Da wir heute zur Akklimatisierung eine zweite Nacht hier blieben, mussten wir auch nicht so früh aufstehen. Also wir standen eine Stunde später auf ;) Und aßen Haferbrei mit Apfel und einen knusprigen Pancake.
Akklimatisierung bedeutete, dass sich unser Körper an die Höhe gewöhnen sollte. Das war auch dringend notwendig. Wir werden eine Tageswanderung auf einen Berg aufsteigen und mehr Höhe gewinnen um dann wieder abzusteigen, damit sich der Körper besser fühlte. Gestern sind uns schon einige entgegen gekommen, die auf Grund der Höhenkrankheit umdrehen mussten. Und auch am Frühstückstisch waren wir überrascht, dass Angi dort saß. Sie wollte eigentlich ohne einen Tag Pause durchziehen, weil sie ihren Flug so knapp gebucht hatte. Gestern war sie noch so optimistisch gewesen mit ihrem Energiekreis, doch heute hatte sie entschieden: sie kehrte um. Ach Mensch. Sie hatte sich nie wirklich mit dem Trek an sich auseinander gesetzt, d.h. sie hatte erst jetzt mit den ersten Kopfschmerzen (die wir auch hatten) realisiert, was die Höhe bedeute und dass sie ja aber noch weitere 1.500m mehr hochgehen müsse. Ihr war auch nicht klar gewesen, was noch für ein langer Tag auf sie warten würde und so hatte sie - vernünftigerweise - entschieden, den Weg zurückzugehen. Es war jetzt ca. die Hälfte, da lag sie gut in der Zeit.
Wir gaben ihr Ibuprofen 600 mit. Eine Hand wäscht die andere, sie hatte uns gestern Abend das wifi Passwort gegeben, für das man zahlen musste. Wir würden gern zahlen, aber müssen halt unser Bargeld im Auge behalten. Sie drückte mich und gab mir Küsschen & ihre Nummer und wir wünschten ihr alles Gute. Kenn dein Limit. So ist es und wir werden auch aufpassen müssen.
Als wir nämlich kurz vor neun (wir hatten gebummelt) losstiefelten, sahen wir einen Mann, der mit seinem Sohn wanderte, mehrmals brechen. Auch sie drehten um und uns wurde Angst und Bange. Wir versuchten nicht hinzusehen und uns auf uns zu konzentrieren.
Wir liefen wieder an der Schule vorbei und bevor wir die lange Hängebrücke von gestern Abend überquerten, bogen wir rechts einen Berg hoch. Angeblich würden wir nur zwei Stunden bergauf brauchen. Aber natürlich brauchten wir länger. Wir hatten nur Erics Rucksack mit - fast leer geräumt, nur mit warmen Sachen und den beiden Trinkblasen gefüllt. Doch die Sonne brannte erbarmungslos auf uns hinab und ständig cremten wir uns neu ein und setzten uns auf einen Stein, um bergauf Luft zu holen. So brauchten wir länger, aber hielten durch. Wir fühlten uns ein bisschen veräppelt, da der Weg einfach nicht zu enden schien und ich fragte mich warum wir am Ruhetag fast fünf Stunden liefen.
Auf dem Weg nach oben ließen Eric und ich uns von allerlei um uns herum ablenken: so sahen wir ein totes leer gefressenes Yak (laut Urken von einem Schneeleopard getötet), grasende lebendige Yaks und Bergziegen, die sich mit faszinierendem Geschick die Steinhänge senkrecht nach oben wanden. Majestätische Adler flogen ebenfalls an uns vorbei.
Und dann kamen wir endlich im Tal an und blickten auf die schneebedeckten Berge, einer davon war der 8.163m hohe Mount Manaslu. Wir setzten uns ins Gras, genossen diesen friedlichen Ort und schossen lauter Fotos :) Mich erinnerte das Tal an eins im Stubaital in Österreich, wo ich mal mit Eric hingewandert bin, als die Lifte gesperrt waren. Hier herrschte so viel Ruhe und gleichzeitig hörte man das Eis krachen, Schneelawinen abbrechen, Adler kreischen, den Wind um die Ohren sausen…
Da es bald Mittagszeit war und uns noch der gesamte Abstieg auf dem Geröll bevorstand, liefen wir nicht ganz bis zum Ende und waren zumindest das erste Stück richtig flott. Dann sahen wir drei identisch schwarze wilde Hunde, bei denen wir erst Angst hatten, sie seien Wölfe und blieben alle zusammen :D
Der steile Abstieg auf dem Geröll wurde zur Rutschpartie und wir freuten uns immer mehr aufs wohlverdiente Mittagessen. Danach schliefen Eric und ich eine Runde und er kurierte seine Hinterkopfschmerzen aus. Eh wir nochmal fett eingemummelt losstiefelten, war es schon zu spät für den Gletschersee, aber wir liefen durchs Dorf, einen Hügel hinauf zu einem Tempel und gingen dann runter ins Hotel, wo wir dem Amerikaner Bill zum 69.Geburtstag gratulierten. Er freute sich :)
Wir plauderten ein wenig, hier war es nämlich wesentlich wärmer als in unserem Hotel Norling, dann gingen wir zurück und duschten beide richtig heiß. Wir mussten nicht mal bezahlen! Entweder war das der Urken-Rabatt oder man hatte vergessen es auf die Rechnung zu schreiben. Endlich mal wieder Haare waschen und das bevor es noch weiter bergauf geht - herrlich!
Mit Mütze und wieder fett eingepackt gingen wir Abendessen und da wir gut im Tagesbudget lagen und Eric mega Appetit hatte, gönnten wir uns den Luxus einer Pringle Chips Packung. Die kam genauso viel wie eine Dusche oder das Wifi oder eine Suppe :D Dann begannen wir zu packen und huschten ins Bett. Es war viel zu kalt.
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