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einjahrblau

Tag 23 - Wale und Delfine im Utría NP

Die gestrige kühle Brise hielt nicht lange und im Zelt war es einfach nur stickig. Die Matratze war wirklich nicht breit genug für zwei erwachsene Menschen bei der Hitze, sodass ich mich verkehrt herum legte, Beine neben Oberkörper lagen und wir nicht zusammenklebten. Eric konnte noch weniger schlafen als ich, wir hatten auch Bedenken, ob die Männer zurückkämen. Das Rauschen der Wellen war mittlerweile für die nächtlichen Ohren zu qualvollem Krach mutiert, wir schwitzten, Eric glühte. So viel zur Zelt-am-Strand-Romantik.

Wir standen ein paar Mal auf, wälzten uns hin und her und trauerten der verpassten Nacht gar nicht mehr so sehr hinterher ;) Wir waren ziemlich gerädert, standen aber rechtzeitig auf um alles einzupacken, zu frühstücken, uns einzucremen und packten aus Paranoia die Rucksäcke, um sie den Weg hinter in den Raum mit dem Kühlschrank zu bringen.


Kurz nach 9 Uhr holte uns das Boot ab, heute direkt von der hiesigen Anlegestelle, da der Wasserstand (Ebbe & Flut) heute höher war. Es wohnten noch drei Kolumbianer mit uns hier in der Popochos Ecolodge, allerdings in einem festen Haus, doch sie ließen sich früh schön feiern und alle mussten warten. Wir anderen hatten es doch auch geschafft einen Wecker zu stellen…Eric und ich saßen ganz vorn, zusammen mit Mutter & Kind. Recht schnell bekamen wir raus, dass der Vorteil war Beinfreiheit und ausreichende Sicht zu genießen, der Nachteil war, dass wir am meisten auf den Wellen aufschlugen, weil die Bootsspitze meist in der Luft hing. Die Wirbelsäule dankte es nicht unbedingt; da halfen auch die obligatorischen Schwimmwesten nichts.

Wir sausten übers Wasser und verstanden nichts. Der eine am Motor sprach so leise, dass wir auch ohne Sprachbarrieren nichts verstanden hätten, der andere vorn, der nach herumtreibenden Holzbalken Ausschau hielt, sagte sowieso fast nichts. Recht schnell ließen sie die hinter uns sitzende französische Familie übersetzen, deren Tochter zwei Jahre in Medellin studiert und richteten quasi gar nicht mehr das Wort an uns. Das war zugegeben auch nicht das angenehmste Gefühl, aber bald schon schwamm eine Kolonie schwarzer Delfine um uns herum und das besänftigte mein Gemüt. Solche hatten wir noch nie gesehen. Ihr Gesicht war abgerundet und gar nicht so spitz, wie man es sonst kennt. Richtig cool. Als wir uns dann dem Utría Nationalpark näherten, schauten alle ganz aufmerksam und wir hörten das Wort „ballenes“ (Wale). Es schwamm auch etwas vor uns im Wasser, aber da es sich kaum bewegte, waren wir uns nicht sicher, ob es wieder ein Holz war. Doch dann sahen wir wie die Luft ausgestoßen wurde. Tatsächlich! Hier waren Mamawal und Babywal und es säugte gerade, deshalb waren sie quasi unbeweglich an der Oberfläche. Ach wie goldig. Schon lange war der Motor ausgestellt und alle ganz ruhig und andächtig. Richtig magisch wurde es dann etwas später als beide nacheinander abtauchten und ihre Schwanzflossen majestätisch ins Wasser glitten. Wow, wow, wow.

Als wir in die Bucht hineinfuhren sahen wir nochmal zwei, vielleicht waren es die beiden, vielleicht auch ein weiteres Mama-Kind-Paar. Wir hatten immerhin gelesen, dass 30% der pazifischen Wale hier in Kolumbien, in der Region Chucó geboren wurden. Liebe Monika, sei an dieser Stelle lieb in die Schweiz gegrüßt und danke für diesen allerbesten Reisetipp!


Wir hielten dann am Playa Blanca, dem weißen Strand und hatten eine Stunde Zeit zu baden und zu sonnen, aber wir waren nach dem sonnigen Tag in Providencia sehr vorsichtig und mochten auch den herumschwimmenden Plastikmüll nicht. Wir hatten, wie fast alle der 12-köpfigen Gruppe, lokales Mittagessen bestellt: frittierter Fisch, Kokosnussreis, Salat und die üblichen frittierten Bananen, dazu ein Saft. Wir brüteten in der Hitze, doch ich hätte gern viel lieber noch länger Wale beobachtet.

