Um 6 klingelte der Wecker. Und oh Schreck, ich hatte gestern schon so ein unangenehmes Gefühl, aber heute war mein Gesicht noch etwas mehr geschwollen und wie Schmirgelpapier. Wir vermuten eine Kombi aus Katzenhaarallergie, Weißwein (Histamine verstärken die Allergie) und zu starke Sonne. Da muss ich nun durch.
Die zwei Damiens hatten Tickets für die Pride-Parade über die Harbour-Bridge und saßen schon unten mit Regenbogenhüten. Wir hatten die Wahl gehabt auszuschlafen und 20min zur Haltestelle zu laufen oder uns aus dem Bett zu quälen und mit dem Auto mitzufahren. Beim derzeitigen Gewicht von 17kg (ein Paket wird erst in zwei Wochen nach Deutschland geschickt) fiel uns die Entscheidung nicht schwer. Nach zwei Haltestellen wurden wir herzlich verabschiedet und die beiden stiegen aus. Nach weiteren drei, vier Haltestellen stiegen wir im Zentrum um und nahmen den Zug nach Katoomba.
Dies ist ein Ort in den Blue Mountains und dort hatte ich ein Privatzimmer mit eigenem Bad in einem YHA Hostel gebucht. Wir hörten beide jeder für sich Musik, eine seltene, durchaus kostbare Gelegenheit und schlummerten vor uns hin. Nur auf Grund der Bewegungen um uns herum bekamen wir die Haltestelle und unseren Ausstieg zwei Stunden später rechtzeitig mit, der Weg zu Fuß zum Hostel dauerte nur 8min. Wir durften unser Gepäck abgeben und liefen dann einfach mal drauf los.
Katoomba ist nur ein kleiner Ort, genießt aber auf Grund seiner Lage einen bekannten Status, bietet viele Cafés, kleine Hippie-Läden und eine überraschende Menge guter Graffiti. Auf dem Weg zum Wanderweg schaute ich mir so viele wie möglich an :) Hier eine Auswahl:
Wir liefen einfach drauf los, aber leider waren immer wieder Teile des Weges auf Grund von Sturmschäden abgesperrt und wir mussten oft durch Straßen Umwege laufen. Die Aussichten waren schon schön ins begrünte Tal und erinnerten uns an unsere geliebte sächsische Schweiz. Aber die Grampians hatten uns mit dem Weg über die Steine mehr imponiert. An einem Wasserfall fanden wir Abkühlung und genossen eine Brotzeit (Körnerbrot mit Camembert) und lernten eine sehr aufgeregte Frau kennen, die uns unbedingt „DIE drei Steinstatuen“ zeigen wollte. Ein absoluter Insider! Weder wollten wir ihr den Spaß verderben, noch hatten wir etwas besseres vor, also liefen wir mit und ja, da standen im Busch versteckt drei Frauen aus Stein, ähnlich einer Phinx. Aber warum sie das so in Aufregung versetzte, wussten wir auch nicht.
Die Treppen aus dem kühlen Tal wieder aufzusteigen war eine Qual, denn mit jedem Meter wurde es heißer und es war uns gar nicht so lang vorgekommen, aber der Rückweg zog sich nochmal ganz schön, v.a. in der Nachmittagshitze. Wir genossen die Seltenheit kein Bett mehr bauen zu müssen, nirgendwo hinzufahren und einen Platz zu suchen und relaxten einfach auf dem Bett. Auch mal schön. Und ja, meinem Gesicht gefiel das zwar heute vielleicht nicht so gut, aber ich nutzte das Bad um mir die Haare zu färben - eine gewisse Eitelkeit behalte ich mir eben bei ;) Sonst gilt bald nur noch Eric als 26 :D
Abends gabs nur ein schnelles Süppchen und eine kühle Limonade, dann wurde weiter gechillt und durchs Fenster ein Streit auf dem Parkplatz belauscht. Da schämt man sich für seine Landsleute. Sie stritten sich um noch klamme Wäsche und u.a. rief er: Halt jetzt deine Fresse! Und sie: Isch bin nisch deine Mudda. Na da. Keine Sorge, bei uns beiden klappt das Zusammensein harmonischer :D
Etwas gestört hatte nachts das Klappern der Türen & Fenster und als sich die Gardine bewegte, dachte Eric kurz panisch eine Spinne sei auf ihm gelandet, ansonsten war es angenehm gewesen. Punkt 10 Uhr gaben wir unsere Rucksäcke wieder zur Aufbewahrung ab, aßen Müsli und nahmen bei der Gelegenheit mal wieder aus dem „zu verschenken“-Regal Brühwürfel, Käse, Nudeln und Reis mit.
