Als wir früh losfuhren, wunderten wir uns über das Wummern unserer Schrottkiste. Kurz darauf machte ich Eric darauf aufmerksam, dass die Drehzahl immer höher und höher stieg und bald im bedenklich hohen, rot gekennzeichneten Bereich lag. Also das fehlte uns nun noch. Wir hielten an und stöberten durch einen Merinowolle-Laden, das Auto beruhigte sich scheinbar in der kurzen Ruhephase. Denn als wir dann voller Bangen wieder losfuhren, schaltete er auch wieder ganz hoch. Insgesamt standen uns heute 4h Fahrt bevor. Zwischenhalt war Queenstown, dort bekam Eric die Haare gemacht. Mich konnte man leider nie einfach dazwischen quetschen, aber das klappt schon noch. Die werden nämlich trotz Spülung und Pflegespray immer strohiger…
Lange aufhalten wollten wir uns aber nicht. Der Ort ist zwar schön an Hügeln und an einem See gelegen, aber für unseren Geschmack zu groß. Er gilt auch als der Spielplatz der Neuseeländer, weil man hier eine Menge Action buchen und erleben konnte. Aber die Preise…unglaublich. Wir umfuhren den Großteil und leider hatten wir auch keine Zeit zu dem kleinen Ort Glenorchy. Aber dafür holten wir frisches, recht günstiges Obst für die nächsten Tage: Aprikosen, gelbe und lilafarbene Pflaumen und Orangen. Denn hier war die Region sehr trocken und heiss und überall gab es Wein-oder Obstfelder. Ab da wurde es recht eintönig und erinnerte uns an unsere langwierige Fahrt durch die amerikanischen Wüsten.
Wir waren froh, als wir in Te Anau einen blauen See schimmern sahen. Ab hier beginnt Neuseelands Fiordland, was laut einigen dem Norwegens sehr ähneln soll. Unser Ziel war Milford Sound, aber das erreichten wir heute nicht mehr, denn der letzte günstige DOC (Department of conservation) Campingplatz war eine halbe Stunde vor dem Ort. Und die sind hier mit $15 p.P. schon teurer als sonst überall. Einfach weil sie es können. Man zahlt für nichts, es gibt keine Duschen oder richtige Toiletten, es ist quasi nur die Erlaubnis hier über Nacht zu stehen…da es noch recht früh war, liefen wir den kleinen Weg nebenan durch den zugegeben märchenhaften bemoosten Wald. Danach kochten wir, schmiedeten Pläne & Co.
Der Tag war jetzt nicht sooo actionreich gewesen, wir hatten viel zu lange im Auto gesessen und ich sehnte mich ein wenig nach einem Spieleabend, wo herzhaft gelacht wurde. Obwohl die durch Covid lange nicht mehr stattgefunden hatten…
Scheinbar hatten viele versucht dem Ranger, der hier sowohl abends als auch früh kontrollierte, zu entgehen, denn es war ein ständiges Kommen und Gehen auf dem Platz gewesen und nicht besonders erholsam. Außerdem war es, wie erwartet, deutlich kühler, als an den vergangenen Tagen.
Nach dem üblichen morgendlichen Prozedere, setzten wir uns ins Auto und fuhren die letzten Kilometer (ca.30-40min) nach Milford Sound. Die Straße war kurvenreich und nicht unbedingt nach meinem Geschmack, aber der Ausblick in die bewaldeten und teilweise schneebedeckten Hügel lenkte ab. Vor einem langen dunklen Felstunnel mussten wir an der Ampel warten und sahen doch tatsächlich auf dem Auto schräg vor uns endlich einen Kea. Das Besondere der Vögel zeigt sich, wenn sie ihre Schwingen öffnen. Ihre ansonsten grünen Federn werden nämlich unterhalb der Flügel von leuchtend orangefarbenen unterstützt. Das sieht herrlich aus! Leider sind die Fotos auf Grund der Entfernung und Bewegung des Keas sehr unscharf, aber so bekommt ihr eine Idee und Google gibt es ja auch noch :)
Die Fahrt schlängelte sich so dahin und in Milford Sound mussten wir feststellen, dass es außer Parkplätzen, einer überteuerten Snack-Bude und dem Bootssteg nichts gab. Der Parkplatz kam $25/5h. Darunter gab es nichts. 20min durfte man kostenlos stehen, aber man benötigte schon 10min um zu dem Bootssteg und den Anbietern zu kommen und zurück. Na das nenne ich mal Profit vom Feinsten :D Nicht mit uns. Wir fuhren zurück und siehe da, kurz vor dem „Örtchen“ gab es einen kostenlosen Schotter-Parkplatz und das Schöne daran: man lief einen hübschen Steg, mit Aussicht ins Fiordland hinein, wieder zurück.
