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einjahrblau

Tag 22 - Pazifikküste!

Wir hörten Juan und seine Mitbewohnerin Laura schon seit einiger Zeit, aber wie hatte er gesagt? Wir sind im Urlaub, also blieben wir bis 8 Uhr im Bett, dann wurde erstmal geschnattert, Juan erzählte wirklich - und das musste man erstmal schaffen - dreimal so viel wie ich! Er wollte dann aber Serie gucken, sodass ich schreiben und Eric direkt vor der Haustür Frühstück holen konnte. Mein Meisterkoch kreierte eine zauberhafte Obst-Müsli-Schale und kuschelte danach mit den Katzen, ich schrieb noch ein wenig. Dann vertraten wir uns mal die Beine, Juan hatte uns einen Weg durchs Viertel zu einer Bibliothek empfohlen. Es ging bergab und dann in der Stadthitze alles wieder bergauf. Wir kauften noch ein Instant-Nudelsüppchen fürs schnelle Mittag und Snacks wie Nüsse, Kekse und Cracker, weil es an der Pazifikküste (wie auf Providencia) sicher gut 3x so viel kosten würde. Dann plauderten wir noch ein wenig, packten alles zusammen und riefen 13:15 Uhr ein Uber. Wir bedankten uns herzlich bei Juan; er hatte unsere Nummer, sollte er im September in Deutschland Hilfe oder in DD ein Bett brauchen :)

Es war gut Verkehr, leider sahen wir auch einen Unfall und dann checkten wir überpünktlich ein - erleichtert, dass es keine Probleme gegeben hatte. In der kleinen Flughafenhalle beruhigten wir unsere Nerven mit einem überraschend guten Schokoladenmuffin, den sie erwärmte und der dann einen flüssigen Kern aufwies. So weit so gut :)

Doch am Gate merkten wir schnell: die wollten uns doch veräppeln! Hatte der Flug doch heute tatsächlich Verspätung und wir boardeten über 30min später! Die selbe Zicke, die gestern zig Mal wiederholt hatte wir seien zu spät, saß da, als wäre nichts und als wir mit ihren Worten sagten: „Mas tarde, no?“, zeigte ihr Kollege nur auf die Boardkarte. Ja, richtig, du Vogel! Da stand eine viel frühere Zeit. Das durfte doch nicht wahr sein. Turbulenzen hatten wir hier in den Anden, als wir die Bergkette um Medellin herum überflogen, natürlich auch und dieser kurze, rund 45min dauernde Flug gehört mit zu den unangenehmsten unserer Reisekarriere.

Wir überblickten Dschungel, Bäume, noch mehr Bäume, dann kamen Küste und Meer in Sicht und wir setzten auch schon zur Landung in Nuquí an. Die schwüle Luft schlug uns entgegen; das war übler als in der Karibik. Plötzlich mussten wir auch hier eine Tourismussteuer bezahlen (aber weniger als in der Karibik) und wir fragen uns ernsthaft, warum das in der sächsischen Schweiz keiner macht. Oder in Dresden. Oder im Spreewald. Wir warteten bis wir Empfang hatten, schrieben dann der Unterkunft das Abholboot könne starten und suchten schnell einen kleinen Laden für sechs Joghurts, gleich viele Äpfel und einen 5l Wasserkanister. Der erste Eindruck bestätigte unser Wissen über den abgelegenen Südpazifik: er gehört zu den ärmsten Regionen des Landes.

Wir liefen zum Pier, standen unbeholfen herum, doch wurden Gott sei Dank bald angesprochen, ob wir die Gäste von Estefania & Giovanni seien. Jupp, auf ging’s im (vielleicht spritsparenden) Schneckentempo den Fluss entlang. Zunächst wechselten sich Baracken und neuere Häuser ab, dann kamen Mangroven und dann waren wir auch schon da, wurden empfangen, liefen an einem Friedhof vorbei, 500m am Strand entlang (samt Gepäck) und wurden zu unserem Zelt gebracht - direkt am Strand mit Hängematten. Das kleine Badehäuschen war herzallerliebst, aber wir stutzten. Irgendwie hatten wir gedacht hier würden mehrere Zelte stehen, aber die Fläche daneben war leer. Wir fragten nach einem Kühlschrank und da sie eine weiter hinten gelegene Hütte nicht vermieteten, konnten wir den darin befindlichen nutzen. Eine Küche gab es nicht und heute auch kein Abendessen, obwohl es geheißen hatte, zwei Stunden vorher Bescheid geben reiche. Morgen war Schließtag, da sollen wir was im Ort essen. Aber immerhin gab es einen Willkommenskokosnuss und wir durften uns Sternfrüchte vom Baum pflücken, dazu aßen wir Cracker. Für eine Ecolodge am Strand, die man nur per kurzer Bootsstrecke erreichte, war es schon seltsam, dass es keinen Trinkwassertrank gab. Wir packten erstmal alles für die nächsten drei Nächte aus, die ja eigentlich vier hätten sein sollen.

Estefania hatte zwei Jahre in der Schweiz gelebt und sprach nach eigener Aussage besser Deutsch als Englisch, verstand aber auch da nur einen Teil. Ihr Mann war gebürtiger Schweizer. Wieder ein Auswanderer, den es aus der naja Zivilisation in die Wildnis verschlagen hatte…Wir liefen am endlos langen Strand entlang, sprangen nochmal in die Fluten, allerdings vorsichtig, denn (das hatte ich vergessen zu erwähnen) als wir in Providencia baden waren, hatte sich um Toms Arm eine große Qualle gewickelt und einen fetten roten Striemen hinterlassen.

Uns passierte nichts und in langer Kleidung, frisch imprägniert, schauten wir der Sonne beim Schlafengehen zu, wohl wissend, dass es hieß, dass ihr bald aufsteht. Endlich hatten wir mal einen Sonnenuntergang und dem orangefarbenen, letzten Glühen schaute ich aus der Freiluftdusche heraus zu. Herrlich!

Mit Estefania hatten wir für morgen noch eine Tour organisieren können und sie gab uns Schüssel+Löffel.

Beunruhigend fanden wir eine Gruppe junger Männer, die übers Grundstück an unserem Zelt vorbeiliefen; auch Giovanni brüllte ihnen etwas entgegen. Sie winkten und spielten genau vor uns Fußball. Der Strand war wie gesagt ellenlang und bizarr daran war, dass es in unmittelbarer Nähe keine Nachbarn gab. Wir legten uns deshalb etwas beunruhigt ins ja doch ungeschützte Zelt, nahmen die Wertsachen mit hinein und freuten uns über die kühle Brise und das Wellenrauschen direkt vor unserem Moskitonetz.

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