Tag 17+18: Welcome to Whistler

Wenn man auf die Landkarte schaut, sind wir gar nicht so weit in den Norden gefahren, doch es ist schon erheblich kühler. Und Brombeeren wachsen hier leider auch keine :/

Eine unserer ursprünglichen Ideen war mal in Alaska oder zumindest in Yukon zu starten. Haha, darüber können wir jetzt nur lachen, denn dann hätten wir das ganze Jahr und doppelt so viel Budget einplanen müssen…

Nach den vorangegangenen kurzen Nächten und langen Autofahrten, genossen wir es lange zu schlummern. Schließlich ist Samstag ;)

Der Fluss rauschte vor unserem Fenster vorbei, die Bäume raschelten im Wind, ab und an hörte man andere Wanderer ankommen oder abfahren… Ich muss schon sagen, wenn man aus dem Kofferraum, also am Fußende des Bettes, in den Wald und auf einen Fluss oder See guckt und das wieder kostenlos - das hat schon was. Das Auto und überhaupt alles ist teuer genug, die meisten Campingplätze sowieso seit Beginn der Saison ausgebucht, sodass wir froh sind, dass es überhaupt noch solche Stellplätze gibt. Die werden nämlich in Kanada immer weniger. Man findet wohl immer öfter „No Overnight Camping“-Schilder.

Der Roadtrip hat etwas ursprüngliches :) Der Tag wird heruntergebrochen auf: Wo können wir günstig, legal und sicher schlafen? Wo, wann und was essen wir? Gibt es eine Toilette in der Nähe? Bald auch eine Dusche und Waschmaschine? Da hilft immer andere fragen oder Google Maps zu kontaktieren und natürlich Äuglein auf! Da wir immer mal in den See gehüpft sind (und hier ist das Wasser so was von klar&sauber) sag ich’s mal so: jeden Tag, jeden zweiten, jeden dritten Tag duschen ist z.Z. nicht drin. Feuchte Waschlappen (z.B. für Babys) tun´s auch :) Öffentliche Duschen oder in Sportcentern o.ä.kosten zwischen 2-5CD und Wäsche waschen zzgl.Trockner zwischen 2-4CD; billiger als Campingplätze für 40CD aufwärts ohne Strom, ohne Zelt, ohne alles :D Picknickbänke gibt es hier meist überall, zur Not tut es auch ein Baumstamm oder ein Stein ;) Für Stühle haben wir einfach keinen Platz. Aber wir haben zwei weitere Fun Facts:

• In die Mülltonnen muss man erst in einen Schlitz reingreifen und einen Knopf eindrücken, um sie zu öffnen. So kommen die Bären nicht ran.

• Breifkästen sind hier immer gesammelt, so muss anscheinend der Postbote nicht jedes einzelne Haus ansteuern. Praktisch.

Wir ließen uns so richtig Zeit, füllten unsere Kanister im Fluss und brachen erst nach dem Mittag auf. Diesmal eine kleinere Tour. Aber da haben wir ohne die anderen Besucher gerechnet; alle riesigen Parkplätze waren voll! Nach zig Runden fanden wir aber eine kleine Wohngegend, wo man sogar kostenlos stehen konnte und wunderschöne Holzhäuser sah. Nächste kleine Enttäuschung. Der eigentliche Wandertrail war gesperrt. Warum erfuhren wir erst ein paar Stellen weiter hinten. Es war Kröten-Baby-Wanderung und man hat die hoch frequentierten Stellen gesperrt, damit die süßen Kleinen sicher ankommen. Okay, das respektieren wir :)

Wir lernten auch das „witch hair“, Hexenhaar kennen. Wenn dieses hellgrüne, haarige Gewächs von den Bäumen hängt, ist das ein Zeichen besonders sauberer, frischer Luft. Und die gibt es hier!

Wir aßen unseren Lunch am Lost Lake und gingen weiter zum größeren Green Lake. Wir probierten eine eher fad/bitter schmeckende nordische Zimt-Himbeere.

ACHTUNG: Pflanzenbestimmungsapp nutzen!

Es war eher ein 10km Spaziergang. Denn alles ist hier für Mountainbiker ausgelegt und das ist a)weder unser Ding, b)noch haben wir Bikes mitgebracht ;) Deshalb vermutlich auch die voll besetzten Parkplätze. So richtig können wir den Ort Whistler nicht einschätzen, der 2010 Gastgeber der olympischen Winterspiele war. Aber wir brauchen ja auch mal einen ruhigeren Tag, morgen steht eine größere Tour an, sofern sie nicht nur für Mountainbiker gedacht ist…Ansonsten hält es uns hier nicht mehr lang.

Da der Platz am Fluss aber wirklich angenehm ist und auch in benachbarten Vans Leute schlafen, blieben wir noch eine zweite Nacht. Die beiden, die uns ihr Zelt angeboten hatten, verabschiedeten sich, doch kamen nach einer kleinen Weile nochmal zurückgefahren um uns ihre Handynummer zu geben. Sie boten uns in Vancouver, wenn wir das Auto wieder abgeben, einen Schlafplatz an :) Super lieb, mal schauen, was daraus wird!

Doch diesmal ließen wir uns nicht so viel Zeit am Morgen, denn es stand ja eine längere Wanderung an. Dafür sind wir hier :) Für viel Natur. Es ist verrückt, wie weit es schon zurückzuliegen scheint, dass wir in Montréal angekommen sind…Wo am Anfang noch Zweifel waren: Haben wir die Wohnung an die richtigen untervermietet? Sind 12 Monate nicht doch ganz schön lang?, entwickeln wir jetzt eher Gedanken in Richtung: Haben wir echt nur noch drei Wochen in Kanada? Wollen wir hier je wieder weg und in einen „normalen“ Alltag? Na die Gedanken werden schon noch kreiseln in unserem freien Jahr ;) Und an dieser Stelle mal ein fettes DANKE an Elli&Felix, die unsere Post an die gewohnte Adresse entgegen nehmen, an unsere Ellis, an Erics Kollegen, für den fetten Globetrotter-Gutschein und an Ali für die Umzugskartons :) Und überhaupt an alle, die uns Mut gemacht haben, sich Zeit genommen haben uns nochmal zu verabschieden, uns liebe Worte schicken und na ihr wisst schon. Danke eben ;)

Wir sind heute 22km gelaufen und völlig k.o., denn 11km ging es bergauf zum Rainbow Lake mit Blick auf den Rainbow Mountain. Woher die Namen kommen, wissen wir auch nicht. Wir haben auch den Gin & Tonic Bach überquert ;) Insgesamt waren wir 7h unterwegs, mit 900hm, Lunch gab es am See mit Blick auf die Berge, mitten im Callaghan Lake Provincial Park. Uns war schon mulmig hier durch Bärengelände zu laufen und ausgerechnet wenn man mal laut reden soll, blieb ich sprachlos. Ich musste schließlich Atmen…und die Mücken! Richtig schlimm. Es gibt hier Schwarzbären und Grizzlys, letztere erkennt man wohl an den Schulterhöckern. Heute haben wir keine gesehen.

An den Infotafeln hingen Vermisstenanzeigen; erst wieder unten am Parkplatz lasen wir genauer, dass das Mädel (etwas jünger als wir) erst seit 5 Tagen vermisst wird. Das erklärt auch die vielen Hubschrauber und die Gruppe Menschen am Parkplatz. Wir gehen davon aus, dass ihr Suchtrupp gerade neu instruiert wird. Das jagt einem einen Schauer über den Rücken. Deshalb hoffen wir das Beste und beenden für heute unseren Bericht…