Wir hatten hervorragend geschlafen und Hunger. Aber die Steckdosen funktionierten nicht, d.h. auch der Luxus in Form eines Wasserkochers nicht. Den Gasherd anzubekommen dauerte ebenfalls und wir merkten schnell: Luxus ist relativ. Man bekommt eben doch meist einen alten Schrotthaufen, aber wir kriegen das schon hin. Während ich (um weitere Enttäuschungen zu vermeiden) ein paar Campingplätze entlang der Great Ocean Road heraussuchte und buchte, Couchsurfer-Anfragen verschickte und fleißig den Blog schrieb, räumte Eric den Camper sinnvoll ein und verstaute alles an einem geeigneten Platz. Uns fehlten wir ein paar praktische Lösungen, aber es ist ja nur für zwei Wochen und allemal größer als bisheriges :)
Ich beobachtete schon seit dem Morgen einen süßen schokobraunen Hund, der mal wieder meinem Mono ähnlich sah. Irgendwann ging ich einfach hin, schwatzte mit den Besitzern, warf eifrig den Tennisball und knuddelte den dreijährigen Max, sobald er den Ball zurückbrachte. Wir ließen uns Zeit alles zu organisieren, aßen ein Käse-Schinken-Brot und wollten 15 Uhr aufbrechen. Doch dann kam noch eine Mail zwecks dem zweiten Campervan, Eric handelte Rabatt raus und dann mussten wir hin und her überweisen und da der Empfang hier nicht top ist, dauerte das Laden der Websites so seine Zeit. Weil wir einmal dabei waren, aktualisierten wir noch ein paar Bewertungen und Profile auf unseren Seiten wie Couchsurfing und dann war der Tag plötzlich so schnell vorgerückt und wir hatten es uns so gemütlich in unserer Sitzecke gemacht, dass wir jetzt einfach noch den Blog auf den neusten Stand brachten, Flüge buchten und uns über Asien (und Australien) informierten. Ein paar Chats mit den Daheimgebliebenen fanden auch Zeit und so beschlossen wir heute keinen Meter zu fahren. Das ist auch mal schön. Wir standen hier an einem kleinen See, der Wind kühlte uns im Auto und wir genossen den Tag. Man denkt immer man tut ja gar nichts, hat aber doch einiges erledigt und plötzlich ist Abend und Eric kochte lecker Nudeln mit Spinat, Tomaten, Bacon-Würfeln, Sour Cream und Parmesan. Wenn man mit einem Gourmet-Hobbykoch reist, braucht man sich über Hüftgold auch nicht mehr wundern :D Eine Folge Netflix wartete noch auf uns, dann schauten wir dem leuchtenden Sonnenuntergang zu und schliefen mit lauter neuen Ideen friedlich ein. Ab morgen schlängeln wir uns wieder an der Küste mit herrlichen Stränden und Aussichten entlang.
Heute stand Regenwald mit Wasserfällen auf dem Plan, wenn wir wieder auf der Great Ocean Road rauskämen. Für heute hatten wir den Jamieson Creek Campground (auf Empfehlung) für nur 9,60€ gebucht, sodass wir unbeschwerter in den Tag hineinleben konnten. Für morgen, selber Preis, stand der Johanna Beach Campground auf dem Plan.
Wir fuhren erstmal in den Strandort Lorne und bekamen im Visitor Centre Empfehlungen von einer unglaublich netten, fröhlichen Frau. Sie hörte gar nicht wieder auf und zack, hatten wir plötzlich eine Menge vor. Erster Spaziergang führte eine nicht enden wollende Treppe (Hach, ich liebe das ja.) zu den Erskine Falls. Und ja, jetzt wo wir die Sandfliegen-Schwärme hinter uns gelassen haben, wartete eine neue Gefahr auf uns. Schlangen. Auf dem Rückweg stoppten wir nochmal und liefen eine Stunde zu den Cora Lynn Cascades. Dort, das gebe ich zu, waren wir bei jedem Rascheln sehr nervös. So ganz unbeschwert liefen wir dann doch nicht durch den Wald, weil wir beide nicht scharf darauf waren Spinnen oder Schlangen zu begegnen. Es war auch echt warm und mein Köpfchen transpirierte ;) Wir waren übrigens hier im ausgedehnten Great Otway Nationalpark.
