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einjahrblau

Tag 251: Loui mit Van Gogh allein in Bangkok

Aktualisiert: 19. Okt. 2023

Am nächsten Morgen lag Eric richtig flach. Aus Unwohlsein mit Halskratzen hatte sich Fieber und Stimmlosigkeit entwickelt, der arme Drops. Wir hatten es eigentlich schon kommen sehen, da auch in der Wohnung die Klimaanlage recht aggressiv war, aber ohne drohte man zu ersticken. Bisher hatten wir gut durchgehalten, es musste ja mal so weit kommen. Es war auf jeden Fall aussichtslos, dass er heute irgendwo hingehen würde. Wir frühstückten die leckeren Corneflakes, die wir gestern auf dem Heimweg gekauft hatten, er brachte mich noch die Straße runter und wir kauften Kekse und Wasser, dann umarmten wir uns, schickten Luftküsse und ich stiefelte allein los den Tag in Bangkok zu verbringen. Noch einen Tag in der Wohnung sitzen wollte ich nicht.


Eric ruhte sich aus, schlief, versuchte zu Kräften zu kommen und ich schickte ihm fleißig Fotos und Videos, dass er auch ein bisschen dabei sein konnte. Zuerst fuhr ich mit der BTS Bahn, deren Gleise auf Brücken oberhalb der Straßen durch die Stadt führte und stieg einmal um. Joel hatte mit mir vorher geschaut wie ich fahren konnte.

Erstes Ziel war ein Perlenladen. Meine Schwester war hier im Februar gewesen und hatte gefragt, wenn ich hier vorbei käme, ob ich ihr für ihre Armbänder Faden und Perlen mitbringen konnte. Klar :) Erledigt :)

Es waren hochwertige aus Indien, Afrika etc., denn sie fertigt total schöne Einzelstücke an; falls Interesse besteht, meldet euch gern über die üblichen Kanäle.

Dann lief ich zurück. Ich wollte ein Wassertaxi, ähnlich wie in Sydney nehmen, aber fand das günstige mit der orangefarbenen Flagge nicht. Ich wurde, wie viele Touristen, natürlich gleich bestürmt, dieses oder jenes Touri-Boot zu nehmen, aber das kostete mehr als zehnmal so viel, nein Danke. Ich sprang also kurzerhand auf das kostenlose Shuttle-Boot zum ICONSIUM. Bevor man zu Protz & Gloria gelangt, entdeckt das aufmerksame Auge natürlich auch hier die verunreinigten Gewässer :( Es geht eben immer Hand in Hand.

Hier war ein riesiges, prunkvolles Shopping- und Erlebniscenter, wo sich Porsche, Apple, Prada und selbst BMW Tür an Tür Geschäfte teilten. Doch mittendrin gabs ein H&M, wo ich erstmal bissl blaue Sachen durchprobierte. Gott sei dank passte und gefiel wie üblich nichts, denn ich hatte gar keinen Platz im Rucksack :D

Dann sah ich ein Werbeschild, dass es im obersten Stock eine interaktive Van Gogh Ausstellung gab. Ich wusste, dass meine Familie über Ostern eine ähnliche mit Gustav Klimt besucht und sehr gemocht hatte und so entschied ich mich ein teures Ticket zu kaufen. Ich hatte Zeit und genoss es sehr. Es war richtig gut gemacht und ich verbrachte weit über eine Stunde in den Ausstellungsräumen. Die Bilder bewegten sich, ab und an wurden Zitate eingeblendet, der Boden leuchtete und die Musik war richtig zum Wegträumen. Einziges Manko: der Raum war so kalt herunter gekühlt, dass ich richtig fror und Gänsehaut hatte. Ich fand das sehr ungesund.

Ich beobachtete zwei Kinder, die auf den leuchtenden Böden den Figuren folgten, hüpften und staunten und ich befand: so eine Ausstellung ist gut um Kinder an Kunst heranzuführen :) Die Selfie-Queens robbten hier natürlich auch überall über den Boden :D

Ich bemühe mich bald neue Videos in die Dropbox hochzuladen :)

Und als ich rauskam, bot mir eine Frau an ein paar Fotos zu machen, ja so ist das dann nämlich, wenn man allein reist. Ich entdeckte, dass man einen Zeichenkurs machen kann, wartete 20min, lud in der Zeit Blogeinträge hoch und dann setzte ich mich vor eine Staffelei mit Bleistift und wir schauten zu Zehnt ein zehnminütiges Video um eins von Van Goghs berühmtesten Bilder nachzuzeichnen. Das zweite, sein Schlafzimmer ließ ich dann aus. Der Hunger trieb mich nach unten, aber es war gar nicht so leicht sich hier zurechtzufinden. Alles, auch mein Croissant, waren übertrieben teuer, aber das war klar gewesen und mir reichte das 3€ Teil für zwischendurch.

