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einjahrblau

Tag 210: Delfine und Haie am Abend

Aktualisiert: 22. März 2023

Die Nacht war wieder widerlich schwül und drückend gewesen, ständig jagte man einer Mücke nach, aber es gab hier sogar eine kostenlose Dusche! Das tat so gut und danach fuhren wir zum Supermarkt, der schon geöffnet hatte, kauften Joghurt, Limonade und ein paar Snacks fürs Boot, dann fuhren wir nach Prosperine in den Waschsalon. Der war echt lieblos gestaltet, aber unsere klammen Sachen, v.a.die Handtücher rochen ein wenig nach Fisch und das war einfach ekelhaft. Wir hatten noch ein Päckchen mit Waschpulver aus dem Hotel und vertrieben uns die Wartezeit in der Hitze mit Fotos sortieren/ Spanisch lernen.

Ich beeilte mich nach 24min Trocknerzeit (+36min Waschzeit) die Wäsche schnell zusammenzulegen und dann fuhren wir nach Airlie Beach.


Dieser Küstenort mit hauseigenen Traumstränden wimmelte vor Leben, denn ab hier legten die Boote in die berühmten Whitsundays inkl. Whitehaven Beach ab.

Ein Laden klebte neben dem anderen, zig Reisebüros und Agenturen boten Touren an, ein kleiner Markt hatte zum Samstag geöffnet. Aber da wir weder Geld ausgeben wollten noch Platz im Rucksack hatten, suchten wir uns einen kostenfreien Parkplatz, aßen ein paar Reste von gestern (frisch war es bei Weitem schmackhafter) und dann packten wir auf einer Bank im Schatten unseren Rucksack. Wir hielten uns heute mal vom Kommerz fern ;)

Wir würden in wenigen Stunden eine mehrtägige Katamaran-Tour mit drei Übernachtungen starten und weil die Kajüten so klein seien, sind wir gebeten wurden, uns einen großen Rucksack zu teilen. Viel brauchten wir eh nicht und der Rucksack war schnell gepackt. Später stellte sich heraus, dass die beiden in der Kabine mit uns mehr als doppelt so viel Gepäck hatten als wir…

Da wir noch was vergessen hatten, fuhren wir noch fix zu einem anderen Supermarkt und dann auch schon zum Kamera überwachten Coral Marina Parkplatz. Für die drei Tage zahlten wir nur 16€, da staunten wir nicht schlecht.


Im Auto war alles so verstaut und im Kofferraum unter unserem schwarzen Laken versteckt, dass es keinen Langfinger anlocken würde. Hier war nix zu holen, das Auto sah quasi leer aus.

Dann suchten wir Treffpunkt B und schleiften unsere Körper in der Hitze den Weg entlang. Wir waren erstaunt, dass dort erst drei Leute saßen.

Ein älteres Ehepaar aus Südfrankreich und eine pensionierte Dame aus München/Halle. Wir verstanden nicht genau wo sie denn nun wohnte und herkommt. Es gesellten sich zwei Kumpels hinzu, die zwar in Australien lebten, aber aus der Schweiz und aus Neuseeland kamen. Aber kurz darauf kam auch der Rest der Gruppe. Ein britisches Paar aus London, unabhängig von ihnen vier Freunde aus London, von denen zwei nach Melbourne ausgewandert sind, eine junge Deutsche, die nach dem Abi anscheinend work&travel machte und eine deutsche Urlauberin, die zur Zeit in London wohnt. Dazu kamen der Kapitän und die Hostess. Und schon ging es aufs Boot. Die Schuhe wurden in einem Sack aufbewahrt und erstmal setzten wir uns alle in einen Halbkreis.

Doch leider kam wider Erwarten keine Begrüßungs-und Vorstellungsrunde, sondern es wurden lustlos alle Regeln runtergeleiert und die Schlafplätze genannt. Um wenigstens etwas Geld zu sparen, hatten wir nicht die schönere Einzelkabine gebucht. Dann legten wir schon ab und die 15 Gäste verstreuten sich. Na das fing ja super an. Die junge Deutsche erzählte den Briten in Hörweite erstmal, dass sie ja keine Lust hätte auf andere Deutsche zu treffen, sie sei schließlich hier um ihr Englisch zu üben und so sprach dieses scheinbar verwöhnte Mädchen (ich habe mit 18 nicht solche Touren gebucht) während der ganzen drei Tage nicht mit uns - es sei denn, sie suchte ihre Wasserflasche, aber dann ignorierten wir sie ebenfalls. Die Briten blieben größtenteils unter sich, einige brachten kaum einen Ton heraus und die ältere deutsche Dame war eine pensionierte Oberschullehrerin, die ein wenig der Berufskrankheit verfallen war gleichzeitig zu anderen zu sprechen und dabei gern einen belehrenden Tonfall an den Tag zu legen.

Die beiden Männer, mit denen wir uns eine Kabine teilten, waren die Obergrössten - so dachten sie jedenfalls. Fanden wir sie am Anfang noch sympathisch, merkten wir schnell: der eine war ein Vielfrass und nahm keine Rücksicht, dass alle vom Buffet aßen, der andere war der „Klassenclown“. Männer um die 40. Richtig anstrengend. Irgendwas musste denen im Leben fehlen um hier so eine Show abzuziehen. Ich schaltete größtenteils auf Durchzug. Die Bemerkung „Arschloch“ konnte ich mir auch nicht verkneifen. Ich denke das wurde auch auf Deutsch ganz gut verstanden. Denn ich übersetzte sehr viel für die Franzosen (ich tat es gern) und als sie einmal in einer Runde nochmal nachfragten, meinte er arrogant, es wurde nun dreimal erwähnt. Ich erklärte ihm - vor allen anderen - dass es keine Frage der Anzahl sei, sondern des Vokabulars und wie viel Sprachen er eigentlich beherrsche? Wenn ich internationale Kunden aufnehme, muss ich mich auch an ihr Sprachniveau anpassen. So einfach war das. Und das deutsche Schimpfwort stieß ich hinterher, ab da wurde er mit verachtenden Blicken gestraft und ich übersetzte in aller Ruhe. Das war hilfreicher als sein Gebrabbel.

