Die Nacht war okay, früh staunten wir immer wie wir es in so kurzer Zeit geschafft hatten uns auszubreiten. Wir packten alles zusammen und knobelten erstmal am Tor wie es zu öffnen war, dann schauten wir im Nachbarzimmer wo wir den Schlüssel abgeben könnten. Im Hellen hier lang zu laufen war völlig okay. Aber es goss in Strömen! Alle Wolken hatten ihre Schleusen für einen kräftig prasselnden Sommerregen geöffnet und wir holten nun zum ersten Mal die Ponchos raus, wickelten die Rucksäcke ein und spannten die Schirme drüber. Die Straße war innerhalb kürzester Zeit ein brauner Fluss und unsere Füße nach wenigen Metern durchnässt. Aber die Schuhe waren eh dreckig ;)
Unterwegs gingen wir in einen einfachen Supermarkt, kauften Bananen, O-Saft, eklige Kokos-Kekse (wussten wir ja nicht) und ein Kit Kat und aßen unterwegs. Wie wir da 30min zum Flughafen stiefelten, vollbepackt wie junge Reisende in der tropisch-feuchten Luft waren wir bei Ankunft gut durchnässt. Igitt. Wir konnten diesmal beide Rucksäcke problemlos abgeben, sie wogen nur 10kg und beim Security Check störte sich niemand am Sonnenspray oder Wasser im Handgepäck. Dann aßen wir noch ein Croissant und warteten im gut gekühlten Raum aufs Boarding.
Es war unsere bisher kleinstes Flugzeug, eine Propellermaschine mit wenig Beinfreiheit. Die Aussichten schienen nicht sehr rosig, denn der 20minütige Flug wurde um 30min auf Grund starken Regens verlängert, da es nicht landen konnte. Himmel, Pops und Regen! Das wurde ja immer besser…Später erfuhren wir, dass vor zwei Tagen eine Maschine aus Costa Rica nochmal zurückfliegen musste, weil es unmöglich war zu landen. Da hatten wir nochmal Glück gehabt und immerhin sahen wir die Insel von oben und auch die Riffe im türkisfarbenen Wasser, die uns hierher gelockt hatten - wenn auch weitestgehend in grauen Regenwolken.
Als wir dann endlich landeten, mussten wir warten, dass nochmal ein Drogenhund die Gepäckstücke beschnüffelte, dann nochmal die Touristenkarte zeigen und schlussendlich die teuerste Taxi-Fahrt unseres Lebens genießen. 40.000COP Festpreis (ca.8€) zum vielleicht 5min entfernten Hotel. Wir waren es Leid uns darüber Gedanken zu machen, es goss in Strömen, die Laune war im Keller. Ich fragte mich ernsthaft was wir hier gut 1.000km vom Festland taten - in der Regenzeit, die offensichtlich vorhatte uns so richtig zu nerven.
Die erste Nacht schliefen wir im Osten der Insel im Hotel Posada Ensilada, die bisher teuerste Unterkunft. Wir wurden freundlich empfangen, bekamen erstmal einen Plan und Tipps für die Insel, hatten ein großes Zimmer mit gut funktionierender Klimaanlage und packten erstmal aus :)
Dann liefen wir los und sahen eine Mischung aus bunt gestrichenen Häusern, einer farbenfrohen neuen Schule und zerstörte Baracken nach dem Hurrikan vor wenigen Jahren. Eine Gruppe von 5-6 Männern starrte uns hinterher, wir grüßten freundlich, bekamen aber keine Antwort. Ein Autofahrer hielt und fragte wo wir hinwollen, denn wir hatten die Abzweigung zur Manzanilla Bay verpasst. Wir drehten wieder um, liefen wieder an den jungen Männern vorbei und folgten einer verlassenen Straße. Irgendwie - sicher völlig unbegründet - war uns das nicht geheuer. Zudem war es unglaublich schwül, die Luft drückte und alles klebte. Wir liefen zum Hotel zurück und mieteten einen Scooter - Helme gibt es auf der Insel nicht. Nur Polizisten haben das Glück ihren Kopf schützen zu dürfen.
Der erste Preis war 100.000COP pro Tag, dann sagte sie 90.000, weil wir mehrere Tage mieteten und als wir sagten „bis zum 10.“ verstand sie „10 Tage lang“ und senkte den Preis auf 80.000COP pro Tag. Wir berichtigten das Missverständnis, aber nun hatte sie es einmal so aufgeschrieben, also beließ sie es dabei. Im vergleich zu Koh Tao, wo wir so 5€/ Tag gezahlt hatten (mit Helmen) schlugen die rund 17€ auch so gut zu Buche. Wir fuhren vorsichtig los, es fing wieder an zu regnen. Dann hörte es wieder auf. Wir fuhren erstmal um die halbe, kleine Insel herum, wussten nicht so richtig was mit uns anzufangen und sahen schwarz. Bei dem Wetter würden hier kaum Aktivitäten möglich sein, Menschen bekamen wir auch kaum zu Gesicht. Was hatten wir uns nur dabei gedacht?!
