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einjahrblau

Tag 233: am letzten Tag gestürzt & doch vier Tage überlebt

Aktualisiert: 22. Apr. 2023

Entgegen unserer Hoffnungen hatten wir hier alle am schlechtesten geschlafen und auch wenn das „happy water“ nicht mal ansatzweise so stark wie Wodka, Gin o.ä. ist, spürten wir doch alle die Müdigkeit an uns nagen. Zu den Mücken war noch schwül warme Luft hinzugekommen und ein Gewitter mit so strömenden Regen, dass uns allen Angst und Bange vor der Fahrt war. Alle schleppten sich auf die letzte Minute zum Frühstück, gepackt hatte noch keiner. Aber Kevin hatte gestern gesagt wir entscheiden, wir können entspannt und später los und darauf lief es auch hinaus :D Wir faulenzten so lange herum bis es wirklich nicht mehr ging. Wir packten diesmal auch alles hinten in eine Tüte aufs Bike und Eva, Eric und ich waren uns einig: heute hätten wir viel für einen easy rider gegeben :D Wir waren alle drei sehr erleichtert, dass der Regen aufgehört hatte. Aber nass und matschig war dennoch alles.


Das erste Stück sollte dann auch gleich überraschend doch nochmal widerlich sein. Wir holperten durch enge Straßen mit Schlaglöchern und dann begann das Elend. Eine Schotterstraße mit Gräben und Steinen, ich gab mein Bestes, aber mit den kleineren, leichteren Mopeds vor mir…das wurde nichts. Ich wollte mir echt nicht noch am letzten Tag die Beine brechen und auch Kevin entschied dann: mein Motorrad muss abgestellt werden. Ich rannte den anderen ein Stück hinterher, sprang dann bei Eva drauf und als das besonders knifflige Stück kam, sollte ich bei einem Guide hinten drauf. Ich kann das gar nicht beschreiben…ich wäre nie auf die Idee gekommen hier lang zu FAHREN. Laufen hätte es auch getan. Da waren tiefe Rillen und es ruckelte uns so richtig durch. Wir waren alle in Schweiß gebadet, als wir am ersten Tagesziel, einem Wasserfall ankamen und es war eine Mischung aus Angst und Hitze.


Am Wasserfall selbst war es völlig überlaufen, viele der Gelbhelm-Idioten waren schon vor Ort. Wir sechs hatten als Gruppe mit Sicherheit den höchsten Altersdurchschnitt und schauten dem Treiben mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen zu. Ich kam gar nicht mehr über das selten dämliche Tattoo in beiden Kniekehlen einer Touristin hinweg: „Don’t work - be happy“. (Arbeite nicht, sei glücklich). Ob irgendwer dieser wandelnden Amöbe mal erklärt, dass das so nicht funktioniert? Dass der Pilot arbeitet, mit dem sie hergeflogen ist, dass der Guide arbeitet, von dem sie sich hier herum chauffieren lässt, dass die Leute arbeiten, damit sie zu Essen kriegt? Ja auch wir haben hart für diese Reise gearbeitet. Halleluja…tolle Generation. Ich fürchte das wird nicht besser, auch wenn ich ungern alle über einen Kamm scheren möchte. Wir gaben unseren Guides Zeichen zum Aufbruch, Eva versicherte mir, es wäre kein Problem, wenn ich bei ihr hinten drauf sitze und erst ging es auch gut, aber dann schaltete sie auf dem Hügel, mit den Rädern quasi mitten in den Steinen, in den ersten Gang und wir spürten es schon: wir kippten einfach um. An sich war das nicht schlimm, da wir quasi eh standen und Protektoren trugen, nur fiel ich genau auf mein rechtes Handgelenk, das Moped oben drauf. Das war sehr unangenehm und Eva tat es sehr Leid, aber auch sie hatte einige blaue Flecken abbekommen. Alle waren total erschrocken, wir lachten es weg und ich lief hinterher, bis mich ein Einheimischer, der wahrscheinlich die Hälfte meines Körpergewichts betrug, heran winkte und nach oben fuhr. Schön an meinem Motorrad vorbei, aber das war mir grad egal, das holte einer der Guides. Ab dann fuhren alle etwas zittriger, aber nun kamen wirklich fast nur noch ordentliche Fahrtstücke. Wir sahen das größte Schlagloch aller Zeiten, mitten auf der Straße, was selbst unserem Guide neu war und durchfuhren noch mal buckelige Dorfstraßen. Aber am Ende fuhren wir sogar mal richtig schnell. Bis zu 70km/h und da lachte ich :) Jetzt wollten wir auch langsam nur noch ankommen.

Die Pausen waren heute nicht ganz so toll gewählt; weniger Fotostopps als mehr Popsi entfalten und warten bis Ben & sein Guide vermeldeten ob Polizisten da stünden oder nicht. Und dann sollte Eva sogar mal hinten auf mein Motorrad springen, entschied der Chef Kevin. Sie war gefühlt genauso wenig begeistert wie ich, denn es war das allererste Mal in meinem Leben, dass ich jemanden hinter mir sitzen hatte, aber wir leben noch :) Es war nur ein kurzes Stück und sie wusste vom selber fahren genau, wie sie sich mit in die Kurve legen musste, nur das Abbremsen dauerte eben etwas länger. Am Ende stand noch der Feierabend-Verkehr in Ha Giang an und dann war es geschafft: wir hatten alle überlebt :D


Nachdem wir eine Online-Bewertung geschrieben hatten, bekamen wir auch alle ein T-Shirt gratis, was Eric und ich zum Schlafen nutzen werden. Erst bekamen alle ein grell rotes mit dem gelben Stern vorn drauf (eben wie die vietnamesische Flagge), dann kam Eric mit einem hübschen weißen und ich durfte nochmal umtauschen :D Kevin bekam von uns allen Trinkgeld zugesteckt; er hatte seinen wirklich vernatwortungsvollen Job verdammt gut gemacht.


Jeder ging erstmal duschen; Eva, Ziva und wir blieben noch eine Nacht im Bong Hostel und Ben & Charlotte waren die Straße runter in einem Privatzimmer. Wir verabredeten uns für 19 Uhr, aber gefühlt wollte jeder woanders essen, also ging ich mit Eric zurück ins Hostel, wir bestellten einfach hier einen Burger und rührten uns keinen Meter mehr. Wir waren fix & fertig - das muss man auch erstmal schaffen ;) Wir nutzten die Zeit für Flüge/ Busse buchen und Visa-Erkundungen und gaben nochmal Express-Wäsche ab, die dann zwar etwas mehr pro Kilo kostete, aber noch vor dem Schlafengehen zurück kam :)

Als die anderen vier dann zurückkamen (viel später als von allen gedacht), hatten wir keine Lust mehr noch zu sitzen. Wir verkrümelten uns ins Bettchen, denn schon morgen früh würden wir uns alle wiedersehen ;)


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