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einjahrblau

Tag 248: Bambus-Zirkus in der Oper

Abends hatte ich - wieder über Couchsurfing - entdeckt, dass ein Vietnamese kostenlose Stadtführungen anbietet und sich Ziva, die mit in unserer Gruppe beim Ha Giang Loop dabei war, eingetragen hatte. Da ihr Handy ins Meer gefallen ist (Albtraum!), konnten wir ihr nicht schreiben, aber ich hatte uns mit angemeldet und Früh schwankten wir zwischen Neugier und Müdigkeit. Letztendlich waren wir etwas zu spät dran und riefen ein Grab Car bis zur Zentralen Post. Ich war beeindruckt: dieses Gebäude ist von Gustave Eiffel, jawoll, dem Erbauer meines geliebten Eiffelturms, erbaut worden.

Dort mussten wir jedoch dann feststellen, dass sich Ziva, die ja nichts von uns wusste, wieder abgemeldet hatte und sich Sieng, der Guide um ca. 30min verspäten würde. Wir gingen nebenan ein Croissant essen und einen Tee trinken, die Atmosphäre war sehr ruhig und wir bedauerten es, als wir aufbrechen mussten.

Der Guide war älter als sein Profilbild schließen ließ und wir merkten schnell: sein Englisch war sehr schlecht, das würde eine Qual werden. Er konnte nur wenig erklären, verstand keine Fragen und obwohl er auf seinem Profil geschrieben hatte, dass er bald nach Finnland reist und mehr Englisch lernen würde, ignorierte er vehement unsere Verbesserungen und Tipps. Irgendwann gaben wir es auf und nickten nur. Es hatte zumindest den Vorteil, dass wir den Tag noch sinnvoll nutzten und Straßen und Plätze sahen, die wir sonst wohl nicht besucht hätten. Gleich zu Beginn war ich sehr von der Bücherstraße angetan. Dort durften nur Fußgänger lang und es gab auch kleine handgemachte Sachen.

Wir liefen weiter bis zum Palast, merkten aber schnell, dass wir die Gebäude wohl nicht erkunden würden, sondern nur kurz für ein Foto anhielten.

Wir gingen weiter zum Benh Tran Market, versuchten zwischendurch natürlich die Unterhaltung aufrecht zu erhalten, doch der Markt barg neben getrockneten Seegurken und anderem Getier viele Fälschungen (Handtaschen, Sonnenbrillen & Co.), sodass uns ein kurzer Blick reichte. Wir sahen dann kleine Stände nur für Pinsel und es ist doch schön: brauche ich einen Pinsel, komme ich hierher. Wünsche ich einen Helm, gehe ich in einen Helm-Laden, brauche ich einen Reißverschluss, gehe ich in einen Laden für Reißverschlüsse usw., ihr merkt worauf ich hinauswill. Selbst im vermeintlichen Chaos herrscht hier Ordnung und ich muss nicht erst ins Riesenkaufhaus gehen :D


An der Oper erzählten wir ihm dann, dass wir schon ein paar Sachen seiner Liste kennen und so bogen wir direkt in Richtung Kriegsmuseum ab, denn das hatten wir letztens nicht mehr geschafft. So langsam wollten wir uns von ihm verabschieden und erst schlug er vor, wir sollten das Museum nur von außen anschauen (oh man…), dann wollte er vor dem Museum warten, am Ende war er über ein Erinnerungsfoto glücklich und wir wünschten ihm alles Gute. Das Foto fanden wir dann später auf seinem Couchsurfing-Profil.

Er hatte die Hälfte leider nicht verstanden, sein Humor war sehr gewöhnungsbedürftig und wir waren froh nun wieder allein zu sein.


Vor allem Eric interessierte sich sehr für die (Kriegs-)Geschichte des Landes, ich konnte mir zugegebenermaßen nicht alle der grausamen Fotos anschauen. Außerdem schmolz ich in der Hitze dahin und musste mich erstmal mit meiner Wasserflasche vor einen Lüfter setzen. Wir sind stundenlang in der Hitze durch die Stadt geschlichen und Eric schlich gerade über eine Stunde durchs Museum…Es war wirklich gut gemacht und Ziva, die wir dann über Couchsurfing hatten kontaktieren können, hatte uns empfohlen das Museum von oben nach unten abzulaufen. Denn so ergeben die Inhalte mehr Sinn. Sie freute sich, dass wir zur selben Zeit nochmal am selben Ort waren und wir trafen uns am Street Food Market für ein schnelles Mittag.