Wir fuhren noch weiter und warfen einen Blick in die QDOS Galerie bevor wir die Aussicht von Teddys Lockout genossen (woher der niedliche Name kam, erfuhren wir leider nicht). Danach parkten wir in Lorne am Strand und liefen eine kleine Runde. Heimlich steckte ich ein weißes, filigran gedrehtes Schneckenhäuschen ein. Auf dem Rückweg gönnten wir uns eine Kugel Eis: Kaffee für den Herrn, Himbeer-Sorbet für die Dame. Und meine spärlichen Rechenkünste verrieten mir: 9AUD für zwei Kugeln Eis sind wesentlich günstiger als 7,50AUD für eine einzelne (Jupp, wieder eine neue Währung, diesmal die australischen Dollar). Deshalb bestellten wir nur einen Becher und sparten 6AUD. Ich hoffe doch sehr, dass darauf noch mehr kluge Köpfe kamen.
Am Strand steckten wir die Füße in den Sand, schauten in die heute sanften Wellen und löffelten das kühle Eis. Auf dem Weg zum Auto schauten wir ein paar weißen Gelbhaubenkakadus zu wie sie Körner pickten, doch ich war förmlich erbost von alten Frauen einer anderen Kultur, die sie mit riesigen Stücken Naan-Brot fütterten. Auch wenn die Vögel hier als Plage gelten, fanden wir sie einfach herrlich. Und Herrgott, selbst wenn ich keine Bildung genossen habe, dann komm ich nicht umhin alle bebilderten Schilder hier zu sehen, die darauf hinwiesen, die Wildtiere NICHT zu füttern. Was denken sich manche eigentlich?!
Die Tiere, egal ob Bären, Eichhörnchen, Vögel o.ä. verlernen dann für sich selbst zu sorgen und können nicht nur verhungern sondern auch an der Menschennahrung erkranken oder verenden.
Aber wem erzähl ich das. Ihr wisst das. Diese Menschen leider nicht. Oder wollen es einfach nicht wissen, weil sich so das Video besser drehte, wie Sohnemann Zwirbelbart durch die aufflatternden Vögel durchschritt. Bekloppt. Nun ja. Kurz vorm Campground, den wir mit unserem Zweiradantrieb fast nicht erreicht hätten, liefen wir nochmal durch die Bucht, die wir vom Teddys Lookout gesehen hatten. Mutterseelenallein :) Da musste ich niemand mit meinem Lehrerblick missbilligend zurechtweisen :D
Am Campground stellten wir dann fest, dass wir zwar die richtige Nacht gebucht und auch ordnungsgemäß gezahlt hatten, aber ich hatte übersehen, dass wir einen Zeltplatz gewählt hatten. Also keinen Stellplatz für den Van, sondern einen für ein Zelt, der nicht befahrbar war. Einer Engländerin ging es genauso und da zu jedem eingezäunten Zeltplatz ein Parkplatz dazugehörte, blieben wir einfach dort stehen. Das machte für uns keinen großen Unterschied und ab jetzt werden wir auf die kleinen Zeichen bei der Platzbuchung achten ;) So langsam wird’s…
Wir plauderten mit der Engländerin Molly, tauschten Tipps für Neuseeland gegen Tipps für Australien und dann kochte Eric und ich schrieb :) The same procedure as every day.
Traumhaft schön 😍 ich mag die Baumfarne, da denkst da kommt gleich n Dino um die Ecke 😅
Sehr schön, wieder von euch zu lesen. ☺️