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einjahrblau

Tag 287: vorm Nashorn wegrennen beim jungle walk

Der Nationalpark hatte uns schon überrascht und beeindruckt. Und da der gestrige Permit heute noch in der „Buffer Zone“, dem Wald drum herum, gültig war, hatten wir uns für einen halbtägigen Dschungelwalk entschieden. Für einen ganztägigen war es definitiv zu heiß. Für den Nationalpark selbst hätten wir nochmal zusammen 28€ zahlen müssen.

Diese „Buffer Zone“ war der Waldstreifen vorm Nationalpark hinter den Dörfern, in denen die Dorfbewohner nach wie vor Feuerholz, Kräuter und Co. sammeln durften. Dies barg allerdings auch Gefahren, wenn sie gebückt im Gras hockten. So wurden letztes Jahr 16 Menschen von Tigern gefressen. Und das Problem daran war, dass Tiger das salzige Menschenfleisch dann zu lieben lernen. Zur Zeit, so erfuhren wir, war ein Tiger eingefangen und man fütterte ihn mit verschiedenen Fleischsorten damit er sich den Geschmack von Menschenfleisch wieder abgewöhne. Urrgh. Klingt schon wild. Außerdem war hier Angeln verboten, dennoch fischten einige, sodass es auch zu Unfällen und Todesopfern durch Krokodile kam, die sich die Beute zurückschnappen wollen.

Wer uns das alles erzählte? Unser heutiger Guide und sein Bruder. Wir hatten uns für die beiden entschieden, da sie keine Elefantenritte anboten, was wir sehr gut fanden und viel weniger Geld für den vierstündigen Spaziergang wollten, als der gestrige Guide. Und 31€ waren für uns ein großer Unterschied. Außerdem lernten wir so noch zwei neue Einheimische kennen, das war auch nicht verkehrt. Sie hatten uns ebenfalls 6:30 Uhr mit einem TukTuk abgeholt und dann sind wir, auf meinen Wunsch, eine halbe Stunde mit dem Kanu flussabwärts gefahren.

Im Kanu auf diesem flachen Fluss hatte so etwas friedliches. Die diverse Vogelwelt zwitscherte um die Wette. Wir sahen die lilafarbenen Wasserlilien blühen, Krokodile am Ufer liegen oder aus Höhlen auf uns blicken. Ich verliebte mich in verschiedene leuchtend türkisfarbene Eisvögel, doch mein Herz verlor ich auf ein auf dem Ast sitzendes dickes, flauschiges, blaues Eisvogelküken. Pfauen saßen in den Baumkronen, eine Feder wurde zum Bestaunen herumgereicht; sie hatte am Ufer gelegen. Wir sahen Reiher, eine weitere getupfte Rehfamilie und dort, wo wir ausstiegen (und natürlich dem Bootsmann Trinkgeld geben sollten) lauter braune Affen. Das war die Art, die wir gestern nicht gesehen hatten und hier wimmelte es von ihnen :)

Bevor wie losliefen und während wir uns fett mit Sonnencreme einschmierten, bekamen wir ein „Sicherheits-Briefing“. Die Wahrscheinlichkeit sei jeweils gering, aber immer gegeben. Und heute liefen wir ja zu Fuß hier rum und saßen nicht in der Sicherheit eines Jeeps. Deshalb: sollten wir wilde Elefanten sichten, würden wir sofort die Richtung ändern um aus der Schusslinie zu kommen. Sollten wir Bären sehen, würden wir (wie in Kanada/ USA) zusammenbleiben, uns groß machen und ihn mit Geräuschen vertreiben. Sollten wir einen Tiger sehen, könnten wir uns freuen. Und die haben so viel Angst vor Menschen, dass sie wegliefen. Wir durften uns nur nicht mit dem Rücken zu ihnen drehen, sondern müssten Blickkontakt halten, denn sie griffen immer von hinten an - eine beängstigende Vorstellung. Sollten wir Nashörner sehen und es würde auf uns zulaufen, uns verfolgen, dann sollten wir ca. 2-3m auf einen Baum klettern; sollte das nicht gelingen oder wir bewegen uns gerade auf offenem Gelände, sollten wir im Zick Zack wegrennen, denn ihre Augen seien schwach. Der Geruchssinn ist bei ihnen besser ausgeprägt, deshalb könnten wir ein Basecap o.ä. fallen lassen, damit sie daran schnüffeln und innehalten. Aber Nashörner seien hier selten unterwegs, weil es hier nicht das hohe Gras gebe. Schade, die hatten uns irgendwie beeindruckt. Aber ouf. Das war eine Menge. Bisons wurden nicht erwähnt. Die beiden hatten einen Bambusstock dabei, aber ich glaube kaum, dass der uns im Notfall nützlich wäre. Die Tiere denken am Ende noch wir wollen Stöckchen spielen :D


