Der Titel verrät ja schon einiges…ich muss ja auch die faulen Leser:innen motivieren…wir lassen es heute richtig krachen. Heute sind sechs Monate rum, wenn man immer im vier Wochen-Takt zählt. Zählt man die Tage, ist ein halbes Jahr erst am Tag 182,5 rum ;) Da fällt uns auch noch was ein.
Für heute hatten wir vor zwei Tagen dann doch noch ganz spontan einen Heli-Hike gebucht. Wir wurden aus der Heimat ermutigt, unser Weihnachts- und Geburtstagsgeld zusammenzulegen und uns die einmalige Chance nicht entgehen zu lassen. Man hat hier die Wahl zwischen dem Franz Joseph und dem Fox Gletscher. Beide unterscheiden sich kaum, wir hatten lange gelesen und verglichen. Spontan hätten wir wohl den Franz Joseph gewählt, aber da war an unserem Wunschtag nichts mehr frei, deshalb buchten wir den Fox Gletscher. Start war 9:30 Uhr im gleichnamigen Ort. Das Wetter sollte heute gut sein, für die nächsten beiden Tage war Regen angesagt und so wurde die Entscheidung vereinfacht. Eigentlich hatten wir die ganze Zeit verzichten wollen, weil wir unser Highlight (Fallschirmsprung) schon genossen hatten und hier alles teuer genug war. Aber die Neugier und einmalige Chance siegte, da wir nicht planen zurückzukommen und die Gletscher immer mehr schmelzen.
Das ganze war deshalb besonders teuer, da man beide Gletscher nur noch per Helikopter erreichen kann. Sie sind so sehr geschmolzen und zurückgegangen, dass wir nicht wie in Chile hinwandern können. Eric freute sich wie ein kleiner Junge auf seinen ersten Helikopterflug. Der war zwar Hin und Zurück nur ca.4min, aber trotzdem beeindruckend und man spürte das ganze Spektakel. Wir bekamen zuerst Sicherheitseinweisungen zum Verhalten/ Laufen auf dem Gletscher und dann bzgl.des Helikopters, danach wurden Wollsocken, Bergstiefel und Regenjacken ausgeteilt. Wer wollte konnte noch eine wasserfeste Hose + Rucksack nehmen. Uns dauerte das zugegeben alles ein bisschen zu lange und dann musste auch noch jeder vor der ganzen Gruppe auf die Waage. Schrecklich! Denn mit dem Gewicht wurde der Sitzplatz im Helikopter festgelegt. Eric und ich durften zusammensitzen :)
Unsere Gruppe, bestehend aus 11 Leuten (viel zu viel für unseren Geschmack, in Chile waren pro Guide max.6 erlaubt), wurde auf zwei Helis verteilt - immerhin war unserer dunkelblau. Wir wurden mit einem Kleinbus zum Landeplatz gefahren, dort hieß es wieder warten und dann liefen wir hintereinander zum Heli, zogen die Köpfe ein, mussten uns sofort anschnallen und die Kopfhörer aufsetzen - es war auch verdammt laut hier drin. Und schon hob der Heli ab, überflog das Flusstal und den Wald und flog zwischen die Bergkette auf den Gletscher drauf zu. Wir waren total aufgeregt und konnten uns unser Dauergrinsen nicht verkneifen. Fliegen ist schön! Aus der Vogelperspektive hatten wir die Gletscherspalten auch noch nicht gesehen.
