Euch haben die Videos neugierig gemacht? Dann nehmt euch die Zeit und lest weiter :)
Es kam wie es an einem Ort mit 250 Regentagen im Jahr kommen musste. Der Wetterbericht , den wir von den Franzosen erfahren hatten, hatte nicht gelogen. Schon nachts platschten Regentropfen auf unser Autodach.
Da wir die Campinggebühr nicht passend hatten, hatten wir einen Zettel in die Windschutzscheibe gelegt, der Ranger möge bitte wechseln. Aber wir hatten gut kalkuliert. Wir sind am Abend nach ihm gekommen und am Morgen noch vor ihm abgereist und haben uns die zweite Nacht auf dem teuersten DOC Campground gespart. Hier im Fiordland kosten sie nämlich nicht wie sonst $10p.P. (was im Vergleich zu den vergangenen Jahren schon gestiegen ist), sondern $15. Aber es gibt nur Plumpsklos, keine Duschen o.ä.
Allerdings waren die eingesparten $30 nur ein schwacher Trost im Vergleich zur verpassten Chance mal eine anspruchsvolle, alpine Wanderung zu laufen. Eric war so dermaßen enttäuscht…das kann ich euch kaum in Worte fassen und damit er die Augen vor den vorbeiziehenden Wolken verschließen konnte, fuhr ich die nächsten 4h. Es ging, da die Straßen hier wie ausgestorben waren.
Wir hatten quasi fluchtartig früh um sieben im Regen das Fiordland verlassen, ich hatte uns in Te Anau Gebäck fürs Frühstück gekauft, aber die Stimmung war am Tiefpunkt. Dauergrinsen ist eben niemandem vergönnt.
Unsere stundenlange, eintönige Fahrt verlief schweigend. Sie wurde nur von preiswertem Tanken und einer Pipi-Pause unterbrochen. Eric war tief enttäuscht und hatte erstmal auf gar nichts mehr Lust. Wir hatten schon festgestellt, dass Neuseeland gegen all unsere Erwartungen einfach nicht unser Land war.
Mir tat es extrem Leid, dass wir meinetwegen die Chance verpasst hatten und stattdessen zu viel Geld für eine einfache Bootstour ausgegeben hatten. Außerdem war auch ich traurig, denn auch wenn ich an dem einen Nachmittag zu k.o. war, hatte ich doch auch Lust auf eine kleine Herausforderung gehabt. Das Bittere daran ist eben: einmal verpasst, kommt es nicht zurück. Das musste erstmal verdaut werden.
Aber meine sensible Seele hat auch ihre Schweigegrenzen und so war natürlich ich es, die das Schweigen durchbrach und mit Alternativen für Frieden sorgen wollte. Eigentlich wollten wir den Süden aus Zeitgründen auslassen, durch den unfreiwillig gewonnenen Tag hatten wir nun aber noch Zeit um einen Bogen zu den The Catlins zu fahren. Wir wussten beide, dass das nur ein schwacher Trost war, aber in unserem Leben werden schon noch schöne Wanderungen kommen…Eric fand den Vorschlag gut und ich fuhr weiter und weiter, quasi einmal quer rüber.
Erster Stopp war die Curio Bay. Nicht nur die blaue Bucht war herrlich (in der die seltenen Hector-Delfine leben sollen), auch der 160 Mio.Jahre alte versteinerte Wald war eine Wucht. Eine Bucht weiter auf den Felsen sah man nämlich versteinerte Baumstümpfe und Reste eines ehemalig gigantischen Waldes. Als wir sie einmal erspäht hatten, sahen wir sie überall. Außerdem gab es hier, wie auch schon an den Pancake Rocks, das sogenannte Mermaids Hair - Meerjungfrauenhaar. Lange, rötliche Algen, die durch die Wellen waberten.
Hier lebten auch die sehr seltenen Hoiho Pinguine, mit den gelben Federn ums Auge. Aber sie würden erst nach der Dämmerung in ihre Nester von der Jagd zurückkommen. Da waren wir schon weg.