Wir verabredeten uns für abends, denn ich hatte ja gestern schon erwähnt, dass wir zu viel Bargeld übrig hatten und so hatten wir „leider“ noch eine 60min Massage buchen müssen :D

Und da wir vorher nochmal duschen wollten, mussten wir erstmal wieder los. Zeitlich klappte alles, wir wurden nett empfangen, bekamen einen Tee, die Füße wurden wieder in Zitronengras-Ingwer-Wasser getaucht, aber dann ging die Folter los. Wir lagen nebeneinander und die zwei Damen liefen mit den Knien (?) über unseren Rücken. Selbst ich wand mich vor Schmerzen. Am Ende bogen und zogen sie uns bis alles knackte und wir waren heilfroh als die schmerzvolle Tortur vorbei war. Nur die vielleicht letzten 10min waren angenehm gewesen. Eric wurde in die Freiheit entlassen und ich bekam noch eine Stunde Gesichts-Treatment. Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll. Aber nachdem ich 45min die immer gleichen Bewegungen und zig Schichten Creme ertragen musste, hatte sich eine Art Wut in meinem Bauch gebildet. Ich war dermaßen genervt und null entspannt, ständig klapperte eine Tür, sie verschwand minutenlang ohne einen Ton…kurzum: wir waren froh, als wir uns nach einem weiteren Tee verabschieden konnten. Vielleicht half es ja dem Körper, dem Geist aber schonmal nicht. Oh je oh je.


Wir stapften mit schmerzenden Rücken und lauter Fragezeichen im Kopf zum Operngebäude. Denn dort stand nun unser letzter Abend bevor: die zweite Show des in Hoi An besuchten Bambus-Zirkus der Lune Production. In Hoi An hatten wir die Tehdar Show besucht, heute die AO Show. Die Plätze waren wieder die preiswerteste Kategorie, aber obwohl wir das Operngebäude sehr schön fanden, mochten wir die erste Location mehr. Hier war es zu kalt und wir hatten einen schlechten Blick auf die linke Bühnenseite. Die Show war ein Mix aus Tradition und Moderne und sollte auf humorvolle Weise den Wandel Vietnams zeigen. Wir lachten viel, aber der Gänsehautmoment fiel aus. Teilweise nervte die Musik, es hatte eher etwas von einem High School Musical, aber dennoch waren wir zufrieden.


Ziva schrieb einen Treffpunkt und mit einem Taxi fuhren wir nochmal zum Eingang des Blumenmarktes. Sie kam mit einem polnischen Freund, der so steif war in Hemd & Jeans (wir hatten nach wie vor um die 30 Grad), dass wir froh waren, als er sich leider schon verabschieden musste, denn dann wurde es lockerer. Wir probierten heute nochmal Koreanische Hot Dogs und gedrehte Kartoffel, staunten links und rechts und setzten uns dann auf diese kleinen unbequemen Hocker für ein paar preiswerte Biere/ Cider.

Wir quatschten und quatschten, bis die Blase drückte, denn hier wollte keiner auf die Toilette gehen :D Aus Vernunftgründen (wir mussten morgen früh zum Flughafen & Ziva hatte die gleiche spaßige Mekong-Delta-Tour gebucht) verabschiedeten wir uns und nahmen getrennte Grab Cars zu unseren Hostels. Aber es war schön gewesen in dieser hektischen 11 Mio. Stadt eine Bekannte zum Abendessen zu treffen :) Außerdem war auch schön gewesen, dass sich eine junge Toursitin freute, als ich ihre blauen Haare lobte. Schon in Ninh Binh hatte ich einem Mitarbeiter in einem Restaurant ein Kompliment zu seiner Lederjacke gemacht.

Er lief gleich zu seinen Freunden und erzählte von dem Kompliment. Also liebe Leute: immer schön (ehrliche) Komplimente machen.


Ein paar Tage, Wochen länger hätten wir sicher noch in Vietnam rumbekommen, denn einige Orte hier im Süden hatten wir jetzt quasi ausgelassen und das Essen ist lecker, die Preise günstig…

Es war nun aber auch ein guter Zeitpunkt wieder mal den Rucksack zu packen und weiterzuziehen. Wir wünschen uns natürlich für die Zukunft, dass die Kinder in Vietnam nicht mehr arbeiten dürfen, dass die Qualen der "Gallenbären" aufhören (eine Freundin spendet fleißig) und die Müll-Problematik im ganzen Land angegangen wird. Aber vielleicht fliegt der ein oder andere ja selbst mal hierher und macht sich ein eigenes Bild :)


Hier noch das Bild einer Postkarte an den Opi, wo ihr einige unserer Stationen seht:


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