Kein Wecker klingelte, niemand schnarchte, niemand war laut & egoistisch. Wir erwachten einfach auf natürlichem Wege und bekamen Rührei mit Toast und Banane sowie Tee zum Frühstück.
Wir chillten noch lesend auf dem Bett, packten dann und checkten 11 Uhr aus um nebenan an der Straßenecke im wilden Treiben & Hupen bei einem Saft unsere Finanzen zu ordnen und den Blog zu schreiben. Eric ging nochmal Bargeld holen, denn selbst die Hostels zahlte man bar, sonst gab es 3% Aufschlag…
Kurz vor eins bestellten wir ein Taxi über die App (da wusste man den Preis vorher) und fuhren zu Gonzalo zum Mittag. Er hatte uns gefragt ob er übers Wochenende, welches wir mit ihm und Sam gemeinsam südlicher in Ninh Binh verbringen würden, noch ein deutsches Paar einladen dürfe, mit denen er mal in Hongkong studiert hat und die gerade auch reisen. Selbstverständlich. Und so lernten wir Chris(tian) & Lari(ssa) aus dem wilden Westen kennen. Sie reisen seit zweieinhalb Monaten, hatten alles gekündigt und somit nicht den Zwang wie wir nach einem Jahr zurückzukehren. Allerdings auch nicht die Sicherheiten wie wir…Wir aßen zusammen zwei vegetarische, richtig leckere, italienische Pizzen, die Gonzalo bestellt hatte, betrieben ersten Smalltalk, dann kam Sam und gemeinsam nahmen wir ein Großtaxi zum Bahnhof. Die Fahrt dauerte verhältnismäßig lang durch den tumultartigen Verkehr, aber wir hatten großzügig Puffer eingebaut. Online wären die Tickets mehr als doppelt so teuer gewesen, dass hatte Gonzo vorher gecheckt und wir kauften jeder ein 2.Klasse Ticket.
Wir hatten zwar alle den selben Waggon erwischt, aber je zu zweit Liegen in Viererkabinen. Wir wollten Plätze tauschen und es uns einfach zu sechst gemütlich machen, aber das gestaltete sich als zu kompliziert und so gingen wir einfach jeder in sein Abteil. Zugegeben war das auch nicht weiter schlimm. Als wir es endlich auf unsere oberen Liegen geschafft hatten (unter uns verweilte ein mürrisches, australisches Rentnerpärchen), schaute Eric seine Serie, ich las meine Kurzgeschichten über Frauen in London, wir dösten, hörten Musik und plötzlich scheuchte uns die böse dreinblickende Bahnmitarbeiterin aus dem Abteil. Sie fuchtelte wild rum, wir waren noch nicht mal in Ninh Binh angekommen…
Dort beleidigten Taxifahrer zugleich Sam, nur weil wir sie nicht buchen wollten. Stattdessen gingen wir in ein Bistro gleich gegenüber, denn Gonzo starb vor Hunger. Die beiden waren schon mehrmals hier gewesen, weil sie gern mal übers WE herfuhren, aber leider warteten wir über eine Stunde auf die Salate und den gebratenen Reis…und dann nochmal ein wenig zu lang auf den Tee. Ich hatte mir hier angewöhnt scharfen Ingwertee zu trinken, der entschlackt und Eric wartete leider vergeblich auf seinen Minztee, auf den er sich so gefreut hatte. Mopeds (Halbautomatik) liehen wir hier auch gleich für zwei Tage aus und bezahlten 4€/ Tag pro Bike. Sie waren jetzt nicht unbedingt im besten Zustand und Erics hatte eine leichte Macke, aber meins war blau, irgendwie fanden wir jeder mehr schlecht als recht einen passenden Helm und dann fuhren wir alle erstmal eine Proberunde, dann zur Tankstelle und ab zur Unterkunft "Ahasi".
