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Tag 225+226: 5 Sterne Luxus in der Ha Long Bucht

Gleich nach dem Aufstehen - die Nacht war wieder erträglich gewesen - liefen wir los um unsere Rucksäcke abzuholen. Auf dem Weg war Eric belustigt schockiert, wie wild hier die Stromkabel zwischen den Häusern hingen.

Die Rucksack-Reparatur war leider nicht so wie wir es uns erhofft hatten - das würde sicher nicht lange halten, aber war eine Zwischenlösung für nicht mal 3.50€. Man fühlt sich hier in den Gassen sehr königlich: einfach lächeln und winken, wie es die Queen getan hatte, dann freuen sich die Vietnamesen und lächeln schüchtern zurück. Wir packten unsere Rucksäcke, nach dem Paket war mehr Platz, trennten uns noch von ein bisschen Schnulli-Kram und zahlten dann bei Harry die Rechnung für die Post, die er uns auch weiterleitete. Das Paket kam nun plötzlich 115€, also 30€ mehr, weil es angeblich nun nicht nur am Gewicht sondern auch an der Größe lag. Tja. Was sollten wir schon tun? Wir waren froh, dass es weg war und wussten sowieso nicht wo es gerade verweilte. Wir hatten also nicht wirklich eine Wahl. Er rief aber extra nochmal auf der Post an um ihnen zu sagen, dass wir nicht happy waren. Dann half er uns ein Uber zu rufen, dass uns zu unserem Shuttleservice bringen sollte.

Der Fahrer behielt einfach 1.000 ein. Umgerechnet sind das ein paar Cent, aber ich habe so was von die Nase voll immer betrogen zu werden - ich entscheide immer noch selbst, wem und wie viel Trinkgeld ich gebe (was hier nicht üblich ist) - dass ich nur mit hochgezogener Augenbraue die Hand hinstreckte. Dann warteten wir und ein Kleinbus mit sieben Sitzen fuhr uns nach Ha Long an die Küste. Wir hatten Massagesitze! Herrlich :) Und in Ha Long wurden wir vorm Diamond Luxery Hotel abgesetzt. Wir zahlten hier 18€ für eine Nacht, weiter außerhalb gab es sogar bereits Zimmer ab 8€. Wir waren etwas zu früh zum Check-In, ließen die Rucksäcke stehen, liefen die Straße vor und aßen Mittag. Für vier Getränke und eine Riesenportion zahlten wir zusammen 13.50€ und wurden extra vom einzigen englischsprachigen Kellner bedient. Wir aßen wie selbstverständlich mit Stäbchen :)

  • Es galt hier offensichtlich nicht als unhöflich, dass jeder, auch während der Arbeit, auf seinem Handy spielte, schrieb, Videos guckte.

  • Viele dösten auch an ihren Ständen vor sich hin oder hingen in Hängematten.

  • Die Vietnamesen (ich glaube viele Asiaten) arbeiten 6, mit zwei Jobs sogar 7 Tage die Woche. Da würde ich mir auch Schlaf holen, so oft es geht.


Dann checkten wir ein und freuten uns nach vier Nächten wieder ein (bequemes) Doppelbett zu teilen. Die Energie reichte heute nicht für viel bzw. Wollten wir einfach bisschen planen und den Blog aktualisieren. Ja, meine Lieben, ihr beansprucht eine Menge Zeit ;) Aber Sharing is Caring.

Wir wollten morgen eine mehrtägige Bootstour durch die berühmte Ha Long Bucht starten, hatten aber, gechillt, wie wir zur Zeit sind, noch gar keine gebucht. Das holten wir jetzt nach, auch wenn das Wetter leider so gar nicht mitspielen soll. Es kann ja nicht immer alles passen. Zwischendurch skypte ich mit meinen Ellis und dann gingen wir mal nach oben auf die Dachterrasse. Wir waren die einzigen Gäste, bestellten bei der zierlichen, sehr beflissenen Mih zwei Colas und Sonnenblumenkerne. Die hatten so als Snack auf der Karte gestanden und das dürfte das kalorienärmste Abendbrot unseres Leben gewesen sein. Wir beobachteten den wuseligen Kreisverkehr unter uns, genossen die kühle Brise, bedankten uns dann ebenfalls mit einer kleinen Verbeugung und schauten Netflix ;) So ein Tag muss auch mal sein.

Am nächsten Morgen bezahlten wir ein kleines Geld für ein frisches Frühstück; wieder waren wir die einzigen hier oben im Hotelrestaurant. Wir packten unsere Sachen, ließen sie noch im Zimmer und liefen los. Eigentlich wollten wir auf den Poem Mountain, der nur wenige Minuten fußläufig von unserem Hotel erreichbar war. Wir liefen zwar ein paar Treppen in einer Gasse nach oben, fanden uns aber in einer Sackgasse zwischen privaten Wäscheleinen wieder und zurück im Getrubel gab uns ein Mann mit einer Armbewegung zu verstehen, dass der Weg geschlossen sei. Na gut. Dann liefen wir eben über den Frischmarkt, um dem es an jeder Ecke anders roch - was nicht unbedingt positiv war. Irgendwann hielten wir es nicht mehr aus und waren noch immer auf der Suche nach Wasserflaschen, die wir mit aufs Boot nehmen wollten und wir brauchten drei Anläufe um einen funktionierenden ATM zu finden. Wir konnten sogar kostenlos Bargeld abheben.

