Die Nacht kühlte es auf 4°C herunter und es war schon komisch nicht ganz zu wissen, ob man hier stehen darf oder nicht. Wir sahen die Sonne hinter den Bergen aufgehen und warteten bis 9Uhr das Visitor Center und die Publicity Washrooms öffneten. Im Vergleich zu den anderen eine wahre Enttäuschung. Neben uns stand ein Brüllhansel und erbat Infos, unsere Dame trug Maske hinter einer Scheibe, piepste wie eine Maus und wir verstanden dementsprechend nur die Hälfte. Ich hoffe, dass ich nicht ansatzweise so den Beruf verfehlt habe wie diese Dame offenbar den ihren…
Sie klärte uns auf jeden Fall auf, dass hier langes, freies WE ist, weil Montag Feiertag (Tag der Arbeit) sei und wir wohl keinen Stellplatz kriegen werden. Auf keinen Fall -und dabei machte sie die Halsabschneidergeste!- dürfe man auf den Parkplätzen schlafen. Witzig, genau da, fast gegenüber von ihrem Büro mitten in Jasper Town hatten wir genau das getan und der Kopf ist noch dran. Wer den wohl abschneidet? Sie oder andere achtsame Bürger, ein Grizzly oder ein Ranger? Nun ja…Info-Tafeln wiesen uns noch darauf hin, dass hier im Jasper-Nationalpark eine neue Gefahr lauert: Elche. Denn die haben gerade im Herbst starken Macho-Drang und werden wohl richtig gefährlich und angriffslustig, wenn sie ihre Damen beschützen. Na super. Dafür wissen wir jetzt, dass wir gestern den hellgrauen Po eines Rehs gesehen haben.
Wir schnappten uns einfach ihre mit Kuli vollgekritzelten Karten, kauften zu Erics Beruhigung nun doch noch einen Anti-Bären-Spray für 47CD und fuhren ins Maligne Valley, eine von fünf Top Regionen hier. Anti-Elch-Spray scheint noch eine Marktlücke zu sein. Wir fuhren an einer sehr mystischen, kargen Landschaft vorbei bis an den Maligne Lake. Wir loteten unsere Optionen aus. Dort kostete ein Paddelboot stolze 205CD/Tag. Nein, Danke! Das hieß dann aber (von Eric eh favorisiert) wieder bergauf wandern, den Opal Hill Trail mit 8,5km - diesmal Gott sei Dank ein Rundweg! Es ging vorbei an verbrannten Bäumen, 2003 muss es hier richtig gelodert haben.
Ich keuchte mich wie eine Dampflock den Berg hoch und haha, ich kann ordentlich fluchen, aber auch heute suchte mir Eric einen Wanderstock.
Und oben angekommen liefen uns alle, aber wirklich alle Wanderer entgegen. Wir scheinen die einzigen Dummies -wieder mal dumm wie Toastbrot- gewesen zu sein, die nicht wussten, in welche Richtung man den Trail begeht. Aber das schöne daran ist, dass wohl nur wir in den Bäumen „gegenüber“ ein sogenanntes Moose, eine Elchart gesehen haben, die auch sehr scheu sein sollen. Weil wir aus unserer Richtung genau in die Baumlücke sahen. Auf den Fotos erkennt man es nicht, aber aufmerksam wurden wir durch eine Kopfbewegung und da wir es beide gesehen haben, wussten wir: das war kein Trugbild :) Da er uns aber dann den Kopf zugedreht hielt und wir noch die Warnungen in Erinnerung hatten, waren wir ganz froh um die Entfernung und gingen weiter. Eric visierte die ganze Zeit den Opal Peak, also die Bergspitze an; ich schaute derweil einem kleinen Murmeltier zu, wie es aus seinem Loch rausschaute und mich vorsichtig beobachtete. Richtig niedlich.
Und was man hoch gelaufen ist, muss man auch wieder runterlaufen. Auch nicht sehr angenehm. Es waren zwar schöne Ausblicke und man ist schon stolz, aber eben auch froh wieder am Parkplatz zu sein.
