Beste Meldung des Tages: unser Paket aus Vietnam ist bei meinen Eltern in Deutschland angekommen und sie mussten keinen Zoll wie bei dem Paket aus Amerika zahlen. Meine Lieben: einige Muscheln habe ich also erfolgreich nach Deutschland „geschmuggelt“. Thihi. Das Paket aus der Schweiz mit den Sachen aus Chile ist nach wie vor seit Dezember verschollen :(
Allerdings war die Freude recht schnell vorbei, denn wie drücke ich das jetzt ladylike aus? … Die Bun Cha Suppe bzw. der darin enthaltene Salat wollte dringend wieder an die Freiheit. Statt einen Ausflug zum „The Son Sanctuary“ machten wir also abwechselnd Ausflüge ins Badezimmer und tranken zwischendurch Tee auf unserem weichen Bettchen :D Dann fanden wir beim Herumscrollen einen richtigen Laternen-Bastelkurs, d.h. man würde selbst die Bambusstäbe stecken, biegen, binden und dann erst Stoff schneiden, kleben, schneiden, säubern. Wir hatten Blut geleckt und waren mutig. Wir gaben unseren Körpern Zeit auszuruhen und buchten den ca. zwei bis dreistündigen Kurs für 14 Uhr. Toi toi toi…mir ging es etwas besser als Eric, sodass ich unten im Garten auf der Liege lang lag und schrieb bis wir losmussten.
Es saß keiner am Empfang also nahmen wir uns einfach zwei Räder. Auf der Endrechnung stand dann auch nur ein Tag. Wir fuhren mal beim Straßenstand vorbei, wo wir unsere Rucksäcke abgegeben hatten. Der Stand war noch da, beruhigend ;) Dann suchten wir die Gasse mit dem kleinen Atelier, zogen die Schuhe aus und setzten uns an die lange Tischreihe. Ich fragte nach ob es vielleicht möglich war eine kleinere Lampe (wie die, die wir gestern gemacht hatten) anzufertigen, damit sie besser in den Rucksack passten und sie schnitten uns neue Bambusstäbe zurecht. Mit uns saß eine Dänin zusammen und dann fädelten wir alles auf den Draht, bogen es in die gewünschte Form um einen dickeren Bambus, schwangen den Faden rum und bei jedem Schritt half einer der fünf Brüder oder die Schwester (wenn nötig), damit es so perfekt wie möglich wurde. Die Form, die ich hatte machen wollen, sollte ich nicht machen. Die wäre wohl zu schwer. Aber okay. Kritischer wurde es als es einfach keinen hübschen Stoff geben wollte. Also anders gesagt: es gab nichts hübsches blaues und ja ich zog eine Schnute. Man durchwühlte den Dachboden für mich und zeigte mir zwei blasse Blautöne. Nein, die waren nicht wirklich schön. Dann fand man noch einen leuchtend blauen, aus dem gleichen Material wie die anderen. Okay, nun lachte ich wieder. Eric wählte, mit meiner Zustimmung ;), einen weißen mit dunkelblauem Muster und dann ging’s weiter, wie wir es von gestern kannten. Gestern waren die Stoffe bei Weitem hübscher, heute machte der ganze Prozess mehr Spaß, es war fast meditativ. So ganz zufrieden war ich mit meiner nicht, aber Erinnerungsfotos wurden nach gut drei Stunden natürlich trotzdem geschossen :)
Mit zwei weiteren Laternen ausgestattet, ging es durch das Gassen-Labyrinth wieder zurück. Unsere Rucksäcke waren fertig und der Meister und seine Frau erwarteten uns schon mit einem Grinsen. Die beiden hatten hervorragende Arbeit geleistet! Sie hatten den Draht in ein Stück Leder festgenäht, das Problem der Instabilität sofort erkannt und nun sollte alles halten. Wir waren so happy und gaben Trinkgeld, was wir hier sonst sehr selten taten, da nicht üblich und ihr Strahlen wurde sogar noch größer. Begeistert nickten sie auch, als wir um Fotoerlaubnis baten. So süß, sie retteten unsere letzten drei Monate Weiterreise sehr :)
Glücklich fuhren wir weiter, wir wollten den Stempel für meine Eltern abholen. Zwischendurch war ich froh, dass ich die Toilette eines Cafés aufsuchen durfte, jaja. Willkommen in Asien :D
Aber der Stempel war noch nicht fertig (wahrscheinlich noch gar nicht angefangen) und wir wurden um eine Anzahlung von umgerechnet knapp 2€ gebeten, was wir nachvollziehen konnten. Dann saßen wir am Fluss und aßen vorsichtig ein leichtes, lokales Nudelgericht. Diese dicken Nudeln waren eine Spezialität aus Hoi An und der Magen war zufrieden. Danach holten wir optimistisch in dem veganen „Chickpea“ Restaurant vom ersten Abend noch Rote Beete-Schoko-Brownie und fragten dannnochmal nach dem Stempel. Er würde uns einfach später ins Hotel geliefert werden, ohne Aufpreis.
Dorthin radelten wir auch zurück, gaben nochmal eine kleine Tüte Wäsche ab und schauten Netflix. Kurz vor 22 Uhr kam der Stempel. In meinen Augen eine Meisterleistung der Handwerkskunst. Jetzt können Briefe, Tüten & Co. ab August fleißig gestempelt werden. Der Tag war also trotz anfänglicher Magenverstimmung und verschobenen Plänen erfolgreich verlaufen.
Was ich nicht genutzt habe, waren all die Schneidereien und Werkstätten. Andere Reisende ließen sich hier für 20-25€ Kleider schneidern, für 45€ ein Paar Lederschuhe oder eine Tasche anfertigen. All das war verlockend, es gab total hübsche Manufakturen, sie arbeiten auch über Nacht, hatten verschiedene Blautöne beim Leder. Aber ich hatte echt keinen Platz mehr im Rucksack und auch nicht DIE zündende Idee - ähnlich wie beim Stempel. Man konnte auch Bilder zeigen, wie man es sich vorstellt, aber da ich gerade nicht in Form war, wollte ich mir auch nichts anpassen lassen. Vielleicht beim nächsten Mal. Die vielen Stoffballen in den Läden sahen auf jeden Fall hübsch und verlockend aus :)
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