Sam hatte sie vorgeschlagen, es war ein Kompromiss zwischen dem teuren, wo sie das letzte Mal waren und den preiswerten Hostels, die Eric und ich sonst buchten. Aber es war echt schick, duftete nach Räucherstäbchen, wir bekamen alle einen Zimttee und da Eric und ich schneller gewesen waren beim Buchen, hatten wir das Zimmer mit Kingsize-Bett und Blick auf den Pool ergattert. Es gab eine kleine, glitzernde (!) Sitzbadewanne neben der Dusche, Bademäntel, es war in einer ruhigen Seitenstraße, Lampions schimmerten und für 34€ für zwei Nächte inkl.Frühstück noch immer sehr preiswert :) Gonzo, Chris & Lari hüpften schnell in den Pool, uns war es dafür zu frisch, Sam war ein bisschen angeschlagen und so duschten wir heiß und verabredeten uns zum Frühstück.
Beim Frühstück, welches hauptsächlich aus Obst bestand, überlegten wir was wir mit dem heutigen Tag anstellten, denn es regnete. Jetzt nicht so kübelartig wie in Costa Rica oder weltuntergangsmäßig wie in Neuseeland, sondern so feiner Nieselregen, der scheinbar unbemerkt still und leise die Kleidung durchnässt. Es war enttäuschend und kühler als gedacht. Wir entschieden uns, dass wir uns kurz vor 11 wieder unten treffen und fuhren auf fünf Mopeds zu einer der Hauptattraktionen hier in Ninh Binh: eine Bootsfahrt zwischen den grünen, mystischen Felsbrocken. Hier wurde noch mit Hand gerudert, da alles auf Öko-Tourismus aufgebaut wird und man die traditionellen Bambusboote erhält. Wir konnten zwischen drei Routen wählen und entschieden uns auf Empfehlung hin für Route 3, die naturbelassenste mit drei Höhlen und drei Tempeln. Zu sechst brauchten wir zwei Boote, unser Sonnenschein Sam saß mit bei uns :) Wir paddelten ab und an mal mit um uns aufzuwärmen und die Frau zu unterstützen, die hinten im Boot saß und uns Touristen hier durchschipperte. Wir konnten es kaum glauben, dass wir schon wieder so unschönes Wetter wie in der Ha Long Bucht hatten; es war ein kleiner Jammer. Früh hatten alle noch behauptet, sie wären warm genug angezogen (sie hatten alle nur wenig aus Hanoi mitgebracht), jetzt verteilten wir aus unserem Rucksack Pullover und Jacken an Lari & Gonzo, damit sie nicht völlig erfroren. In den Höhlen gefiel es uns am besten (auch weil es hier wärmer und trocken war), aber auch die Tempelanlagen mit ihrem Prunk imponierten uns. Zugegeben waren uns die Opfergaben (Geldspenden, Obst und Getränke) etwas fremd und wir hätten lieber eine der zu Pyramiden getürmten Fantas getrunken, aber wir quittierten diese andere Kultur mit einem respektvollen Lächeln :) Insgesamt, da staunten wir selbst, waren wir fast 3h unterwegs, hockten da unter den Regenschirmen und versuchten trotzdem die Natur um uns herum zu genießen.
