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einjahrblau

Tag 247: Ausflug ins Mekong-Delta

Entweder oder…so wurde ein Schuh draus und der Bornaer Familien-Osterhase hatte uns eine kleine Spende überwiesen, damit wir uns noch eine Tour ins Mekong-Delta gönnten. Wir hatten uns gegen die Cu Chi Tunnel aus Kriegszeiten entschieden. Man konnte dort hindurch kriechen und an Schießständen Waffen ausprobieren, was wir etwas deplatziert fanden an einem ehemaligen Ort des Kriegsgeschehen und zugegeben passte ich (und Eric wohl auch nicht) eh nur schwer in die schmalen Tunnel. Die Mui Ne Sanddünen hätten uns auch gereizt, die bedeuteten aber eine fünf bis sechsstündige Hinfahrt und erschienen uns in der südlichen Hitze weniger attraktiv. Deshalb hatten wir uns für eine Tour ins Mekong-Delta entschieden. Die schwimmenden Märkte waren leider nicht inbegriffen, dann hätten wir eine Zweitagestour mit Übernachtung buchen müssen. Außerdem hatte uns der Besitzer des Hostels erzählt, dass seit COVID die schwimmende Märkte quasi sowieso eingebrochen sind und kaum noch vorhanden. Wir hatten schon im Gefühl, dass die Tour vielleicht nicht so ganz unseren Geschmack treffen würde und dies sollte sich dann auch bewahrheiten…


Schnell holten wir noch ein Ban Mhi zum Frühstück, dann holte uns der Bus ab.

Ca. 24 Teilnehmer saßen hier zusammengepfercht und wir wussten schnell warum unsere Sitze noch frei waren: sie verfügten quasi über gar keine Beinfreiheit. Die zweistündige Fahrt versuchten wir trotzdem noch ein wenig zu schlafen, dann kamen wir am Boot an. Dieses brachte uns über den schlammig-braunen Mekong-Fluss auf kleine Inseln, u.a. die Einhorn-Insel. Als erstes stand eine Bienenfarm auf dem Programm. Aber das lief dann so ab: wir durften alle mal (geführt) einen Finger in eine von Bienen besetzte Wabe stecken, uns dann in Gruppen an den Tisch setzen, einen Honigtee (Jasmintee mit Honig und Pollensamen) probieren und danach Honigprodukte kaufen. Ein Lächeln wurde uns nur entgegengebracht, wenn wir etwas kauften oder den Anschein machten. Eric und ich kauften einen Tüte Bananenchips. Und somit ein kurzes Lächeln dazu. Einige kauften ein kleines Kokos-Eis.

Dann durfte man sich eine riesige Schlange im Akkord um den Hals legen lassen, diese wartete im Käfig auf all die fotogeilen Touristen. Nein Danke, wir lehnten ab. Danach fuhr uns eins dieser kleinen E-Autos eine Runde um die Insel. Wir sahen abwechselnd leuchtende Blüten und Müll. Dann setzten wir uns wieder an Tische, kosteten verschiedene Früchte, bekamen Tee, die Dorfdamen sangen in schrillen Tönen, die Dorfherren zupften schief an den Gitarren. In Körbchen konnte man Trinkgeld hinterlassen. Ab da ging es weiter zu einem kleineren Boot. Vorher passierte man noch einen Verkaufsstand für die Wasserkokosnuss und Kakao. Nichts für ungut, aber so viel kann kein Mensch essen, geschweige denn in sein Gepäck quetschen. Zu viert bestiegen wir ein Boot, vorn und hinten saß je eine Person und ruderte. Erklärt wurde nichts, das Wasser war noch schlammiger als sein großer Bruder. Beim Ausstiegen hielten sie mit grimmiger Miene die Hände hin und sagten wortkarg: „Tip!“ (Trinkgeld!) Einem sagten sie, es sei zu wenig. Es war unglaublich.


