Diese Viecher! Ich hätte es nie gedacht, aber so ein winziges Tier wie die Sandfliege raubt uns hier den letzten Nerv (gemeinsam mit ihren Freunden). Das Auto war umschwärmt. Sobald man eine Tür öffnet, dringen sie ins Auto ein und wir sahen zu, dass wir hier wegkamen. Gefrühstückt wurde einen Platz weiter, wo es zumindest ein bisschen ruhiger um das Insekt war. Allerdings kam nun auch beim dritten Campervan das böse Erwachen. Eric hatte letztens schon so eine Vorahnung, die sich heute bestätigte: der fest geschraubte Campingkocher funktionierte nicht. Es kann zu wenige Gas entweichen und irgendwann kam es schubartig raus, die Gasflasche entflammte sich und Eric riss den Verschluss schnell auf und schmiss die Kartusche schnell weg. Es reichte uns so dermaßen mit diesen gefährlichen, ekligen, minderwertigen Mietautos und wieder schrieben wir eine Beschwerdemail. Wir kochen darauf jeden Morgen und Abend, manchmal noch Mittag ein Süppchen. Wir konnten unmöglich all diese Mahlzeiten durch Cafés und Restaurants ersetzen und für unseren eigenen Kochaufsatz hatten wir hier nicht die richtigen Gaskartuschen. Es war zum Verzweifeln. Aber immerhin, man staune (!), zahlte sich nun unsere bisherige Hartnäckigkeit aus, denn wir haben 9 Miettage zurückerstattet bekommen. Geht doch :)
Da Erics Wut erstmal verrauchen musste, schwang ich mich mal wieder todesmutig hinters Lenkrad. Diese einspurigen Brücken hier trieben mir den Schweiß auf die Stirn, aber ich brachte uns unfallfrei zu zwei Wasserfällen, die auf dem Weg lagen. Das letzte Stück der knapp anderthalb Stunden musste aber Eric nochmal ran. Und zwar war das so…die Wolken blendeten mich trotz Sonnenbrille und ich klappte die Sonnenblende herunter. Und was saß da? Frau Tarantulla höchstpersönlich mit ihren acht Beinchen. Ich schrie so wahnsinnig laut und schmiss das Ding wieder hoch, dass Eric wissen wollte, was um Himmels Willen los sei. Ich kreischte da sei eine Riesenspinne über mir. Ich musste noch tapfer, mit Schweißperlen auf der Stirn einige Minuten bis zu einer kleinen Haltebucht aushalten, dann zog ich ruckartig nach links, parkte und sprang aus dem Auto. Eric meinte ich soll nicht übertreiben und mich beruhigen, doch als er dann die Sonnenblende runterklappte, war seine Reaktion ebenfalls sie ganz schnell wieder zuzuschmeissen. Er hielt sich geschockt die Hand vor den Mund und flüsterte: Ach du Scheisse.
Ja genau! Die war nicht klein und niedlich. Das war das fette Spinnlein höchstpersönlich, dass für die Spinnweben in unserem Auto verantwortlich war. Letztens saß die da noch nicht. Ich will lieber nicht drüber nachdenken, wo sie die Zeit davor so gesessen hat…
Eric war aber vernünftiger und statt sich in Sicherheit zu bringen, holte er ein Glas und trug sie liebevoll (!) davon. Ich schwörs euch, er ließ sie zur Angstbekämpfung sogar über seine Hand laufen und rief mir fragend zu, ob ich sie auch mal streicheln wolle. Mir standen die Haare zu Berge und ich hatte nur einen Gedanken im Kopf: wir müssen den Flug nach Australien stornieren. Das kann gar nicht gut gehen.
Nach diesem Schock fuhr uns Eric die letzten 9min zu den Blue Pools. Allerdings tröpfelten ab und an Regentropfen auf uns herab, die Sonne blitzte nur selten hinter den Wolken hervor, deshalb liefen wir die je 15min hin und zurück nur um den leuchtend, klaren Fluss zu bestaunen, aber nicht um zu Baden. Dahinter erstreckt sich übrigens der Mount Aspiring Nationalpark.
Auf dem Parkplatz trafen wir nochmal Niklas. Wir berichteten von unserem Kochdesaster und er war unser rettender Engel in der Not. Er hatte doch tatsächlich noch einen Minigaskocher, der genau die selben Gaskartuschen nutzt, den er loswerden wollte. Er hatte sich einen größeren gekauft und der kleine nahm nur Platz weg. Er schenkte ihn uns und wünschte uns, dass nun alles klappt. Wir hatten zwar per Mail angeboten bekommen, dass wir das Geld zurückbekommen, wenn wir einen neuen kaufen, aber a) vertrauen wir diesen Worten nicht und b) sollen die sich ruhig selbst drum kümmern.