Wir wollten uns eigentlich erstmal nur erkundigen, ich hätte ja gern eine Kajaktour gemacht, aber ausgerechnet dieser Anbieter war hier nicht vertreten und die Preise waren astronomisch (die morgendlichen Startzeiten übrigens auch). Ich wollte wieder umdrehen, denn so langsam habe ich es in diesem Land so satt diese Wucherpreise zu bezahlen, aber Eric meinte jetzt sind wir einmal bis hierher gefahren - angeblich eine der abgelegensten Ecken der Ecke, irgendeinen Superlativ braucht es ja immer und die kennen anscheinend die Antarktis nicht - und so kam es jedenfalls, dass wir kurzerhand für 12:45 Uhr noch zwei Tickets für eins der kleineren Boote kauften.
Immerhin gab es Schokokekse und für Eric Kaffee. Das Schiff fuhr exakt 1h45, eine recht überschaubare Runde, aber die Erklärungen und Aussichten lohnten sich. Es windete mal mehr, mal weniger, aber die Sonne schien und das Wetter war hervorragend. Wir quatschten ein wenig mit drei Amerikanern, beobachteten Seelöwen & Möwen in der Sonne, bestaunten die überaus grünen Berghänge und Wasserfälle. Also dieser Flecken Erde war schon sehr schön und strahlte eine Ruhe & Stille aus, wie man sie vielleicht nur noch selten findet. Es war toll, dass wir das sahen (wie immer ist es schwierig eine komplette Landschaft in Fotos zu bannen), aber wir hatten gehofft, noch etwas tiefer ins doch unberührte Fiordland hineinzugelangen.
Danach sahen wir zu den Sandfliegen zu entgehen & konnten unser Wasser auffüllen, das war nämlich leer! Und fuhren wieder zurück.
Wir überlegten, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag noch so anstellten und Saskia hatte uns eine anspruchsvolle Wanderung, die Gertrude Saddle, mit alpinem Charakter empfohlen. Allerdings war es schon kurz nach 16 Uhr und ich war tatsächlich auf der kurzen Strecke eu geschlafen. Als ich sah, dass die „extrem anspruchsvolle“ Wanderung 4-6h dauerte, bat ich darum sie morgen zu laufen. Ich war zu müde & groggy, das fand ich zu gefährlich. Eric war jetzt nicht so begeistert davon, aber fuhr uns zurück zum Tutoko River Valley. Dort liefen wir parallel zum Fluss durch den Regenwald, lauschten den Vögeln, bewunderten riesige Pilze und moosbedeckte Bäume. Allerdings schien der Weg weder ein bestimmtes Ziel noch ein Ende zu haben und so drehten wir einfach nach 45min um und liefen zurück. Auf dem Rückweg hielten wir an einer lohnenswerten Aussichtsplattform an und konnten da sogar ein paar Lebenszeichen in die Welt schicken - der einzige Punkt mit Empfang.
Am Cascade Creek DOC Campground zurück, kochten & aßen wir Abendbrot und konnten sogar mal in den Stühlen unter den ausladenden Ästen der Bäume entspannen, ohne von Sandfliegen gefressen zu werden. Ich redete ein wenig mit den Franzosen neben uns, die mächtig genervt vom regnerischen Sommer in Neuseeland waren und dann der Schock. Die Gruppe von fünf Franzosen wollte morgen eigentlich ebenfalls die Gertrude wandern, hatte aber von heftigen Regen gehört. Die Wanderung würde also womöglich buchstäblich ins Wasser fallen…
Diese Berge, herrlich. Die Welt sieht aus wie gewaschen! Klar und rein. ☺️
Unglaublich schöne Bilder . Mir gefällt Eric in seiner Küche immer 😂