Dann fuhr uns das große Boot auf die nächste Insel: eine Kokosnussfarm & -fabrik stand auf dem Programm; das wäre mal was Neues. Niemals war das eine echte Fabrik! Es stand jeweils nur ein Gerät da, rein aus Vorführungszwecken. Unser Guide ratterte es so lustlos hinunter und nahm sich dann dreimal so viel Zeit auf die Produkte hinzuweisen, die man überteuert erwerben konnte, sodass Eric und ich uns kurz zu einer anderen Gruppe hinzustellten, die es etwas demonstrativer & ausführlicher gezeigt bekamen. Ich fragte mich echt, warum wir hier einen Lebenstag verschwendeten. Aber die Neugier aufs Mekong-Delta war vorab eben zu groß gewesen, auch wenn das Bauchgefühl uns eben nie trügt.

Nach einer sinnlosen Ewigkeit, damit auch ja so viele wie möglich aus Langeweile einkauften, schipperte uns das Boot weiter. Wir durften eine Kokosnuss trinken (wir waren aber beide kein Fan davon), dann gab es an Gruppentischen Mittag. Wir unterhielten uns mal da, mal dort. Alle empfanden ähnlich. Die Hitze zermürbte zusätzlich. Das Essen sah hübsch aus, war aber das fadeste, was wir in ganz Vietnam gegessen hatten und eher lieblos langweiliger Kategorie. Getränke waren bei über 30 Grad nicht mit inbegriffen.

Von da aus durften wir uns ein Rad schnappen, Eric erwischte eins mit super niedrigem Sattel, ich wartete auf ein blaues und dann radelte wir wie Einfaltspinsel die Straße einmal hoch und einmal runter. Wow. Und das wars dann auch schon; das Boot schipperte uns zurück, der Guide war begeistert vom Tag und wir sahen zu, dass wir die ersten am Bus waren und ganz vorn die meiste Beinfreiheit ergatterten. Wir hielten kurz darauf noch an der Pagode an. Ja, der riesige Buddha war ganz hübsch, das Mosaik-Tor auch, aber wir wollten uns wieder den Platz sichern, damit wir die lange Heimfahrt überlebten. Denn das, meine Lieben, wars auch schon - der Touristenausflug ins Mekong-Delta alias Kaffeefahrt-Touristenfalle.

Wir kamen völlig zermürbt und enttäuscht in Ho Chi Minh City an, entsprechend fiel hinterher unsere Rezension aus. Wir duschten ausgiebig und jeder zog sich ein kleines Weilchen in seine Koje zurück um neue Energie zu sammeln. Dann fand Eric ein fancy Restaurant. Wir hatten nun noch zu viel Bargeld übrig, weil wir die heutige Tour online bezahlt hatten und mussten die vietnamesischen Dong ja loswerden. Für ein sehr spätes Abendessen liefen wir einige Minuten durch das Großstadtgewusel - wir sind mittlerweile eiskalte Profis im Straßen überqueren - zum vegetarischen Shamallah Restaurant. Uns ist das hier oft viel zu viel Fleisch, noch dazu von eher fragwürdiger Qualität & Herkunft.

Wir bestellten leichte Gerichte in der Hitze, Eric nahm eine mit Gemüsereis gefüllte Ananas, ich einen Papaya-Salat unter knusprigem Reispapier und zusammen genossen wir butterweiche Tofu-Pilze.

So etwas hatten wir auch noch nie gegessen. Und hier drin war es so ruhig, Wahnsinn. Sie hatten auch an der Tür ein Schild stehen, was übersetzt Willkommen hieß im friedlichen Himmel. Und so fühlten wir uns auch…eine Pause im Großstadttrubel zum Durchatmen. Es war wohl das teuerste, aber auch mit beste Essen unserer Vietnamreise und dennoch überhaupt kein Vergleich zu europäischen Preisen, von daher also nach wie vor erschwinglicher Luxus :)


Danach liefen wir Hand in Hand zurück, um uns nicht zu verlieren und wollten mal einen anderen Weg einschlagen. Prompt fanden wir uns in der Partymeile wieder.

Jeder stupste uns ab, schwenkte seine Getränke-Werbung vor unserer Nase, gelangweilte Gogo-Tänzer (männlich & weiblich) sollten die Gäste animieren und mir taten sie einfach nur Leid. Ladyboys u.a.warteten auf Kundschaft und wir waren definitiv zu müde für diesen Trubel. Die Musik war ja ganz cool, aber man wurde ja gleich von allen Seiten beschallt, sodass es doch eher akustischer Folter gleichkam und dann fielen wir mit lauter neuen Eindrücken ins Bettchen…

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