top of page
einjahrblau

Tag 275: Mount Manaslu Circuit- siebter Tag (weiterer rest day, weil krank)


Die Nacht war übel, ich kann es kaum in Worte fassen. Eric hatte schon abends beim ins Bett gehen über Magenschmerzen geklagt. Als er auf der Toilette verschwand und ich Würggeräusche vernahm, schwang ich mich aus dem Bett und lief ihm entgegen. Aber ihm ging’s gut; einem der beiden Inder im Nachbarklo allerdings nicht. Er tat mir Leid, aber ich war erleichtert. Wir legten uns beide je zurück in unser Bett.


Doch kurz darauf rannte Eric und nun waren es wirklich seine Würggeräusche - ach du Schreck. Er stellte sich den Mülleimer neben das Bett und ab da wurde der Arme regelmäßig gebeutelt. Wir vermuten (und hofften), dass dies nicht die Höhenkrankheit war, sondern etwas aus seinem Magen rauswollte. Vielleicht die Höhenmedizin oder die ungewohnte Knoblauchsuppe oder beides. Er zitterte und glühte. Als es schlimmer wurde und er einfach nicht aufhören konnte, ging ich Urken wecken, der uns seit drei Nächten immer seine Zimmernummer ansagte. Er schlief unter uns und hatte schon durch die dünnen Wände gehört, dass etwas nicht stimmte und gab uns zwei weitere Decken und Medikamente, falls Eric wollte.

Ich packte Eric unter die Decken und hielt ihn fest und sorgte dafür, dass er warm blieb. Ich gab ihm meine Jogginghose und zog eine Leggings an und versuchte ihn zu beruhigen. Ich machte mir richtig Sorgen, da er sich einfach nicht beruhigte. Ich tapste mehrmals in der Kälte hin und her und kippte & spülte den Eimer aus. Zum ersten Mal seit der Reise sagte Eric er wolle nach Hause und es brach mir das Herz, da ich ihm kaum helfen konnte. Immer wieder wickelte ich ihn in die Decken, bis er irgendwann endlich vor Erschöpfung einschlief. Das war eine Nacht.


Am nächsten Morgen waren wir uns alle einig, dass er nicht aufsteht und das Frühstück auslässt. Gegen zehn wollten wir schauen, wie es ihm geht und entscheiden ob und wann wir weiterliefen. Umkehren ab hier wäre länger (also die Anzahl der Tage), aber weitergehen bedeutete noch mehr Höhenmeter und Kälte. Denn wir waren jetzt auf 3.800, würden aber auf 5.000 den Pass überqueren. Die nächste Nacht stand in einem Schlafsaal ohne Ofen auf 4.400 an.


Zum Frühstück bestellte ich mir auf Empfehlung der kanadischen Mädels ein tibetisches Brot mit Honig. Saulecker. Eric wird das hoffentlich morgen genießen können.

Im Frühstücksraum traf ich auf Jonas und Konni aus Hamburg. Sie schliefen nebenan und hatten mit uns gelitten (da die Wände sehr dünn waren). Jonas war ebenfalls krank, er hatte eine fette, fiebrige Erkältung. Konni und ich tauschten Medikamente. Ich bekam Elektrolyte für Eric, sie Grippostad und Halstabletten für Jonas. Gemeinsam entschieden wir, dass wir mit unseren Männern heute nirgendwo hingehen würden, sondern den Tag noch hier ruhen und abwarten. Ihr Guide schlug einen Träger vor und auch wenn die Männer das ungern wollten, bestellten wir einen für die nächsten drei Tage. Wir bekamen ein gutes Angebot, weil er ein Verwandter ihres Guides war, der eh in die gleiche Richtung gehen würde. Er würde bis ca.25kg tragen; einen zweiten Träger gab es scheinbar nicht. Wir hatten viel zu wenig Bargeld dabei. Für die drei Tage würden wir ca. 67€ zahlen müssen - das war der halbe Preis. Aber Konni & Jonas würden uns Geld leihen, sie hatten genug Bargeld dabei und wir werden es per Paypal überweisen. Hilfsbereitschaft auf der ganzen Welt ist was tolles :)


Wir Mädels schwatzten noch als Jonas sich wieder ins Bett legte und ich bekam auch das Wifi Passwort. Wir hatten gewartet, bis mein Handy-Akku leer war und jetzt funktionierte es auch endlich wieder. Sollten sie das Wifi in Rechnung gestellt bekommen, teilen wir auch diese 500 nepalesischen Rupien.