Dann stiefelten wir nochmal los und oh Gott, es war heute noch heißer, als gestern. Aber das Wahrzeichen den Nationalparks, der sich über eine wirklich große Fläche erstreckte, wollten wir auch sehen. The three sisters. Die drei Schwestern. Die einzigen drei frei stehenden (kleinen) Gipfel hier.
Der Name Blue Mountains kommt, so wurde uns erzählt, daher, dass die Felsen blau leuchten, wenn man in die Ferne schaut und ja, man kann den Namensursprung in der Sonne erkennen.
Es wimmelte vor Selfie-Stars und wir zogen noch etwas ums Eck, um die überfüllte Plattform zu verlassen. Ein Teil war wieder gesperrt, aber zurück wollten wir auch noch nicht. Deshalb schlug ausgerechnet ich vor einfach die Giant Steps zu laufen - wenigstens kamen wir von der angenehmeren Seite. Es ging erst 900 steile Stufen ins Tal, dort wartete Schatten und dann führten laut Eric 1.150 wieder nach oben. Ich sag euch…meine Beine waren wie Wackelpudding, aber wir hatten wieder eine kleine Brotzeit dabei.
Gestern sind wir auf 12, heute auf 11km gekommen. In der Hitze müsste das eigentlich doppelt zählen. Zurück am Hostel tranken wir noch ein vorher kalt gestaltetes (alkoholfreies) Ginger Beer, dann liefen wir auch schon zum Bahnhof. Auf dem Weg hüpfte ich noch fix zu Aldi Tomaten&Pesto einkaufen.
Das war übrigens so…Morgen früh 6 Uhr hob unser Flieger ab (war der billigste, deshalb diese unchristliche Zeit). Eigentlich wollten wir einfach auf dem Flughafen schlafen, ist schon wieder viel zu lange her ;) Aber durch unsere Couchsurfer, die beiden Damiens, hatten wir noch rechtzeitig erfahren, dass der Flughafen über Nacht schließt, da er in der Stadt gelegen ist. Oups. Die beiden waren leider aber nicht da, einen anderen Couchsurfer fanden wir jetzt in der Hauptsaison leider nicht so schnell und wir wollten nicht nachts im Bahnhofsterminal ohne Toilette schlafen. Das ging mir dann doch zu weit. Also hatten wir Nachmittag, kurz vor der Zugfahrt doch noch ein Flughafenhotel gebucht. Und da ging die Reise nun mit einem Umstieg hin. In Sydney war heute mit bis zu 38 Grad der heisseste Tag seit zwei Jahren - ist doch schön, dass wir das nach Melbourne (39) und Adelaide (37) auch noch erleben durften. Ironie aus.
Wir schleppten uns zum zweiten Zug und um nicht den Flughafen-Tarif zu zahlen, stiegen wir eine Haltestelle eher aus und liefen, naja eher krochen, 16min zu Fuß zur 5-Sterne-Unterkunft. Wenn schon denn schon, danke booking für dieses tolle Last Minute Angebot. Wir hatten eine Art Apartment-Suite für uns, konnten Abendessen kochen (sparte ein Restaurant) und sogar Wäsche waschen (sparte den möchten Waschsalon). Aber das Beste war danach der herrliche, blau beleuchtete Mosaik-Pool mit blauen Unterwasserbildern.
Wir schwammen abwechselnd im kühlen Nass und schwitzten in der Sauna. Das Leben kann so schön sein, teuer, aber schön. Und beim letzten Saunagang lernten wir einen hauptberuflichen Boxer kennen. Dieser Mann hatte eine so wahnsinnig positive Ausstrahlung, die unseren Landsleuten oder überhaupt der Menschheit oft fehlt. Er bekräftigte uns mit unseren Träumen und Reisen, denn wir haben nur dieses eine Leben und das endet leider manchmal viel zu früh. Und irgendwann ist es zu spät um verpasste Gelegenheiten zu bereuen.
Wir tauschten noch unsere Instagram-Kontakte, dann fuhren wir nach oben, warteten, dass der Trockner seine Arbeit verrichtete und plumpsten ins Hotelbett. Die sind immer gut.
Comments