Niklas würde die Nacht gegenüber auf dem zugegeben wirklich hübschen Campingplatz verbringen, aber nach einigem Überlegen, Reiseführer checken und Co.entschieden wir uns dafür noch eine Stunde weiterzufahren. Morgen soll es regnen, da müssen wir eh gucken, was wir machen können. Aber so hatten wir noch im Sonnenschein herrliche Ausblicke auf den Lake Wanaka und fuhren am See nebenan auf einen DOC Campingplatz Kidds Bush ($10p.P.). Hier war es echt total schön und wir schauten direkt auf den See und die Bergkette, die ihn umgaben.
Wir schnappten uns einen Platz mit Tisch und Stühlen unter einem Baum.
Es war nicht der berauschendste Tag, aber während Eric Reste kochte, konnte ich mal wieder Fotos sortieren, mein Buch beenden und grobe Pläne für die nächsten Tage erstellen. Muss ja auch mal sein :) Empfang hatten wir hier leider keinen, was die Recherchen etwas einschränkte, aber so ist das eben in der Natur. Letztere gab auch nochmal alles, als wir den 30minütigen Wald-Track liefen. Das Zirpen der Grillen war noch lauter als je zuvor. Das war faszinierend und Folter zugleich. Danach gabs einen Sonnenuntergang mit leuchtenden Wolken. Eric hatte außerdem aus einer Flasche eine Dusche gebaut (Löcher in den Deckel mit einem Räucherstäbchen gebrannt) und so konnten wir uns erfrischen ;)
Früh öffnete der Himmel seine Schleusen und dicke Regentropfen platschten auf die Erde. Aber wir waren ja durch den Wetterbericht gewarnt und hatten beschlossen nach Wanaka zu fahren. Dieser beschauliche Ort am See mit Blick auf die Berge drum herum gefiel uns richtig gut. Bis jetzt war es sogar unser neuseeländischer Lieblingsort, mal sehen, wie es uns noch im viel größeren Dunedin gefallen wird. Aber hier gab es süße Läden, Flair, richtige Gebäude ohne Wellblech…es war einfach schön. Wir versuchten -erfolglos- bei mehreren Friseuren spontan Termine zu ergattern, aber keine Chance. Dafür gingen wir einkaufen, denn die großen Supermärkte sind einfach preiswerter, tanken Sie und schlenderten herum. Irgendwann hörte der Regen auf, dafür setzte der Hunger ein. Eric hatte einen Burrito Stand entdeckt und war ab da ganz vorfreudig. Es war auch wirklich schön gemacht: lauter Foodtrucks, quasi für jeden Geschmack, standen im Halbkreis an einem Flüsschen und überall gab es Sitzgelegenheiten mit Sonnenschutz und das Essen war super lecker und frisch und preiswerter als bisheriges.
Frisch gestärkt und glücklich (Eric sagte immer: „Boah, war das lecker!“) schauten wir uns den berühmten „That Wanaka Tree“ an, der zu den meist fotografierten Bäumen der Welt und als Tourismussymbol für Neuseeland gilt. Wir mussten nur dem Strom an Asiaten folgen, dann standen auch wir vor dem einsamen, leicht schiefen Bäumchen, der im Wanaka See stand. Allerdings war jetzt im Sommer der Wasserstand so niedrig, dass wir die tolle Spiegelung nur zu einem winzigen Bruchteil in einer Pfütze einfangen konnten und naja, er war echt süß und vor allem auch so hübsch auf Grund seiner Kulisse drum herum. Aber die Redwoods hatten uns mehr beeindruckt ;)
Wir hielten uns nicht lange auf und fuhren noch ein Stück um den See. Da das Wetter jetzt recht stabil aussah, liefen wir zum Diamond Lake (und hier hatten wir tolle Wolkenspiegelungen) und dann noch weiter nach oben um über den Wanaka See zu blicken. Dort trafen wir eine Tschechin und quatschten echt lange - man mag es kaum glauben, aber sie redete VIEL mehr als ich! - und dann liefen wir in einem kleinen Bogen wieder zurück. Das war eine schöne spontane Tour. Gegenüber gibt es den sehr anspruchsvollen Roys Peak für zukünftige Interessenten unter euch :)
Weil wir für morgen den Isthmus Peak auserkoren hatten, fuhren wir nochmal 30min zu dem schönen Campingplatz am See zurück. Eric sprang sogar kurz in den kalten See hinein, ich hob mir das für morgen in den Sonnenstrahlen auf.
Schon beim lesen eurer Monsterspinnen Begegnung geht bei mir der AdrenalinSpiegel in die Höhe und beim über die Hand laufen erst 😂 so geil . Könnte ich wohl drauf verzichten …🤔🫣