  • Hier kann man nur selten mit Kreditkarte bezahlen; sie nutzen in Vietnam ein anderes System mit QR-Code (vielleicht ähnlich Paypal) für das man aber eine vietnamesische Bank braucht.

  • Deshalb eben Bargeld.

  • Zum ersten Mal gibt es keine Münzen, nur Scheine.


Wir warfen schonmal einen ersten Blick in einen Teil der Bucht und bestaunten die vor uns im Wasser aufragenden Felsen. Statt Wasser gabs Traubensaft und dann checkten wir aus. Eric hatte ein Uber für die Fahrt zum Hafen gerufen, ab dem unsere Tour starten würde. Wir hatten wohl die falsche Adresse eingegeben und zahlten nochmal 2€ nach, damit wir direkt zum Treffpunkt gebracht wurden. Wir fuhren hunderte Meter an leer stehenden, riesigen Gebäudekomplexen vorbei. Es mutete gespenstisch an, denn sobald wir um die Ecke bogen, wuselte es vor Menschen aller Nationen.

Eric hatte gestern lange im Internet gesucht und Preise sowie Boote verglichen und schließlich bei V`Spirit Cruises eine zwei Nächte Tour gebucht. Auf dem Boot erfuhren wir, dass alle anderen fast doppelt so viel zahlten und manche deshalb auch nur eine Nacht blieben. Puuh, da haben wir aber Glück gehabt :) Nach drei Nächten des Grauens stand uns nun also pure Dekadenz mit - ich wage es mich ja kaum zu sagen - 5 Sternen bevor. Der Unterschied am Hafen war schonmal, dass viele ihr Gepäck selbst tragen mussten, uns wurde es sofort abgenommen, aufs kleine Boot und später ins Zimmer gebracht ;) Fröhlich, wie ich hier angekommen war, sprach ich eine an, die neben mir stand. Als hätte ich es gerochen war sie Französin. Charlotte kam aus Bordeaux, reiste gerade in ihrem Urlaub allein und war angesichts der Aussicht, dass ihr jemand übersetzen kann ganz aus dem Häuschen :) Ihr Englisch war nicht so gut und außerdem ist es ja auch schön mal jemand kennenzulernen :)

Mit einem kleinen Boot fuhren wir eine ganze Weile schonmal tiefer in die mystische Welt der Ha Long Bucht hinein (dazu komme ich später), bis wir zu unserem Boot gebracht wurden. Dort stand die Crew in weißen, gestärkten Hemden schon winkend Spalier, das dunkle Holz war auf Hochglanz poliert, warmes Licht sorgte am Empfang für ein gemütliches Ambiente.

Eric und ich, die wir ja bisher sechs Monate vorwiegend in Autos gelebt hatten, dazwischen in Hostels, auf dem Sofa bei Couchsurfern und schon ein Nacht auf dem Flughafen geschlafen hatten, waren geflasht. Innerlich kreischten wir schon, das Jubeln hoben wir uns für später auf. Denn erstmal ging es nach oben, dort waren die Tische schon vornehm gedeckt und wir saßen mit zwei pensionierten, britischen Ehepaaren zusammen. Das eine Paar beeindruckte uns mit ihren Reisegeschichten; sie hatten ALLE zentral- und südamerikanischen Länder bereist und wir stellten ganz viele Fragen. Doch ich kam nicht umhin immer wieder Charlotte, die nur zwei Jahre jünger war als wir und recht verloren zwischen zwei einzeln reisenden Männern wirkte, Blicke zuzuwerfen. Zuerst stellte sich unser Guide vor und gab einen Ausblick in den Tagesverlauf, dann wurde das 5-Gänge-Menü serviert. Es war köstlich! Aber viel zu viel, es kam immer noch mehr und noch mehr, alles war lecker und wollte probiert werden, am Ende rollten wir aus dem Speisesaal. Gott sei Dank gilt die vietnamesische Küche zumindest als leichte, halbwegs gesunde Kost. Diese Portion woanders wäre undenkbar.

Als wir dann in unser Zimmer eintraten, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir hatten eins im Unterdeck, unser Balkon war dem Wasser ganz nah, ein riesiges Doppel- und sogar noch ein Einzelbett. Dort legten wir unsere Rucksäcke drauf und inspizierten dann das Bad. Eine Badewanne! Mit Blick nach draußen…Aber so viel Zeit blieb uns gar nicht, schließlich waren wir nicht nur zum Essen hier, sondern wollten auch das Programm nutzen. Mit unserem Beiboot wurden wir auf eine schwimmende Plattform gebracht. Dort bestiegen wir je zu sechst zwei traditionelle Bambusboote (wobei ich keinen Bambus in dem Holz erkannte) und ein Einheimischer ruderte am hinteren Ende des Bootes. Manchmal stimmte er dabei auch ein vietnamesisches Liedchen an.

