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einjahrblau

Tag 270: Mount Manaslu Circuit - zweiter Tag

  • von Jagat (1.330m) nach Deng (1.880m)

  • ca. 20km Wegstrecke

  • ca. 1.400 Höhenmeter aufgestiegen

  • ca. 850 Höhenmeter abgestiegen

  • Zeit: ~8,5h (inkl.Pausen & Fotos machen)


(Die oben genannten Werte müssen wir nochmal prüfen).

6:30 Uhr standen wir auf, 3 Uhr nachts hatte uns ein nerviger Hund (und das aus meinem Mund) durch lautes Kläffen geweckt und ich hatte mit Stirnlampe meine Oropax rausgefischt.

7 Uhr gabs das vorbestelle Frühstück. Haferschleim mit Apfel und brauner Haferschleim mit einer hiesigen zermahlenen Blume. Es war schon eklig und hatte wieder einen Zwiebelbeigeschmack. Aber es sättigte. Dann packten wir alles ein, kauften sehr teure Snickers & Bounty Riegel, weil umso höher wir kommen werden, umso teurer wird es werden (mehr als doppelt so viel). Verständlich, denn sie schleppten die Waren auch alle zu Fuß hoch. Urken bot uns an, das zusätzliche Gewicht noch einzustecken, was wir dankend annahmen. Da Urken den Besitzer kannte, mussten wir das Zimmer nicht zahlen. Wie lieb! :)


Vor allem das erste Stück der heutigen Strecke war wunderschön, da wir auf den Fluss im Tal, umringt von Bergen, schauten. Wir blieben einfach immer mal stehen um Fotos zu machen. Wenn Urken stehen blieb, gab er immer Zeichen er würde uns schon einholen - und das tat er. Wirklich jedes Mal.  Doch die Schönheit der Landschaft konnte nicht über die Härte des Trails hinwegtäuschen.

Für Fluchen blieb heute nicht wirklich Kraft.

Zig Treppen! Manchmal einfach nur Steinhaufen. Was wir uns hoch kämpften, stiegen wir auch wieder ab, um kurz darauf wieder hochzulaufen. Das ging den ganzen Tag so. Stundenlang bergauf laufen und das mit diesen beschissenen, bereits zweifach reparierten Rucksäcken…Ein wahr gewordener Traum. Ständig fummelten wir an ihnen rum; sie saßen dennoch nie richtig. Es war zum Mäuse melken.

Urken, der Schurken (wie wir ihn liebevoll nannten) wollte auch immer ganz vorn laufen und wurde ganz nervös wenn andere eher losliefen, aber das war für uns kein Wettrennen. Wenn wir uns so umschauten, hatten wir mit Abstand die schwersten Rucksäcke, denn die meisten zahlten zusätzlich einen Träger. Das hatte uns nicht nur der Stolz, sondern auch das Budget verboten. Wir machten auch immer weniger und kürzere Pausen und kamen dennoch als letzte an. Weil es uns völlig Wurst war - Hauptsache sicher und im Hellen.

Mittendrin sah man eh alle wieder und als Urken in Pilhim unseren Permit an der Kontrollstation zeigte, trafen wir auf die Spanierin von gestern (man sieht hier immer die gleichen, da ja alle die selben Wegstrecken zurücklegen). Sie hatte seit Beginn zu kämpfen und fiel mir um den Hals; sie umarmte mich wie eine langjährige Freundin. Angelica war 30 und fand wir sehen viel jünger aus - ja sagt man uns nach ;) Und ihr spirituelles Glück war perfekt, als sie meinen Namen hörte, denn ihre beste Freundin hieß genauso. Na da freute ich mich doch mal mit ;) Sie schlug sich echt tapfer und wir ermutigten sie nicht aufzugeben, obwohl ich mir das selbst auch ab und an heute wünschte. Eric hatte Kekse geholt und wir teilten sie mit drei süßen herumstreunenden Hunden bis ein Mann sie mit einem Bambusrohr auf den Rücken schlug und verjagte. Himmel! Ich hätte nicht übel Lust ihm das gleiche anzutun und schrie ihn an. Ich betete, dass es Karma gebe…Dann gingen wir die Hunde an den Öhrlis kraulen um uns für die Menschheit zu entschuldigen.