Die beiden trugen auch ein Vogelbuch mit sich rum und ja, die Vogelwelt ist hübsch, aber wie sie auf jeden einzelnen hinwiesen, die lateinischen Namen herunterbeteten und jedes Mal (auch bei 5x der selben Art) stehen blieben, das wurde schon nervig. Auch sie entpuppten sich als absolute Tiger -Fanatiker, zeigten uns territoriale Markierungen, Tiger-Kacke und wieder „durften“ wir an Tiger-Pippi auf einer Sandkugel schnüffeln. Oh man…Die Vorstellung, dass einige der Spuren maximal ein Tag alt waren, versetzte Eric und mich jetzt nicht unbedingt in Hochstimmung. Mein Herz blieb auch mal kurz stehen als sie uns eine Kobra unter einer umgestürzten Wurzel zeigten. Mein Gott war die riesig (aber fürs Foto zu dunkel). Wir knacksten so über die Stöckchen des Waldes und waren irritiert wie oft sie abrupt anhielten und ruckartig die Ferngläser vor die Augen schwangen. Mein Nervenkostüm ist für solche Aktivitäten vielleicht zu empfindlich :D Und dann liefen wir einen schmalen Pfad an einem Busch entlang, plötzlich setzte einer der Guides zurück und schrie wir sollen rennen. Ich hatte noch den Rücken eines Nashorns gesehen, aber Eric wusste gar nicht wovor wir so plötzlich, wie von der Tarantel gestochen, wegrannten. Es war affenheiß, das Adrenalin pumpte und mein Herz drohte zu explodieren. Wir rannten zurück, über all die Wurzeln und Stöcke und bekamen das Zeichen hinter dem Baum stehen zu bleiben. Also das war unserer Meinung nach eine Reaktion aus Reflex gewesen, weil das Nashorn so plötzlich vor uns war, denn es hatte meiner Meinung nach nicht mal in unsere Richtung geschaut. Wir beobachteten wie es noch weiter an den Büschen entlang raschelte und nicht unseren Pfad sondern den nächsten in unsere Richtung schritt. Wir sollten still halten, was angesichts der vielen roten Ameisen am und um den Baum schwierig war und dann sahen wir es einige Meter von uns entfernt durch den Wald schreiten. Der eine Guide fing an zu pfeifen und Geräusche zu machen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wir waren gerade wie die Irren weggerannt und versteckten uns hinter einem Baum und nun wollten sie seine Aufmerksamkeit gewinnen…Oh man.


Ich war fix und fertig und ab jetzt noch nervöser wenn die beiden stehen blieben. Umso erleichterter war ich als sie uns „nur“ einen Specht zeigten und wir uns dann für eine kleine Rast oberhalb des Flusses setzten und Krokodile im Sonnenbad beobachteten. Eric und ich drehten uns immer wieder um, nicht dass sich doch ein Tiger oder Bär anschlich. Die beiden saßen uns hier eindeutig zu unbedarft herum und wir hatten ja gerade gesehen wie sie uns auch über den Haufen gerannt hätten um ihre eigene Haut zu retten. Und das war noch nicht mal eine sehr bedrohliche Situation gewesen.

Wir freuten uns, dass auch andere hier entlang kamen und rasteten und wir dann langsam zurückliefen. Mein Kopf schnellte ununterbrochen nach links und rechts. Wäre es möglich gewesen, hätte ich meine Augen auch nach hinten gedreht. Wir schwitzten und fühlten uns auch nicht besser, als wir nun doch an der „Elephant-Breeding“-Station vorbeikamen. Die in Reih und Glied angeketteten Elefantendamen und -Kinder live zu sehen, war noch schlimmer als davon zu hören und zu lesen. Unsere Guides versuchten uns weiszumachen wie toll es sei, dass man die Population erhöhen wollte und ich zickte zurück, dass das ja wohl kaum stimme, da die Elefanten nie in die Freiheit entlassen werden. Die Stimmung kippte und wir waren froh über die Brücke zurück in der Stadt zu sein. Wir warteten im Schatten auf das TukTuk und zahlten. Wir rundeten auf, aber offensichtlich nicht genug da er nochmal nachfragte, dass das jetzt also der Mehrbetrag sei und ob sie sich das teilen sollen (mit hochgezogener Augenbraue). Na das war ja mal unangenehm! Ich quasselte einfach vom Wetter und war froh als wir am Hotel abgesetzt wurden. Wir mögen es gar nicht, wenn es so endet. Aber gut…wir wurden dann per WhatsApp noch gebeten bitte an eine positive Bewertung bei TripAdvisor zu denken.

Wir duschten erstmal und schlüpften in kurze Sachen, schauten einen Film, sortierten unsere Bilder und liefen dann 20min zu Esthers Hostel. Eigentlich war hier heute am Fluss Sonnenuntergang-Bewundern angesagt, aber der Himmel war bewölkt und öffnete alsbald seine Schleusen. Tja, das hatten wir gestern versäumt. Nun flüchteten wir alle vor dem Regen, was unter den Bambusdächern nicht sehr erfolgreich war. Als es nachließ, bestellten wir Abendessen und sahen zumindest noch ein kleines Funkeln Am Himmel. Wir quatschten noch und verabschiedeten uns dann. Auf dem Heimweg wollten wir für je 1.50€ die ca. 45min Tharu-Tanz-Show im Gemeindesaal anschauen. Bill hatte so davon geschwärmt, aber die vielen indischen Familien lärmten, versperrten mit ihren Handys die Sicht und als sie am Ende alle begeistert für den letzten Tanz zur Bühne stürmten, flüchteten wir. Es war unterhaltsam gewesen, aber etwas unkoordiniert…Wir liefen zurück, packten unsere Rucksäcke und die letzte Nacht hier im Süden brach an.


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1 Comment


susannjacqueline.kellner
May 30, 2023

Das mit der Lupe find ich ja mal toll . Tolle Fotos und tolle Erlebnisse 🥰

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