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einjahrblau

Tag 227: die Insel Cat Ba & Kajaken

Da Charlotte nur eine Nacht auf dem Schiff blieb, hatten wir uns für unseren letzten gemeinsamen Moment (das hatte sie so süß gesagt) früh 6:30 Uhr auf dem Oberdeck zum Thai Chi verabredet - der Chef im weißen Seidenpyjama führte es höchstpersönlich vor! Den passenden Sonnenaufgang dazu konnten wir uns nur gedanklich vorstellen, denn die Bucht war in mystische Wolkenschleier getaucht (was aber auch irgendwie gut dazu passte). Eric hatte sich spontan entschieden mitzukommen und ich war froh: denn Charlotte hatte verschlafen. Sie kam aber noch dazu. Wir folgten aufmerksam den ruhigen Bewegungen und versuchten unseren Atem anzupassen; unsere Gelenke knackten fröhlich vor sich hin. Am Ende standen wir Frauen in einer Reihe und trommelten auf unsere Rücken; die Männer taten es ebenso. Na das war mal ein Start in den Tag! Fast kurz darauf gab es ein leichtes Frühstücksbuffet - gut, denn so blieb noch Platz für die zahlreichen Mahlzeiten, die da noch folgen sollten. Wir verabschiedeten uns von fast allen, nur ein 34-jähriger Londoner und ein älteres indisch-kalifornisches Paar blieben mit uns. Wir hatten noch kurz Zeit unseren Rucksack zu packen, dann brachte uns das Beiboot schon zu einem anderen Boot - der Vormittag war eng getaktet.


Wir stießen mit Reisenden von anderen Booten zusammen und fuhren in der atemberaubenden Kulisse zur Insel Cat Ba. Das Wetter spielte leider nicht so richtig mit, die Sonne bekamen wir nicht einmal zu Gesicht. Als wir anlegten, setzte sogar noch ein feiner Nieselregen ein, aber es nützte alles nix: wir blieben bei unserem Plan mit dem Fahrrad anstatt mit dem E-Taxi zu fahren. Helme schienen hier überall Mangelware zu sein, aber immerhin ergatterte ich für Eric ein anthrazitfarbenes, für mich ein hellblaues Fahrrad. Ganz wie zu Hause. Meine Brille war alsbald undurchdringlich, denn die Tropfen hatten sich festgesetzt. Besonders spannend wurde ein kleiner Hügel mit diesen Drahteseln ohne Gänge. Mittendrin bekam ich ein kleines Regencape. Eigentlich verabscheue ich diese Einweg-Dinger, aber jetzt grade war ich doch dankbar.

Wir erreichten fast alle gemeinsam ein kleines Fischerdorf. Dort bekamen wir eine kurze Geographie-Einführung und dann durften wir von der hier lebenden Familie selbstgebrannten Reiswein kosten - natürlich wurde vorher auf Vietnamesisch angestoßen (siehe Dropbox). Eric und ich hatten uns für die Variante mit Honig entschieden. Ich bekam das Zeug nicht runter, es war echt stark und brannte die Kehle hinunter, aber unser Londoner nahm mir das Glas gern ab. Dafür traute ich mich (und die Männer nicht), die Füße ins Fisch-Spa-Becken zu tauchen. Ich kannte das aus Prag und mochte es voll. Ich sag mal so…meine Füße, die mich hier tapfer Kilometer um Kilometer durch die Welt tragen, scheinen auch etwas zu leiden, denn die meisten Fische umgarnten und putzten meine Füße. Die Leute um uns herum lachten und staunten; keiner hatte so viele Fische bezirzen können und alle fotografierten meine Füße. Oupsi. Ich genoss die natürliche Schönheitsbehandlung bis es Zeit zum Aufbruch war ;)

Wir schauten uns noch ein Heim gegenüber an - natürlich gab es auch immer Souvenirs, T-Shirts, Schmuck und Snacks zu kaufen. Wir beließen es bei einem kleinen Trinkgeld. Gegenüber sahen wir die ursprünglichen Häuser mit alten Werkzeugen und Materialien und hatten einen herrlichen, wenn auch bewölkten Ausblick in die Landschaft und konnten uns mal im Balancieren auf nassen Bambusrohren üben. Warum nicht.


