Wir können zwar nicht die weltgrößte Höhle besuchen, aber haben gestern dennoch eine schöne Tour für heute gebucht. Um 7 Uhr holte uns der Wecker aus dem bisher bequemsten Bettchen und dann bekamen wir zwei Eierkuchen mit Schokosoße und wurden auch prompt schon abgeholt. Wir sammelten noch weitere Gäste ein und trafen alle am Hauptquartier zusammen. Wir bekamen ein Paar Schuhe, eine Flasche Wasser, Anti-Insektenspray, ein Handtuch und dann eine kurze Einweisung und Routenbeschreibung. Leider hatte man früh einfach ohne uns festgelegt, dass wir die Route andersrum als beschrieben gehen würden, was bei uns nicht gerade Begeisterung hervorrief. Denn das würde bedeuten, dass wir zuerst Baden gingen und dann wanderten. Also gab es weder am Schluss eine Abkühlung noch wanderten wir mit trockenen Schuhen. Wir entschieden also kurzerhand auch unser Paar Schuhe einzupacken. Eric war (wie immer) so lieb den Packesel zu spielen.
In unserer Gruppe war eine vierköpfige Familie aus Frankfurt, die dieses und nächstes Schuljahr drei (!) Wochen Osterferien genossen. Außerdem ein deutsch-britisches Pärchen & ein steifes französisches Pärchen sowie eine Niederländerin. Wir merkten recht schnell: unser Guide Bien war der Hammer. Er sprach top Englisch, das Beste seit Langem und war sehr sympathisch. Die drei Träger für Proviant, Ausrüstung & Co. (die armen…) lächelten immer nur und sprachen gar kein Englisch.
Ruckel-puckelig ging es mit dem Minibus zum Startpunkt. Wir waren alle froh, als die Fahrt vorbei war. Wir liefen den ersten Dschungelpfad nach unten. Die ca.30min badeten uns bereits in Schweiß. Es hatte nachts geregnet und hier im warmen vietnamesischen Dschungel war die Luftfeuchtigkeit extrem hoch. Wir zogen uns in kleinen Kabinen die Badesachen an, bekamen Schwimmwesten und Helme mit Stirnlampen daran. Eric & ich hatten entschieden mit den geliehenen Schuhen ins Wasser zu gehen und die eigenen trocken zu lassen. An einem Seil entlang überquerten wir einen kleinen Fluss und krabbelten dann fast auf allen vieren in eine nasse Höhle hinein, das heißt hier mussten wir mal kurz den Atem anhalten und eintauchen, aber wir gewöhnten uns schnell an die Temperaturen. Wir hüpften und schwammen mit den Schwimmwesten den Guides in die Tra Ang Höhle hinterher - eine faszinierende Welt.
4.000 hat man wohl, v.a. in den letzten Jahren entdeckt
davon sind 40 für die Öffentlichkeit zugänglich
man geht davon aus, dass es ca.10.000 Höhlen gibt
Es fehlt aber an Geld & Ausrüstung um Dschungelexpeditionen zu starten und weitere Erkundungstouren durchzuführen
Wir setzten uns alle an den Rand, die Beine noch im Wasser und sollten die Lampen ausschalten. Es war ganz schön gruselig da im Dunkeln zu hocken, vorher hatten wir auch Fische im Wasser gesehen. Wir sahen nicht mal die Hand vor den Augen und verstanden erst nicht so ganz wozu. Aber wir denken es ging um die Erfahrung mal ganz still zu sitzen und andere Sinne zu schärfen, denn sogleich hören wir Fledermäuse fiepen und Wassertropfen fallen. Eine hielt es nur ganz schwer aus und machte immer mal das Licht an ihrer Uhr an. Sie war erleichtert als dieser kurze Moment des Innehaltens vorbei war; auch der -jährige Philipp und sein 11-jähriger Bruder Vincent waren von der Dunkelheit in der Höhle nicht besonders angetan.