Konni stiefelte einen Berg hoch, ich motivierte Eric sich ein wenig mit mir in die Sonne zu setzen, frische Luft zu tanken und Tee zu trinken. Mit Essen würden wir bis zum Mittag warten. Gott sei Dank sah er schon besser aus, das Fieber war weg.

So ein Tag kann hier schon ganz schön lang werden :D 12 Uhr aßen wir dann, vorm Wind geschützt, innen im kalten Gastraum - der wurde erst ab 18 Uhr beheizt. Eric schlürfte nur ein Süppchen, ich probierte mal einen Rösti. Das Essen ist schon gut hier :) Und dann sprang ich begeistert nach draußen, denn unsere zwei Amerikaner waren wieder da! Mit denen haben wir einfach super Gespräche. Aber der arme Daniel war ebenfalls krank :/ Die Naturgewalten zwangen uns hier reihenweise in die Knie.


Nach dem Mittag liefen Eric und ich warm eingepackt mal eine Runde hier durchs Dorf. Es gibt hier eine Gang streunende Hunde, die einen Touristen angegriffen hatten, der daraufhin mit dem Heli abgeholt werden musste, weshalb wir nicht allein die Hügel zur Aussicht hochlaufen sollten. Aber Höhenmeter wollten wir eh nicht gehen. Wir liefen nur so herum und staunten wie die Menschen hier lebten. Nur die Solarzellen verrieten den Einzug der modernen Welt, ab und an ein Handy, aber ansonsten hätte es gut und gern vor 500 Jahren sein können. Man hörte keine Autos, kein Hupen, ab und an ein Heli, der etwas für die teuren Expeditionen brachte.

Wir achteten darauf keiner Yak-Mama zu nahe zu kommen. Es war echt frisch hier draußen im Wind und wir freuten uns uns im Bett einzumummeln und die dritte Folge auf Netflix zu schauen. Danach wurde Schlaf nachgeholt, ein Wissensquiz auf dem Handy gespielt und dem noch in anderthalbstündiger Entfernung liegenden Abendessen entgegen gefiebert. Niemand hatte Karten mit, weil das zusätzliches Gewicht bedeutet hätte und alle waren in ihren Zimmern, weil es im Gastraum zu kalt war :/

Wir begannen den Film „Blood Diamond“, den Eric runtergeladen hatte, aber irgendwann brauchten wir eine Pause, weil das hier in der Höhe nicht unbedingt förderlich war fürs Köpfchen.

Als wir Abendessen gehen wollte, drehte Eric wieder um. Ihm ging’s wieder schlechter, er wollte allein sein und nichts essen. Er kuschelte sich in den Schlafsack unter die Decken, schön das Mützchen auf, weil der Kopf zuerst auskühlte und vorsichtshalber stellten wir den Eimer neben das Bett. Ich brachte ihm die gewünschte Kanne Pfefferminztee und ließ ihn in Ruhe Musik hören - das lenkte bisschen ab. Ich selbst aß die Nudeln, die eigentlich Eric ausgesucht hatte. Konni brachte Eric blanken Reis, den sie für Jonas bestellt hatte. Aber beide Männer wollten nichts essen. Dann ging der Besitzer der Unterkunft im Gastraum umher und meinte heute sei Kartoffelparty und wir aßen alle die leckeren frischen Kartoffeln mit Salz. Ich brachte Eric welche, aber ihm wurde schon schlecht als ich mit dem Teller reinkam. Ich bestellte ihm eine Art Fladenbrot, aber das verschmähte er dann auch. Armes Ding.


Ich ging immer mal wieder schauen, ob er was brauchte und da es Daniel, Bills Neffen ebenfalls schlecht ging, plauderte ich bis 21 Uhr mit dem 69-jährigen Bill. Wir führten interessante Gespräche und die retteten am Ofen ein wenig über den Abend hinweg :)

Als wir rüber in unsere Zimmer stapften, weil der Ofen langsam ausging, regnete es. Eric schaute Serie, bis er einschlief. Gegessen hatte er leider gar nix, aber die Kanne Tee war leer.

42 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comentarios


bottom of page