Morgens halb acht war alles klamm im Auto. Wir fuhren zügig nach Clearwater und aßen Frühstück (sogar recht günstig) in einer urigen, authentischen Bäckerei „Wild Flour“. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn Einheimische ein und aus gehen. Und als wir fertig waren, hatte auch das Visitor Centre gegenüber auf. Da lohnen sich immer Stops: man bekommt nette Unterhaltungen, Kartenmaterial, Mini Souvenirs, gute Tipps für Wanderungen und Ausflüge, kann Toiletten und Wifi nutzen :)
Unsere nächsten drei Tage sind geplant! :)
Nachdem ich euch also ein Update hochgeladen habe und Eric Karten sowie Musik runtergeladen hatte und der Vormittag bereits dem Mittag schnell entgegenschritt, entschieden wir uns für kleinere Touren an die Wasserfälle. Man kann sich weder satt sehen noch am Rauschen satt hören!
Ja meine Lieben und der Tag zählt wohl zu den bisher aufregendsten. Ich möchte meinem Orca-Traum ja keinen Abbruch tun, aber was sich heute im Leben der Loui und des Erics zugetragen hat, das war schon was…Lest selbst.
Ich beginne aber natürlich am Anfang. Natürlich hat das Hochladen der Blogeinträge mit Fotos trotz langer Geduld nicht geklappt und so folgten wir all den auf der Karte eingekringelten Ideen der Besucherzentrum-Dame. Wir fuhren in den Wells Gray Park hinein und verstanden relativ schnell weshalb er als der „Wasserfall Park Kanadas“ gilt.
Wir begannen an den Spahat Falls, die man nach 5min vom Parklplatz aus erreicht. Aus einem Loch mitten in riesigen Felswänden schießt mit Power ein Wasserstrahl nach unten. Wenn wir richtig geguckt haben, trifft er dann auf den Clearwater River. Von da aus läuft man mit wahnsinnigen Ausblick auf das Flusstal 1km weiter zum The Shaden Ausblick; man kann aber auch mit dem Auto direkt dort halten. Wir liefen aber den 1km wieder zurück und genossen den weichen Waldboden und fuhren mit Sandwichs im Gepäck weiter in den Park hinein zu den Moul Falls und gingen dort den Trail. Unsere anfängliche arrogante Ignoranz der Natur sollte bald des Besseren belehrt werden. Zunächst einmal gefiel uns der befahrbare Schotterweg nicht, doch der grenzte nach etwa einem Drittel in einen Waldpfad :) Dann sahen wir einen Mini Wasserfall und meinten, naja, wir haben einfach auch schon viel gesehen in Europa, da sind wir eben nicht ganz so leicht zu beeindrucken.
Doch dann sahen wir, dass der Pfad noch viel weiter ging und obwohl wir 31 Grad hatten, folgten wir dem Trail in den Dschungel ;) Man erreichte nun das obere Ende des eigentlichen, gigantisch rauschenden Wasserfalls und von da aus sahen wir Leute unten im Tal stehen. Dahin wollten wir auch! Nach einigen ratlosen Blicken, entdeckten wir ein Schild was an den Fuße des Wasserfalls führte (mit der Beschilderung haben sie es hier nicht so, man wird zum Entdecker ;)). Wir liefen fröhlich drauf los, plötzlich hörte Eric was knacken. Ihr erinnert euch? Hier stehen ständig Bären-Hinweisschilder, man wird paranoid. Dann sahen wir eine kleine alte Lady uns entgegenkommen und atmeten erleichtert. Ihr folgte eine zweite Lady, schon mit Handykamera und beide meinten, seid vorsichtig, da ist ein Bär.
WAAAS?! Und da bleiben die stehen?! Und tatsächlich. Ein stattlicher Schwarzbär 4m vor unserer Nase. Genau über der Treppe, die ins wunderschöne Wasserfalltal führte. Er saß da in den Büschen am Hang und fraß fröhlich seine Beeren. Kleiner Nachmittagssnack wie es scheint. Das Problem daran war nicht nur die Größe des Bären und die Entfernung zum Wanderweg (denn man soll mind.50m Abstand halten), sondern dass er auch immer mal hin und her rutschte auf dem Hang und dem Weg immer näher kam. Uns ging der Popo richtig auf Grundeis. Eine Deutsche kam gerade die Treppe hoch und schrie, weil sie den Bären gar nicht gesehen hatte, ihr Freund ergriff die Flucht zurück ins Tal. Zu dritt standen wir also völlig adrenalingeladen und vergaßen alles, was wir über die Begegnung mit Bären gelernt hatten. Man soll mit Geräuschen auf sich aufmerksam machen, damit der Bär sich nicht erschrickt. Wir waren stumm und zu Salzsäulen erstarrt. Man soll sich langsam zurückziehen; sobald der Bär sich bewegte um einen neuen Beerenstrauch heranzuziehen, rannten wir den Weg nach oben. Denn zwischendurch saß er AUF unserem Wanderweg. Man soll Ruhe bewahren. Ich glaube der ganze Wald hörte mein Herz klopfen. Erst wollten wir umdrehen. Leben geht vor Aussicht genießen. Doch dann kamen zwei Kanadierinnen mit Hund (!) und klopften auf die Schenkel, riefen Ah und Oh und blieben dabei tiefenentspannt. Der Bär ging etwas tiefer in die Büsche und wir sollten den Damen folgen. Mein Blick ging immer panisch den Hang hinauf. Und was soll ich sagen…unten angekommen, begriff ich die Begegnung erst so richtig und ich kann gar nicht genau sagen warum, aber der Adrenalinschock trieb mir die Tränen aus den Augen und ich musste mich erstmal in Erics Armen beruhigen. Ich wusste ja, wir müssen da definitiv wieder hoch! Auch kleinen Louisas wird es mal zu viel :D
