlief er jetzt wie ein Stein und war nicht wach zu kriegen. Wir riefen panisch ein Uber für 33€ und schlüpften zur Terrasse raus, weil wir den Haustürschlüssel nicht finden konnten und kamen dann erleichtert überpünktlich am nationalen Terminal an.

So schnell waren wir noch nie am Gate. Ohne Anstehen Gepäck abgegeben (Gewicht eingehalten), sofort ohne Anstehen durch die Security und um die Ecke zum Gate. Dass es so schnell geht, wussten wir nicht. Wir durften sogar Wasser mitnehmen. Wir waren bisher nur die krassen Torturen amerikanischer u.ä. Flughäfen gewohnt. Aber lieber zu früh als zu spät. So war noch Zeit um im Tag anzukommen und einen Apfel zu schnorpsen und 6:20 Uhr hob der Jetstar-Flieger in den Süden nach Christchurch ab. Da wir unseren Rucksack als Gepäck dazubuchen mussten, gabs in dieser Kategorie sogar ein kleines Frühstück dazu, was wir vorher hatten auswählen können (also wir reden hier von einem Wrap und Toast :D ).

Gelandet ging es auch wieder schnell und mit Hilfe eines Flughafenshuttles (was die meisten Mietwagenfirmen anbieten) holten wir Schrotti III - unser Campervan für die nächsten 35 Tage. Jetzt kehrt hier hoffentlich mal Ruhe ein…hatten wir gehofft. Aber nein, das wäre ja langweilig.

Bei der Buchung, die wir schon vor einiger Zeit getätigt haben, ist Eric leider der unwiderrufliche Fehler passiert, dass der Van nicht self-contained ist. Das war zunächst ein Schock, aber meine Mutti fand per WhatsApp ganz schnell aufmunternde Worte und Olli schickte hilfreiche Tipps an uns Chaoten. Leider war das aber längst nicht unser einziges Problem. Das Auto hatte Macken an allen Ecken und Kanten mit seinen bisher ~485.000 gefahrenen Kilometern. Und das für den Preis! Einfach unglaublich dreist.

FINGER WEG von Lucky Campers, auch Kiwi Campers oder Happy Campers.

Der linke Radkasten fehlte, einiges war mit Kabelbindern notdürftig geflickt, an den Sichtschutzrollos fehlten viele Druckknöpfe, überall waren Stockflecken und ich fing erstmal an, das Mädchen aus dem Office das Auto putzen zu lassen. Denn siehe da, die Flecken auf den Sitzen gingen weg und ich fragte, wieso das Auto nicht gereinigt wurde. Wurde es, hieß es zickig. Aha, ich zeigte den Müll wie Kassenzettel und Teebeutel und schmiss ihn ihr vor die Füße. Ich ließ sie auch den Stuhl und Bettzeug, was wir nicht gebucht hatten, wegtragen und dann durfte sie nochmal mit Klebeband antanzen und meine Armlehne in der Tür kleben, weil diese splitterte und ich mich nicht verletzten wollte. Wir waren bedient, zumal es hieß, ein anderes Auto stünde nicht zur Verfügung. Das Ding (ich kann es einfach nicht als Auto bezeichnen) roch muffig und nach Rauch. Wir räucherten es abends erstmal aus…es war dreckig, der Wischeimer kaputt und einiges an Geschirr schmutzig. Noch vor ihren Augen, während ich sie angiftete (jeder hat sein Talent…), hinterließ ich für alle öffentlich im Internet, mit Fotobeweisen, vernichtende Kritik. Auf dass andere Kunden gewarnt werden. Dann rollten wir los und beteten mit dem Ding keinen Unfall zu bauen oder liegen zu bleiben. Unwahrscheinlich ist es nicht. Tja und warum? Weil sie es hier schlicht und ergreifend können. Die wissen selbst, dass zur Hochsaison keine anderen Camper zur Verfügung stehen. Es ist echt eine Schweinerei.

Wir hatten zwar tausend Ideen für die Südinsel, aber nach DER Nacht suchten wir nur nach dem Einkaufen völlig übermüdet einen Stellplatz auf dem Weg in den Norden. Wir hatten noch ein bisschen in einem 2nd Hand Shop gefunden.

Unterwegs hielten wir in Kaikoura an einem herrlichen Aussichtspunkt. Links und rechts von uns schimmerten blau-grüne Buchten; ab hier könnte man Whale Watching Touren starten.

Wir hielten ab und zu an um einen Ausblick zu genießen und als Eric nochmal anhalten wollte, war ich drauf und dran zu widersprechen, da wir beide hundemüde waren. Aber zum Glück war er schneller, denn unter uns waren zahlreiche Robben. Das schien hier ihr Kindergarten zu sein, denn überall wuselten die behaarten Seelöwen-Kinder herum. Es war erstaunlich laut, denn mal grunzte ein Männchen, mal schrie ein Weibchen im Verteidigungsmodus zurück und die Kleinen quietschten um die Wette. Es war herrlich und unsere Blicke schweiften hin und her. Das rettete den Tag echt! Manche robbten unglaublich schnell im Spiel hin und her, andere planschten in einem Naturpool in den Felsen, einige Kleine stillten gerade bei Mama ihren Durst und es war ein einziges Gewusel. So niedlich. Also das war definitiv schonmal ein Highlight, so kann es gern auf der Südinsel weitergehen. Ich konnte mich gar nicht satt sehen, bis der Wind zu sehr zog.

Deshalb fuhren wir weiter und fanden schließlich einen kostenlosen, schönen Stellplatz - zwei andere Paare waren auch in ihren Vans hier - am kleinen See.

Wir richteten uns erstmal ein, verstauten alle Sachen, reinigten alles mit Desinfektionsmittel, schauten, was wir noch brauchten, wie alles funktionierte und versuchten uns nicht zu sehr über das Auto zu ärgern. Dann schliefen wir endlich den Schlaf der Gerechten. Versteht mich nicht falsch, wir sind gern für Bässe und ˋne Party zu haben. Aber nicht unbedingt, wenn es gilt spätestens 5:30 Uhr am Flughafen zu sein :D

Und hier mal ein Blick hinter die Kulissen. Bevor wir loslegen, mache ich in meinem Notizbuch immer eine grobe Skizze, damit wir einen Überblick für die Fahrt haben und dann ergänzen wir Stück für Stück Ziele. So sieht das dann aus :D