Ja. Charlotte, die Ende 30-Jährige und die Franzosen, Jean Francois (72) und seine Frau Veronique (62)…Wir waren froh uns richtig gut mit ihnen unterhalten zu können. Sie reisen ebenfalls viel und so hatte man einen fließenden Austausch und immer mal Tipps und was zu lachen. Außerdem fungierte ich eben gern als Übersetzerin, wenn die Crew zu schnell sprach. Die Crew…wir merkten schnell, die beiden verstanden sich überhaupt nicht. Der Kapitän war recht rau und die Hostess tat mir zunächst Leid. Denn sie schüttete uns ihr Herz aus, wie gemein der Kapitän zu ihr und ihren Kolleginnen sei, wir sahen sie auch weinen und die Stimmung war echt unschön. Das war aber irgendwie schon Unprofessionalität. Aber bald bemerkten wir, dass sie eben viel falsch machte, nichts wusste und permanent wie sieben-Tage-Regen guckte. Da hätte ich auch keine Lust zusammenzuarbeiten; sie war ein wandelndes Elend, die ständig von Partys und Alkohol schwärmte.


Eric hatte erstmal die Nase voll und sehnte sich nach Bergen, Wandern, Einsamkeit, aber ich hatte vor, dass wir beide diesen kleinen Kurzurlaub während der Reise genossen :)

Der Katamaran tuckerte vor sich hin, es gab ein paar Kekse und am späten Nachmittag ankerten wir. Es lief gemischte Musik, für jeden etwas. Von old school Hip Hop über Insel-Reggae bis hin zu französischen Chansons. Ins Wasser durften wir hier nicht und als zum Abendessen die blauen Lämpchen unter dem Boot leuchteten, konnten wir noch besser nachvollziehen warum. Erst umschwirrte ein kleiner Fischschwarm das Licht. Dann näherten sich nach und nach die Riffhaie und wir konnten sie bei der Jagd beobachten, wie sie die Fischchen umkreisten, mit einem Flossenschlag betäubten und vernaschten. Ich stand da ewig und schaute dem Treiben zu, ab und an wurde ich vollgespritzt und dann hörte ich ein Schnauben. Ich drehte meinen Kopf in die Dunkelheit (die Sonne ging hier malerisch, aber früh unter) und ich traute meinen Augen kaum und schrie allen anderen zu: Delfine! Hier kamen Delfine auf uns zu! Erst ein großer, dann sahen wir sein kleines Kind an der Seite, dann kamen noch zwei größere. Auch sie frassen ein paar Fische, wölbten sich ins Meer, verzückten mich mit ihren Drehungen und Wasserausstossen und so hatte der erste Tag definitiv ein Highlight bereitgehalten. Es war atemberaubend schön und ich wunderte mich, dass viele gar nicht zuschauten. So was bekam man nicht alle Tage zu sehen :)

Weil sich dann alle zum Kartenspielen innen trafen, profitierten Eric und ich von der Stille vorn auf dem Deck. Dort gab es eine Art Badewanne, in die der Kapitän Meerwasser eingelassen hatte und die Hostess knipste uns blaues (!) Licht an und aktivierte die Blubberblasen und so saßen wir da im warmen Salzwasser und schauten auf den Sternenhimmel und die Milchstraße. Das hatte was :)

So und damit ihr auch die Stimmung und das Gewusel anschauen könnt, mit Musik und Wasserplatschen, versuchen wir jetzt mal etwas neues. Wir haben einen Dropbox-Ordner erstellt mit Unterordnern zu den Ländern und die Videos haben die Namen der Tage. Ihr könnt also unter folgendem Link bei Tag210 so viele der sechs Delfin- und Hai-Videos anschauen, wie ihr mögt. Wir hoffen es funktioniert:


Danach wurde provisorisch das Salz abgeduscht. Die Waschräume waren so eng wie die Kabinen, aber Gott sei Dank funktionierte die Klimaanlage und wir hatten zwar das kleinere, obere Bett bekommen, aber so krabbelten wir über das fremde Bett und nicht andersherum. Störend war das Motorengeräusch, trotz Oropax fühlte es sich an als schliefen wir im Maschinenraum. Aber wir waren müde von der Sonne und der Bootsfahrt und freuten uns auf das richtige Bett.

39 Ansichten2 Kommentare

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2 comentários


susannjacqueline.kellner
21 de mar. de 2023

Dropbox klappt ! Was für ein Erlebnis 😍😍😍

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susannjacqueline.kellner
21 de mar. de 2023

Kaum vorstellbar, dass es an einem so traumhaft schönem Ort schlechte Stimmung mit komischen Menschen geben kann . Wenn ich das lese , weiß ich wieder warum ich bisher auf Gruppenreisen verzichtet habe. Ich dachte schon oft, Mensch das wäre doch bequem du musst dich um nichts kümmern und brauchst auch nicht ängstlich sein. Nee also danke nein ,wenn ich dann auf engstem Raum mit traurigen , extrovertierten und rücksichtslosen Charakteren zusammen sein müsste und dafür auch noch ein Haufen Geld bezahle . Wieso können die Angesichts dieser atemberaubenden Natur , sich nicht einfach mal in Demut üben. Irre schön der Anblick der Haie in dem blauen Licht . 😍

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