Als wir wieder an unserem Lager zurück waren, entdeckte ich, dass ein kleiner schwarzer Blutegel an mir saugte. Ich wisperte Eric zu er solle mir helfen, aber der ging an mir vorbei und meinte er musste in Australien auch die zwei selbst weg machen. Karma…Ich ging zum Guide und der sprayte mit dem Anti-Insektenspray drauf, der kleine Schleimwurm kringelte sich zusammen und ich konnte ihn wegschnipsen. Ekelhaft. Das Blut lief auf den Fuß hinunter und ich wusch es schnell ab. Ich konnte nur der Jungen wegen so ruhig bleiben, da ich sie nicht in Panik versetzen wollte. Es gelang mir; sie hatten nichts mitbekommen :) Wir zogen weiter und liefen nun auf einem Dschungelpfad größtenteils bergauf. dafür hatten wir sogar extra Handschuhe bekommen, um uns nicht an den scharfkantigen Felsen aufzuschürfen- mal was Neues.
Ich lief direkt hinter unserem 27-jährigen Guide und konnte mit seinem Tempo nur mithalten, weil er wirklich spannende, wenn auch erschreckende Stories erzählte. Zwischendurch wies er auf Bäume oder Bombenkrater im Boden hin, die noch vom Krieg mit den Amerikanern stammte - nachdem sich die Franzosen zurückgezogen hatte. Er erzählte schlimme Dinge über China, über Verkäufe von vietnamesischen Frauen, Organentnahmen gesunder Menschen um sie an Reiche zu verkaufen und auch, dass es Männer gibt, die ihr Leben und ihre Gliedmaßen riskieren um im Dschungel verbotenerweise Bomben aufzuspüren um das darin enthaltende TNT zu verkaufen. Ich weiß schon warum wir China nie betreten wollen. Schlimm genug wie viele Hundefleischfarmen es da immer noch gibt. Wir hatten auch mit dem Flugzeug bisher vermeiden können dort zu stoppen.
Außerdem erfuhren wir wie schlecht und auch kostspielig das vietnamesische Bildungssystem sei und dass er, selbst wenn er wollte, keinen älteren Englisch beibringen könnte, weil diese ihn nicht Ernst nehmen. Er zeigte sich enttäuscht darüber, dass sein Land so nie vorankommen würde und China immer mehr Macht durch Enteignungen nach Verschuldungen und skrupellosem Vorgehen bekäme.
Der junge Mann war klug, reflektiert und glücklich einen Job in der Natur als Guide gefunden zu haben :) Als wir am zweiten Highlight ankamen, am grün-blau schimmernden Ma Da Lake, erfuhren wir außerdem, dass er vor einer Woche in einen Unfall verwickelt gewesen war und auf Grund seiner Wunden nicht mit von den Felsen ins Wasser hüpfte. Oh je…Ich erwähne nochmal wie gut es uns in Deutschland geht…er freute sich jedoch mit uns, als wir uns im Wasser erfrischten (natürlich erst nach erneutem Umziehen). Was für eine Wohltat nach dem schweißtreibenden Hike!
Dann gab es an der anderen Flussseite Mittag. Auf einer langen Plastikplane hatte man vier Salathäufchen aufgetürmt, darum lagen Reis, Gurken- und Tofustreifen, Hähnchen und Schwein sowie Reisblätter zum selber Rollen. Jeder hatte ein Schälchen mit einer leckeren, salzigen Koriandersoße (ja, entweder man liebt oder man hasst es) und kleinen Nüsschen. Wir plauderten alle, dann zogen wir uns wieder um und suchten erstmal klein Philipps Shirt, was aus Versehen in unserem Rucksack gelandet war, weil mein Badeshirt fast genauso aussah :D
Wir liefen durch den Fluss und wurden auf Giftefeu hingewiesen; schon wieder ständig neue Gefahren hier. Danach zogen Eric und ich uns unsere Schuhe an, denn wir wollten uns in den nassen keine Blasen reiben. Wir stießen aber schnell zurück auf die anderen, da die Familie mit den Kindern nicht so schnell vorankam. Ihr Großer fand alles eklig und meckerte und träumte sich hier weg. Der Kleine hatte einen Narren an mir gefressen und begann mir die Ohren abzukauen, aber heute war so ein Tag, da konnte ich das ganz gut ab ;) Als wir dann doch nochmal an einem Fluss ankamen, gab ich es auf, nun wurden meine Schuhe also doch nass und traute meinen Augen kaum: ein Guide nahm Eric Huckepack und trug ihn auf die andere Seite, damit der feine Herr keine nassen Schuhe bekam! Ich glaub’s ja wohl nicht! So schnell konnte keiner ein Foto machen, aber alle lachten und zugegeben war es Eric auch ein bisschen peinlich :D Um uns herum flogen Schmetterlingsschwärme in weiß, gelb, orange und sogar in hellen Grün und ab hier klebte der kleine Philipp wie ein Schatten an mir. Seine Eltern fragten ob meine Ohren noch dran seien und errieten sofort, dass ich wohl Lehrerin sei. Wenn man genauer drüber nachdenkt, ist es eigentlich traurig, dass dieser Schluss sofort gezogen wird, nur weil man Geduld für ein Kind aufbringt…Als der wichtigtuerische und überforderte Vater (ich erwähne nochmal: aus Frankfurt) dann Eric fragte, ob er auch Lehrer sei und sich dann lachend auf die Schenkel klopfte und rief: „Ah, also ein RICHTIGER Job!“, war ich richtig sauer, genervt und todestraurig zugleich. Gut genug schienen Lehrer ja zu sein, sogar im Urlaub die Kinder zu bespaßen. Leider fiel mir keine passende Antwort ein, er hatte diese Worte auch nicht an mich gerichtet und wohl nicht mal gemerkt, dass ich sie gehört hatte, aber ab da grübelte ich und strafte diesen fett gefutterten Idioten mit Beachtung. Wir verstanden nicht mal, was sein „richtiger“ Job war, aber er holte ernsthaft auf einer Dschungeltour (!!!) seine Visitenkarte raus. Also Menschen gibts…
Mit Wut im Bauch, dass ich Lehrerbashing selbst auf Reisen ertragen muss, liefen wir zum letzten Ziel: der Elefanten-Höhle. Ihren Namen hatte sie von einem Felsen bekommen, der angeblich wie ein Elefant aussah...naja ;)
Hier gab es nochmal diese Pflanze, die wir schon in Costa Rica entdeckt hatten: sie zog die Blätter zusammen, wenn man mit dem Finger darüber strich und die kleinen Jungs waren ganz verzückt. Dann stand nochmal ein steiler Aufstieg bevor, wieder mit Handschuhen. Aber da wir alle schweißgebadet waren und von einer Dusche träumten, ließ es sich ertragen. Am Höhleneingang verharrten wir dann staunend. Es sah so schön aus! Ein magischer Ort!
Wieder bekamen wir Helme mit Lampen und ich half meinem neuen Schützling ihn aufzusetzen und wies ihn in der Höhle auf lauter glizerndes Gestein hin. Er konnte ja nichts für seine arrogante Familie. Er plapperte und plapperte, es reichte, wenn ich immer mal „Hm.“, „Aha.“ u.ä.machte und eine Frage stellte. Eine neue Rollenverteilung, aber es wärmte mir das Herz, als er zu mir sagte: „Du bist bestimmt eine coole Lehrerin.“ Haha und als der Große vor allen sagte, er werde vielleicht auch mal Lehrer, da war meine Genugtuung perfekt ;) Die Höhle war auch zu schön und verlangte genauso viel Aufmerksamkeit und uns gelangen ein paar schöne Erinnerungsfotos. Als auch der letzte Part geschafft war, bekamen wir unten, zurück an der Straße (ein Guide hatte hier auf unsere Rucksäcke aufgepasst) eine gekühlte Cola oder ein gekühltes Bier. Sozusagen um das Ende der Expedition zu feiern.
Klein Philipp wartete mit dem Einsteigen, bis Eric und ich zum Minibus kamen, denn er wollte neben mir sitzen und mit der Quasselstrippe an meinem Ohr verging die holprige Fahrt auch schnell. Ein tolles gemeinsames Ende hatten wir zurück an der Basisstation als wir alle gemeinsam 10 Tage junge Dalmatiner-Welpen anschmachteten, dann wurden wir alle wieder in unsere Unterkünfte zurückgefahren und ich war in Windeseile unter der Dusche.
Wir liefen nochmal in das vegane Restaurant von gestern Abend, weil wir unbedingt die Reissuppe probieren wollten. Aber zu unserer Enttäuschung gab es die heute nicht, die Nudelsuppe auch nicht und so wurde es Ramen. Auch lecker und der Kokussnuss-Mango-Smoothie war den Besuch sowieso alle mal wert. Danach fielen wir völlig erschöpft ins Bett. Was für ein Tag.
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