Mein Tageshighlight war definitiv ein kleiner zuckersüßer Junge von vielleicht zwei, drei Jahren, der mit einem Glöckchen bimmelte, den Kopf niedlich zur Seite legte und schüchtern Namasté sagte - die hiesige Begrüßungsformel. Gott, er war sooo niedlich und ich strahlte ihn an. Eric musste bei dem vielen wild wachsenden Marihuana lachen.

Außerdem gefielen mir auch die vielen geschmückten Maulesel, wegen denen wir des Öfteren stehen blieben oder uns auch mal die Hängebrücke teilten. Dass die Tiere ein schweres, hartes Leben haben (wie die Nepalesen hier selbst), muss ich sicher nicht erklären. Neben einem Nachzügler lief ich eine Weile nebenher und versuchte ihn zu motivieren nicht den Anschluss zu verlieren, denn dann gabs Schläge auf den Po. Doch unsere junge Freundschaft endete jäh, als wir rechts abbogen.

Als wir alle Mittag aßen, schüttete es wieder aus Kübeln, das hatten wir also wieder gut abgepasst und wir saßen mit den beiden Amerikanern zusammen (Onkel & Neffe). Wir staunten, dass der ältere fast 68 Jahre alt war! Und der lief hier schnurstracks den Weg! Wow.

Ich nahm nun meinen Regenponcho wieder an mich, dafür nahm Urken noch Erics Schlafsack. Der Gute :)

Der Weg blieb anstrengend, wir wurden müde und erschöpft und dann setzte am Ende auch noch Regen ein und tropfte am Regencape aufs Hosenbein und zog seine Spur nach unten. Das weichte auch den Boden auf und ließ die Steine glitschig werden. Ich war am Limit. Der Weg hörte, wie es eben so ist, einfach nicht auf und erst 17:30 Uhr kamen wir an der Unterkunft in Deng an.

Wir bekamen wieder ganz schnell unser Zimmer, ein einfaches, aber gut isoliertes aus Holz und später noch zwei Decken.

Eric duschte eiskalt am Brunnen, quasi Katzenwäsche, nur konnte ich mich da schlecht oben ohne hinstellen und ich wollte in eine der zauberhaften Duschkabinen, aber irgendwie funktionierte da nichts. Am Ende wurde es repariert und Eric, der unser Bargeld verwaltete, segnete 400 Rupien für eine heisse Dusche ab. Die war dann allerdings nur lauwarm und weit entfernt von heiß…ab hier war es nun endgültig vorbei mit den „westlichen Toiletten“ und ja, da mussten wir jetzt einfach durch. Diese Einfachheit erdet ja auch irgendwie :D

Es gab dafür Wifi, aber das brach mitten in unseren Nachrichten ab, sodass meine Familie nur die Meldung bekam: „Wir leben noch, aber nur grad so.“ Meine Schilderung, wie anstrengend der Tag gewesen war, kam nicht mehr an und es tat mir Leid, dass sie sich nun sorgten.


Ich stellte mir, als wir auf unsere Tomatensuppe und die gefüllte riesige Springroll bei einer Tasse Tee warteten, die Fragen:

WÜRDE ich dieses Abenteuer nochmal starten? - Sicher ja, da es eine krasse Erfahrung ist und wir eben darauf sehr neugierig waren.

WERDE ich dieses Abenteuer nochmal starten? - Sicher nicht in diesem Leben :D


21 Uhr fielen wir dann in tiefen Schlaf. Zuvor hatten wir unsere Muskeln noch mit der Arnikasalbe aus Kanada eingecremt.

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