Als wir zum nächsten „Programmpunkt“ fuhren, zum Land-Eingang des Nationalparks, hielt ich vergeblich Ausschau nach weiteren Walen. Hier an Land drückte die Luft und wir mussten für den Eintritt fast den dreifachen Preis zahlen als Kolumbianer. Wir fragen uns ja schon länger, warum die sächsische Schweiz nicht auch eine Art Nationalparkeintritt einführt, aber mal ganz ehrlich. Wenn wir in Europa/ Deutschland dran schreiben würden, non-residents, also keine Staatsbürger, zahlen den dreifachen Preis wäre das doch dezent rassistisch. Eine Alleinreisende Französin wollte sich die fast 20€ auch sparen. Aber nein. Da der zuerst angefahrene Playa Blanca zum NP dazu gehört und sie da auch war, musste sie so oder so zahlen. Der Weg, ein Holzsteg durch kleine Mangrovenwälder, war dann die pure Enttäuschung. Eigentlich alle aus der Gruppe hatten bereits Mangroven gesehen und wir sichteten nichts außer Krabben in rot, blau, grau und schwarz.

Dem besserwisserischen Kolumbianer musste ich auch noch den halben Weg seine Plastiktrinkflasche hinterhertragen…Dann liefen wir in der knallenden Sonne am Strand zum Boot um zu einem kleinen Wasserfall zu fahren. Da mit uns ja keiner sprach und ich nicht dauernd die junge Französin, die schon ihrer Familie alles übersetzte, fragen wollte, hatte ich dann auch keinen Badeanzug dabei. Ich konnte ja nicht wissen, dass es diesmal ein Wasserfall mit Badestelle war, aber Eric winkte ab. Er war ums Eck gelaufen und meinte die Mühe lohne nicht. Also blieb ich mit den beiden Französinnen mit den Füßen im kühlen Nass und plauderte ein wenig. Danach traten wir den Rückweg an. Unserer Vermieterin hatte uns geraten in Nuquí Abendbrot zu essen, weil sie Samstag „Schließtag“ hatten und kein Essen anboten. Außerdem sei ein neuntägiges Fest im Dorf um einer Heiligen zu ehren. Wir fuhren also mit nach Nuquí und tranken mit der Französin erstmal einen frischen Mangosaft. Dann schlenderten wir durch die wenigen Straßen in dem ärmlichen Örtchen und kauften was vom Grill. Die Wurst war uns zu grob und die Portionen so groß, dass wir gleich was für morgen aufhoben. Überall gab es kleine Stände, aus denen die Bewohner aus Kühltruhen Getränke, ab und an Empanadas o.ä. anboten. Doch es gab quasi nur Stände und keine Käufer, also kaum niemand war unterwegs. Es standen riesige Boxen an der Kreuzung, denn die Kolumbianer lieben es nach unserer Erfahrung sehr laut. Weiter hinten sahen wir eine Gruppe Staub aufwirbeln, stampfen und tanzen, das wars.

Da es langsam dunkler wurde und wir keinen Empfang hatten, gingen wir mit zum Hotel der Französin, damit uns dort ein Taxiboot gerufen werden konnte. Sie wusste aber erstmal gar nicht so recht, wo ihr Hotel eigentlich war und wir liefen ihr zu schnell. Als das Boot kam, kostete es doppelt so viel - weil jetzt schon der „Nachttarif“ galt. Beim Einsteigen rutschte Eric aus und unser Essen fiel im Boot ins Flusswasser, sodass wir es wegwerfen konnten…oh man…den Sonnenuntergang hatten wir auch verpasst. Dann suchte der Bootsfahrer mit einer großen Lampe am Fluss nach unserem Eingang und wie bedröppelte Hunde tapsten wir mit unseren Handylampen zum Zelt und nochmal zurück unsere Rucksäcke holen. Wir lechzten nach einer frischen, Salz und Schweiß abspülenden Dusche und packten fett After Sun Creme sowie NoBite Spray drauf. Die Lampen gingen nun beide nicht und als ich fragen ging, wurde uns ein Strahler hingehangen und ich bekam gleich das Passwort für das zarte Wifi. Für morgen musste noch ein Plan her. Vorgeschlagen wurde eine Tour in den Süden, mit fast gleicher Bootsbesetzung, damit wir quasi einen Gesamtüberblick über die Region hätten. Ich war da nicht so scharf drauf, denn ich war nicht sehr angetan von den Guides. Außerdem fand ich diese Touren leicht nervig, wenn man ständig irgendwo „zum Spielen“ abgesetzt und dann wieder eingesammelt wird. Die Wale zogen auch gen Norden, also war die Chance kleiner welche zu sehen, aber Eric fand die Idee nicht schlecht. Ich beugte mich meinem Schicksal. Der morgige Tag wird schon was Gutes bringen, aber wenn kein Wal in Sicht kommen würde, Gnade dem Gott der Bockigkeit.

Dann lagen wir leicht bekleidet im Zelt und warteten, ob es ein Hauch von Lüftchen geben würden. Doch vergebens… :D


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