Wir wurden durch einen Höhlengang gerudert, fanden uns (natürlich mit anderen Touristenbooten) in einer ruhigen Bucht wieder und genossen den Anblick dieser faszinierenden Welt, die ebenfalls zum UNESCO Welterbe gehört. Wir wurden zurück gerudert, unser Beiboot fuhr zurück und gefühlt alle machten ein Schläfchen bevor wir uns zum Kochkurs wieder trafen. Da es heute echt kalt war (auch hier ist eben grad unberechenbarer Frühling) wurde alles vom Oberdeck ins Restaurant verlegt.

Zuerst zeigte uns ein 19-jähriger, talentierter Koch wie er Möhren & Gurken blumenförmig schnitzt. Außer Eric probierte es nur noch ein Schwede aus (beiden gelang es nicht, nur ein paar Blütenblätter); ich nahm aus Sicherheitsgründen das scharfe Messer nicht mal in die Hand. Danach führte uns der Guide Jimmy vor, wie wir Frühlingsrollen zubereiten und dann durften wir alle ran und die natürlich auch essen. Ich sag mal so: von Versuch zu Versuch wird es besser. Eric hatte erst eine riesige, neben der meine ganz klein aussah. Erst befeuchtet man das Reispapier, dann legt man unten die in Streifen geschnittenen Zutaten rein, rollt ein Stück, klappt beide Seiten nach innen, rollt weiter, drückt es zu, betrachtet es ganz stolz, tunkt es in die Soße und genießt :)

Nach dieser witzigen und interessanten Einlage nutzten wir mit fast allen anderen die Happy Hour. Erst probierten wir den bootseigenen V`Spirit Memories Cocktail, dann stiegen wir auf den weniger süßen Mojito um. Da teilen wir den gleichen Geschmack. Was andere hier so wegbecherten, versetzte uns in Erstaunen. Die Briten wieder :D Alle standen draußen unterm Dach beisammen und wir schnatterten mit Charlotte, der Italienerin Marina, zwei Schweden und einem Texaner. Dann gab es - oh Schreck - nochmal ein 5-Sterne-Menü! So viel konnte kein Mensch essen, zumal wir doch gerade erst Frühlingsrollen gezaubert hatten. Ouf. Aber gut, wir schlugen uns wacker und hatten die Plätze getauscht. So saßen Eric und ich mit beim Jungvolk und ich konnte neben Charlotte sitzen, die sich über meine Übersetzungen freute. Zugegeben: die Italienerin fragte zwar ganz direkt ob wir auf irgendeinem Social Media Kanal unsere Reise veröffentlichen, aber sie war so mit die Erste, der ich den Link nicht gab und Eric mit einem Blick zu verstehen gab, dass ich das nicht möchte. Sie war mir zu hochnäsig und hatte zu unserer Art des Reisens wohl kaum einen Bezug. Sie schaute die Kellner nicht mal an, sie unterbrach ihre Gespräche nie für kein Danke, hob nicht mal den Blick - und die Crew hier war so lieb und beflissen zuvorkommend, dass es Eric und mir schon z.T. unangenehm wurde. Außerdem war sie so niedlich entsetzt, dass jemand kein Social Media nutzte (was wir ja aber eigentlich taten), dass ich ihr diesen neuen Blick auf die Welt mal nicht nehmen wollte. Mit Charlotte tauschte ich natürlich bereitwillig Kontaktdaten. Sie war cool und genoss diese luxuriöse Kreuzfahrt genau wie wir und sah es ebenfalls als Geschenk des Himmels an. Zwischendurch gab es sogar noch eine Kocheinlage. Ein Teller mit grauen Riesengarnelen wurde herumgereicht und dann gab der Koch sie in eine Pfanne mit heißen Steinen, Feuer loderte auf, es folgte ein bisschen Wodka und nacheinander schüttete er drei Gläser Wasser hinzu. Ich war völlig fasziniert und binnen weniger Sekunden waren die Garnelen rosa gegart - Eric erklärte mir die spezielle Technik. Mit dem Deckel hatte der Koch es unter Druck gegart, deshalb auch der viele Dampf. Krass!


Und um das Boot wirklich in vollen Zügen zu nutzen, verabschiedeten wir uns nach dem Dessert alle voneinander und jeder zog sich zurück. Ich freute mich wie ein Kind auf ein heißes Bad, Eric versuchte sich in der Zeit als Tintenfisch-Fischer und als dann auch Eric nach mir dem duftenden Wasser entstiegen war, kuschelten wir uns in das riesige Bett und schauten Netflix. So ließ es sich leben.


75 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


susannjacqueline.kellner
Apr 21, 2023

Hat er n Tintenfisch gefangen ???😅

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einjahrblau
Apr 21, 2023
Replying to

Natürlich nicht 😅 aber das hat wohl keiner seit 2019

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