Dann schrieb Joel, dass sein Date beendet sei, der Schwerenöter hält sich alles offen und ob wir uns an einer Galerie treffen wollen. Wir sahen hier generell viel weiße, oft ältere Männer mit Thai-Frauen. Wehe, wer da Böses denkt ;) Wir brauchten beide ca. 50min hin, die Stadt war groß. Ich nahm das Shuttle-Boot zurück und würde nun keinen Tempel mehr sehen, aber reicht ja nun mit der Einsamkeit :D

Dann stieg ich in die Bahn, allerdings in die falsche Richtung, korrigierte meinen Fehler und stieg nach einer Haltestelle um. Ich kam trotzdem eher am Jim Thompson Haus an und dort schauten wir uns in zwei Ausstellungsräume um. Joel sammelt ein wenig Kunst und hat einige Bilder und eine Skulptur in den USA eingelagert - schade drum. Aber wir waren beide ein wenig enttäuscht von den wenigen Werken. Wir zogen deshalb nochmal weiter ins BACC - Bangkoks Kunst- und Kulturzentrum, Eintritt frei. Hier stellten Studenten ihre Abschlusswerke vor, es gab kleine Galerien und Stände, ähnlich einem Kunstmarkt.

Nachdem wir fast alles erlaufen hatten und ich mich vergewissert hatte, dass Eric nicht die Decke auf den Kopf fiel und er lieber Essen mitgebracht bekäme, fuhr ich mit Joel wieder in eine Mall, aber diesmal war es ein kleineres, weniger hübsches Shoppingcenter. Keine Ahnung wie man hier jeden Abend essen gehen kann…Aber der gebratene Eierreis kam nur 1.30€ und schmeckte sehr gut, für Eric ließ ich eine Portion einpacken. Joel war ähnlich träge und langsam wie Gonzalo, wir aßen ihm zu schnell, wie ein tattriger Greis legte er ständig das Besteck weg, dann kaufte er sich noch ein Obst und ich wies ihn darauf hin, dass Erics Essen kalt wird.

Meist merken wir nach ein paar Stunden, dass wir mit einigen unserer Couchsurfer auf Dauer nicht viel anfangen könnten. Oft hat es ja auch Gründe wie Einsamkeit, weshalb sie ihr Heim anderen öffnen. Wir überlegen noch, ob wir ab Sommer unser Sofa auch immer mal mit einem Reisenden besiedeln ;)

So eine lahme Schnarchnase, der hier sein Leben nicht in den Griff bekommt und jedem Mädel hinterherschaut. Dabei ist er nun wahrlich kein Adonis…Bisschen steif und den trockenen Humor muss man auch mögen, zumal es schwer ist, wenn es nicht die eigene Muttersprache ist.

Er wäre heute gern mit uns ins Bangkoker Bar-Viertel gegangen um sich ins Nachtleben zu stürzen. Aber es gibt Dinge, wie Thailands Ladyboys, die ich einfach nicht gesehen haben muss und Eric war einfach noch nicht fit. Er hatte Fieber, kaum Stimme und den Tag Ruhe machten wir jetzt nicht mit Bier & Party kaputt. Ich wollte einfach nach dem Duschen entspannen, skypte mit meiner Schwester, mit meinen Ellis, ordnete Fotos und damit muss man als Gastgeber auch klar kommen, dass man nicht jede Minute animiert wird ;) Wieder zeigte er sich enttäuscht, als wir ins Bett wollten; er hatte nicht so wirklich Feingefühl dafür, dass es Eric nicht gut ging und ich ganz gut allein klar kam. Dennoch waren wir natürlich dankbar für seine Gastfreundschaft und dass wir Geld für drei Nächte Unterkunft sparten. Ich lerne gern neue Leute gern, kann aber nicht alle im Herzen behalten. Da ist nur für Besondere Platz :) Ich hatte mir aus Erbarmen noch lauter Kunst auf Instagram zeigen lassen, aber wir teilen nicht wirklich einen Geschmack und für heute hatte ich genug Eindrücke.


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