Wir fuhren weiter und wollten die Cathedrale Cave anschauen. Aber nicht nur der $10 Eintritt p.P. schreckte uns ab, sondern auch die drei Stunden Wartezeit bis Ebbe einen Spaziergang durch das große Felstor erlauben würde. Da wir schon welche gesehen hatten, fuhren wir weiter an terrassenförmige Wasserfälle mit einem kleinen Waldspaziergang. Wir hangelten uns einfach an der Küste entlang und hielten an wo es uns gefiel. Unser Lachen kehrte endgültig an einer kleinen, verrückt skurrilen Galerie zurück. The Lost Gypsy. Der Künstler werkelte gerade in seiner Werkstatt rum und wies uns darauf hin, dass wir alles anfassen und drehen und bestaunen sollten. Und wir staunten wie kleine Kinder! Alles war unverkäuflich, der Wert wäre sicherlich auch nicht in Zahlen messbar, aber wir drehten uns Erinnerungsvideos. Kurz daraufhin staunten wir nochmal nicht schlecht.
Hinter einer Brücke stand ein Auto mit Warnblinker mit einem Pappschild auf dem stand „stock“, er grüsste uns und wir wunderten uns, wo er so schnell das Schild herhatte, als er liegengeblieben ist. Als wir um die Ecke fuhren, erkannten wir aber unseren Denkfehler. Mit „stock“ war das Vieh gemeint, was hier gerade in Horden auf uns zugetrieben wurde und binnen Sekunden war unser nun stehendes Auto von Schafen umringt. Haha, wie die trabten und keuchten in ihrer Wolle. So viele! Herrlich. Wobei die Hütehunde aussahen, als brauchten sie dringend mal eine Pause.
Als alle vorbeigezogen waren, schlängelten wir uns zum Nugget Point. Dort steht ein Leuchtturm, Robben tummeln sich in der Bucht darunter und ein Stück zurück gibt es eine Beobachtungshütte für Pinguine. Hier leben wieder die seltenen Hoihos und der Strand durfte ab 15Uhr nicht mehr betreten werden.
Ab 16 Uhr kommen sie vom Fischfang zurück, es war jetzt kurz nach 18 Uhr. Wir stellten uns zu anderen mit in die Hütte und warteten geduldig an den Fenstern. Wir warteten eine Stunde, nichts passierte. Dann kam eine DOC Rangerin und erzählte, dass hier ein Pinguinpaar mit zwei Küken nistete und ein paar ohne Kinder. Wir warteten also auf die Rückkehr von nur vier Pinguinen und als wir erfuhren, dass es bis 21 Uhr dauern konnte, gaben wir dann doch auf, denn zum Einen wurde es kühl in der zugigen Hütte, zum Anderen stand uns noch ein gutes Stück Fahrt bis zum einzigen kostenfreien Stellplatz der Region bevor: der Warrington Domain hinter einer Düne. Auf dem Weg dahin war der Hunger so groß, dass wir uns Pizzen holten. Wir hätten unserer ersten Eingebung folgen sollen, aber der Hunger trieb sie rein. Nachts bereuten wir das Pizzaessen zutiefst und waren froh über unsere Buscopan…
Zumindest mal kurz erwischte ich vor dem Schlafengehen meinen Papi am Telefon, dann forderte der Familienhund seine Morgenrunde ein…so ist das mit der Zeitverschiebung. Aber es ist doch schön, dass man sich „so einfach“ sehen kann :)
Wenn man eure traumhaften Fotos sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass ihr wegen der verpassten Wanderung traurig seid . Aber ja klar : wenn im Winterurlaub nur Schneesturm ist , ist das auch deprimierend . Wenn ihr es schafft noch zum Pass mit den Keas zu fahren , dort sind Berge, Berge , Berge. Vielleicht wird’s dann mit der Mammuttour. Die Galerie ist so was von cool .
Die verrückte Galerie hätte mir gefallen. 😜