Der Fox Gletscher ist der von den beiden, der sich mehr verändert. Der Franz Joseph Gletscher wird der erste der beiden sein, den man aus Sicherheitsgründen und größeren Gletscherspalten bald (was auch immer das heissen mag) nicht mehr begehen kann. Ein bisschen schade war, dass wir nicht höher flogen (dafür gibt es die sogenannten scenic flights), sondern relativ weit unten auf dem Landeplatz abgesetzt wurden. Steine markierten uns den Weg, dann mussten wir in die Hocke, ein Knie aufs Eis legen, Köpfe senken, Arm schützend davor, denn als der Heli wieder abhob, flogen vereinzelt kleine Eisstückchen durch die Luft. Und der aufgewirbelte Wind war echt stark, die Luft brummte. Wir bekamen alle Steigeisen und zogen sie an; es fühlte sich nach unserer Gletschertour in Chile gar nicht mehr so ungewohnt an. Wer wollte, konnte einen Skistock nehmen. Allerdings bekamen wir hier weder Gamaschen, noch Gurt, noch Helm. Was insofern seltsam war, als dass uns der Guide ständig erzählte, was jetzt da oder dort schlimmes passieren könne und wie lange er brauchen würde, um uns zu retten. Auch Proviant war in dem horrenden Preis nicht inbegriffen. Das hier glich mehr dem Massentourismus der westlichen Welt und wir sind nun Teil geworden und sollten gleich noch mehr die Unterschiede zu spüren bekommen.
Im zweiten Heli saßen die älteren der Gruppe und entschuldigt bitte, aber die eine Frau war steinalt! Dass sie hier oben nicht viel verloren hatte, merkten alle schon nach den ersten Schritten und unser amerikanischer Guide musste sie unterhaken und den gesamten Gletscher halten & unterstützen. So wurde das Ganze ein Sonntagsspaziergang und entschuldigt bitte die Arroganz angesichts der spektakulären Kulisse, die uns umgab (und die nicht jeder zu Gesicht bekommt). Aber wir langweilten uns. Und der Guide gab Eric schnell den Namen monkey man (Affenmann), weil Eric ständig irgendwo herumkraxelte. Zurecht, denn statt den Gletscher zu erlaufen und zu erforschen, blieb der Guide permanent mit elend langen Erklärungen stehen; vielleicht um die alte Dame Luft holen zu lassen.
Bei der Einweisung zu Beginn hatte das Team gar nicht oft genug wiederholen können, wie warm es auf dem Gletscher sei und wir sollten alles überflüssige wie Mützen, Handschuhe und zusätzliche Jacken auspacken. Hier oben waren wir und alle, die auch nicht auf sie gehört hatten, froh Mütze und Co. dabei zu haben. Denn sobald eine Wolke kam, wärmte die Sonne überhaupt nicht mehr und durch das Herumgestehe wurde es auch kalt. Enttäuschend war auch, dass er uns oft auf schöne, interessante Sachen wie eine Eisbrücke oder ein tiefes Loch hinwies und wir uns schon über ein Highlight freuten, dann aber beschloss, es sei für alle zu gefährlich sich das von Nahem anzusehen (obwohl er selbst grad da gestanden hatte) oder zu weit weg (weil wir ja im Schneckentempo vorankamen). Die hatten sogar Treppenstufen ins Eis geschlagen, das muss man sich mal vorstellen…
Eric und ich waren schon sehr enttäuscht, vor allem weil wir so lange überlegt hatten, ob es uns da Geld wert sei. Aber Gott sei Dank wartete am Ende der kleinen Runde noch das Highlight auf uns. Das Team hatte eine Art Eishöhle mit Gängen freigelegt und hier war genau das glatte, blaue Eis auf das wir uns alle gefreut hatten. Seile und ein paar Treppen erleichterten das Erkunden und wir nahmen uns am Ende der Gruppe genug Zeit Fotos zu knipsen. Baxter, unser Guide, trieb zwar immer zur Eile, aber wir hatten alle anderen vor uns auch in Ruhe Fotos aufnehmen lassen und jetzt nahmen wir uns die gleiche Zeit. Wir entdeckten leuchtend blaue Spalten, kleine Bäche, die in der dicken Eisschicht versickerten und unterirdisch weiterliefen, sahen tiefe, blaue Löcher und tranken das frische Gletscherwasser aus einer sprudelnden Quelle. Das war dann doch faszinierend und hatte vor allem mir nochmal sehr gefallen. Das eine Foto zeigt Eric, wie er den Gletscher versucht an einem Riss zusammenzuhalten ;) Zwischendurch bissen wir mal in unsere Schnitte, denn eine richtige gemeinsame Pause gab es nicht. Und hier sind sie nun, unsere vielen Fotos (obwohl wir die Auswahl schon stark verkleinert haben):