Ja und dort? Dort bekamen wir mit einer Handgeste zu verstehen gegeben leise und langsam zu gehen. Und warum? Richtig, da stand ein junger „Moose“-Elch. Herrlich! Von wegen 100m Abstand, der stand vor uns am Rand des Parkplatzes und fraß sich fröhlich durch die Sträucher. Ich hielt mir natürlich erstmal vor Schreck die Hand vors Herz, aber es sei noch ein kleiner, friedlicher, wurde ich beruhigt. Eric pirschte sich noch etwas näher ran als ich und als wir mit dem Auto losfuhren, sahen wir ih nochmal am Parkplatz vorbeischlendern. Na Mensch! Die Männchen sollen zwar gefährlicher und unberechenbarer als Bären sein, aber trotzdem war uns dieser Anblick lieber als der eines Grizzlybären.
Auf Grund des Staunens und Starrens verpassten wir um ca.2min das Waffelhaus, aber sei‘s drum :) Auf dem Highway hatten dann auch alle Warnblinker an und fuhren langsam oder hielten ganz; scheinbar war hier ebenfalls grad ein Wildtier gesichtet worden. Wir hielten rückzu noch am Medicine Lake, der nun im Sonnenlicht viel freundlicher aussah und hüpften wieder für eine kurze Erfrischung hinein. Nur ganz kurz :) Die nächste Dusche ist nie gewiss - ich sag’s mal so direkt :D
Nach einem späten Mittag (unser letztes Pita-Brot mit Salat) fuhren wir noch zum Maligne Canyon. Auf dem Weg dorthin sahen wir noch ein (weibliches?) Wildtier rechts neben dem Highway. Unser Wildlife-Glückstag. Am Canyon brauchten wir einen kurzen Moment für eine Streckenorientierung und liefen dann die Route 7f hinunter und die 7 direkt am Fluss wieder hoch. So schaut man nämlich die ganze Zeit hinein. Man bekommt richtig Durst, wenn man das türkisfarbene Wasser sprudeln sieht und auch so richtig Lust auf Schwimmen. Aber dafür ist das Wasser dann doch etwas zu schnell.
Tipp: Unbedingt bis zur Brücke 1 vorlaufen und von dort zum Parkplatz. Die meisten, so beobachteten wir, bogen bei Brücke 2 schon ab, denn es steht nicht dran, aber am Endpunkt wartet nochmal ein toller Wasserfall, der einfach aus dem Felsen in den Canyon rauscht und solche magischen Ausblicke möchte man doch :) Wir unterhielten uns noch mit einer Kanadierin, die sich heute den Tag zum Wandern frei genommen hatte und fuhren (ich nun schon echt müde, denn es waren zwischen 18-30°C) weiter.
Wir wollten nun doch mal „legal“ im Nationalpark übernachten. Ab jetzt herrschen nämlich andere Regeln, da es kein Provincial Park mehr ist. Wir steuerten die beiden Campingplätze in der nördlichen Region Jaspers an, da das die einfachen und kostengünstigen waren. Aber schon auf dem Weg dahin sahen wir dichte Rauchwolken. Hier brennt es mächtig gewaltig, die graue Maus vom Info-Zentrum hatte da wohl untertrieben! Und die beiden Campingplätze lagen in der Windschneise und waren deshalb geschlossen.
Wir hielten in einer Picnic-Area, wo wir zumindest in Ruhe Ravioli und Zucchini kochen und mal wieder Müll entsorgen konnten und sahen die Löschhubschrauber kreisen. Ab und an, immer öfter, sah man durch die Rauchschwaden auch die orange leuchtenden Flammenherde züngeln. Gefühlt wurden es immer mehr; ein trauriger Anblick in einer so schönen Natur. Ein weiteres Paar parkte recht versteckt, aber hier wollte ich nicht mit offenem Fenster schlafen. Wir richteten das Auto schon her, zogen uns um, putzten Zähne und fuhren zurück auf unseren Jasper-Parkplatz. Wo sollen wir auch hin?! Im Rückspiegel konnten wir den Waldbrand beobachten und selbst vom Parkplatz aus sahen wir wie es hinter den Bergen orange glühte. Wir wurden letzte Nacht nicht „ertappt“ und tarnen unser Nachtlager dieses Mal noch besser, dass es wie ein parkendes Auto zwischen anderen aussieht ;) Und morgen sehen wir weiter, einen Tag nach dem anderen.
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