Wir fuhren zwei Tauchschulen in der Freshwater Bay an und erkundigten uns über Preise, Zeiten, Ausrüstung und Tauchplätze. Die zweite Tauchschule gefiel uns schon mal nicht, wir verstanden ihn auch kaum. Hier auf den karibischen Inseln war die Sprache kreolisches Englisch, einige sprachen Englisch, manche Spanisch. Es war verwirrend. Wir ließen ratlos die Blicke nach links und rechts schweifen. So richtig kam noch kein Inselvibe in uns auf. Wir fuhren ein Stück zurück, hielten am Southwest Beach und gingen zu einer weiteren Tauchschule. Sie wurde von einem Paar aus der Schweiz/ Kolumbien geführt, war etwas teurer, aber wir fühlten uns sofort wohl. Wir würden zum ersten Mal eigene Tauchcomputer tragen; in Thailand und Indonesien hatten immer nur die Tauchguides einen. Sie waren total freundlich, wir konnten auch mit Kreditkarte ohne 5% Aufschlag zahlen (das sei nämlich eigentlich illegal) und sollten einfach Bescheid geben, ob und wann wir tauchen möchten. Wir parkten am Strand und liefen ihn entlang, ich hatte mit einem letzten Rest Optimismus auf Badesachen unter der Kleidung bestanden. Wir nahmen erstmal alles in uns auf, die kleinen Fisch-Restaurants, die bunt gestrichenen Hütten, aber auch die verlassenen, geschlossenen mit Müllbergen nebenan. Dann zeigte ein Mann ins Wasser und sprach auf Spanisch los. Und tatsächlich: vor uns in der Bucht, zur Dämmerungszeit, schwammen lauter Babyhaie. Wir erkannten es an der Körperform und den Kiemen.
Er schickte lachend seine Frau vor, doch die Haie drehten immer 20-30cm vorm Körper wieder ab, also folgten wir und seine Tochter. Zu fünft planschten wir im warmen Wasser und da Maria, die Tochter, Sprachen studierte, unterhielten wir uns in einem Mix aus Spanisch, Englisch und Deutsch. Die drei aus Bogotá waren uns sympathisch und wir lachten viel. Der Vater meinte wir seien noch nicht so lange da, hm? Wir seien noch so blass. Sie hatten eigentlich eine Griechenland-Reise ins Auge gefasst, bis sie die Preise gesehen hatten. Ja, jetzt wissen sie wie es uns geht :D Nach einer ganzen Weile verabschiedeten wir uns voneinander und während wir etwas im Wind trockneten, hörten wir ein Pärchen Deutsch miteinander sprechen. Ich pirschte mich also nochmal ran und sprach sie dann direkt und überrascht an. Sie war Lehrerin für Englisch, Französisch und Geo an der deutschen Schule in Chile, beide 8 Jahre zusammen und - es fällt schwer zu glauben - er arbeitete quasi mit dem selben Programm wie Eric, auch wenn er jetzt 6 Monate Pause eingelegt hatte. Zufälle gibt es. Die beiden kamen ursprünglich aus der Nähe Frankfurt (verzeiht mir, aber so was hatten wir uns schon gedacht) und wir sollen doch einfach zu Steve´s Jerk Grill dazustehen, wo sie mit einem amerikanischen Paar von der Tauchschule verabredet wurde. Das klang doch nach einem Plan. Wir mussten allerdings erstmal den Strand zurücklaufen, mit dem Roller zum Hotel, schnell duschen, lange Kleidung (gegen Insekten) anziehen und dann um die halbe Insel nördlich herum. Am Nachbartisch saßen ein Belgier und ein Deutscher, alle schwärmten vom Essen. Auch wenn es gefühlt ewig dauerte. Wir teilten uns zusammen die gegrillte Mischplatte für eine Person mit Kartoffeln und als sie endlich samt Rippchen kamen, wähnte sich Eric im siebten Himmel. Eine Unterhaltung entspann sich über alle Ecken, kurz nach 22 Uhr brachen dann auch wir vier Übrigen auf. Im nun strömenden Regen. Puuh.
Wir holten die weißen Ponchos wieder raus, sie flatterten so laut im Wind, dass wir die halbe Insel zu wecken schienen. Außerdem kreischte ich vor Lachen, wie wir da mit blasser Haut und den weißen Ponchos wie weiße Nachtgespenster über die Insel flogen. Ich versuchte Erics Poncho an den Ärmeln festzuhalten, dass es mir nicht ganz so ins Gesicht flatterte. Wir bogen einmal falsch ab, hatten aber so das Glück die farbwechselnde Brücke bei Nacht zu bewundern. Dann fielen wir ins Bett, immer noch zweifelnd, ob das ausgegebene Geld hier richtig angelegt war.
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