Eric ließ ich dann auf dem Rückflug wieder am Fenster sitzen, damit auch er den Tag in positiver Erinnerung behielt. Er war noch enttäuschter als ich über die kleine, einfache Gletscherrunde. Die Bilder erzählen natürlich eine andere Geschichte und ich bereue es insofern auch nicht, als dass wir sonst immer gedacht hätten, etwa zu verpassen. Und gemeinsam mit den bisherigen Dünen finde ich die Gletscherwelt am faszinierendsten und freute mich, nochmal die Gelegenheit gehabt zu haben, einen zu sehen. Aber ich gebe schon zu, dass wir enttäuscht waren und das Geld wohl nicht investiert hätten, hätten wir vorher eins zu eins den Ablauf und die Details gekannt. Eine einmalige Erfahrung war es auf jeden Fall und Heli-Fliegen ist toll :) Vielleicht dann doch das nächste Mal einfach einen Erkundungsflug :)
Ob man so eine Tour mit seinem ökologischen Bewusstsein vereinbaren kann, muss jeder selbst entscheiden. Aber jeder Flug von Land zu Land, jeder gefahrene Kilometer ist ebenfalls zugegeben nicht die umweltbewussteste Entscheidung. Und der Gletscher schmilzt vor allem auf Grund zahlreicher, globaler Probleme, die es zu stoppen gilt…
Zurück im Dorf bekamen wir noch von einem australischen Paar lauter Tipps ins Handy eingetippt, dann fuhren wir mit dem deutschen Paar, was wir letztens schon getroffen hatten und die heute auch in unserer Gletschergruppe dabei gewesen waren, zum Lake Matheson, tranken zusammen auf der Terrasse Eisschokolade/ Cappuccino und tauschten unsere Fotos aus. Die beiden fuhren schon weiter, wir liefen noch den Weg anderthalb Stunden um den See. Er ist eigentlich bekannt dafür, die Gebirgskette auf seiner Wasseroberfläche zu spiegeln, aber selbst der leichte Windhauch führte heute dazu, dass sich das Wasser zu sehr kräuselte. Dafür sahen wir von Nahem zwei total süße Vogelarten. Den Tomtit und den Silvereye. Leider waren beide Vogelarten zu schnell für uns, aber wer möchte, kann ja mal ein Foto recherchieren.
Auf Grund der Wetterprognose hatten wir uns entschieden nicht noch eine Nacht zu bleiben, sondern fuhren ca. 1h weiter. Es gab tatsächlich einen kostenlosen Stellplatz wie in den guten alten Zeiten! Die sind vor allem hier an der Westküste sehr rar gesät. Nun schon zum zweiten Mal brachten wir unser Tuch als Autohimmel an, spannten das Band, hakten das iPad unter und konnten so, geschützt vor den widerlichen Sandfliegen nach dem Abendessen die Mini Serie (5 Folgen), gesprochen von Barock Obama beginnen: Unsere wunderbaren Nationalparks.
Habt ihr schonmal von den surfenden Nilpferden gehört? Oder um die medizinische Bedeutung des Faultiers gewusst? Oder Madagaskars Felsen von oben gesehen?
Wir können sie nur wärmstens empfehlen, es sind herrlich Aufnahmen und es ist toll, dass wir an einigen Orten schon selbst waren.
Zum Abschluss des aufregenden Tages blickten wir in einen klaren Sternenhimmel auf eine leuchtende Milchstraße. Das sah wirklich sehr sehr schön aus. Da hier an der Westküste nur wenig Zivilisation ist, sondern die Bergkette dominiert, gab es auch so gut wie keine Liftverschmutzung - wie in vielen Nationalparks dieser Erde.
Will Eric jetzt Pilot werden ? 😂 Ich liebe dieses super blaue GletscherEis 😍
Wunderschön, die Farben des (noch) ewigen Eises Mit euch in der Mitte. 😊☺️