Für den Rückweg entschied ich mich hinten im E-Auto zu sitzen (also so eine Art kleiner, offener Bus) und feuerte Eric an, der mit dem Fahrrad hinterher strampelte. Er hielt zwischendurch nochmal für ein paar Fotos an, dann trafen wir uns zurück an Board. Wir hatten nämlich auf der Hinfahrt lauter Körbe in der Lagune gesehen und da es nun aufhörte zu regnen, wollten wir diese Muschelfarm fotografieren.

An Board gab es dann wieder ein überladenes Mittagessen, wobei sich zwei Westaustralier zu uns gesellten. Die anderen schienen sich mit der Masse an Essen tapferer zu schlagen und ja, der Fisch war butterweich, die Soßen lecker, aber wo soll das alles hin? Nach dem Essen hingen wir alle fix und fertig auf den Stühlen und wurden schläfrig zu einer Fischfarm gebracht, ab der wir mit dem Kajak losziehen konnten. Das machte munter und außerdem hatte ich noch nie so riesige Fische auf einer Fischfarm gesehen. Wir staunten wie viele an Board blieben und die Angebote nicht nutzten. Nun ja…vielleicht sind manche auch einfach mit dem 5-Sterne-Essen zufrieden. Ich wartete bis ein blaues Kajak bereit war (da kenne ich nichts) und dann merkten wir schnell, dass sie nicht unbedingt auf dem neusten Stand waren. Es gab keinen Spritzschutz und ich hatte keine Lust pitschnass zu werden. Eric stellte sich besser an und so einigten wir uns darauf, dass er paddelt und ich fotografiere :) Arbeitsteilung.

Zugegeben hatten wir eigentlich mit noch mehr Müll im Wasser gerechnet, aber es war auch so ein schrecklicher Anblick. Wir fischten einige Flaschen und sogar Handschuhe aus dem Wasser. Das Foto sieht gespenstisch aus, oder? Es ist aber auch gruselig. Da fehlt es einfach an Bildung. Überall, an jedem Felsen hingen Plastikstücke von Tüten, Styropor oder kaputte Fischernetze. Einige der Körbe lösten sich auf. Es war schon schlimm. Die Natur bot einen Kontrastanblick in ihrer Schönheit - auch ohne Sonne. Wir drehten unsere Runde, paddelten mal hier hin, mal dort ran und waren die vorletzten, die zurück an Board waren. Viele, auch wir, waren bereit zurück zu ihren Booten gebracht zu werden, aber für die Abgehärteten unter uns, hielten wir noch an einem Sandstrand. Mir hätte ein Bein gefehlt hier reinzuspringen, es war kalt, die Sonnenwärme fehlte und hier schwammen doch schon sehr viel Müll und Ölreste umher. Wir schossen zwar tolle Fotos und unterhielten uns nett, aber waren dann doch froh als es zurück ging.

Das war ein langer Tag gewesen und nacheinander wärmten wir uns in der Wanne auf. Ich ließ dabei die Rollos ein Stück oben und hatte freie Sicht auf die Bucht. Ich hätte gar nicht gedacht, dass wir hier so kaltes Wetter haben würden - so kurz unter 20 Grad Celsius. Dann gabs ein Schläfchen und weil das Wetter heute besser war, fand der Frühlingsrollen-Kurs für die neu angekommene Gruppe heute draußen auf dem Oberdeck statt. Wir schauten nur zu und chillten in den Liegestühlen gemeinsam mit dem Londoner. Der Sonnenuntergang versteckte sich zwar hinter den Wolken, aber es war trotzdem hübsch anzusehen, wie die Lichter unseres Bootes und der drum herum in der einbrechenden Dunkelheit leuchteten. Es war sehr friedlich, leise lief Musik und dann ging es schon 19 Uhr eine Etage tiefer zum Dinner. Unsere Mägen vertrugen das viele Essen und den Mix aus Fisch, Fleisch und Meeresfrüchten nicht so. Es war einfach viel zu viel. Natürlich war es lecker und wir probierten uns tapfer durch. Aber heute bestellten wir Tee statt Cocktails dazu :) Mit einem Gläschen Weißwein für mich und ein Hanoi Bier für Eric gesellten wir uns noch zu dem Londoner hinzu, der schon gut was intus hatte und ließen den Abend ausklingen.


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