Aber dann drehte ich mich um und erblickte einen filmreife, irreal erscheinende Kulisse: der Wasserfall rauschte nach unten, ein Regenbogen zog sich durchs Tal und ein Pfad ging hinter dem Wasserfall durch die Höhle entlang! Wahnsinn! Die Erfrischung tat richtig gut, das Moos auf den Steinen glänzte wie frisch bemalt. Es war atemberaubend. Auf den Fotos könnt ihr die Dimension im Vergleich mit uns kleinen Gestalten erkennen. Eric war noch mehr verzaubert, er staunte und meinte zurecht, dass das einer der schönsten Orte sei, die er bzw. Wir je gesehen hätten. Wir betrachteten den Wasserfall von gefühlt allen Seiten, warnten aber zuvor andere Wanderer vor dem Bären. Wir konnten beobachten und auch deutlich hören wie eine große Gruppe (5 Kinder, 2 Hunde, zahlreiche Erwachsene) klatschten, riefen, mit Glöckchen klingelten und lärmend die Treppe nach oben schritten. Das war echt seltsam. Wir konnten jedoch auch beobachten, wie die ganzen Wanderer ebendiesen Weg wieder nach unten schritt. Offensichtlich saß der Bär gerade sehr dicht am Pfad. Als es dann alle hoch geschafft hatten, hielten wir uns wieder an die zwei Kanadierinnen; ich wollte auf keinen Fall allein hier feststecken. Dass wir mal klatschend durch den Wald laufen würden, hätte ich auch nie geglaubt :D
Der Bär saß jetzt weiter oben am Hang und mit klopfenden Herzen, diesmal wirklich langsam gingen wir „vorbei“ und seufzten erleichtert auf, als wir auf dem Weg über ihm in Sicherheit waren. Von hier aus beobachteten wir noch, wie er sich gemütlich durch die Büsche bewegte und traten dann den Rückweg an. Die Erfrischung verlor bei den Temperaturen schnell die Wirkung. Auch entgegenkommende Wanderer wurden von uns gewarnt und am Ende des Trails putzten wir wieder unsere Schuhe. Das findet man hier öfter, damit man das sensible Ökosystem nicht stört, putzt man die Schuhsohlen um keine Tier-/Pflanzenreste mit hinein oder raus zu tragen. Der Trail war ca.6km lang und mit Staunen und Gucken hat er etwas über 2h gedauert.
Noch immer völlig geflasht von unserer ersten Bärenbegegnung, die nach meinem Geschmack echt noch hätte warten können, fuhren wir jeder in seinen Gedanken vertieft weiter zu den Dawsen Falls, wieder fußläufig sehr schnell erreichbar und beeindruckend in seiner Geschwindigkeit. Vorher nahmen wir noch eine 4km Huckelpiste nach oben um vom Green Mountain Tower aus den Ausblick auf die Berge um uns herum zu genießen. Gelohnt hat es sich aber nicht so richtig.
Danach fuhren wir noch zu den Helmcken Falls. Mit 141m gehören sie zu den beachtlichsten in Kanada und beeindruckten auch uns. Da schoss wieder aus einem Loch in der Felswand ein Fluss in die Tiefe, es rauschte und rauschte. An die Geologogen unter euch…ihr wisst schon…Vulkane & Lavaströme, dann Eiszeit, später Schmelze, verschiedene Schichten und so :D Na noch besser erklären es die Infotafeln hier ;)
Weil wir in Angst- und Hitzeschweiß gebadet waren, fuhren wir noch 25km über eine Schotterstraße bis zum Zipfel des Clearwater Lake und hüpften dort vom Steg aus in das wirklich kühle Nass. Die Erfrischung tat aber richtig gut und wir waren wieder mal unter uns :) Wir fuhren mit abgekühlter Haut in die Mitte des Parks zurück und übernachteten im Pyramid Campground. Auf dem Weg war ich ganz verzückt, weil auch hier ein Bluebird rumsprang. Ich habe aus dem Video einen Screenshot gezogen, die sind so verdammt schnell! Ja und die Plätze…Das sind einfach nur Wiesen-Buchten mit Picknicktisch und Feuerschale, einer Wasserpumpe und Plumpsklo. Da wieder keiner rumkam, sparten wir 20CD. Mit gesammelten Ästchen machten wir uns sogar während der Zitronenreis und die Zucchini kochten ein kleines, qualmendes Feuerchen und schliefen mit vielen Eindrücken des Tages ein.
Das ist ja echt ein Erlebnis! Der sieht ziemlich kuschlig aus der hübsche Bär 😍
„Bärenstarkes“ Erlebnis! 🐻 Passt bloß auf euch auf. 😘