In der zweiten Nacht schliefen wir zumindest dahingehend besser, als dass wir uns nicht so viele Sorgen um herumstreunende Menschen machten, denn wir hatten niemand gesehen. Aber ein heftiges Gewitter hatte gewütet und wir hatten jeden Donnerschlag auf der Matratze gespürt, jeder Blitz hatte mit seinem grellen Licht den Weg hinter unsere geschlossenen Augenlider gefunden und unsere Sachen waren alle klamm. Wirklich ausgeruht waren wir als nicht. Doch unser leckeres Frühstück wartete, ab heute sogar noch mit Maracuja, die wir gestern im Dorf gekauft hatten. So konnte der Tag starten. Die Tour sollte heute auch schon anderthalb Stunden früher stattfinden, Abholung war für 7:30 Uhr am vorderen, 500m entfernten Steg geplant. Als wir dort waren, empfingen wir verspätet (auf Grund super schlechten Empfangs) die Nachricht, dass sie erst 20min später und gern auch an den eigentlichen Steg kommen würden. Unser deutsches, pünktliches Wesen rebellierte - wir hatten uns auch den Wecker gestellt und beeilt. Aber da heißt es dann am anderen Ende der Welt einfach durchatmen. Irgendwann saßen wir im Boot, sammelten noch andere ein; fast alle kannten wir von gestern. Das arrogante kolumbianische Pärchen blieb fern, dafür kam eine nicht minder unsympathische Deutsche, ausgewandert nach Bogotá, mit an Board. Man merkt ja wenn Menschen zuhören, einem den Kopf zuwenden und dennoch sprach sie Spanisch mit uns. So was albernes. Sie trug auch einen Rucksack mit deutscher Aufschrift. Nun denn…Man kann ja wirklich nicht alle Menschen mögen.
Wir fuhren also genau in die andere Richtung. Delfine sahen wir keine, dafür aber ein Mama-Kind-Wal-Pärchen. Die schienen aber gerade keine Lust auf Gesellschaft zu haben und tauchten recht schnell ab. Wenn es nach meinem Starrkopf gegangen wäre, hätten wir den Motor ausgestellt und hier ausgeharrt um sie noch weiter bewundern zu können. Aber das war so wohl nicht vorgesehen.
Wir steuerten zuerst das Dorf Termales an. Dort konnte man für 20.000COP beiwohnen, wie Schildkröten-Babys freigelassen werden. Die Französin und wieder entschieden uns dagegen. Wir hatten diesem Schauspiel mit Bewunderung in der freien Natur in Costa Rica beobachtet und wir waren uns einfach nicht sicher, ob es eine gute Sache, dass der Mensch hier (gegen eine Gebühr) eingriff oder nicht. Danach gingen alle in das hiesige Thermalbecken. Aber wir hatten den Strand und den Pazifik direkt vor uns, es war brütend warm, da wollten wir uns nicht mit allen in ein heißes Becken zahlen. Uns wurde gesagt wir können gern hier unsere Zeit frei nutzen und sollen dann anderthalb Stunden bei den Booten sein. Alles klar. Wir stiefelten erstmal in entgegengesetzte Richtung, cremten uns im Schatten ein, ich sprang schonmal testend in die Wellen, dann zog es uns auf eine kleine Halbinsel am Ende des Strands. Das war in der Sonne doch etwas weiter als gedacht, doch Eric hatte vom Boot aus eine kleine Holzplattform gesehen, sodass wir im Abenteuer-Erkundungsmodus waren. Und tatsächlich führten ein paar Betonstufen nach oben. Eine Holztreppe war mit einem Tor verschlossen, doch links herum führte ein alter, z.T. morscher, von der Pflanzenwelt bereits eroberter Holzweg herum. Wir traten bedächtig Schritt für Schritt auf die alten Planken, duckten uns unter umgestürzten Bäumen hindurch, wedelten Spinnweben bei Seite und standen dann plötzlich auf einer Art Holzterrasse mit Blick auf den Pazifik. Richtig hübsch hier und kostenlos!
Wer weiß was das mal gewesen war, eine Treppe führte auf jeden Fall runter ans Meer zu einem kleinen Steg. Wir genossen die Aussicht, traten aber mit Blick auf die Uhr so langsam den Rückweg an. Wir wollten uns nochmal im Meer abkühlen. Doch heute hatte Eric Pech, eine Qualle strich seinen Bauch und hinterließ brennende rote Striemen. Das hätte man ja mal erwähnen können, dass diese Gefahr hier bestand…aber Eric war ganz tapfer. Wir stapften weiter und beobachteten Kinder, die aus einem riesigen Netz den kargen Fischfang herausholten. Die meisten der Fische waren klein und ganz flach. Als wir vorn ankamen, sahen wir keinen unserer Gruppe. Auch das Boot nicht. Wir liefen hin und her. Stutzten. Blickten auf die Uhr. Wir liefen durch den „Ort“, schauten uns um. Dann wies uns ein Mann darauf hin, dass wir für die Therme Eintritt zahlen müsste. Jaja, wir wollten ja nur den Weg hinter laufen um zu gucken, wo alle bleiben. Ich war alles andere als glücklich. Es war 45min später, die Sonne knallte, wir irrten hier rum, statt am Strand zu sein und es kam nur ein Achselzucken. Vielen Dank für nichts. Genau das hatte ich gemeint und aus meinen Nasenlöchern qualmte es. Wir bekamen alle eine matschige Banane und ich ließ mir alle Zeit der Welt, als wir herangewunken wurden. Das kann ich…wenn die Teufelshörner einmal draußen sind, genießen sie die frische Luft. Wir liefen dann alle zum Boot an einer hellblauen Kirche vorbei. Auch wenn es nichts gab. Kirchen gab es immer.