Am Ende hatten wir aber alle einfach nur Hunger und bogen auf dem Rückweg eine kleine Seitenstraße ein. Wir hatten das top bewertete Restaurant auf Google Maps gefunden und die Begeisterung & Fröhlichkeit des Besitzers steckte an. Bei jeder Bestellung, die wir aufgaben, machte er ein erstauntes „Aah!“, als wäre ihm das Gericht auf seiner Karte zum ersten Mal aufgefallen oder als sei es eine besonders freudige Überraschung, dass wir es bestellten :D Wir waren erst skeptisch, aber die Speisen und Getränke wurden schnell und frisch serviert, allen schmeckte es und wir plauderten fröhlich vor uns hin. Hier in dieser Region gab es sehr viel mit Ziegenfleisch, aber das musste man ja nicht wählen :)
Auf dem Rückweg mussten wir uns todesmutig durch den Verkehr schlängeln und fuhren eben einfach auch die entgegengesetzte Richtung im Kreisverkehr, weil es der kürzere Weg war, hupten andere aus dem Weg, bogen schnell nach rechts um Lkws vorbei zu lassen…es blieb eben ein Abenteuer mit höchster Konzentration. Zurück an unserer wirklich schicken Unterkunft versuchten wir zumindest den Pool kurz zu würdigen, aber es war zu kühl. Nur Sam war mutig genug :D Dann hatte jeder zwei Stunden für sich, ich beendete mein Buch „Die Straßen von London“ und gab es Lari, schrieb weiter (ihr merkt es sicher, wir sind bissl im Verzug) und dann wollten wir 21:15 Uhr nochmal losziehen. Aber Lari hatte sich erkältet, Chris litt unter Halsschmerzen, Gonzalo war hundemüde und so gingen wir erstmal nur für ein spätes Abendessen ums Eck. Dort wollte ich mal einen hiesigen Weißwein probieren - großer Fehler. Der "Da Lat" Wein schmeckte korkig und wie Essig, doch ich konnte die fehlinvestierten 2,40€ verschmerzen. Am Ende musste ich ihn aber gar nicht zahlen :)
Danach war ich noch in leichter Partylaune, Sam auch und Eric wars egal. Also zogen wir drei nochmal los, 2min entfernt standen - es war so witzig - drei Partybusse. Im Inneren wurde Karaoke gesungen, oben auf den bunt beleuchteten Außendecks gab es günstige Cocktails und Musik. Da ich einen kleinen Gin Tonic trank, bekam Eric das Bier sogar gratis. Bei jedem Cocktail gibt es eins umsonst. Keine Ahnung wie sie mit diesem Konzept Geld verdienten :D Als wir oben ankamen, bestürmte mich ein blondes Mädel und umarmte mich, schrie fragend ob ich sie noch kenne. Und ja, sie kam mir tatsächlich vage bekannt vor, aber ich warf dennoch Eric einen hilflosen Blick zu, der ebenfalls nur mit den Schultern zuckte. Dann stellte sich heraus, es war Conni. Am Tag unserer Abreise im ersten Homestay bei Harry hatten wir uns vielleicht 10min mit ihr unterhalten. Auf unser Anraten war sie dann auch abgereist. Kurz darauf fragte eine andere auf Englisch wo wir herkämen und wollte wissen wo aus Deutschland und dann schrie sie: „I hate the Eastern part of Germany!“ (Ich hasse den Osten Deutschlands!) und sie wolle ja nach Berlin ziehen. Wir schnauzten sie an, das sei im Osten und dass sie mir gefälligst aus dem Weg gehen soll. Ja so einen Kopf größer zu sein und noch dazu nüchtern, ist schon sehr hilfreich und in den Taschen ballte ich die Hände zu Fäusten. Ich wohne sehr gern in Sachsen und weiß nicht mal ob sie aus England oder Deutschland kam. Auf jeden Fall wünschte ich ihr die Pest an den Hals und als sie nochmal Anzeichen machte an unseren Tisch zu kommen, hielt ich sie mit tötenden Blicken davon ab. Ein paar Drinks weniger hätten dem jungen Ding sicher nicht geschadet und wir wollten einfach unseren Abend genießen.
Wir tanzten zwar nicht wild herum, dafür waren uns die 18-/19-jährigen hier zu betrunken, aber wir quatschten und genossen die Nacht. Halb zwei Uhr morgens musste ich dann mal die Spielverderberin sein, schließlich wollten wir morgen noch bisschen was unternehmen. Es wurde hier so beim Sitzen auch recht kühl und dann plumpsten wir bald müde ins Bett.
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