Wir fuhren wieder die Küste herauf, stiegen an einem urigen Strand aus und liefen durch ein Stück Dschungel zur cascada de amor, dem Wasserfall der Liebe. Eric entdeckte zwei große blaue Schmetterlinge und konnte sich am dicht bewachsenen Dschungel gar nicht satt sehen. Stimmt schon, es war schöner als gestern. Heute war ich auch vorbereitet und im Badeanzug. Das kühle Wasser tat so gut! Vor allem Eric attackierten Bauch. Die anderen gingen nur kurz oder gar nicht rein, aber ich genoss den Moment ;) Auch der Rückweg war herrlich dschungelig, hach ein neues Wort. Am strand ließen wir uns Zeit für Entdeckungen und wurden rangewunken, weil wir vorne saßen, sollten wir als erste einsteigen. Alle schauten so ungeduldig. Aber ich war gerade noch mit Tuch binden und Sandtaler fotografieren beschäftigt. Sorry, aber da kannte ich jetzt kein Erbarmen. Man hätte ja auch so schlau sein können einfach mal die Sitzordnung zu ändern ODER sich an vereinbarte Zeiten zu halten, aber so…brauchte ich eben noch einen Moment ;) Eric kannte mich, der grinste nur.
Der nächste Halt war Guachalito, ein zugegeben schöner bunter Ort, wo richtig Mühe und Liebe drin steckte. Es gab ein Eco-Hotel und sogar ein Spa :D Auch hier wurden wir wieder eine Stunde abgesetzt und ich erwiderte, aha, also anderthalb, woraufhin der Guide stutzte. Und was soll ich sagen? Es wurden anderthalb und nachdem wir alles erkundigt hatten, von bunten Graffitis, bis zu Felsen am Strand und den Strand selbst, standen wir auch als letzte von unserem Strandtuch auf als gewunken wurde. Die Organisation sollte aber seltsam bleiben.
Es war nun nach 14 Uhr. Diejenigen, die sich selbst Essen mitgebracht hatten, hatten die Zeit hier genutzt um zu essen. Da unser Essen ja von Flusswasser kontaminiert wurde, hatten wir wieder Essen bestellt, aber das sollte es erst im nächsten Ort, wieder weiter die Küste herauf, in Jovi geben. Es regnete und war Ebbe, sodass wir ein ganzes Stück liefen. Und dann saßen die fünf Franzosen am Rand, als wir anderen sechs Mittag aßen - langsam und genießend. Für sie gab es hier nicht viel zu sehen, das war schon sehr seltsam organisiert. Das Essen war richtig gut, besser als gestern. Ich hatte Fisch bestellt, Eric Hühnchen.
man kann hier Hühnchen oder Fleisch bestellen
wer sich vegetarisch ernährt, bekommt vielerorts Hühnchen…
Es gab frischen Saft, eine Suppe, Kokosnussreis, eine Riesenportion frittierten Fisch/ gut gewürztes Hühnchen, Salat und die üblichen frittierten Bananen. Es war nun nach 15 Uhr, wir hatten echt Hunger und aßen alles auf, was ein staunendes anerkennendes „Wow!“ bei der Kellnerin entlockte. Na hier verkommt nichts :D
Dann nahmen auch wir uns noch die Zeit die eine Straße entlang zu gehen und wurden von einem kleinen Jungen angesprochen, der sieben war, uns seine Schule zeigte, erzählte er möge Katzen und Hunde und erklärte, Fußball sei für Männer, Basketball für Frauen. Er warf achtlos sein Kaugummipapier weg und Eric hob es auf. Vielleicht lernte er daraus ja was, wir fürchten aber nein.
Dann gingen wir zurück. Die Heimfahrt stand bevor. Heute wurden wir direkt am Strand rausgelassen, gingen wieder sofort duschen, zogen uns lang an und ich quatschte mit drei jungen, angereisten Niederländern. Ich wollte noch mal Wale sehen, dafür war ich hier, die Flüge waren teuer und nervtötend gewesen und ich hätte die drei fast überzeugt, sich morgen ein privates Boot mit uns zu teilen, aber dann wollten sie doch nicht die morgige Tour absagen. Während wir so da saßen auf einem Baumstamm, sah eine mit Fernglas in der Ferne einen Wal ins Wasser springen. Völlig fasziniert starrten wir alle fünf zum Horizont und sahen es immer wieder platschen. Wow! Genau das würde ich gern von etwas näher sehen.
Geld hin oder her. Ich musste mich durchsetzen. Ich gab Estefania das okay und sie buchte uns für morgen ein Boot. 13 Uhr mussten wir am Flughafen sein. Da war noch genug Zeit, denn ich bestellte das Boot gleich für 6 Uhr in der Früh. Wir würden unsere Zeit hier vollends auskosten!
Deshalb bereiteten wir schon weitestgehend die Rucksäcke vor und auch das Frühstück. Dann zahlten wir und mussten Gott sei dank die erste, durch den Flug verpasste Nacht nicht zahlen.
Ich war ganz aufgeregt, konnte aber unseren zweiten Sonnenuntergang am Strand genießen. Hach Vorfreude ist die schönste Freude! Wale...seid gnädig :)
Der große Sandtaler! Wow!